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100 Kilometer von Ulm am 12. Juni 2009

Für running-pur waren Testläufer bei dieser Veranstaltung unterwegs. Sie sammelten Eindrücke, blickten hinter die Kulissen, um Ihnen, lieber Leser, ein Bild von der Qualität, dem Ambiente und der Stimmung zu verschaffen. Wollen auch Sie mit einem Freistart in der Tasche den ONLINE-Lesern Ihre Erfahrung übermitteln? Dann klicken Sie hier >>

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© Ein Beitrag aus dem Archiv von running-pur ONLINE


Testläufer Günter Kromer über die Ulmer Laufnacht 2009

][ Günter Kromer ][ Peter Wiedemann ][
][ weitere Testberichte ][

Empfehlenswerter neuer 100-Kilometer-Lauf

Wie kann man so blöde sein und hundert Kilometer laufen? Diese Frage hörte ich in den letzten Wochen oft, wenn ich von meiner Anmeldung bei der ersten Ulmer Laufnacht erzählte. Ich verstehe sie gut, denn noch vor wenigen Jahren hielt auch ich Marathons für übertriebene Schinderei. 2009 stellte sich mir diese Frage sowohl während der Vorbereitung als auch während des Rennens kein einziges Mal. Auf den gesamten hundert Kilometern wusste ich, dass dies genau das ist, was ich machen will, und davon werde ich nun erzählen.

In der Sporthalle

Ballonglühen

Als die erste Ankündigung des neuen Hundertkilometerlaufes veröffentlicht wurde kritisierten sofort einige Biel-Fans die Terminüberschneidung. Dazu werde ich am Schluss noch meine Meinung äußern. Für mich liegt Ulm näher, und da ich inzwischen lieber Unbekanntes ausprobiere als auf Strecken zu laufen, die schon hundert Mal im Netz beschrieben wurden, meldete ich mich sogleich bei Running-Pur, wo ich auch schnell die Zusage als Testläufer bekam.
Wenige Tage vor dem Start wurden die Läufer vom Veranstalter ausführlich per Mail über den aktuellen Stand der Streckenorganisation informiert. Entgegen der ursprünglichen Ausschreibung gab es Verbesserungen bei der Streckenführung und vor allem viel mehr Versorgungspunkte. Außerdem kam das großartige Angebot dazu, dass man sich für einen sagenhaft geringen Preis von 20 Euro einen Begleitradler mieten konnte, der dann auf der kompletten Strecke mit unterwegs ist. Anfangs schmunzelte ich bei diesem Angebot, doch als am Dienstag einige Wetterberichte Nachttemperaturen von 5 bis 7 Grad ankündigten, während es am Ziel bis 25 C sein sollte, meldete auch ich mich für einen Radler an. Überraschenderweise stellte der Veranstalter mir als Testläufer sogar den Radler gratis zur Verfügung. So konnte ich nachts in warmen Klamotten, morgens dagegen in leichter Sommerkleidung laufen, worüber ich dann sehr froh war.

Start

Kloster Wiblingen

Start und Ziel war in Blaustein, das man mit dem Zug in wenigen Minuten von Ulm aus erreichte. Im Gegensatz zu manchen Läufen, bei denen man zwischen Bahnhof, Startnummernausgabe und Start- und Zielbereich eine halbe Odyssee zurücklegt war hier alles nur drei Minuten vom Bahnhof entfernt. Schon fünf Stunden vor dem Start wurde die Sporthalle geöffnet, in der man nach Abholung der Startunterlagen bequem auf Matten liegen oder auf der Tribüne sitzen konnte.

Die Pastaparty verdiente den Namen Party ebenso wenig wie bei 90 % der anderen Laufveranstaltungen. Hier gab es natürlich schwäbische Spätzle statt Nudeln, aber es schmeckte ebenso fade wie gewohnt. Sponsor Seeberger spendierte eine neue, gute Kaffeesorte, aber dank dem wohl langsamsten Kaffeeautomat der Welt verloren viele Läufer die Lust, auf das heiße Getränk zu warten.
Wer noch eine Weile an die frische Luft wollte fand am nahe gelegenen Ufer der Blau ein paar recht idyllische Plätze.
Gegen halb zehn gab es dann eine recht amüsant gestaltete Einführung in die Strecke, bei der anhand Fotos das Markierungssystem vorgestellt wurde. Danach trafen sich Läufer und Radler. Ich besprach mit meinem Radler Ralf Acri, dass er nicht die ganze Zeit neben mir her fahren sollte sondern es genügte, wenn er alle 10 km bei den Verpflegungsstationen wartete (Ralfs Service war dann aber zum Glück doch viel ausführlicher). Da viele Läufer auch eigene Radler dabei hatten starteten die hundert Radler schon vorab und warteten erst bei km 10 auf die Läufer.
Angemeldet hatten sich 279 Einzelstarter sowie zwei 2x50 km und 84 4x25 km Staffeln.
Kurz vor 23 Uhr ging es dann zum Stadion, wo vier Heißluftballons beim Ballonglühen für eine wunderbare Atmosphäre sorgten.

Pünktlich zum Startschuss begann das angekündigte Feuerwerk. Auf der halben Runde, die wir durch das Stadion liefen, passierten wir viele Vulkanfontainen, und die ersten Raketen verzierten den Himmel. Leider sahen wir vom Rest des Feuerwerks nichts mehr sondern hörten bei unserem weiteren Weg nur fünf Minuten lang die Detonationen der Raketen hinter unseren Köpfen. Schade!

