Testläufer berichten vom 3. LGT-Alpin-Marathon in Liechtenstein am 15. 6. 2002

LGT-Alpin-Marathon 2002 (1800 Höhenmeter, 600 Meter bergab)

Für running-pur waren Testläufer bei dieser Veranstaltung unterwegs. Sie sammelten Eindrücke, blickten hinter die Kulissen, um Ihnen, lieber Leser, ein Bild von der Qualität, dem Ambiente und der Stimmung zu verschaffen.
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BERICHT VON SEBATIAN ROTH über den LGT Alpin-Marathon 2002
][ zu Testberichten anderer Veranstaltungen ][ zu Testberichten des LGT Marathons 2001 ][
][ Sebastian Roth ][ Claus Sander ][ Jürgen Schoch ][ Hermann – Josef Belke ][ Ralf Becker ][


Menschen, Gebirge, Natur und Geschichte laufend erlebt
-ein Bericht von Sebastian Roth aus Berchtesgaden-
Am 15.06.2002 fand der LGT-Alpin-Marathon in mittlerweile dritter Auflage statt. Somit nimmt der Lauf neben den publikumswirksamen und als schwierig zu belaufenden alpinen Marathonläufe wie dem Swiss-Alpine-Marathon in Davos, dem Jungfrau-Marathon in Interlaken oder auch des Silvretta-Ferwall-Marathons in Galtür einen festen Platz in der Riege der Hochgebirgsmarathonläufe und nur bei bestem Trainingszustand zu bewältigenden Laufwettbewerbe ein. In Höhenmetern ist er vergleichbar mit dem Jungfrau-Marathon, wobei bei diesem die meisten Höhenmeter erst nach einem relativ flach verlaufenden Halbmarathon bewältigt werden müssen. In Liechtenstein ist dies anders. Dort findet nach den ersten 10 Kilometern am Rheinufer ein stetig wechselndes bergauf und bergab statt. Dies zehrt an den Kräften, zwingt dazu, sowohl die eigenen Ressourcen einzuteilen als auch sich bereits vor dem Lauf eine die Strapazen kompensierende Laufstrategie zurecht zu legen.
Beim LGT-Alpin-Marathon handelt sich um ein Großereignis in einem kleinen Land. Er führt fast durch das ganze Fürstentum Liechtenstein, dem viertkleinsten Staat Europas. Er zeichnet sich durch 1.888 Höhenmeter an positiver Steigung und etwa 650 Höhenmeter an Abstiegen aus.
Der Start erfolgte um 09.30 Uhr in Bendern, einem der kleinen 11 Ortschaften des Kleinstaates. Bereits an der Startlinie wurde eine Temperatur von 32° C verzeichnet.
Viele LäuferInnen hatten Hüftgürtel mit Wasserflaschen, einige auch Wasserrucksäcke dabei. Gemeldet waren über 650 TeilnehmerInnen, von denen 534 (417 Männer, 81 Frauen), in der Regel bereits erfahrene LäuferInnen, hauptsächlich aus Liechtenstein, der Schweiz, Österreich und Deutschland, an den Start gingen. Die Erfahrung der BergläuferInnen ist auch der unter diesen extremen Wetterbedingungen relativ geringen Ausfallzahl von 36 Personen (35 Männer und eine Frau!) zu entnehmen. Nach wenigen Kilometern tropfte der Schweiß von meinem kleinen Finger.
Liechtenstein liegt im Rheintal mitten in den Alpen. In ihm wird als Amtssprache Hochdeutsch, als Umgangssprache ein alemannischer Dialekt gsprochen.
