BERICHT VON MARTIN SCHRODE über den Rennsteiglauf
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Super Super-Marathon
Am 25. Mai 2002 fand der 30. GutsMuths-Rennsteiglauf statt. Ich habe für
running-pur ONLINE als Tester des TEAG-Supermarathons (74,3 Km) teilgenommen.
Vor dem Lauf
Um 20:19 Uhr komme ich am Eisenacher Bahnhof an. Am Ausgang des Bahnhofs
weist ein Klappschild auf die Startunterlagenausgabe im "Markt 22"
hin. Das Stadtzentrum bzw. das Rathaus sind leicht zu finden. Die Startnummer
und Marathontüte (Inhalt: Sportfluid, "Schwere-Beine-Gel",
Fitness-Riegel, Fußbalsam, Schampoo, Hautlotion, Programm, Sicherheitsnadeln,
Pflaster sowie Gutschein für ein Finisher-T-Shirt) erhalte ich ohne
Wartezeit in Saal 16. Die Startnummernausgabe ist heute bis 22 Uhr und
morgen ab zwei Stunden vor dem Start um 6:00 Uhr geöffnet.
Vor dem Gebäude steht ein kleiner Transporter, der Läufer in
die Massenunterkunft zum Elisabeth-Gymnasium transportiert (EUR 0,80).
Ich steige in den Transporter ein und verzichte auf Festzelt und Kloßparty.
Die Übernachtung kostet EUR 3. Ein Frühstück (Kaffee, Brötchen)
erhält man auf Wunsch für EUR 1,50. Abends werden in der Schule
Bier und andere Getränke sowie eine Kleinigkeit zu Essen verkauft.
Leider bekomme ich in der Nacht kein Auge zu, da eine Läufer so laut
schnarchen, dass selbst Beethoven es gehört hätte. Kurz vor
vier gehe ich frühstücken und lege mich dann noch etwas hin.
Nachdem ich mich dann umgekleidet habe warte ich auf den Bus, der die
Läufer von der Schule zum Start transportiert. Den Kleiderbeutel
gebe ich dort bei einem der bereit stehenden LKWs ab. Leider finden ich
und einige andere Läufer im Startbereich keine Toiletten (schätze
wir hätten vor dem Lauf mal in die Programmzeitung schauen sollen).
Der Lauf
Nachdem wir noch von einem Hubschrauber umkreist werden, fällt pünktlich
um 6 Uhr der Startschuss. Ich habe mich ziemlich weit hinten angestellt,
da ich bei dem Lauf sicher nicht zu den Top 10 % gehöre. Bereits
nach 1,5 Km erreicht man den Stadtrand und ein langer Anstieg beginnt.
Ich entschließe mich dazu, alle steilen Anstiege zu gehen und darauf
zu achten, dass mein Puls während der ersten 35 Km nicht über
140 geht.
Da ich bisher noch nie 74,3 Km am Stück gelaufen bin, Teile ich mir
die Strecke in Abschnitte ein. Die ersten 35 Km laufe ich langsam, bevor
ich mir dann vorstelle einen "normalen" Trainingsmarathon zu
laufen. Die letzten 20 Km möchte ich zügig in etwa zwei Stunden
hinter mich bringen.
Im Programmheft werden neun Getränke- und weitere sechs Verpflegungsstellen
samt Getränke-/Verpflegungsanordnung aufgelistet. Es gibt Mineralwasser,
Cola, Bionade, Tee, Obst, Schleim, Bier, Wurst, belegte Brötchen
sowie Brühe. Natürlich bietet jede Getränke-/Verpflegungsstelle
nur einen Teil der Auflistung an, dennoch hätte ich gut und gerne
auf meinen Camelbak verzichten können. Die ersten beide Getränkestellen
haben noch etwas Probleme mit dem Ansturm klarzukommen, später klappt
aber alles hervorragend. Ich nehme an den Ständen Wasser, Tee und/oder
Schleim sowie Bananen oder Fitnessriegel zu mir.
