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Diskussion: Ist Marathon gefährlich?
Ein Gesundheitsfragebogen klärt über die Risiken auf

Der Tod läuft mit

?Wieder sind neun Wettkampfläufer im letzten Jahr verstorben. Ab 2008 sind daher die Teilnehmer aufgefordert, einen Gesundheitsfragebogen auszufüllen. Sogar ein Gesundheitspass wird diskutiert.

?Es kommt Bewegung in die Laufszene. Auch wenn ein Tod zwar tragisch, aber statistisch gesehen bei einem Wettlauf gegen bis zu 30000 Sportler nichts ungewöhnliches ist, so stellen die Schlagzeilen der Tageszeitungen über so ein trauriges Ereignis oft den gesamten Laufsport in Frage.
Dabei ist „der Tod während des Sporttreibens fast immer ein Tod beim Sport und nicht durch den Sport“, fasst der Sportmediziner Jokl im Laufbuch „Marathon“ (Verlag die Werkstatt, ISBN3-89533-464-2) zusammen. Die Vuori-Studie aus Finnland untermauert gar diese Feststellung. Sie untersuchte die genaueren Umstände von 1000 plötzlichen Todesfällen: Haushalt 9,2 Prozent, Sauna 8,9%, Toilette 5,1%, Angeln 2,4%, Schneeschippen 2,3%, Laufen 0,9%.“ Weil im Bett die meisten Menschen sterben, wird wohl niemand auf den erholsamen Schlaf verzichten.
Doch die Medienwelt macht Meinung und diesen düsteren Stimmungsbildern wollen die Veranstalter nun begegnen. Im letzten Jahr hatten die Mitglieder der German Road Races (GRR), der Vereinigung der Straßenlauf-Veranstalter, heftig nach Lösungen gesucht. Sie empfinden eine Pflicht, besonders gegenüber jenen Sportlern, die sich à la „Null-auf-zweiundvierzig“ übermotiviert und wenig trainiert in so ein leistungssportliches Abenteuer stürzen.
Soll es einen Gesundheitspass wie in Frankreich geben? Hatte man doch die Attestpflicht für die Teilnahme an Volksläufen in Deutschland 1977 abgeschafft. Dr. Horst Nebelsieck (59), Kardiologe an den Kliniken Sindelfingen und selbst passionierter Rad- und Wintersportler meint: Nein (siehe Interview unten). Ähnlich sehen es auch die Teilnehmer einschlägiger Diskussionsforen: „Da jeder für sich selbst verantwortlich ist, halte ich eine ärztliche Bescheinigung für falsch. Oder will man später den Arzt zur Rechenschaft ziehen, weil sich ein untrainierter Läufer übernommen hat?“ Ein Mitarbeiter des Rettungsdiensts ergänzt: „Ärztliche Bescheinigung hilft wenig. Die meisten überschätzen sich und trinken zu wenig. Dann kommt es zu Kreislaufproblemen und auch zu Herzversagen. Als Rettungsdienstler habe ich auch schon Sportveranstaltungen betreut. Hier gibt es immer wieder Unvernünftige, die entgegen notärztlichem Rat die Aktivitäten fortsetzen. Hier hat der Rettungsdienst keine Handhabe, wir können nur anraten und dringend empfehlen. Letztendlich entscheidet der Mensch selbst.“
Auch die GRR setzt auf Informationskampagnen statt auf Zwang. Damit Läufer sich der Risiken und des eigenen Leistungsvermögens bewusst werden, sollen sie vor der Anmeldung einen Fragebogen ausfüllen, so die Empfehlung der GRR.
Bei der Anmeldung zum Berlin-Marathon müssen die Läufer inzwischen anonym einen Fragebogen ausfüllen. Wenn er bestimmte Risikofaktoren aufweist, wird ein Arztbesuch empfohlen. „Wir versuchen, sanften Druck auf die Teilnehmer auszuüben“, sagt Dr. Lars Brechtel, medizinischer Direktor.
Auch der Volksbank-Münster-Marathon geht mit gutem Beispiel voran. Er kann online nur gebucht werden, wenn vorab die Fragen dieses Bogens komplett beantwortet wurden. Die Verantwortung verbleibt jedoch beim Läufer.
Zusätzlich will der Volksbank-Münster-Marathon in diesem Jahr gemeinsam mit dem Roten Kreuz das Motto „Gesundheit und Prävention im Laufsport“ aufgreifen. Rennarzt Dr. Ralph Schomaker plant schon jetzt sogenannte Round-Table Gespräche mit den Hilfsorganisationen, die beim Marathon beteiligt sind. Darüber hinaus will er in diesem Jahr die Fahrradnotärzte auf den letzten zehn Kilometern von zwei auf sechs Ärzte verstärken. So wird der Volksbank-Münster-Marathon neben der immerwährenden Aufklärung nun auch praktisch immer nah beim Läufer sein, insbesondere dann, wenn der Marathon beginnt – bei Kilometer 30.
.Auch auf höchster Ebene wird über die Verbesserung der Notfall­einsätze nachgedacht. Die GRR plant ein Treffen am 1. August in Berlin, bei dem Entscheidungsträger der Feuerwehr, der Rettungsdienste, der Ärzteschaft und der Polizei referieren, zur Diskussion anregen und auch Lösungsansätze suchen, die trotz der Unterschiedlichkeit der Länder-Gesetzgebung eine Allgemeingültigkeit erlangen können.
Im Jahre 2008 also bestimmt die Sorge um die Gesundheit der Sportler die Tagesordnung der Veranstalter Land auf und ab. Denn immer noch hält sich das berühmte Zitat von Sir Winston Churchill in den Köpfen wie sein Zigarrenrauch in der Luft: „Sport ist Mord.“