Auf den ersten zehn Kilometern legten wir etwa 160 Höhenmeter Aufstieg zurück, aber aufgrund der sehr gleichmäßigen Steigung merkte ich kaum, dass es überhaupt aufwärts ging. Danach kam auch schon der erste Abstieg. In den ersten Stunden begeisterte mich der Sternenhimmel, der dem Thema Nachtlauf die richtige Würze gab. Bald ging auch der etwas mehr als halbvolle Mond auf.
Das mit Abstand wichtigste bei einem Nachtlauf ist natürlich die Streckenmarkierung. Oft genug las ich Berichte über Läufer, die bei einer Veranstaltung eine Abzweigung verpassten und viel Zeit verloren. Auch mir ging es letztes Jahr beim Fidelitas Nachtlauf so, wo ich wie sehr viele andere Läufer etwa 1,5 km vor dem Ziel auf der ursprünglich angekündigten Strecke blieb, nicht ahnend, dass das Finale kurzfristig geändert wurde. Dadurch musste ich in Sichtweite des Ziel umkehren, die richtige Route suchen und kam dann mit fünf Minuten Umweg und einer Stinkwut ins Ziel statt über meine ersten 80 km glücklich zu sein.
Zur Ulmer Streckenmarkierung kann man uneingeschränkt sagen, dass sie nicht nur 100 Prozent perfekt war, sondern mindestens 300 Prozent. Das Wort hervorragend reicht nicht aus, um den gigantischen Aufwand zu bewerten, der betrieben wurde, damit wirklich kein Läufer unterwegs auch nur den geringsten Zweifel an der Route haben konnte. Ein so gut durchdachtes Markierungssystem habe ich noch nie gesehen. Die allgemein üblichen Markierungspfeile am Boden sowie die Bändel an Bäumen waren nur der kleinste Teil des Systems. Überall hingen große Pfeile, oft an extra aufgestellten Sperrgittern befestigt, viele davon mit Lampen beleuchtet, an kritischen Stellen sogar mit Blinklichtern versehen. Entlang der Strecke leuchteten auch sehr viele LED-Lämpchen. Außerdem waren im Wald die meisten Abzweigungen mit Bändern gesperrt. Selbst der kritischste Nörgler muss hier zugeben: Besser geht nicht! Alle 5 km standen unübersehbare Kilometertafeln, ab 90 sogar jeden Kilometer.
Etwa bei km 20 lies mich der kurze Aufstieg zum Schloss Erbach zum ersten Mal kurz vom Laufschritt zum Gehen wechseln. Hier war der erste Wechselpunkt für die 4x20 km Staffeln. Bald darauf überquerten wir zum ersten Mal die Donau. Es folgte ein langer Abschnitt mit nur sehr leichten Auf- und Abstiegen. Landschaftlich gab es hier keine Höhepunkte, aber bei Nacht war die Mischung aus Wald- und Feldstrecken recht angenehm. Sehr positiv wirkte sich für mich auf der gesamten Strecke auch der häufige Wechsel zwischen Asphalt- bzw. Betonwegen und geschotterten oder unbefestigten Wegen aus. Die unterschiedliche Bodenbeschaffenheit verhinderte Monotonie. Auf Straßen liefen wir so gut wie nie. Nur auf einem ganz kurzen Abschnitt musste man am späten Vormittag auf vorbeirasende Autos achten. Selbst bei der Überquerung von Straßen mit nur wenig Verkehr sorgten meist zwei Ordner für Sicherheit.
Ich war überrascht, dass ich schon ab km 25 Leute überholte, die auch auf flacher Strecke bereits nicht mehr liefen sondern langsam voran trotteten. Ob die es noch bis ins Ziel schaffen? fragte ich mich.
Bei km 28 saß am im Wald neben der Strecke ein Mann, den einer der Radler gerade mit einer Rettungsdecke versorgte und der kaum noch ansprechbar erschien. Offensichtlich hatte er Herzprobleme. Kurz darauf raste uns ein Auto mit Blaulicht entgegen, Minuten später folgte ein Rettungswagen. Wie ich später las ging es glimpflich aus, und außer ihm gab es im ganzen Rennen nur einen einzigen weiteren Fall für die Sanitäter.
Aus meinem MP3-Player versorgt mich bis zum Beginn der Morgendämmerung und dann wieder auf den letzten 20 Kilometern die für mich ideale Laufmusik (JJ Cale, Eric Clapton etc.) mit guter Laune.
Zwischendurch kamen wir an einem Festzelt vorbei, in dem gerade ein Polterabend statt fand. Die Feiernden hatten im Voraus gar nicht gewusst, dass heute Nacht so viele Leute vorbei laufen. Kurz darauf kam mir ein schon deutlich schwankendes Pärchen entgegen. Numme zu, du schaffsch des!
Im Gegensatz zu Biel, wo der 100 km Lauf auch wegen der vielen nächtlichen Straßenfeste legendär ist blieb die Ulmer Strecke fast komplett zuschauerfrei. Aber das habe ich hier auch nicht anders erwartet. In einem Dorf fragte mich gegen 2 Uhr eine ältere Dame sehr verwundert, was wir denn alle hier machen. Sie konnte es kaum glauben, dass dies ein Hundert Kilometer Lauf sei. Stand davon auch etwas in der Zeitung? Als ich ironisch meinte Ich muss nur noch 65 km bis Blaustein laufen meinte sie: Wenn Sie in diese Richtung laufen ist es viel näher. Solche Begegnungen sind das Salz in der Suppe.
Die Frage, warum mir Marathons nicht reichen, kann ich leicht beantworten. Nach einigen flachen und danach alpinen Läufen suchte ich neue Herausforderungen. Ob ich eine bestimmte Distanz beim nächsten Mal zehn Minuten schneller schaffen kann interessierte mich nie. Daher kam mir letztes Jahr der fast vor meiner Haustür gelegene Ultra-Klassiker Fidelitas Nachtlauf sehr gelegen, und als ich die 80 km ohne große Probleme bewältigen konnte war klar, dass nun ein Hunderter fällig ist. Das regelmäßige Lesen der vielen Laufberichte im Internet, Zeitschriften und Büchern lockten mich zusätzlich zur Grenzüberschreitung. Besonders schön finde ich "Running Emotions" von Bernhard Sesterheim, da der Autor auf jeder Seite seine Begeisterung für das Laufen auf die Leser überträgt.
Oberhalb von Illerkirchberg sah ich in der Ferne die Lichter von Ulm vor mir. Doch ich wusste, dass es bis dort noch ein langer Weg ist. Inzwischen war die Temperatur unter zehn Grad gesunken. Zum Glück hatte ich Ralf, meinem Begleitradler, eine Jacke in den Rucksack gesteckt, die ich nun anziehen konnte. Ohne diese hätte es mir in der bärigen Kälte keinen Spaß mehr gemacht.
Es folgte der Abstieg zur Iller, der wir dann längere Zeit folgten. Die nächsten zwei Stunden lief ich auf völlig ebener Strecke. Gut zum Erholen! Ich wusste von Ralf, der mit den anderen Begleitradlern am Vortag teilweise bei strömendem Regen die 100 km abgefahren war, dass die zweite Streckenhälfte vom Profil her deutlich anstrengender als die erste sein würde.
Schon um 3:30 Uhr kündigte sich am Horizont der fast zwei Stunden später stattfindende Sonnenaufgang an. Bald konnte ich die Natur am Ufer dieses kleinen Flüsschens gut erkennen. Ein Abstecher brachte uns in den Hof des Kloster Wiblingen. Hier holte ich erstmals seit Stunden meinen Fotoapparat aus Ralfs Rucksack, doch noch war es zu dunkel für ein richtig gutes Bild.

Bodennebel in der Dämmerung

Ulm

Wieder liefen wir entlang der Iller. Schon konnte ich die Stirnlampe im Rucksack verstauen. Auf den Wiesen neben dem Fluss lag eine etwa einen Meter dicke Schicht Bodennebel, dahinter ragte das Ulmer Münster in die Höhe. Eine zauberhafte Stimmung!