Km 5 erreiche ich nach etwa 35 Minuten; Km 10 nach ca. 01:08:00 h. Ursprünglich
hatte ich damit gerechnet, dass ich sieben bis 7,5 Stunden benötigen
würde. Bis Km 35 bleibe ich aber in einer "langsamen" acht
bis neun Stunden Gruppe und benötige so für die ersten 30 Km
etwa 03:24:00. Die ersten 25,5 Km geht es übrigens fast nur bergauf
(von 210 m bis 910 m ü. NN), bevor man dann auf nur 1,3 Km wieder
170 Höhenmeter "verliert".
Die Strecke ist sehr gut präpariert, beschildert und abgesperrt.
Es herrschen ideale Temperaturen um 10 bis 15 °C, sodass ich kurz
laufe kann. Auch sonst ist das Wetter optimal, es fängt nur einmal
bei Km 60 kurz an zu regnen. Sonst ist es z. T. sogar sonnig, wenn auch
etwas windig und man hat eine herrliche Aussicht. Die Strecke verläuft
zumeist auf Waldwegen und über Wiesen, es gibt aber auch ein paar
geteerte Abschnitte sowie kurze Schotterpisten.
Von Km 27 bis Km 55 ist die Strecke relativ flach (weniger als 200 Höhenmeter
Differenz). Bei der Verpflegungstelle Grenzadler erfolgt eine Zwischenzeitnahme
und es besteht die Möglichkeit den Lauf hier bei Km 55 vorzeitig
zu beenden. Ich liege ziemlich genau bei 5:55:00 h und hoffe unter acht
Stunden ins Ziel zu kommen. Da ich immer noch keinerlei Beschwerden verspüre,
erhöhe ich das Tempo noch etwas. Die nächsten 20 Km vergehen
wie im Fluge. Bei Km 63 erreicht man den höchsten Punkt und bis ins
Ziel geht es fast nur noch bergab. Ich lasse die letzten beiden Getränkestellen
aus, da ich mittlerweile so satt bin, dass ich nichts mehr essen kann
und mein Camelbak immer noch reichlich gefüllt ist. Ungefähr
fünf Kilometer vor dem Ziel bekomme ich leichte Bauchschmerzen und
bin damit auch nicht allein. Die Schmerzen vergehen aber zum Glück
aber schnell wieder. Schon einige Kilometer vor dem Ziel kann man den
Sprecher hören, die letzten Kilometer ziehen sich aber trotzdem noch
dahin.
Nach dem Lauf
Ich durchlaufe das Zuschauerspalier und erreiche glücklich und nicht
einmal so erschöpft nach 07:53:22 h das Ziel in Schmiedefeld. Geschafft.
74,33 Kilometer, 1.490 m An- und 989 m Abstieg sind zurückgelegt.
Ich hole meinen Kleiderbeutel und freue mich auf eine heiße Dusche.
Leider ist das Wasser im Duschzelt enttäuschend kühl. Nicht
direkt kalt, aber definitiv nicht warm genug. Mein Bekannter, der den
REWE-Marathon gelaufen war, bestätigt dass das Wasser auch zwei Stunden
früher als er das Ziel erreichte nicht warm genug gewesen war. Den
Getränkestand im Ziel habe ich verpasst, aber ich hole mir die leckere
Suppe und das Zielbier (ein Bier + Cola + Guarana-Gemisch um genau zu
sein). Leider vergesse ich den Gutschein für das Finisher-T-Shirt
einzulösen.
Da mein Bekannter ja bereits seit drei Stunden im Ziel ist, verlassen
wir das Zielgelände und gehen zu den Bushaltestellen. Leider fahren
uns zwei Busse nach Neuhaus, sodass wir etwas warten müssen. Aber
zum Glück hat es wieder aufgehört zu regnen und nach einiger
Zeit kommt der nächste Bus. Das Verkehrs-Chaos aus dem Vorjahr bleibt
komplett aus und wir erreichen Neuhaus nach etwa einer Stunde.