80 Prozent der Bevölkerung sind römisch-katholisch, 7 Prozent protestantisch und 13 Prozent gehören anderen Religionen an. Die konstitutionelle Erbmonarchie auf demokratischer und parlamentarischer Grundlage ist Mitglied des Europarates, der UNO, der EFTA, des EWR (europ. Wirtschaftsraum) und der WTO. Bei einer Arbeitslosenquote von 1,2% herrscht fast Vollbeschäftiung. Das Land liegt ca. 250 Kilometer von München entfernt und hatte Ende des Jahres 2000 insgesamt 32.863 EinwohnerInnen; davon 34,4 % Ausländer, hauptsächlich Schweizer, Österreicher und Deutsche. Die Landesfläche von 160 km” erstreckt sich über eine Länge von 24,6 und eine Breite von 12,4 Kilometer. Die Landesgrenzen umfassen insgesamt 76 km, davon 41,1 km mit der Schweiz, hier dem Kanton St. Gallen mit 27 km und dem Kanton Graubünden mit 14 km sowie weiteren 34,9 km mit dem österreichischen Bundesland Vorarlberg. Zwei Drittel des Landes ist von Gebrige geprägt. Der tiefste Punkt ist bei 430 m ü.M. im Ruggeller Riet, der Höchste bei 2.599 m ü.M. auf der Grauspitz. Neben dem Landtag, welcher die Rechte und Interessen des Volkes wahrnimmt, ist es vor allem das Staatsoberhaupt, Fürst Hans-Adam II., der 13. Fürst von und zu Liechtenstein, welchem das besondere Interesse vieler in das Land reisenden Touristen gilt. Von den vier Kindern des Fürsten wird sein Ältester Sohn, Erbprinz Alois, welcher sich im Jahr 1993 mit Herzogin Sophie von Bayern, die in direkter Linie vom letzten bayerischen König abstammt, verheiratete, eines Tages die Fürstennachfolge antreten.
Das Wahrzeichen des Landes ist das hoch über der Hauptstadt zu sehende Schloss Vaduz, welches Wohnsitz der Fürstenfamilie ist. Der Hauptort des Landes, Vaduz, hat aktuell 4.927 Einwohner. Der Lauf selbst führte bei Kilometer 11 am Schloss vorbei.
Eine hervorragende Ausschilderung bei perfekter Organisation waren für die TeilnehmerInnen die Grundlage, um in Anbetracht der zu überwindenden Höhenmeter die abgeforderten körperlichen Leistungen erbringen zu können.
Nach laufbedingten Kurzbesichtigung des Schlosses von außen (eine Innenbesichtigung ist wegen der geschützten Privatsphäre des Fürsten nicht möglich) ging es, die Rheinebene verlassend, bis in eine Höhe von rund 1.550 m nach Triesenberg. Danach folgten auf ca. 8 Kilometer 600 Höhenmeter abfallendes Gelände, ehe die Läuferschaar bei Kilometer 35 und mit 1.785 Höhenmetern den
Kulminationspunkt erreichte.
An der Stelle des höchsten Punktes hatten viele LäuferInnen bereits Augenringe, welche sich aus transpieriertem Salz abzeichneten. Neben Naturstraßen und Asphaltstrecken waren es vor allem die Naturpfade und das damit einher gehende unsichere Gelände, welches schwierig zu belaufen war. Dies verzögerte ein flüssiges Durchlaufen der einzelnen schwierigen Passagen, in welchen durchgängig Trittsicherheit und immerfort frequenzartige An- und Abtritte verlangt waren. Durch ein Abwechseln von taktischer Gelassenheit, fortwährender terrainbedingter Reduzierung des Tempos und einer im späteren Verlauf forcierten Zunahme der Geschwindigkeit war es möglich, dass ich in einer Zeit von 4h 46´04´´ als 149. männlicher Teilnehmer finishte. Durch Chip-Zeitmessung konnte ich nach dem Lauf erfahren, dass ich bis zu Kilometer 25 an 177. Stelle lag und später durch meine Strategie der "kleinen Schritte zum grossen Ziel" auf den nachfolgenden 17 Kilometern 28 Läufer, von denen viele wegen Entkräftung nicht mehr liefen sondern gingen, überholen konnte.
Der Lauf war sehr anspruchsvoll, eine anfängliche Zurückhaltung der Laufgeschwindigkeit zahlte sich am Ende, bei nachlassender Kraft, doch unbändigem Willen, aus. Am Ziel erhielt jeder Finisher, ein wertvolles Swarosvki-Präsent, eine Bergpyramide aus feinstem Hochbleikristall.