In der Morgendämmerung lief ich durch einen herrlichen Wald am Flussufer der Iller, später an entlang der Donau. Obwohl ich oft schon morgens unterwegs bin hörte ich wohl noch nie zuvor im Leben so viele Vögel zwitschern wie hier. Es war einfach nur großartig. Genau wegen solcher Erlebnisse laufe ich. Die Frage Was ist Glück beantwortet jeder auf seine eigene Weise, aber für mich ist genau dieser Moment die ideale Antwort darauf. Es ist etwas völlig anderes, ob man morgens aus dem Haus geht und eine frühe Laufrunde in der Natur dreht oder ob man nach einer langen, schlaflosen Nacht und nach etwa 47 gelaufenen Kilometern von einer so umwerfenden Naturstimmung umgeben wird. Ultraläufe sind eine emotionale Extremerfahrung, auch in positiven Dingen. Wer behauptet, alle Ultraläufer seine harte Kerle, der hätte mich hier sehen sollen, wie mir vor Freude die Tränen aus den Augen liefen. Ich wusste, dass es genau dieser Abschnitt ist, der für den Rest meines Lebens meine Erinnerung an den Ulmer Nachtlauf bestimmen wird. Ganz egal um welche Zeit ich ins Ziel kommen werde, schon alleine dafür hat sich der Start gelohnt.
Bald darauf überquerte ich auf einer Brücke die Donau und erreichte die bei km 50 gelegene nächste Staffel-Wechselstation in der fotografisch nicht interessanten Oberen Donaubastion. An diesem Wochenende wurde das 150jährige Jubiläum der Bundesfestung Ulm/Neu Ulm gefeiert, und so passte es vom Termin ideal, dass der Lauf auch durch zwei Festungsbauten führte.
Es folgten viele Kilometer abwechselnd am rechten und am linken Ufer der Donau. Unterwegs ging die Sonne genau vor mir auf - auch dies war ein herrlicher Moment, der mir viel mehr bedeutete als viele hundert andere Sonnenaufgänge meines Lebens.

Sonnenaufgang

Donau

Obwohl die Uferstrecke hier wirklich schön war und als normale Trainingsroute sicher ein purer Genuss sein muss empfand ich sie (ebenso wie viele andere Läufer) nach mehr als 90 Minuten allmählich immer eintöniger. Nach schlafloser Nacht sehnte ich mich nun wieder nach Abwechslung. Die Müdigkeit schlug bei mir nun durch und ich merkte wie ich immer langsamer wurde. Aber so ging es den meisten anderen Läufern ebenfalls. Auf der gesamten zweiten Streckenhälfte überholte ich immer wieder gehende Läufer und wurde bald darauf wieder von einigen schnellen überholt, wenn ich selbst eine Gehpause einlegte. Auf diese Weise traf ich manche Leute immer wieder.
Endlich ging es weg von der Donau. Bald erreichte ich den einzigen beschrankten Bahnübergang der Strecke. Ich hatte mit Ralf ausgemacht, dass ich hier eine eventuelle Wartezeit zum Wechseln in meine Sommerbekleidung nutzen wollte, aber die Schranke war offen und es war noch viel zu kalt zum Umziehen.
Seit ich das erste Mal das Streckenprofil im Internet anschaute war ich überzeugt, dass der nun folgende steile Aufstieg die schwerste Aufgabe des Hunderter sein würde. So paradox es klingt - jetzt freute ich mich sogar auf diesen Aufstieg. Ich war die bisherigen 64 Kilometer abgesehen von wenigen hundert Metern ohne Gehpause gelaufen, und nun bot der Aufstieg die für mich sehr willkommene Gelegenheit, mich mal etwas zu erholen.
Auf flache Strecken fixierte Läufer fluchten vermutlich bei dem nun folgenden Abschnitt, denn einen Kilometer weit ging es nun mit bis zu 20 % Steigung bergauf. Da ich während der letzten Monate beim Training im Schwarzwald viele Steigungen bewältigte fühlte ich mich hier aber wohler als während der letzten zehn flachen Kilometer.
Oben belohnte uns eine weite Aussicht für die Mühe, und der Weg bot auch einen schönen Blick auf das Kloster Oberelchingen. Hier wurde der Spruch Ultralaufen führt schneller zum Friedhof wahr, denn wir mussten direkt durch den Friedhof laufen.

Immer noch an der Donau

Kloster Oberelchingen

Gleich darauf folgte der nächste Versorgungspunkt. Nicht nur wegen der hervorragenden Markierung, auch wegen den Verpflegungsstellen kann ich die Veranstalter loben. In der ersten Ausschreibung der Veranstaltung sah dieses Kapitel noch sehr mager aus. Wenn damals schon jeder gewusst hätte, wie gut durchdacht die Versorgungsstationen dann tatsächlich eingeteilt wurden, hätte es sicher mehr Anmeldungen gegeben. Insgesamt 6 Wasserstellen (plus einige unangekündigte) und zehn weiterer Versorgungsstellen standen im Programm. Dabei gab es an acht Punkten isotonische Getränke, Bananen, Fruchtriegel und Studentenfutter, Kohlenhydrat-Power Drinks und Kohlehydrat-Gels sowie Salz, an mehreren anderen Stellen auch Hartwurst, Tee, warme Brühe und Kuchen, ab km 75 Cola und alkoholfreies Bier, drei Mal warme Kartoffeln und bei km 85 auch Reis. Alles war gut sortiert und mit großen Schildern beschriftet, so dass niemand lange suchen musste. Auffallend, da leider bei Laufveranstaltungen heute nicht mehr selbstverständlich, war die große Freundlichkeit und die gute Laune der Helfer an den Verpflegungsstellen, aber auch bei den Veranstaltern, von denen man unterwegs immer mal wieder jemanden am Streckenrand traf.
Die folgenden 25 Kilometer führten mal mehr, mal weniger steil auf und abwärts, unterbrochen durch kurze fast flache Abschnitte. Jetzt erst wurde ersichtlich, warum insgesamt 900 Höhenmeter angekündigt wurden. Landschaftlich wechselten eintönige Abschnitte mit recht hübschen Bereichen. Als ich zuhause anhand der GPS-Daten die Strecke in Google-Earth anschaute sah sie viel langweiliger aus als sie in Wahrheit ist.