Heute, einen Tag nach dem Lauf habe ich fast keine Schmerzen und selbst
das Treppensteigen bereitet keine Probleme. Ich wage sogar einen 20-minütigen
regenerativen Lauf.
Danksagung
Vielen Dank den Helfern und Organisatoren in Eisenach, den Schülern
und Helfern der Elisabeth-Schule, den Helfern auf der Strecke und an den
Getränke- und Verpflegungsständen, den Helfern im Zielbereich,
den Verantwortlichen, den anderen Läufern und allen, die direkt oder
indirekt zum Gelingen des 30. Rennsteiglaufs beigetragen haben. Danke
auch an running-pur für den Startplatz.
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Von einem, der auszog, den Rennsteig-Supermarathon zu laufen und
was dann passierte:
Wie in jedem Frühjahr, so war auch diesmal die Saisonlaufplanung
Gegenstand zahlreicher Gedankenspiele. Welche Marathons werden in diesem
Jahr gelaufen? Vor allem aber, welcher Ultralauf soll es 2002 sein? Nach
meinem ersten 100er in Biel vor 2 Jahren und meinem bis heute absoluten
Höhepunkt, dem Comrades 2001, wollte ich eigentlich zunächst
wieder den 100er in Biel wagen, nicht zuletzt deshalb, weil mit diesem
Klassiker so viele schöne Erinnerungen verbunden waren. Das Zimmer
war schon reserviert, die Anmeldung stand kurz bevor, als sich per Email
mal wieder ein Lauffreund aus Erfurt bei mir meldete. Voller Begeisterung
berichtete mir Jens Panse von seinen Plänen, in diesem Jahr den Supermarathon
von Eisenach nach Schmiedefeld in Angriff nehmen zu wollen. Ausserdem
sprach er mir wiederholt eine Einladung zu sich nach Hause aus. War es
Zufall oder Wink des Schicksals auf jeden Fall fiel ziemlich zeitgleich
bei einem Besuch der running-pur Seite mein Blick auf die Schlagzeile
Testläufer für Rennsteiglauf gesucht. Ich weiß
noch genau, dass ich nicht lange gezaudert habe und ein paar Mausklicks
weiter war die Bewerbung als Testläufer schon abgeschickt. Und tatsächlich
ich wurde ausgewählt. Sofort begann ich mit den Vorbereitungen.
Jens Bescheid sagen, dass wir kommen; Urlaub einreichen; und natürlich
die Laufplanung auf dieses Ereignis ausrichten. Nach den bereits gebuchten
Marathons in Rom 3:28 (März) und Hamburg 3:16 (April) absolvierte
ich noch einige lange Läufe im Taunus und nahm an 2 Halbmarathons
teil. Ich war super in Form. Auch wusste ich, was auf mich zukam, denn
den Rennsteig mit seinem Auf und Ab kannte ich schon von 2 Rennsteig-Marathonläufen.
Ich hatte keine Bedenken, an der Distanz oder der Schwierigkeit zu scheitern.
Den Kopf zerbrach ich mir allerdings darüber, was ich denn nun 5
Tage vorher, ich spreche von dem Pfingstmontag, tun sollte. An diesem
Tag war der Mainz-Marathon terminiert, mein Heimspiel. Im
letzten Jahr bereits hatte ich mich angemeldet und war nun hin- und hergerissen.
Die Form war da. Nach den zuletzt gelaufenen Zeiten im HM und bei einem
10km-Lauf, lag eine Zeit unter 3:10 im Bereich des möglichen. Diese
Aussicht auf eine für mich sehr gute Zeit, machte es mir nicht einfach.
