PRESSEBERICHT über den längsten Crosslauf:
Rennsteig TOTAL über 170 Kilometer
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Testberichte Rennsteiglauf 2001
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Total 2002 ][
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Isringhausen ][ Ralf Methling ][
23. 5. 2001: Rennsteig-Rekordlauf über 170km geschafft
63 Läufer bewältigten 170 Km des Rennsteig-Total
Von Dr. H.-G. Kremer
Im Rahmen des 29. GutsMuths-Rennsteiglaufs fand der bisher spektakulärste
Rekordlauf auf dem Rennsteig statt. Unter der Bezeichnung "170km-Rennsteig-Total"
hatte der Universitätssportverein Jena den 5. Rennsteig-Traditionslauf
ausgeschrieben. Dieser wurde erstmals gemeinsam mit dem GutsMuths-Rennsteiglaufverein
e. V. organisiert. Hauptziel war es die Königsstrecke des GutsMuths-Rennsteiglaufs,
die über 75km führt, aufzuwerten. In den letzten Jahren war
hier ein kontinuierlicher Teilnehmerrückgang zu verzeichnen.
Die Rekordidee bestand darin, daß eine Strecke auf dem Rennsteig
gelaufen wird, die der Gesamtlänge dieses berühmten Höhenweges
entspricht. Der Lauf hatte zwei Teilstücken. Der erste Teil führte
von Eisenach nach Schmiedefeld über 75km. Auf diesem Teilstück
konnten die Teilnehmer ihr eigenes Tempo laufen und wurden im Rahmen des
Rennsteiglaufs gewertet. In Schmiedefeld trafen sich dann alle, um um
17.00 Uhr gemeinsam das etwa 100km lange zweite Teilstück bis Blankenstein
an der Saale zu bewältigen. 63 Männer und Frauen aus 9 Bundesländern
und der Schweiz hatten sich gemeldet. 52 von ihnen schafften die erste
Etappe erfolgreich im vorgegebenen Zeitlimit.
51 von diesen kamen nach 19 Stunden und 32 Minuten in Blankenstein an.
Die reine Laufzeit für den zweiten Teil betrug 16 Stunden und 32
Minuten. An insgesamt 11 Verpflegungsstellen konnten die Läuferinnen
und Läufer die reichhaltige Versorgung des Organisationsteams um
Gesamtleiter Maik Masuhr genießen. Dazu kam die sehr wertvolle Unterstützung
von Sportvereinen an der Strecke in Masserberg, Friedrichshöhe (Arnika),
Tettau, Steinbach, Brennersgrün und am Ziel in Blankenstein. 29 Läuferinnen
und Läufer liefen den zweiten Teil "Non-Stop". Die Restlichen
nutzten auf Teilstücken, besonders in der Nacht, den Betreuungsbus.
Prominenteste Teilnehmerin war Anke Drescher aus Gattersleben, die auf
der ersten Etappe in der Gesamtwertung über 75km Platz 3 belegte.
Mit diesem Lauf wurde der Guinness-Rekord von 1994 eingestellt, bei dem
sechs Wanderer um den Olympiasieger Hartwig Gauder und den Rennsteiglaufgründer
Dr. Hans-Georg Kremer gemeinsam die 168,3km des Rennsteiges in 37 Stunden
und 21 Minuten absolvierten. Weniger die Gesamtzeit von 31 Stunden und
32 Minuten beim "170m-Rennsteig-Total" als die Tatsache, dass
es diesmal 29 Männer und Frauen waren, die diese Strecke durchgängig
bezwangen kann als Rekord angesehen werden.
BERICHT VON STEFAN ISRINGHAUSEN über den
längsten Crosslauf: Rennsteig TOTAL über 170 Kilometer
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Running-pur-Tester Stefan Isringhausen hat extra
eine eigene Seite über den Rennsteig
TOTAL auf seiner Homepage über dieses grandiose Ausdauerspektakel
angefertigt.
BERICHT VON RALF METHLING über den längsten
Crosslauf: Rennsteig TOTAL über 170 Kilometer
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23. 5. 2001: Rennsteig-Rekordlauf über 170km geschafft
Eine einmalige Angelegenheit
Ich möchte hier nicht den ganzen Lauf beschreiben, das haben die
anderen Testläufer besser gemacht als ich es jemals könnte,
sondern einige Aspekte herausgreifen.