Weite Aussicht

Typischer Streckenabschnitt

Inzwischen wurde es auf der meist sonnigen Strecke endlich warm, so dass ich meine Sommersachen anziehen konnte. Ich fühlte mich inzwischen wieder viel besser als noch vor ein oder zwei Stunden. Ich hatte zwar keinen Augenblick daran gezweifelt, dass ich es bis ins Ziel schaffe, aber jetzt lief ich wieder viel unbeschwerter. Sicher trugen auch meine Espressobohnen und mein größter Cola-Verbrauch seit meiner Kindheit einen Teil dazu bei.
An einer Wegkreuzung weit abseits von Dörfern stand ein Mann mit Bechern und Flaschen auf einem Klapptisch. So eine private Versorgungsstation gefällt mir immer, denn es zeigt, dass zumindest manche Einheimischen Sympathie für die Laufverrückten empfinden. Der Mann bot mir sogar von seinem Cidre an, aber jetzt schon Alkohol wäre das Ende meines Laufs!
Ich erreichte eine Anhöhe, von der man bei guter Sicht die Alpen sehen kann. Heute war es leider zu dunstig. Stattdessen erblicken ich bald darauf in der Ferne unter mir das Ulmer Münster, auf das ich wieder eine Weile zu lief.

Blick auf Ulmer Münster

Festung Wilhelmsburg

Dann erreichten ich die Wilhelmsburg, einen sehr trutzigen Teil der Bundesfestung. Im Hof der Festung verbrannte ich mir beim Verpflegungsstand fast die Zunge, denn der Kaffee aus der Thermoskanne war viel zu heiß.

Anschließend quälte ein wirklich brutal steiler, zum Glück nicht allzu weiter Abstieg meine Gelenke. Danach folgte ein landschaftlich wieder recht reizvoller Aufstieg am Rande des Lehrer Tal, während dem ich die meiste Zeit ging.

Auf und ab

Aussicht im Lehrer Tal

Einen ganz großen Vorteil hat die Ulmer Strecke gegenüber den meisten anderen Laufveranstaltungen. Während man bei Stadtmarathons und Volksläufen oft auch hässliche Industrie- oder Gewerbegebiete durchqueren muss gibt es hier davon auf den gesamten hundert Kilometern absolut keine. Selbst die Durchquerungen der kleinen Städtchen macht unterwegs nur einen ganz kleinen Prozentsatz aus. Auch bei der Durchquerung von Ulm führt der Weg durch die Parkanlagen am Donauufer, so dass es auch hier eher eine Naturstrecke ist.
Bald nach dem Ort Lehr folgt eine Abschnitt, über den wie ich später erfuhr außer mir auch viele andere Läufer schimpften. Kurz vor einem Kasernengelände führte ein Weg durch einen steilen Taleinschnitt. Diese Mördersenke war angesichts der zurückgelegten Kilometer wirklich garstig.

Die Mördersenke

Schäfchen zählen

Auf der anderen Seite stand als nächster Punkt Schäfchen zählen im Programm, aber nicht wegen der schlaflosen Nacht sondern wegen einer großen Schafherde, die im Gegensatz zu uns meist unter praller Sonne laufenden Ultras bequem im Schatten ausruhten. Als extremer Kontrast zu den Schafen standen genau auf der gegenüberliegenden Wegseite zwei Panzer.

Inzwischen waren die Abstände zwischen den Läufern schon sehr groß. Manchmal sah ich einen Kilometer vor und hinter mir niemanden.
Während es auf Straßen nie Probleme mit Autos gab musste ich in einem Waldstück einem Traktor ausweichen, der mit Vollgas auf mich zu raste. Der Fahrer hatte wohl keine Lust, wegen einem Läufer zu bremsen.
Hinter Mähringen folgte ein schattenloser Bergrücken, der an heißeren Tagen sicher unangenehm wird. Doch im Gegensatz zu vielen anderen Autoren von Berichten über Ultraläufe fing ich selbst hier nicht mit Zweifeln am Sinn dieser Sportart an. Egal wie müde ich war so wusste ich doch, dass dies genau das war, was ich machen wollte.

Kein Schatten

Jetzt wird´s schön

Nach der letzten Bewährungsprobe gab es als Belohnung dann noch ein paar Kilometer reinste Genusslaufstrecke. Ab km 93 begann der landschaftlich mit Abstand schönste Teil der Strecke durch das idyllische Kiesental. Hier führte der Weg meist bergab. Obwohl meine körperliche Batterie jetzt so gut wie leer war und ich ebene Abschnitte gehen musste war es für mich ein pures Vergnügen, durch diese schöne Landschaft zu spazieren. Und die Gewissheit, bald den ersten Hunderter geschafft zu haben, hob meine Stimmung noch höher.

Kiesental

Im Kiesental

Zuletzt ging es einen Kilometer weit am ebenfalls schönen Ufer der Blau entlang, bis es hinüber zum Ziel ging. Kurz vor dem Stadion gab ich Ralf meine Kamera, damit er ein Foto von meinem Zieleinlauf machen konnte.

Bei meiner Runde durch das Stadion sah ich vor mir keine anderen Läufer. Stattdessen fand in der Mitte ein Fußballspiel statt. Über die Gefühle, die man hat, wenn man nach Erweiterung der eigenen Grenzen durch das Ziel läuft brauche ich wohl nichts schreiben ? das kennt jeder Läufer. Ich hatte mir bei der Vorbereitung eine Zeit zwischen 13 und 14,5 Stunden erhofft und war nun mit netto 13:19 sehr zufrieden.

An der Blau

Zieleinlauf

Am Ziel verabschiedete ich mich von meinem Radler. Vielen Dank an Ralf! Die Idee mit dem Radlerservice ist ein hervorragender Einfall der Veranstalter, und Ralf Acri ist der beste Begleiter, den man sich für so eine lange Tour wünschen kann.

Nachdem ich mein Gepäck aus der Sporthalle geholt hatte ging ich in das nebenan liegende Hallenbad, das wir Läufer gratis nutzen konnten. Dort stellte ich fest, dass ich am Ziel vergessen hatte, den Zeitmess-Chip abzugeben. Die Firma Abavent erprobte in Ulm ein neues Transpondersystem, mit dem man zuhause im Internet aktuell während dem Rennen die Zwischenzeiten jedes Läufers hätte verfolgen können (Dieser Test funktionierte allerdings nicht). Daher spazierte ich nach dem Bad noch mal den kurzen Weg zum Stadion, dann die ebenfalls kurze Strecke zum Bahnhof.
Am nächsten Tag suchte ich immer wieder vergeblich im Internet nach den Ergebnislisten, aber Abavent lies sich Zeit. Erst Montagmorgen sah ich dann, dass meine Platzierung viel besser war als ich es je erträumt hätte. Von 175 Männern, die das Ziel erreichten kam ich auf Platz 123. Insgesamt kamen 200 Männer und Frauen ins Ziel. Für die Leute, denen die hundert Kilometer zu weit waren gab es bei km 50 (78 Finisher) und bei km 80 (1 Finisher) eine eigene Zeitwertung.