Was sollte ich tun? In Mainz langsam laufen, mit 4:00 4:15 ins
Ziel kommen, dann aber keinen Schaden im Hinblick auf den Rennsteig zu
nehmen. Oder voll durchlaufen und es einfach wagen mit gequälter
Muskulatur das Abenteuer Rennsteig zu bestehen? Letztlich
gab es ja auch noch die Möglichkeit bei der Halbmarathondistanz das
Rennen zu beenden. Tagelang vor dem Mainztermin quälte ich mich mit
der Entscheidung herum, um dann zu dem Entschluss zu kommen, dass ich
mit Zielrichtung unter3:10 anlaufe und dann unterwegs, abhängig
von den tatsächlichen Bedingungen, eine Entscheidung treffen werde,
ob ich aussteige oder durchlaufe.
Am Pfingstmontag dann setzte ich diesen Plan in die Tat um. Bei strahlendem
Sonnenschein und Temperaturen über 20 Grad schon beim Start, passierte
ich die Halbmarathonmarke knapp über 1:30 und entschied mich für
ein Weiterlaufen. Doch auf der 2. Runde des Mainzer Kurses machte mir,
wie allen anderen auch, immer mehr die Hitze zu schaffen. Ich dachte bei
aller Euphorie für Mainz auch wieder an den bevorstehenden Samstag
auf den Höhen des Thüringer Waldes und kam in Mainz-Mombach,
es dürfte bei km 28 gewesen sein, zu dem Entschluss, das Rennen nicht
durchzulaufen. Nun wollte ich aber noch die nächsten km, das Passieren
des Stimmungshöhepunktes Dom - Altstadt, genießen
und stieg dann kurz vor km 35, wo meine Fans warteten, aus. Sofort schaltete
ich um von Mainz auf Rennsteig, eilte zu den Duschzelten
und begab mich dann zur Massage, von der ich mir Wohltaten für die
Muskulatur versprach. Danach schaute ich noch lange wehmütig den
ins Ziel eilenden LäuferInnen zu, war mir aber sicher, die richtige
Entscheidung getroffen zu haben.
Die nächsten beiden Tage zeigten schnell, dass der gesamte Bewegungsapparat
sich schnell erholt hatte und keine negativen Auswirkungen zu befürchten
waren.
Am Donnerstag, einen Tag vor der geplanten Abreise nach Eisenach, passierte
dann das, was wir uns alle nicht wünschen. Ich bekam Schmerzen in
Hals und Ohr. Sonst fühlte ich mich aber eigentlich gut. Was tun?
Das ganze ignorieren, als Bagatelle abtun, nach Eisenach fahren und laufen
und dann vielleicht umkippen, wie neulich der Läufer in Hamburg?
Die körperliche Belastung, die mir bevorstand, würde sehr groß
werden. Vernunft? Ich eilte zu meinem Haus- und Leibarzt, Dr. Stefan Rimoldi,
mit dem ich zusammen noch vor 2 Monaten in Rom den Marathon bewältigt
hatte. Auch in Mainz war er unter den Teilnehmern und sagte noch im Zielbereich
zu mir, dass ich vernünftig gewesen sei, als ich den Lauf abgebrochen
habe. Nun litt er richtig mit mir, als er mir doch sehr nahelegte, auf
den Rennsteiglauf zu verzichten. Zu groß sei das Risiko und ich
wolle ja schließlich noch mehr Laufabenteuer bestreiten. Stefan
versprach mir auch, dass er nächstes Jahr mit mir den Rennsteig laufen
werde, wenn ich jetzt vernünftig sei. Nun ja, diese Aussicht war
nicht der ausschlaggebende Punkt; schon eher das Bild des sterbenden Marathonläufers
in Hamburg vor Augen, das mich zur Vernunft zwang. Ich verließ die
Praxis mit einem Rezept für Antibiotika und nachdem ich die erste
Tablette geschluckt hatte, griff ich zumTelefon und sagte Jens ab. Sofort
sprach dieser mir Mut zu und erwiderte die Einladung. Es gäbe schließlich
noch andere Läufe in Thüringen und spätestens nächstes
Jahr im Mai sei ja wieder Rennsteiglauf. Da so kurzfristig running-pur
wohl keinen Ersatztester mehr hätte organisieren können, sagte
ich der Redaktion auch nicht ab. Jens stellt den Lesern aber in Aussicht,
einen Bericht für sein Vereinsforum zu schreiben und diesen dann
auch running-pur zur Verfügung zu stellen. Sorry Leute, aber ich
denke, dass ich bis zum Liechtenstein-Marathon wieder fit bin, um dann
in gewohnter Weise wie geplant vom Laufen und nicht von meinen Leiden
berichten zu können.