Es gibt viele Möglichkeiten, einen Lauf zu beschreiben, davon zeugen
nicht zuletzt die hier veröffentlichten Läuferberichte. Jeder
empfindet anders und eigentlich hat auch jeder nach geschafftem Lauf scheinbar
so etwas wie einen positiven Grundeindruck. Das gilt erst recht, wenn
man noch einen Zuschuss bei den Startkosten geniessen durfte. Und doch
sind diese kleinen Mosaiksteinchen nicht nur eine interessante Lektüre,
sondern irgendwo auch eine Hilfe bei der Vorbereitung auf eine neue Ausgabe
des jeweiligen Laufes. In diesem Fall mag die letztere Sache ähnlich
virtuell sein wie beim Brückenlauf zwischen Schweden und Dänemark,
denn es handelt sich auch hier um eine einmalige Angelegenheit: (fast)
den kompletten Rennsteig in einem Ritt mit Begleitung und professioneller
Organisation bewältigen zu können.
Ich persönlich würde mir zwar gut vorstellen können und
daher auch wünschen, vielleicht alle zwei oder alle fünf Jahre
auch eine 170er Strecke von
Eisenach nach Blankenstein mit Zwischenziel Schmiedefeld im Angebot des
Rennsteiglaufes zu haben- doch realistisch ist der Aufwand wohl kaum zu
erreichen.
Darum möchte ich zunächst unüblicherweise den Organisatoren
dieses mit "Rennsteig total" bezeichneten Projektes danken,
Hans-Georg Kremer und Maik Masuhr. Es ist bei kurzem Nachdenken sicher
jedem klar, dass es keine leichte Sache sein kann, gut 50 Läufer,
die grad mal eben die Supermarathonstrecke mit knapp 75 harten Rennsteiglaufkilometern
hinter sich gebracht haben, weitere fast 100km durch den Wald und über
die
Nacht zu bugsieren. Wer den Rennsteig kennt, hat vielleicht eine Idee
davon, wenn gesagt wird, dass wir (bewusst) versucht haben, den echten
Rennsteig zu nutzen, auch auf den gut zehn km, wo beim Marathon seit Jahren
nur noch Strasse gelaufen wird. Es gab also den beliebten Untergrund (Schotter
von klein bis Bahndamm- Qualität, allerdings selten lose, sondern
in der matschreduzierenden Wanderweg- Variante - die aber allerlei Pfützen
ermöglicht; schmale Pfade die sich zwischen den Bäumen dahinschlängeln
mit abwechselnder Schräglage rechts+links und bergan+ab...). Glücklicherweise
war aber das Wetter ausgesprochen gut, es regnete oder schneite nicht,
wenn man vom leichten Niesel der ersten Teilstrecke und dem pfützenbildenden
Dauerregen vor dem Lauf absieht. Doch zwei- drei Grad bei sternenklarer
Sicht gegen neun Uhr abends deuteten zumindest Bodenfrost an. (Danach
sah wohl niemand mehr auf das Thermometer oder zumindest hörte ich
nichts davon, sondern fror bei jedem Halt, zog deshalb vor den Verpflegungspunkten
eine Jacke aus, um dann noch Reserven zu haben. Dass ich keine Mütze
dabei und mein gutes Stirnband in unerreichbaren Tiefen des Rucksacks
hatte, zeigte mir dann beispielhaft, dass nicht alles, was man lernt,
in entsprechendes Verhalten umgemünzt werden kann: von einer ähnlichen
Aktion wusste ich eigentlich, dass es so kalt sein kann. Die "hippe"
Kombination von Multifunktions- (Piraten-) Tuch (Modell Oma) und Sponsoren-
Basecap half schliesslich halbwegs.)
Es ergeben sich für ein solches Vorhaben verständlicherweise
schnell gewisse Rahmenbedingungen:
- eine geschlossene Gruppe (wegen des Verlaufens, siehe Supermarathonspitze)
- ständige Kommunikation zwischen Spitze und Schluss des Feldes
- Geschwindigkeitsnivellierung (weitgehend) auf das Tempo der Langsamsten,
die am besten auch vorn sein sollten
- Wanderphasen am Berg und im nächtlichen Wald, Taschenlampen- Pflicht
- (Bus-) Begleitung für zum Transport von Verpflegung und Ermüdeten,
Krankenwagen
Ein paar Entscheidungen blieben natürlich für die Organisatoren,
die dann immer entweder den einen oder den anderen ärgern- egal,
wie man das
auch immer ausgestalten mag. Wie lange soll gewartet werden bis zum Start
des zweiten Teilstücks? Anke Drescher, zweitschnellste Frau des gesamten
Supermarathons, hatte ebenso wie einige Männer gerade mal sechseinhalb
Stunden gebraucht, ein anderer Kandidat jedoch mit dem
Zeitlimit von elf Stunden zu grosse Probleme und kam erst an, als der
Rest der Rest der Truppe schon im Festzelt auf das zweite Teilstück
gehen wollte. Da ich selbst nach gut neun Stunden Lauf genügend Zeit
hatte zum Essen, Trinken und sogar zur erfrischenden und wohltuenden Massage
(die Jungs und Mädels arbeiteten hervorragend und mindestens zehn
Stunden ohne Pause durch!), war das für mich persönlich ein
günstiger Zeitablauf. Für die Psyche spielte dabei sicherlich
eine Rolle, dass mein Ehrgeiz eigentlich nur darin bestanden hatte, in
Schmiedefeld anzukommen und die Wunschzeit bei zehn Stunden lag.