 

Interview: Was taugt ein ärztliches Attest

Eigenverantwortung statt Persilschein

?Auch 2007 hat es bei Marathons leider wieder Tote gegeben. Könnte hier ein ärztliches Attest - ein Gesundheitspass - Schlimmes verhindern? Was taugen medizinische Check-ups vor Extrembelastungen? Siegfried Dannecker sprach für running-pur mit Dr. Horst Nebelsieck (59), Kardiologe an den Kliniken Sindelfingen und selbst passionierter Rad- und Wintersportler.

running-pur: Herr Dr. Nebelsieck, Sie als Mediziner müssen es doch gutheißen, wenn sich Marathonläufer grünes Licht bei ihrem Hausarzt holen, oder?
Dr. Nebelsieck: Augenblick. Das muss man differenziert betrachten. Gegen Gesundheits-Checks habe ich grundsätzlich natürlich nichts - im Gegenteil, die befürworte ich. Schon gleich ab einem bestimmten Alter oder bei bestimmten Risiko-Konstellationen. Aber ein unauffälliges Belastungs-EKG zum Zeitpunkt X sagt herzlich wenig darüber, ob ich zum Zeitpunkt Y ein Problem bekomme. So ein Gesundheitspass ist kein Garant, dass jemand risikofrei leistungsorientierten Sport betreiben kann.
running-pur: Wieso, was könnte ihm oder ihr denn fehlen?
Dr. Nebelsieck: Vor allem an den Herzkranzarterien können bereits infarktauslösende Plaques beziehungsweise Ablagerungen bestehen, ohne dass sie aktuell schon zu fassbaren Durchblutungsstörungen führen.
running-pur: Sie raten also zur Untersuchung, lehnen aber eine Art TÜV-Plakette ab?
Dr. Nebelsieck: Wenn Sie so wollen. Es ist absolut richtig, dass vor allem ältere Menschen sich regelmäßigen Kontrollen unterziehen. Das darf aber kein Persilschein sein für anstrengende sportliche Leistungen. Die Arteriosklerose der Herzkranzgefäße ist Auslöser für Angina Pectoris und Herzinfarkt und die häufigste Ursache für den plötzlichen Herztod; da darf man sich nicht der Illusion hingeben, dass ein Check-up davor dauerhaft schützt. Anders sehe ich das bei Jugendlichen und jungen Erwachsenen, die Wettkampfsport betreiben beziehungsweise betreiben wollen - zum Beispiel Fußball spielen. Diese sind vor allem durch angeborene Herzerkrankungen gefährdet, die man durch kardiologische Untersuchungen wie EKG, Belastungs-EKG und Herzultraschall diagnostizieren kann.
running-pur: Warum verlangen dann die Franzosen und die Italiener von ihren Marathon-Teilnehmern ein ärztliches Attest, wenn es nicht aussagekräftig ist?
Dr. Nebelsieck: Reiner Formalismus. Wissenschaftlich ist das kaum haltbar. Die müssten dann beweisen, dass die Zahl der Unfälle signifikant zurückgegangen ist. Ich kenne keine solchen Belege.
running-pur: Was folgern Sie?
Dr. Nebelsieck: Ich appelliere an die Eigenverantwortung von Läufern für ihre Gesundheit. Das kann man nicht an einen Laufveranstalter delegieren. Letztlich sollte also nicht eine geplante Marathonteilnahme einen Läufer zur Untersuchung führen, sondern die generelle Prävention.
running-pur: Im Grunde kann man ja auch schon beim intensiven Training umfallen, also in der letzten, anstrengenden Phase vor der Königsstrecke.
Dr. Nebelsieck: Selbstverständlich. Das höhere Risiko setzt da schon ein. Kommt dann der Wettkampf mit einer ungewohnten Intensität und einer Eigendynamik hinzu, wird das Risiko unter Umständen unkalkulierbar.
running-pur: Und das praktisch mit amtlichem Attest, in Bestform zu sein. Sie raten also dazu, beim Marathon den Weg als Ziel zu nehmen und die Zeit als zweitrangig zu sehen? Ein Plädoyer gegen ungesunden Ehrgeiz?