-RunningRalf- 27.05.02
BERICHT VON JOACHIM STASCH über den Rennsteiglauf
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Eine lukullische Laufparty auf dem Rennsteig
Am Samstag, dem 25.Mai , war es zum 30. Mal so weit: Der Rennsteig rief
und 15000 Läufer und Wanderer folgten diesem Ruf, um gemeinsam dieses
Jubiläum zu feiern. Angeboten wird wahrlich eine Vielzahl an Strecken:
für die Läufer 21,1 Km, 42,2 Km und 74,3 Km, für die Wanderer
10, 20,50 Km und für Kinder kurze Läufe in Schmiedefeld. So
lohnt sich wahrlich ein Start für Familien. Ich selbst hatte mich
für die Königsstrecke beim Rennsteig entschlossen, den Supermarathon
über 74,3 Km. Aus beruflichen Gründen konnte ich diesmal nicht
schon am Vortag anreisen. So fuhr ich nachts um 1.00 Uhr los und war um
4.00 Uhr in Eisenach. Eine noch schlafende Stadt empfing uns. Da ich bereits
beim Rennsteig gestartet war, wusste ich ungefähr, wie man zum Start
kommt, denn auf der Autobahn fehlte so ein nützliches Hinweisschild.
Später in der Stadt wurde man durch Hinweise zum kostenlosen Parkplatz
geleitet. Die Abholung der Startunterlagen klappte reibungslos. Obwohl
eine lange Schlange Läufer ihre Unterlagen noch holen wollte, hielt
ich bereits nach 2 min diese in der Hand. Mittlerweile füllte sich
der Marktplatz mit den Läufern. Da der Rennsteig kein Rundkurs ist,
das Ziel ist im 70 Km entfernten Schmiedefeld, nutzen viele Läufer
die Möglichkeit und parken ihre Autos in Schmiedefeld und fuhren
mit Sonderbussen nach Eisenach. Dieser Service klappt hervorragend. Punkt
6.00 Uhr erfolgte der Startschuss und über 1500 Läufer begaben
sich auf den Rennsteig, welcher ein alter Handelsweg aus dem Mittelalter
ist. So verläuft dieser Lauf teils auf Strassen, zum großen
Teil jedoch durch den Wald. Wer also den Lauf durch die Natur liebt, kommt
hier voll auf seine Kosten. Trotzdem ist man so gut wie nie allein auf
der Strecke.
Da sind die Mitläufer, die aus ganz Deutschland kommen (Schleswig-Holstein
bildete die drittstärkste Gruppe).
Da sind die Wanderer, als Teilnehmer des Rennsteiglaufes oder als privater
Urlauber, und
da sind auch die Anwohner, die jeden Läufer begeistert anfeuerten.
Im ständigen auf und ab erreichten wir den 910 m hohen Inselsberg,
aber damit noch nicht den höchsten Punkt des Laufes. Richtig anstrengend
ist der Abstieg vom Inselberg. Hier sollte man auf den Tipp der alten
Hasen hören und verhalten laufen. Es folgte der Abschnitt nach Oberhof
(Km 55). Hier spürte man wirklich, dass der Rennsteiglauf ein Crosslauf
ist. Über Wurzeln, über Stock und Stein ging es weiter. Ein
großes Lob muss an dieser Stelle den Organisatoren gezollt werden.