Die unterschiedlichen Tempoerwartungen zeigten sich natürlich bereits
auf den ersten Kilometern, doch eine erstaunliche Geduld und eine laute
Tröte vom Chef (1x tuten heisst gehen, 2x anhalten) liessen uns zusammenbleiben.
Hinzu kamen auch mal kleine Bildungseinschübe (oder sollte ich Unterhaltungsprogramm
sagen?) wie z.B. in Frauenwald:
dort gibt es einen Gedenkstein für einen wackeren Mann, der bis ins
hohe Alter von über achtzig Jahren stets beim Rennsteiglauf am oder
hinterm
hiesigen Verpflegungspunkt stand und jedem Läufer zurief "...
noch lumpige fünf Kilometer bis Schmiedefeld", was nunmehr auf
dem Stein zu lesen ist. Auch die Zwei/Drei- Herren/Strom- Steine werde
ich in Zukunft mit mehr Aufmerksamkeit passieren und den Leuten neben
mir diverse
Stories auftischen können.
Eine weitere Entscheidung war, dass wir kein Kriterium veranstalten würden
in der Art, dass an jedem Verpflegungspunkt die Langsamsten
in den Bus müssen, bis nur noch die Tröte übrigbleibt.
Jeder sollte frei entscheiden, wann er läuft und wann er fährt.
Allerdings wurde im ersten
Viertel und wohl auch mehr zur Sicherstellung des Fahrplanes ziehmlich
penetrant, wie ich fand, für den Bus geworben. Dabei wurde auch festgelegt,
dass man auch wieder in den Lauf einsteigen konnte. Das ist insofern vernünftig,
als dass dadurch einerseits die Gefahr der Selbstüberschätzung
und des Übernehmens reduziert wurde und andererseits niemand, der
einfach nur etwas ausgeschlafen oder sich sonstwie erholt hatte, ewige
Stunden im Bus hocken musste. Schon in der Ausschreibung war angekündigt
worden, dass wir keinen Wettkampf, sondern einen Gruppenlauf durchführen.
Zugegebenermassen ist sich nach 10-20h jeder selbst der Nächste und
kämpft einfach nur gegen die Müdigkeit und die traumhafte Vorstellung
vom Schlaf. Doch die Gespräche hörten nicht auf, zuweilen wurde
auch schon mal zur Munterkeit (und zum Unmut der anderen, leider) gesungen
und der Nebenmann oder die Nebenfrau an der Hand gehalten, damit der wertvolle
Sekundenschlaf nicht am nächsten Baum unterbrochen wird. Eine Folge
davon war, dass einige Nachtwanderer am Morgen Angst hatten, die ausgeruhten
Schläfer könnten beim Wiederloslaufen so schnell (weil ausgeruht)
sein, dass sie die Ermüdeten, die stolz auf die nächtliche Leistung
waren und nun unbedingt auch die letzten Stunden durchhalten wollten,
umgehend zu Buskandidaten machen würden. So blieb es dabei, dass
wir weiterhin gingen. Ich gebe zu, dafür war ich auch.
Auf den letzten beiden Teilstücken waren wieder alle dabei mit Ausnahme
eines Läufers, der zwischendurch per Auto ins Hotel gefahren war.
Dass im Nachhinein nicht jeder angab, ob und wann er pausierte, ist nicht
für alle einfach hinzunehmen gewesen. Den meissten war das wohl egal:
Jeder wusste genau, was er geleistet hatte. Für viele, auch für
mich, war es die bisher grösste Herausforderung und die härteste
Belastung. Eine Nacht lang durchzumachen und auch bis in zum Nachmittag
noch nicht zu schlafen, das tat ich zuletzt vor einiger Ewigkeit. Und
wenn ich Aussenstehenden erzähle, am Wochenende ziehmlich weit gelaufen
und danach noch ein bissel gewandert zu sein, können die damit genausowenig
anfangen wie mit einem 170km langen Lauf. Wozu auch?
PS: Die Verpflegung war wirklich Spitze. Es gab (so weit ich mich erinnern
kann)Äpfel, Orangen, Bananen,Trockenobst, Brote, Knackwurst, diverse
Kuchen, drei oder vier Arten von Müsliriegeln, Schokolade, saure
Gurken, Isodrink, Sprudel und stilleres Wasser, Limonade, Cola, in der
Nacht mehrfach heissen Tee und einmal Suppe(?) sowie vorm Ziel Bier.
Ralf-Peter Methling
rm040@mail1.uni-rostock.de
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