BERICHT VON CLAUS SANDER über den LGT Alpin-Marathon 2002
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Tolles Wetter, viele Fans und eine rundum gelungene schwere Marathonveranstaltung aus dem Kleinstaat Liechtenstein.
Der Start erfolgte pünktlich, leider zum Leid der Läufer erst um 9.30 Uhr wo bereits das Quecksilber über 25 Grad im Rheintal anzeigte. Die ersten zehn Kilometer gingen flach entlang des Rheines bis zur Hauptstadt Vaduz. Man konnte sich bei diesen 42,195 Kilometern, aufgrund des Anfangsprofil, das allrituelle Warmlaufen sparen. Ein gutes Dehnen und leichte Aufwärmgymnastik bei diesen hochsommlichen Temperaturen genügten den meisten Läufern, zumal das Rennen so richtig erst ab Kilometer zehn abging.
Nachdem man das kleine Vaduz durchlaufen hatte, hat der ungefähre elf Kilometer lange Anstieg bis zur ersten Passhöhe begonnen. Das Bodenprofil im zweiten Streckenabschnitt bis zum ersten Höhepunkt wies die unterschiedlichsten Beläge auf: Kopfsteinpflaster, Naturbergpfade im Wald und kochendheiße Aspaltstraßen auf freiem Feld wechselten sich ständig ab. Schon am Anfang hat sich abgezeichnet, daß die Wahl des richtigen Schuhwerks eine entscheidene Rolle heute spielen wird. Einige Läufer kämpften schon auf den ersten Kilometern nach der Flachpassage mit Blasenproblemen. Verwöhnt wurde man beim Hochgehen immer wieder von dem wunderschönen Ausblick hinunter auf das Rheintal. Auch die Festung des Landesfürsten passierte man aus nächster Nähe. Während der ersten Bergpassage ist man immer wieder von den vielen Fans entlang der Strecke mit Klatschen und Jubelrufen hinaufbefördert worden. Bemerkenswert ist zu erwähnen, daß die gesamte Bevölkerung Liechtensteins voll hinter der Verstaltung stand. Sämtliche Bauernhöfe entlang der Bergroute unterstützten die Läufer außerhalb der offizielen Verpflegungsstellen ständig mit Wasser und Getränken. Ein kleiner Wermutstropfen im zweiten Streckenabschnitt war nur, daß die aspaltierten Straßenteile von offizieller Veranstalterseite hinauf nicht gesperrt wurden.
Nach ca. einundzwanzig Kilometern hatte man endlich den ersten Höhepunkt des Rennens erreicht. Ein kurzer Blick auf anderer Seite nach unten zeigt bereits den Ort Steg, welcher für viele Läufer bereits das Ende des Rennens signalisierte. Anschließend begann ein verhältnismäßiger kurzer aber sehr steiler Abstieg von vier Kilometer hinunter zur Zwischenzeitnahme. Beim Bergablaufen war nun ein kontrollierter Laufschritt notwendig, damit man nicht schon frühzeitig Probleme mit den Oberschenkelmuskelatur bekommt.
Unten in in der Ortschaft "Steg" (Kilometer 25) durchgelaufen und gleichzeitig Zwischenzeit genommen, ist in den meisten Fällen gleichbedeutet mit: wer nun weiterläuft kommt auch in Malbun am Ziel an. Jener Messpunkt ist zugleich auch die letzte größere Ansammlung von Zuschauern hinauf bis zum "Höchsten Punkt" der gesamten Strecke.