Die Strecke war hervorragend präpariert und das bei einer Länge
von 74 Kilometern und Regen an den Vortagen. Und da ich gerade beim Loben
bin, was bei der Verpflegung geleistet wurde, war super!! Alle 4 bis 5
Kilometer wurde schon von weitem mit Musik angekündigt, was uns dann
erwartete: eine lange Tafel mit lukullischen Spezialitäten. Getränke
von Wasser, Tee, Iso, Cola, Schorle bis Bier, Speisen vom berühmten
Haferschleim in verschiedenen Geschmacksrichtungen ( z.B. Blaubeere),
Würstchen, belegten Broten, Fettschnitten , Äpfel, Bananen,
Zitronen und Knackern. Mit mir bedauerten viele Läufer, dass sie
nicht länger an diesen Verpflegungspunkten verweilen konnten, aber
wir wollten ja schließlich zum Ziel. Mehrmals wurden auch die Möglichkeiten
einer Massage angeboten. Dies wurde von vielen Läufern dankend angenommen,
denn das ständige auf und ab ging ganz schön in die Beinmuskulatur.
Nach Oberhof dann der höchste Punkt der Strecke: 916 m ü.N..
So mancher Läufer, der einen Fotoapparat mitführte, lies sich
vor dem Schild zur Erinnerung verewigen. Von da an ging es nur noch bergab,
Richtung Ziel Schmiedefeld. Hier ist das gemeinsame Ziel von allen Läufen,
so dass auch ein großes und sachkundiges Publikum da ist, welches
die Leistung, die von den Läufern erbracht wurde, entsprechend zu
würdigen weis. Kritikwürdig ist leider immer noch die Gepäckaufbewahrung,
denn die findet noch immer im Freien auf einer Wiese statt. Wer also von
Bekannten nicht gewarnt wurde und sein Gepäck nicht regensicher in
einer Plastiktüte verstaut hat, findet seine Sachen bei Regen nass
vor. Sein Gepäck bekommt man jedoch von hilfsbereiten Helfern in
wenigen Sekunden gebracht. Besser gelöst wurde inzwischen das Problem
der Duschen, die in einem festen Haus untergebracht sind. Selbst warmes
Wasser war noch vorhanden. Seine vorläufige Urkunde erhält man
nach ca. 15 min recht zügig. Massagemöglichkeiten, Imbissstände,
ein großes Festzelt mit Verpflegungspunkten sowie einem Showprogramm
lassen bald die Strapazen der 74 Kilometer vergessen. Und wer noch genug
Kondition hat, kann den Abend im Festzelt ausklingen lassen.
Mein Fazit: Wer nach diversen Marathons eine neue Herausforderung sucht,
dem kann der Rennsteiglauf nur empfohlen werden. Wobei es natürlich
auch die Halbmarathon- und Marathonstrecke gibt. Wem jedoch die Crosstrecke
abschreckt, hier zum Schluss ein besonderes Erlebnis: mehrmals lief ich
eine kurze Strecke mit 2 Läufern zusammen, die durch ein Band verbunden
waren. Denn der eine von beiden war blind! Trotzdem bewältigte er
die Strecke über 74 Km und kam noch vor mir ins Ziel.
Joachim Stasch
BERICHT VON JENS PANSE über den Rennsteiglauf
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Jedes Jahr im Mai ist Rennsteiglauf
Seit 1985 ist der Guts-Muths-Rennsteiglauf für mich ein unverrückbarer
Termin im Mai. Einmal habe ich gefehlt, einmal Halbmarathon, fünfzehnmal
Marathon von Neuhaus nach Schmiedefeld. Fünfzehnmal Qualen am Anstieg
bei Kahlert und am letzten Berg zum Ziel nach Schmiedefeld erst recht.