Fazit: Eine rundum gelungene Laufpremiere und eine Veranstaltung, die ich guten Gewissens empfehlen kann. Die wenigen Details, die noch nicht ganz ideal waren, lassen sich beim zweiten Mal problemlos verbessern. Für eine Premiere hat es unglaublich gut geklappt, und ich glaube, außer beim Berlin-Marathon bin ich noch bei keiner so gut organisierten Veranstaltung gelaufen.
Im Vergleich zum nicht allzu weit entfernten 80 km Klassiker Fidelitas Nachtlauf lässt sich schwer sagen, welche Strecke landschaftlich schöner oder welche anstrengender ist. Karlsruhe bietet ab km 18 ununterbrochen eine schöne Route, aber zuvor geht es längere Zeit durch Gewerbegebiete. Ulm führt fast ausschließlich durch Natur, mischt aber relativ eintönige Abschnitte mit welchen, die viel schöner als die Karlsruher Strecke sind. Die Höhenprofile sind bei beiden Läufen äußerst unterschiedlich aufgeteilt. Karlsruhe beginnt 18 km flach, Ulm beginnt mit einem Aufstieg, Karlsruhe hat mehr lange und steile Auf- und Abstiege, Ulm in der zweiten Hälfte mehr welliges Gelände.
Der Vergleich zum Klassiker Biel fehlt mir, da ich dort noch nicht war. Ich sprach am Ziel mit zwei Läufern die jetzt beide Strecken kennen. Beide fanden Ulm schöner, aber da sie selbst Ulmer waren ist diese Wertung vielleicht nicht ganz objektiv.
Die in manchen Internetforen geäußerte teilweise recht harsche Kritik an der Terminüberschneidung mit dem zeitgleich startenden Laufklassiker in Biel finde ich völlig übertrieben. Dass man einen Hunderter in die Zeit legen sollte, in der die Nacht möglichst kurz ist, versteht sich von selbst. Und selbst wenn der Ulm den Hunderter vier Wochen früher oder später als Biel veranstaltet hätte wären höchstens eine handvoll Läufer mehr nach Biel gefahren, da nur wenige zweimal innerhalb von einem Monat 100 km laufen. Außerdem hätte es ebenso Kritik gegeben, wäre Ulm zwei Wochen später, denn am 27.6. findet ja der Fidelitas-Nachtlauf statt, und der liegt geographisch viel näher an Ulm als Biel. Auch wenn sich Werner Sonntag über diesen Spruch ärgern wird sage ich nun:
Irgendwann musst Du A U C H nach Ulm!

Günter Kromer

 

Dank an Begleitradler Ralf

 

 


Testläufer Peter Wiedemann über die Ulmer Laufnacht 2009

][ Günter Kromer ][ Peter Wiedemann ][
][ weitere Testberichte ][

In Ulm, um Ulm - aber leider nicht ganz um Ulm herum ...

...reichte es für mich beim 100 km Lauf anlässlich der 1. Ulmer Laufnacht vom 12. auf den 13. Juni diesen Jahres, denn nach der Hälfte war für mich dieses Mal Schluss. Aber der Reihe nach und zunächst einmal ein Dankeschön an running-pur für die Teilnahme an dieser Laufveranstaltung als Testläufer.

Die Nominierung hierfür erfolgte ja bereits im Februar und kurz danach erhielt ich auch die Bestätigung des Veranstalters per Mail. Zuvor hatte ich mir hinsichtlich der Überschneidung mit Biel schon so meine Gedanken gemacht, mich dann aber für Ulm entschieden, um einfach diese neue Veranstaltung zu unterstützen und auch etwas Neues kennenzulernen. Allerdings konnte ich das Statement zur Überschneidung mit Biel nicht so ganz nachvollziehen und auch der für 2010 angekündigte Termin am ersten Juliwochenende birgt die Gefahr einer Überschneidung mit einem weiteren 100-er - dem Thüringer Ultra - in sich und damit auch wiederum die Gefahr einer gewissen Konkurrenz- bzw. Entscheidungssituatiuon für den einzelnen Ultraläufer. Dies finde ich dahingehend, dass es so viele Ultraläufe über 100 km eben doch nicht gibt, ein bisschen schade. Aber zurück zum diesjährigen Lauf selbst. Weitere Informationen hierzu konnte man auf der Website der Veranstaltung finden, wobei deren Aufbau für mein Empfinden etwas übersichtlicher sein könnte. Die letzten Infos kamen per Mail einige Tage vor der Veranstaltung und auf der Homepage fanden sich dann auch entsprechende Beschreibungen und Karten. Am Freitagnachmittag ging's los und ich fuhr mit meinem Laufbekannten Andreas - der hier seinen ersten 100-er anging - am Freitag nach Blaustein, wo wir am Spätnachmittag eintrafen.