Was nun folgte ein relativ gleichmäßiger aber stetiger Anstieg über sieben Kilometern. Nachlassende Kondition und vorallem Kraft ist mit zunemender Streckenlänge so langsam bei vielen Läufern zu spüren. Immer wieder liegen völlig erschöpfte Teilnehmer entlang des Bergpfades. Der Veranstalter hat sich bemüht auf diesem Teilstück möglichst viele ehrenamtliche Helfer einzusetzen. Es wurde inzwischen aus allem was Wasser speichert getrunken: Viehtränken, Bachläufe und sonstige Wasserstellen. Eine Unterstützung der Läufer durch Fans und sonstige freiwillige Helfer wie sie beim zweiten Streckenabschnitt zu spüren war ist hier Fehlanzeige. Nach Kilometer 32 hat nun das "Filetstück" des Rennens begonnen. Ein sehr steiler Bergaufstieg mit einer Länge von drei Kilometern bis zum höchsten Punkt des Wettkampfes. Hier war bis auf die Eliteklasse kein Laufschritt mehr möglich. Nahezu alle Läufer und Läuferinnen wurden zu Bergwanderer. Das Organisationskomitee hatte hier speziell für jenen Streckenteil einen Arzt zur schnellen medizinischen Versorgung bei Kollaps eingesetzt. Nach passieren und kurzer Verpflegung am höchsten Punkt des Rennens ging es dann zwei Kilometer schnell und steil bergab. Bei Kilometer 37 angekommen ist bereits der Sprecher des Zieles laut und deutlich zu hören.
Was nun folgte ist einmalig: Man läuft bzw. wandert nun eine fünf Kilometer lange "Ehrenrunde" um den Zielort Malbun. Ständig hört man über die Lautsprecher wer schon alles das Finish erreicht hat. Die letzten fünf Kilometer haben aber überhaupt nicht den Charakter einer Stadionrunde. Sie sind gespickt von zwei kernigen Anstiegen, so daß es nichts ungewöhnliches ist wenn man über eine halbe Stunde dazu braucht. Nach 5 Stunden und 19 Minuten hatte ich endlich das Ziel erreicht.
Besonderes zu erwähnen ist die sehr gute Organisation seites des Veranstalters. Es gab so gut wie nie irgendwo Probleme oder Engpässe. Keine Getränke gingen an den Verpflegungstellen aus und alle Helfer waren mit besonders gekennzeichneten signalgelben T-Shirts mit der Internationalen Aufschrift "Staff" ausgestattet. Der Rücktransport mit Busen zum Tal war auch bestens geregelt. Dies ist ein Rennen gewesen wie eigentlich jedes sein sollte. Lauf- und Marathonanfänger bzw. bergunerfahrene Läufer sollten jedoch in eigenem Interesse fernbleiben. Nach eigenen Umfragen im Ziel gehört dieser Lauf zu den schwersten Rennen in den Alpen. Es ist noch vor dem bekannteren "Jungfrau-Marathon" zu erwähnen.
Claus Sander


BERICHT VON JÜRGEN SCHOCH über den LGT Alpin-Marathon 2002
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Nachdem im letzten Jahr der Regen in Strömen floss, war es dieses Mal der Schweiss und die Getränke.
Schon am Abend zuvor, als wir draussen vor der Jugendherberge Schaan den Sonnenuntergang betrachteten, war klar, dass es ein heisser Tag werden würde. Der Wetterbericht kündigte bis 32°C an. Eigentlich genau das Wetter, das ich liebe, zumal es in der Höhe nicht ganz so heiss sein würde. Schon auf der Anreise und den ganzen Abend trank ich viel Wasser und bemühte mich, alle meine Körperzellen schon im Vorfeld ausreichend mit Wasser zu versorgen, was bei so einem Hitzelauf wichtig ist, um gut hydriert an den Start zu gehen.
Gegen 9 Uhr versammelten wir uns dann mit über 500 anderen Läuferinnen und Läufern auf dem Gelände der Lebensmittelfabrik in Bendern. Dort gab es die Startnummern und wer wollte, konnte noch ein kleines zweites Frühstück einnehmen. Wie von der Schweiz und den Liechtensteinern gewohnt, war die Organisation vorbildlich, was für eine sehr entspannte Atmosphäre sorgte: Alles war deutlich mit Hinweisschildern gekennzeichnet, getrennte Umkleidezelte für Männlein und Weiblein, keine Schlangen vor den Toiletten, schon vor dem Start gab es Wasser und isotonische Getränke.