Mehrfach hatte ich mir geschworen, es nicht wieder zu tun, um jedes Mal
wieder rückfällig zu werden. Jetzt zum 30. Rennsteiglauf sollte
es schon was Besonderes sein. Ich wollte wissen, wie das ist mit dem "Supermarathon".
Was soll ich sagen: jetzt weiß ich's.
Samstag morgen um 4.00 Uhr aufstehen. Fahrt nach Eisenach unterwegs noch
Halt an einer Tankstelle. Die Batterie vom Fotoapparat leer. Unvorstellbar
- mein erster Supermarathon und kein Belegfoto. Die LKW-Fahrer, die ihren
Kaffee schlürfen schauen mich mit meiner Startnummer etwas merkwürdig
an. Dafür gibt's ein paar aufmunternde Worte von der Tankfrau auf
den Weg. Am Start auf dem Marktplatz ist alles etwas ruhiger als in Neuhaus,
wo sich immer mehr als 3000 am Marathonstart drängeln. Immerhin haben
sich auch 1500 "Verrückte" eingefunden, so viele wie lange
Jahre nicht. Sicher sind die "Deutsche Ultramarathonmeisterschaft",
als die der diesjährige Lauf zugleich gewertet wird und das Jubiläum
mit ein Grund dafür. Trotzdem spielt keine Kappelle den Schneewalzer.
Dafür sucht der Sprecher nach der Laufgruppe "Kremer",
die sich zum Foto versammeln soll. Sportfreund Kremer, einer der Begründer
des Laufes, hat es sich also nicht nehmen lassen und ist zum Jubiläum
gekommen, trotz des Ärgers in den letzten Jahren. Schön!
Peter und ich stellen uns auch zum Startfoto auf. Dann rücken wir
nach hinten, wollen es ruhig angehen. Start: Punkt 6 Uhr bei angenehmen
Temperaturen, 14 Grad, aber viele Wolken am Himmel. Ich habe die lange
Hose vorsichtshalber anbehalten, auch aus Angst vor dem Auskühlen
der Muskeln und möglichen Krämpfen. Es geht hinauf zum Burschenschaftsdenkmal.
Wir nehmen langsam Schwung auf und überholen die, denen wir beim
Start den Vortritt gelassen haben. Irgendjemand zählt laut an der
Strecke 222. - vermutlich viel zu schnell. Wir kommen ins Gespräch
mit einem von der Hainich-Laufgruppe. Der hat es schon dreimal gemacht
und will unter 7 Stunden laufen, Peter auch. Ich will einfach nur durchkommen.
Trotzdem laufen wir zu dritt weiter, gehen den steilen Anstieg zum Inselsberg
um Kräfte zu sparen und passieren Kilometer 30 nach 2:45. Bei Kilometer
34 wird mir dann doch mulmig und ich lasse die zwei ziehen. Plötzlich
ist die Luft raus und die Beine werden schwer.
Halbzeit an der Ebertswiese. Am Verpflegungspunkt gibt es Würstchen.
Ich verkneife es mir und greife nur eine Scheibe Weißbrot. Am nächsten
Berg überholt mich ein Wanderer. Jetzt wird es peinlich. Unvorstellbar
nochmal ein solches Stück zu laufen. Ich beschließe, bei der
nächsten Möglichkeit ins Begleitauto zu steigen. Bei Kilometer
41 in der Nähe vom Nesselhof quert der Rennsteig die Straße.
Aber unser Fahrer und Fotograf Frank, der bislang alle 10 Kilometer am
Wegrand stand, ist nicht da. Ich setzte mich auf die Bank und überlege.
Wie komme ich nach Schmiedefeld? Anrufen und meine Frau im Stadion ausrufen
lassen? Frau Panse möge bitte zum Nesselhof kommen, ihren Mann abholen.