Trotz der ausgedruckten Karte aus dem Internet mit der Beschreibung des Start- und Zielbereiches wären ein paar innerörtliche Hinweisschilder sicher hilfreich gewesen. Wir sahen uns dann zunächst vor Ort etwas um. Absolut positiv fiel mir hier auf, dass alles gut beieinander lag - die Sporthalle mit Startnummernausgabe, Matrazenlager, Spätzlesparty, Gepäckaufbewahrung, Umkleide usw. und das nur wenige Meter entfernte Stadion mit Start und Ziel sowie die ausreichenden Parkplätze in und um das Sportgelände. Direkt nebenan war auch noch das Erlebnisbad Bad Blau, in welches man mit der Startnummer freien Eintritt hatte. Von der Örtlichkeit her gesehen also absolut gelungen. Ab 18.00 Uhr konnte man dann seine Startunterlagen abholen, was recht flott und problemlos vor sich ging. Hierbei war einerseits eine Haftungsausschluss-Erklärung sowie andererseits eine Haftung für den kostenlos zur Verfügung gestellten Zeitmesschip im Falle der Nichtrückgabe zu unterzeichnen. Im Anschluss füllten wir bei der Spätzles-Party die Kohlenhydratspeicher (Nachschlag problemlos möglich!), bevor wir uns bis zum Umziehen im Auto noch etwas auf's Ohr hauten, wobei hierzu in der Halle auch ein Matrazenlager zur Verfügung stand. Um 21.15 Uhr war dann ein Briefing in der Halle, bei welchem nochmals die Strecke und ihre Besonderheiten vorgestellt und auf einige Umstände wie Markierungen usw. hingewiesen wurde, was ich alles in allem recht informativ und nützlich fand. Danach Umziehen, Taschenabgabe und ein kurzer Weg zum Start ins Stadion. Störend empfand ich hierbei die Begleitradler - die vom Veranstalter für 20.- Euro zugelassen waren und teilweise sogar von diesem gegen eine Gebühr in gleicher Höhe gestellt wurden -, da diese vor allem den Eingangsbereich der Halle mit ihren Rädern doch teilweise blockierten. Der Start im Stadion wurde dann sehr schön zelebriert. Auf dem Platz standen vier Heißluftballons, die ein Ballonglühen veranstalteten und direkt nach dem Startschuss um kurz nach 23.00 Uhr wurde ein kleines Feuerwerk gezündet. Nach einer kurzen Runde im Stadion ging's dann für 290 Einzelstarter sowie einige Staffelläufer (2-er und 4-er Staffeln) bei trockenen, recht angenehmen Temperaturen um die 12 bis 13 Grad auf die Strecke. Diese führte von Blaustein aus zunächst über Arnegg Richtung Erstetten, teilweise auf der Straße oder asphaltierten Radwegen, aber auch auf geschotterten Waldwegen sowie Graswegen, dabei bis etwa km 10 immer leicht ansteigend. Dieser wechselnde Untergrund wurde auch auf der restlichen Strecke - zumindest für die erste Hälfte - beibehalten. Nach Erstetten fiel dann die Strecke insgesamt wieder bis zur zweiten Versorgungsstation in Erbach bei km 20. Hier herrschte sehr gute Stimmung, da hier auch der erste Staffelwechsel der Viererstaffeln stattfand. Auch unterwegs gab es hier und da immer mal wieder kleine Stimmungsnester, aber insgesamt war man mit sich und seinen Mitläufern - gegen später zeitweise nur mit sich - allein auf der freien Strecke. Diese war weitgehend gut ausgeschildert, nur hie und da hätte ich mir einen Hinweis mehr gewünscht. Aber verlaufen habe ich mich glücklicherweise nicht. Ab km 20 folgten dann die Verpflegungs- und Wasserstationen in kürzeren Abständen. Nach Angaben des Veranstalters gab es insgesamt 19 Versorgungsstationen an der Strecke, die alle gut, vielfältig und ausreichend bestückt waren. Auch das Deponieren von Eigenverpflegung war bei km 20, 50 und 80 möglich. Nach Erbach ging es dann recht eben bzw. nur leicht wellig durch einige Ortschaften (unter anderem Donaustetten, Unterkirchberg, Essendorf), bis bei km 40 die Iller und damit die bayrische Landesgrenze erreicht wurde. Bis zu km 50 in Ulm wurde diese noch mehrfach "rüber und nüber" überquert. Die Strecke führte hier zunächst linksseitig an der Iller entlang, um etwa bei km 43 einen Abstecher zum Kloster Wiblingen zu machen, welches durchlaufen wurde und in dessen Innenhof eine Verpflegungsstation aufgebaut war. Zurück am Illerufer wurde der Fluß bei km 46 überquert, bevor es dann auf der rechten Flußseite weiter Richtung Ulm ging. Bereits weit vor diesem Zeitpunkt hatte ich festgestellt, dass ich unmerklich irgendwie immer langsamer geworden war und einfach nicht schneller laufen konnte oder auch wollte und auch insgesamt immer noch langsamer wurde. Das Ganze ging irgendwie schleichend vor sich und nicht "hammermannmäßig" von jetzt auf gleich oder so. Jedenfalls war mein Akku absolut leer und so konnte ich auch die einsetzende Morgendämmerung, die erwachenden Vögel, die in den Bäumen zwitscherten und die schöne Flußlandschaft nicht geniessen, sondern schleppte mich Schritt für Schritt und km für km vorwärts. Ich sehnte so seit etwa km 30 - 35 die alle 5 km aufgestellten Kilometrierungen regelrecht herbei. Meine Laufbekanntschaft Andreas hatte ich da zuvor schon ziehen lassen müssen. Er kam dann auch soweit gut durch und finischte seinen ersten Hunderter (nochmals Glückwunsch Andi!), wobei er aber meinte, dass die Strecke im zweiten Teil auch nicht einfacher war - eher im Gegenteil. Aber zurück zur ersten Hälfte. Hier war bei km 48 dann die Illermündung in die Donau erreicht und der Weg führte nun am rechten Donauufer Richtung Neu-Ulm bis zur Adenauerbrücke. Diese musste ich dann noch überqueren, bevor ich auf der Ulmer Seite dann an der Donaubastion bei km 50 den Lauf beendete. An der dortigen Versorgungsstelle erhielten dann sogar alle "Aussteiger" eine Finishermedaille. Eine nette Geste - nur, ob ich die verdient habe, weiss ich nicht so recht. Ich werde sie um so mehr in Ehren halten - und sei es nur als mahnende Erinnerung. Jedenfalls wurden wir gut versorgt und erhielten auch Rettungsfolien, um uns in der doch noch recht kühlen Morgenwitterung warm zu halten. Allerdings mussten wir ganz schön lange auf den Shuttlebus warten, da hier wohl doch mehr Läufer als gedacht das Rennen vorzeitig beendet hatten und zeitweise nur ein Shuttlefahrzeug (Kleinbus für 6 bis 7 Personen) eingesetzt war. Da kam es dann auch zu einigen Unstimmigkeiten, denn es gibt leider auch in Läuferkreisen rücksichtslose Leute, die sich einfach vordrängen oder auch Begleitpersonen bzw. Zuschauer, die Läufern den Platz streitig machen. Aber letzten Endes klappte es doch und so war ich dann kurz nach 06.00 Uhr zurück in der Halle. Chip abgeben, Tasche holen und dann erst mal ab unter die Dusche - den ganzen Frust abspülen. Für die mögliche Option, das nebenan liegende Freizeitbad zu benutzen, fehlte mir die Lust. Noch ein kurzer Bummel über das Veranstaltungsgelände - die ersten Staffeln und auch die ersten Einzelläufer waren bereits im Ziel. Die dortige Versorgung machte mir allerdings im Vergleich zu den Verpflegungsstellen an der Strecke einen eher mageren Eindruck. Auch die Stimmung liess zu wünschen übrig, denn im Gegensatz zu einigen Stimmungsnestern an der Strecke war hier quasi tote Hose. Also im Vergleich zu Biel oder anderen Veranstaltungen besteht hier noch Nachbesserungsbedarf. Anschließend machte ich mich dann auf den Nachhauseweg und war froh, dann gegen Mittag zu Hause zu sein. Und hier warte ich immer noch auf die Ergebnisse, die eigentlich schon für gestern abend angekündigt waren, aber immer noch nicht eingestellt sind. Auch wenn sich die Zeitmessfirma durch die kostenlose Leihgabe des Chips recht positiv darstellte, zeugt dieser Zeitverzug doch von wenig Professionalität, zumal auch auf der Homepage des Veranstalters keinerlei Hinweise diesbezüglich zu finden sind.