Dr. Nebelsieck: Wenn Sie so wollen, ja. Ein Marathon, von dem man sich tage-, womöglich wochenlang regenerieren muss, ist nun mal eine Extrembelastung. Anforderung kann dann in Überforderung umschlagen. Lieber drei Halbmarathons in einem halben Jahr als ein Marathon in einem ganzen.
running-pur: Aber jeder Sportmediziner sagt doch, dass der Weg zum Marathon hin das Gesunde daran sei.
Dr. Nebelsieck: Genau, der Weg dorthin. Das Laufen als solches ist gesund. Es verbessert die Lebensqualität ebenso wie die Lebenserwartung. Aber die Triebfeder auf der einen und das Risiko eines falschen Ehrgeizes auf der anderen Seite müssen in eine vernünftige Balance gebracht werden. Es gibt Gründe, vorsichtig zu sein, zum Beispiel familiäre Vorbelastungen - Übergewicht, hoher Blutdruck, hohes Cholesterin zum Beispiel. Vor allem auch das Alter. Sehen Sie, ich bin 59. Allein dieses Alter stellt statistisch den gewichtigsten Risikofaktor dar. Skifahren im Tiefschnee ist ein fantastisches Gefühl, aber sicher nicht ohne Risiko. Weitgehend lawinensicher, wenn auch weniger prickelnd, ist es zweifellos auf der präparierten und gekennzeichneten Piste.
running-pur: Sie wollen damit sagen, dass man in Ihrem Alter keinen Marathon mehr laufen muss?
Dr. Nebelsieck: Natürlich gibt es viele, die das noch tun. Ich will es auch niemandem verbieten. Aber man kann und sollte darüber diskutieren, ob es sein muss. Da haben nun mal - da beißt die Maus keinen Faden ab - degenerative Prozesse längst eingesetzt. Am Herzen ebenso wie am Bewegungsapparat - beim einen mehr und beim anderen weniger.
running-pur: Dann sollten doch gerade die Älteren ihren Arzt befragen, ob er sie loslaufen lässt.
Dr. Nebelsieck: Nochmal: Ich habe rein gar nichts gegen medizinische Untersuchungen. Aber ein Belastungs-EKG, in der Regel noch nicht einmal bis an die Belastungsgrenze gehend, weil ja in der Praxis auch niemand Schaden nehmen soll, kann keine absolute Sicherheit bringen, ein 08/15-Check im Fitnessstudio schon gleich gar nicht. Ein unauffälliges Ruhe-EKG ist völlig unzureichend. Ein pathologisches Belastungs- oder Ruhe-EKG dagegen sollte sehr ernst genommen werden und immer Anlass zu weiterführenden Untersuchungen geben - zum Beispiel den Herzkatheter.
running-pur: Statistisch gesehen, heißt es, stirbt man eh eher auf der Couch als im Wald.
Dr. Nebelsieck: Richtig. Es gibt gute Statistiken über den plötzlichen Herztod, der in Deutschland rund 100 000-mal im Jahr passiert. Zu 80 Prozent geschieht das im häuslichen Umfeld, eigenartigerweise also in einer Phase von vergleichsweiser Ruhe - im Wohn-, Schlafzimmer, Garten, im Flur. Nur fünf Prozent passieren - im weitesten Sinne - auf der Straße, etwas mehr am Arbeitsplatz und ebenfalls nur um die fünf Prozent im Rahmen sportlicher Anstrengungen oder danach, also auch beim Federballspiel, Nordic Walking, Tischtennis oder Golfspiel. Letzteres ist bezüglich des plötzlichen Herztodes die Nummer 1 unter allen Sportarten in den USA. Insgesamt aber ist das Risiko, beim oder durch Sport einen plötzlichen Herztod zu erleiden, sehr gering, sodass die positiven Effekte von Sport im Hinblick auf Gesundheit und Lebenserwartung bei weitem überwiegen.

Interview und Foto: Siegfried Dannecker

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