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Mit dem Fahrrad vom Spreewald nach Osnabrück.

Die "magische Linie".

Von den Träumen eines "kreativen Ausdauersportlers" sind viele schon erfüllt. Den vielleicht größten noch verbliebenen habe ich "magische Linie" genannt. Zum Verständnis dieses Begriffes, muss man wissen, dass es mein größtes sportliches Bestreben der letzten Jahre war, ein "Netz von Fahrrad- und Wandertouren" garniert mit Marathonläufen über Deutschland und Teile der Nachbarländer zu legen (running- pur berichtete letzten Sommer). Die größte verbliebene Lücke in diesem Netz wäre durch eine Fahrradreise Burg /Spreewald - Osnabrück zu schließen (also Ost-West Richtung, einige "alte" Reisen von Nord nach Süd würde diese Linie durchschneiden). Außerdem liegen auf dieser Linie alle Städte, die ich unbedingt noch sehen wollte. Deshalb der Begriff: Magische Linie. Prolog der Reise sollte der Spreewaldmarathon sein. Ende April 2006 machte ich mich auf den Weg. Der Spreewaldmarathon war geprägt von zwei Extremen, Applaus und Spektakel auf der menschenumsäumten Zielgeraden am Festplatz in Burg, Stille und Kampf mit sich selbst draußen in der pittoresken Spreewaldlandschaft, mit ihren charakteristischen Wasserläufen, den ruhigen Wäldern, satten Weiden sowie den ungezählten, wie von der Hand eines Riesen in die Weite gestreuten Kleinsiedlungen und Gehöften. Eine 21,1 Kilometer Runde war zwei Mal zu durchlaufen. Sie war tellerflach und schnell. Nachdem sich aber das Feld zerstreut hatte, da draußen in der vor dem Auge zerfließenden Weite fast alleine gegen die Marathonmauer anzulaufen, war eine psychische Herausforderung und eine neue bereichernde Erfahrung. Als Auszeichnung, bekamen wir in Metall gegossen eine Nachbildung des berühmtesten Produktes der Region - matürlich eine Gurke. Da es keine Anspielung auf meine Leistung war, fand ich die Idee prima.

Der Spreewaldmarathon im übrigen ist eine empfehlenswerte Multiveranstalltung, die sich mit Fahrradtouren, Paddelbootpartien, Inlinerennen und Läufen verschiedenster Länge über ein ganzes Wochenende erstreckt. In den letzten Jahren, da ich mich sehr auf lange Ausdauerleistungen spezialisiert habe, wurden meine Marathonzeiten etwas langsamer, der Muskelkater danach aber überproporzional weniger. Dies macht Hoffnung für die Radfahrt gen Westen. Rationell kleine Gänge bewegend komme ich schon am "Tag danach" gut voran. Ich genieße die Einsamkeit der Niederlausitz. In den Wäldern soll es wieder Wölfe geben - gegen das, was ich bei den heimatlichen Waldläufen mit Kötern betuchter Bürger erlebe, ein klarer Gewinn an Sicherheit. Am Nachmittag könnte ich schon mit meiner Kilometerleistung zufrieden sein, aber noch vor Abend lockt die stolze Stadt Wittenberg an der Elbe. Endlich ist der Ort an meinem "Netz" von dem aus Martin Luther die Welt veränderte - ein Muss für Geschichtsbewußte Reisesportler. Noch immer sind die Elbauen geflutet, die Türme Wittenbergs scheinen an einem gigantischen See zu stehen. Ich bin zu weiten Umwegen gezwungen, in der herrlichen Aulandschaft sind sie viel mehr Gewinn als Ärgernis. An das Ufer der Elbe komme ich nur um die stolzen Städte zu grüßen - Dessau und Magdeburg. Prominenteste Spuren finde ich an diesem Tag in Zerbst. Katharina die Große, verehrte und erfolgreiche Regentin des russsischen Riesenreiches ist ein Sproß des Adelsgeschlechtes derer von Anhalt Zerbst. Neben der Touristik-Information ist eine kleine aber feine Ausstellung über die große Zarin zu sehen - bei freiem Eintritt.

Bis zum Abend habe ich mich weit über die Hügel des Bördelandes gekämpft. Die Radform ist erstaunlich, zwei Tage nach einem Marathon war sie es schon öfters, ich weiß nicht warum, vielleicht steuert das meine Psyche. Gleich am nächsten Vormittag in den herrlichen Elmbergen radle ich der nächsten Berühmtheit über den Weg. In Kneitlingen nahe Braunschweig ist um das Jahr 1300 Till Eulenspiegel geboren. Dieser Narr, Schalk und weiser Mensch (laut Gedenkstein) ist mir, da er Deutschland in allen Winkeln durchstreifte, gedanklich sehr nahe. Eine Stunde weiter ist der nächste große Wunsch wahr. Gelöst flaniere ich durch Braunschweig, der stolzen Stadt Heinrichs des Löwen. Mein Ehrgeiz aber ist nicht gestillt, als ich mich wieder in den Sattel schwinge. Auch Hannover will ich vor Abend noch sehen. In der Innenstadt von Peine kommt mir die Verkäuferin einer Drogeriekette bis auf die Straße hinterher, um dem müden Radler zwei Traubenzuckerlutscher zu schenken. Solch ein freundliches Intermezzo ist gar nicht so selten, wenn du unser Land durchstreifst. Frohgemut rolle ich in der letzten Landeshauptstadt ein, die meinem "Netz" noch fehlte. Die Strahlen der Sonne tanzen auf dem Maschsee, Blumen duften im Park hinter dem prachtvollen Rathaus, Inliner in kurzen Hosen beleben die Wege, Surfer und Ruderer den See. Es ist als habe es den langen Winter nie gegeben. Natürlich ist zur Zeit der Messe hier nicht die kleinste Abstellkammer für mich frei. Ich muss weiter und verfahre mich in der Periferie der Stadt ganz fürchterlich. Aber auch das ist mit Reiseroutine korrigierbar.