Als Fazit bleibt für mich nach dem halben Hunderter in Ulm die Feststellung, dass es sich um einen schönen, wenn auch nicht unbedingt leichten Lauf (mit wohl etwa rund 900 summierten Höhenmetern) handelt, der von einem engagierten Team organisiert wurde, wobei beim ersten Mal nicht alles perfekt sein konnte. An diesen Punkten gilt es zu arbeiten. Und es bleibt der Wunsch auf eine Fortsetzung der Veranstaltung, denn so viele 100-km-Läufe gibt es ja nun auch wieder nicht, wobei man an der Terminierung und Abstimmung mit anderen Veranstaltungen noch arbeiten sollte. Zumal ich ja jetzt hier noch eine Rechnung offen habe und auch gerne nochmal ganz um Ulm herum laufen würde - vielleicht, um euch dann auch wieder davon zu berichten. In diesem Sinne nochmals ein Dankeschön an running-pur für den Freistart - und sorry, dass es nur die erste Hälfte wurde.

Mit laufendem Gruß
Peter Wiedemann


Testläufer Andreas Schmid über die Ulmer Laufnacht 2009

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50 Km durch die Ulmer Nacht - meine Ultrapremiere

Den ganzen Freitag über bin ich schon so nervös, dass an ein Ausruhen bzw. Schlafen vor dem Start zu meinem ersten Ultra-Lauf gar nicht zu denken ist.

Schon lange vor dem Start um 23.00 Uhr bin ich daher in der Lix-Halle in Blaustein und hole meine Unterlagen ab. Auf dem Parkplatz vor der Halle hat sich bereits eine stattliche Anzahl Wohnmobile angesammelt und sogar vereinzelte Zelte sind aufgebaut. In der Halle haben sich bereits einige Läufer auf die bereitgestellten Matratzen gelegt und versuchen noch etwas Ruhe zu bekommen.
In der Halle treffe ich zuerst noch einen Fori vom Runners-World-Forum und einen Bekannten mit seinen Staffelkollegen, die ich ja alle auch vom Lauftreff kenne.
Gemeinsam essen wir unsere "leckeren" Spätzle mit Soße und lauschen anschließend dem Briefing bei dem vor allem den 100 Km - Läufern angesichts des Streckenprofils ab Km 60 sicher etwas mulmig wird.
Endlich ist es dann an der Zeit Richtung Startgelände im Robert-Epple-Stadion aufzubrechen, wo sich bereits einige Hundert Zuschauer versammelt haben und zusammen mit den Läufern dem Start entgegen fiebern.
Mit einem gigantischen Feuerwerk und tosendem Applaus werden wir dann auf die Laufstrecke geschickt - ich bin einfach überwältigt von diesem Start und bleibe im Stadion noch ein paar Mal stehen um Bilder zu machen. Parallel zum Läuferstrom werden immer wieder Bodenfeuerwerke gezündet und als die letzten Läufer aus dem Stadion laufen, geht das Brilliantfeuerwerk erst richtig los und begleitet uns noch eine ganze Weile - das war mit Abstand der tollste Start zu einem Lauf, den ich erleben durfte!
Und genau das habe ich mir auch für die restlichen 49,7 Km vorgenommen - nicht einfach Laufen, sondern so viel wie möglich erleben!
Aber was gibt es schon bei einem Lauf durch verschlafene Dörfer groß zu erleben? Tja, bei Km 5 stürzte ein Läufer direkt vor mir als es von dem kurzen matschigen Stück wieder auf Asphalt ging - glücklicherweise ist ihm bis auf ein paar Schürfwunden nichts passiert. Hier komme ich dann auch das erste Mal mit einem anderen Läufer ins Gespräch, der schon einige Ultra-Läufe absolviert hat und sich für heute die 100 Km vorgenommen hat. Zusammen laufen wir die ca. 5 Km lange Steigung Richtung Erstetten und ich erhalte viele wertvolle Tipps und so kommen wir gemeinsam nach 1:10h am ersten VP bei Km 10 an. Hier lasse ich mir wie geplant etwas Zeit um zu Essen und Trinken und nehme dann noch einen Fruchtriegel mit auf den Weg.
Nach dem VP geht es kurz durch die Felder und anschließend muss die Straße überquert werden - zum Glück kannte ich diese Stelle schon, denn vor mir sind einige Läufer/innen zu früh abgebogen, aber wurden von den aufmerksamen Streckenposten schnell wieder auf die richtige Strecke gelotst. Jetzt ging es zum ersten Mal in den Wald und zu meiner Überraschung war der Weg hier durch den hellen Schotter sehr gut zu erkennen. Anders als auf dem groben Streckenprofil zu sehen, ging es hier auch für einige Kilometer immer wieder rauf und runter und ich kann mir gut vorstellen, dass einige Läufer hier viel Kraft gelassen haben. Mir geht es hier immer noch blendend und ich komme mit einer Staffelläuferin ins Gespräch, die ihren Teil der Strecke bald geschafft hat. Vor Erbach geht es erstmal ein ganzes Stück bergab und immer wieder ist an den unerwartesten Streckenteilen ein kleines Stimmungsnest - das macht echt Laune und die zumeist Jugendlichen Zuschauer machen ein Fest für sich und für die Läufer, die die Anfeuerung gerne annehmen.
Jetzt geht es für 500m steil zum ersten Staffelwechselpunkt hoch und die Staffelläufer, die ihre Strecke bereits absolviert haben feuern uns auf dem steilen Weg nach oben zum VP super an! Immer wieder huscht ein Lächeln über mein Gesicht - mir geht es weiterhin sehr gut und auch hier beim 2. VP lasse ich mir reichlich Zeit und treffe auch noch eine Bekannte, mit der ich ein paar Worte wechseln kann, bevor ich mich wieder auf den Weg mache.Jetzt geht es in die Ortsmitte von Erbach steil bergab und dann für eine ganze Weile relativ eben an der Donau entlang. Hier wird es zum ersten Mal deutlich kühler, aber dadurch dass jetzt auch die letzten Wolken verschwunden sind, kann man den klaren Sternenhimmel super sehen.
Hier laufe ich wieder ein ganzes Stück mit einem erfahrenen Ultra-Läufer und so gehen die Kilometer wie im Flug vorbei ohne das ich groß auf die Zeit schaue. Auch wenn es auf den einzelnen Streckenabschnitten zum Teil sehr ruhig ist, kann man immer schon von weitem hören, wann wieder eine Versorgungsstation kommt, denn die Partystimmung ist schon lange vorher zu hören und trägt einen in die Ortschaft hinein, wo alle Läufer mit Begeisterung empfangen werden. Hier bei Km 30 wird mir wieder Wasser und Iso angeboten,aber ich bestelle erstmal eine Halbe Bier und einen Leberkäswecken worauf mir gesagt ist, dass es dies um die Ecke gibt - tja das hätte ich mal glauben sollen, denn um die Ecke war tatsächlich eine private Grillparty im Gange und die Leute feuerten mich wieder super an! Jetzt ging es für mich auf die interessantesten 20 Km, denn hier wusste und hoffte ich einige bekannte Gesichter an der Strecke zu sehen. Auf dem Weg zum Wendepunkt bot sich uns im Tal laufenden Läufern ein grandioses Bild: Links oben auf der Hochebene konnte man eine langgezogene Kette von Lichtern sehen, die den Läufern gehörten, die schon auf dem Weg zurück waren. Nur wusste man natürlich ganz genau, dass es diesen Höhenunterschied auch noch zu überwinden galt. Und da ich die kurze aber knackige Steigung durch Essendorf kannte bin ich hier das steilste Stück kurz gewalkt und habe mich dann oben voller Vorfreude auf den Weg richtung VP in Buch gemacht.
Vorfreude deshalb, weil ich hier viele Leute persönlich kenne und dementsprechend motiviert bin.
Wie ausgemacht habe ich jetzt zuhause angerufen und mein grösster Fan sagte mir zu bei Km 47 an der Illerbrücke auf mich zu warten!
Auch hierfür nochmal ein riesengroßes Dankeschön!!!!!!
Nochmals gut gestärkt ging es jetzt auf die letzten 13 Km - ein Klacks - gerade mal eine größere Lauftreffrunde war noch zu Laufen und ich wusste ich werde meinen ersten Ultralauf zu Ende laufen!
Beim Weglaufen vom VP bin ich dann wieder mit einem 100 Km - Läufer ins Gesräch gekommen und gemeinsam sind wir einige Kilometer zusammen gelaufen . So langsam begann es zu dämmern und in der Morgendämmerung sind wir am letzten großen VP im Wiblinger Klosterhof angekommen.
Nach dem VP ging es in einem großen Bogen zurück zur Iller und hier war eigentlich der einzige kritische Punkt an dem die Streckenmarkierung nicht gut zu sehen war: Es ging links und rechts in den Wald und auf den ersten Blick kein Hinweis zu sehen welches die richtige Richtung ist Erst nach Absuchen mit der Stirnlampe konnte man auf dem Boden den nach rechts zeigenden Pfeil erkennen.Noch ein kurzes Stück durch den Wald und dann ging es an die Iller und am Fluß entlang Richtung Illerbrücke. In der Zwischenzeit war die (nicht vorhandene) Marathonmarke bereits passiert und mein Gesprächspartner hatte auch wieder gewechselt.
An der Illerbrücke geht es in einer 270°-Kehre hoch zur Straße und als ich oben auf der Brücke angekommen bin, sehe ich bereits meine Frau am anderen Ende warten! Voller Freude laufe ich über die Brücke und genieße diesen Augenblick!
Natürlich wird auch hier noch ein Erinnerungsfoto gemacht und wir verabreden uns für's Ziel, dass ich ca. eine halbe Stunde später erreichen will.
Ich hab vor lauter Freude über diesen gelungenen Lauf bisher nur ganz selten auf die Uhr geschaut und erst jetzt sehe ich, dass es mit einer Zeit unter 6h etwas knapp wird. Also noch einen kräftigen Schluck Cola und dann geht es deutlich schneller als zuvor auf die letzten 3,5 Km. Hier auf dem weg an der Iller und Donau entlang überhole ich noch einige Läufer denen es offensichtlich nicht mehr gut geht - die meisten haben Magen- und Darmprobleme von denen ich zum Glück verschont bleibe.
Die Kilometer hier an der Iller und an der Donau laufen nochmal richtig super und als ich den letzten kurzen Anstieg auf die Adenauerbrücke geschafft habe sehe ich zu meiner Freude und Überraschung einen Bekannten am anderen Ende der Brücke und gemeinsam mit ihm laufe ich nach 5.59:20h durch das Ziel bei Km 50!
Bis hierher war der Lauf mit grandiosem Start, super Verpflegung und Stimmung unterwegs und einer tollen anspruchsvollen Stecke einfach klasse - leider wurde dieser Eindruck dann durch das Behandeln der 50 Km - Finisher am Roxy etwas getrübt:

Die Medaille bekam man so nebenher in die Hand gedrückt; außer den Rettungsfolien gab es keine Möglichkeit sich aufzuwärmen und die Krönung war der 7sitzige Shuttle("Bus") auf den jetzt bereits ca. 20 Läufer bibbernd in der Kälte warteten. Wir kamen dann im 2. Versuch mit und so konnte ich einen für mich unvergesslichen Lauf noch im Whirlpool und 30° warmen Solebecken im Bad Blau ausklingen lassen.
Nach einiger Zeit bin ich dann raus und nach einer heissen Dusche sind wir dann rüber ins Stadion und haben dort dann auch einen Bekannten vom Lauftreff mit seinen Staffelkollegen getroffen. Und ja - auch morgens um 8.00 Uhr schmeckt das Radler nach so einem Erlebnis genial!
Gespannt warteten wir dann auf den Schlussläufer von der Staffel und feuerten in der Zwischenzeit die ins Ziel kommenden Finisher egal ob Einzelstarter oder Staffel an!

Schnell noch ein paar Bilder gemacht und dann war es Zeit Richtung Heimat aufzubrechen. Schliesslich wollten wir ja alle zur After-Race-Party wieder fit sein!
Und so war es dann auch - nachmittags trafen wir uns nochmal alle zum gemeinsamen Grillen und haben die Ulmer Laufnacht bei leckerem Grillgut und dem ein oder anderen Bier nochmals Revue passieren lassen!

Mein Fazit zur Ulmer Laufnacht:

- Organisation, Planung und Streckenführung waren vorbildlich und die Strecke bis auf 2 Punkte sehr gut markiert
- Sehr abwechslungsreiche und anspruchsvolle Strecke
- Verpflegung unterwegs sehr gut - im Zielbereich hätte es noch etwas mehr sein dürfen
- kostenlose Benutzung des Erholungsbad "Bad Blau" wurde sehr gut angenommen

-Schlecht war die Betreuung und der Shuttle-Service für die 50 Km - Finisher, aber wer das Team vom Einstein-Marathon kennt, weiss das Kritik angenommen und die Punkte verbessert werden

Eine klasse Veranstaltung, die ich nur weiter empfehlen kann!

Viele Grüße und Danke für's Lesen

Andreas Schmid

 

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