Unvorstellbar! Außerdem habe ich noch nie aufgegeben. Aber heute
will ich eigentlich nicht mehr. Trotzdem stehe ich wieder auf und mache
mich auf das für mich schlimmste Stück zum Grenzadler. Irgendwie
erreiche ich ihn auch nach fünfeinhalb Stunden. Am Verpflegungspunkt
empfängt mich Erich vom Wintersportverein Oberschönau. Wir fallen
uns in die Arme. "Das ist schlimmer als ich dachte", murmle
ich und schlürfe dabei eine Suppe. "Lass es ganz ruhig angehen,
der Anstieg jetzt und noch der zum Beerberg, und dann ist das Schlimmste
geschafft" - vermutlich erzählt das Erich schon mehr als 20
Jahre jedem um ihm Mut zu machen.
Frank treffe ich erst bei Kilometer 58 am Rondell wieder. Ich strecke
ihm fürs Foto die Zunge raus. "Daß man dich auch mal wieder
sieht", schimpfe ich - obwohl ich ihm eigentlich dankbar bin, dass
er vorhin nicht an der Strecke gestanden hat. Jetzt habe ich beschlossen,
irgendwie ins Ziel zu kommen. Peter ist 20 Minuten vor mir durch. Ich
werfe ein paar Traubenzuckertabletten ein und schnappe mir noch eine Flasche.
"Sag im Ziel Bescheid, dass es später wird, aber ich komme".
Ich wandere zum Beerberg, den mit 984 Metern höchsten Punkt des Laufes
und versuche dann wieder zu laufen. An der Schmücke steht nochmal
Frank. Mein Rückstand auf Peter beträgt jetzt schon 45 Minuten.
"Ich habe dich mal für um drei in Schmiedefeld angekündigt",
sagt er. Ich protestiere: Es sind "nur noch" 9 Kilometer und
irgendjemand hat erzählt es geht bergab. "Wenn alles gut läuft,
bin ich halb drei da,. Mach schon mal das Bier im Ziel auf". Eine
Gruppe älterer Wanderer macht eine Laola-Welle und johlt als sie
auf meinem durchgeschwitzten Trikot "Erfurt" lesen. Grüße
aus der Heimat auf die letzten Kilometer. Ich strecke die Faust nach oben
und plötzlich gehorchen die Beine wieder und laufen wie ferngesteuert
wieder los. Der allerletzte Anstieg heißt ausgerechnet "Mordfleck".
Bei Kilometer 70 ist mir das aber auch egal. Am Verpflegungspunkt lasse
ich mir ein Bier geben. So "gedopt" überhole ich jetzt
wieder andere Läufer. Es fängt doch noch an zu tröpfeln,
aber ich höre die Lautsprecher vom Ziel, nehme Schwung für die
letzte Kurve und laufe in die Zielgerade. Das ist der Moment, für
den man sich 8 Stunden gequält hat. Ich erkenne in dem Gewühl
keinen weil ich viel zu schnell bin, überhole noch lockeren Schrittes
einen Läufer und strecke beide Arme gen Himmel. Bei 8:07:06 bleibt
die Uhr für mich stehen. Ich habe auf den letzten Kilometern von
der Schmücke noch 3 Minuten auf Peter aufgeholt, wobei das nebensächlich
ist. Ich bin durchgekommen, bei meinem bislang größten Laufabenteuer.
Nie wieder!? Abends liege ich dann doch fertig auf der Couch. Wir haben
mit Sekt und Bier angestoßen. Alle von unserer Laufgruppe sind auf
ihrer jeweiligen Strecke gut angekommen. Bevor ich einschlafe, höre
ich noch, dass meine Freunde hinter meinem Rücken Wetten abschließen.
Frank hat eine Kiste Sekt darauf gesetzt, dass ich nächstes Jahr
doch wieder Supermarathon laufe. Wenn ja, dann darf er aber nicht am Kilometer
41 stehen ...
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