Vor Sonnenuntergang komme ich in Wunstorf unter und blicke froh auf eine Etappe von mehr als 160 Kilometern zurück. Das Steinhuder Meer, größter Flachwassersee Norddeutschlands, erfreut mein Auge zum Auftakt der Schlußetappe. An diesem Morgen ist die 32 Quadratkilometer große Wasserfläche noch ein beruhigendes Stillleben. Die grünen Hügel ringsum treten langsam aus dem Dunst. Bald schon sind sie meine Aufgabe. Norddeutschland ist keine flache Platte, diese Reiseerfahrung habe ich mir lange schon erradelt. Auf dem Weg zur Weser erinnern mich modelierte Dinosaurier daran, wie reich an Knochenfunden dieser Urtiere jene Gegend ist. Vom prächtigen Kloster Loccum an gleitet die Straße sanft hinab zur Weser. "Ganz Niedersachsen Regen außer Weser- Ems Gebiet" hatte der Wetterbericht heute Morgen gesagt. So war es all die Tage, wo ich fuhr oder lief, war es schön. In Süddeutschland schüttete es derweil wie aus Kübeln. Es ist als habe ich "göttlichen Auftrag", die Reise bis ins doch so verspottete "Regenloch" Osnabrück zu vollenden. Bald wird im Süden der bewaldete Kamm des Wiehengebirges sichtbar. Ich muss mich stets zwischen Gebirge und Mittellandkanal halten. So kann ich mich nicht mehr verfahren. "Osnabrück 43 Kilometer", dieses Schild läßt mich innerlich jubeln. Zugleich denke ich an den Prolog dieser Reise. Auf dem Fahrrad ist so ein Marathon keine Kunst. Andererseits- würden jetzt Kette oder Speichen reisen, ich könnte ja laufen, die "Magische Linie ist sicher. Ein Umweg kurz vor dem Ziel ist psychisch nicht einfach. Denoch entschließe ich mich sogleich dazu, als ich das Schild "Varusschlacht" lese.

Mein Geschichtsbewußtsein ist auf dieser Reise wieder sehr geschärft worden. Am Platz der sagenumwobenen "Schlacht am Teutoburger Wald" bereue ich den Abstecher überhaupt nicht. Seit ungefähr 15 Jahren erst ist durch die großartige Arbeit der Archäologen erwießen, wo dieses Geschehen wirklich statt fand - im Wald von Kalkriese. Zuvor war sie vorallem aus den Aufzeichnungen der geschlagenen und schockierten Römer bekannt. Das auf dem Schlachtfeld erichtete archäologische Museum macht auf faszinierende Art mit allen multimedialen Mitteln eine fast versunkene Zeit wieder lebendig. Meine Reise hat einen unverhofften Höhepunkt. Die Gedanken reisen zurück nach Wittenberg. Hätte dort 1517 nicht der Mönch Luther seine 95 Thesen an die Türe der Schloßkirche geschlagen - die Welt wäre heute eine völlig andere. Und gleiches gälte, hätte Arminius der Cherusker sich 9 nach Christus nicht dem Imperium Roms und dessen Stadthalter Varus entgegengestellt. Die Welt wäre wahrscheinlich weder besser noch schlechter, aber sie trüge ein anderes Gesicht, andere Kultur, andere Wirtschaft, andere Spiritualität, andere Menschen."Sternstunden der Menschheit" hat der große Schriftsteller Stefan Zweig solche seltenen Momente genannt, in denen ein Einzelner Weltenläufe über Jahrhunderte verändern kann.

"Sternstunden des Wanderers" sind es, erreicht er solche Orte. Übrigens ist auch die Schlacht von Marathon 492 vor Christus solch ein Wendepunkt der Geschichte, gibt bis heute bei weitem nicht nur unserem Hobby seinen Namen. Weil ich Marathon gelaufen bin, habe ich eine Metallgurke im Rucksack. Wie gerne schleppte ich sie hierher, auch über die letzten langen Berge des traumhaften Osnabrücker Landes. Osnabrück ist Stadt des Friedens. Hier und im nahen Münster wurde der Vertrag ausgehandelt, der endlich das fürchterliche Sterben des DReißigjährigen Krieges beendete. Der Autor des großen Anti-Kriegs-Romanes "Im Westen nichts Neues" - Eric-Maria Remarque ist ein Sohn Osnabrücks. Hier laufen meine "alten" Wege wie Sterne auseinander. Auch in Burg, Zerbst, Völpke/Bördeland, Peine und an der Weser bei Petershagen bin ich mir selbst begegnet. Die "magische Linie" ist geglückt. Somit finde auch ich in Osnabrück ein gutes Stück Frieden.

Marco Heinz

 

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