Um 9.30 schickte uns der Starter auf den Weg nach Malbun. Anfangs gings auf der gesperrten Landstrasse dahin, so dass genug Platz für die Entfaltung des Feldes war und man praktisch vom Start weg zügig laufen konnte. Nach gut einem Kilometer bogen wir auf den Rheindamm ab, dem wir flussaufwärts folgten. Ich hatte, wie meistens, langsam begonnen und fand nun zu meinem Tempo. Dabei bliebt mir genug Zeit, die Läufer um mich herum zu betrachten und so meine Überlegungen über die verschiedenen Laufstile und Körperformen anzustellen. Die Marathonis sind doch ein buntgemischtes Völkchen von jung und alt, dick und dünn und widersprechen dem Klischee vom ausgemergelten Asket.
Nach einiger Zeit sieht man links am Berghang die Burg von Vaduz und bei Km 9 biegen wir vom Rheindamm ab und laufen in die liechtensteinische Hauptstadt. Nach dem Verpflegungsposten bei Km 10 gehts die letzten Meter flach durch die Fussgängerzone von Vaduz bevor die Strecke in Richtung Burg Vaduz abbiegt und wir die 1800 Höhenmeter in Angriff nehmen, die noch zwischen uns und dem Ziel in Malbun liegen. Die Laufstrecke führt nun über viele Kilometer in Serpentinen den Hang hinauf. Teilweise asphaltiert auf der Strasse, teils Schotterwege und zum Teil auch kleine Pfade. Schattige Strecken im Wald wechseln mit sonnigen Bereichen durch blühende Wiesen und kleine Ortschaften. Immer wieder phantastische Ausblicke auf das inzwischen tief unter uns liegende Rheintal und die umliegenden Berge. Jeder Kilometer ist durch ein Schild gekennzeichnet und selbst kleinste Abzweige sind durch Bändern und Streckenposten in gelben T-Shirts abgesperrt, so dass es unmöglich ist, sich zu verlaufen und auch jeglicher Verkehr von der Strecke ferngehalten wird. An den Verpflegungsposten alle 5km gibt es reichlich Getränke, Schwämme und Energieriegel. Ich zwinge mich, an jeder Station 2-3 Becher zu trinken und schütte mir Wasser über den Kopf. Bei diesem heissen Wetter ist es wichtig, den Flüssigkeitsverlust durch Kühlung von aussen möglichst gering zu halten und viel Flüssigkeit zuzuführen. Ausserdem gabs noch zwischendrin Stationen mit Wasser, so dass reichlich vorgesorgt ist.
Bei Km18 kündigt ein Verkehrschild eine 15%ige Steigung an und mir wird klar, warum die Kilometerzeiten inzwischen recht lang sind. Zwischen 3:40 und 9:10 Min/km war bei mir alles drin in diesem Lauf. Nach der steilen Rampe kommt aber erst mal ein flaches Stück zum Erholen, bevor es bis km21 auf 1500m ansteigt. Damit haben wir den Übergang erreicht und verlassen das Rheintal. Auf der anderen Seite geht es auf gut laufbaren Pfaden und Wegen in mehreren Stufen bergab nach Steg. Dort bei Km 25 hat es zahlreiche Zuschauer, einen Sprecher an der Strecke, der die Läufer ankündigt und es wird die Zwischenzeit genommen. Die Strasse hinauf zum Ziel in Malbun wären es nur noch gut 3 km, aber wir müssen noch eine grosse Schleife um den Schönberg laufen. In vielen Wellen mit kurzen Flach- und Bergabpassagen geht die Strecke weiter hinauf. Ich fühle mich recht gut und sammle einen nach dem andern die vor mir liegenden Läufer ein. Am Ende des Valorschtals ein steiles Stück auf schmalem Steig, wo ich zu meiner Überraschung ganz durchlaufen kann, während alle vor mir gehen. Bei Km 35 haben wir den höchsten Punkt mit 1785m erreicht. An der Verpflegungsstation tanke ich nochmals kräftig auf, nun muss es bis ins Ziel reichen. Es geht nun tendenziell bergab bis nach Malbun auf ca. 1500m, allerdings sind immer wieder kleine Zwischenanstiege dazwischen. Einen Kilometer weiter hört man schon den Zielsprecher und sieht Malbun vor sich, aber wer sich nun auf ein gemütliches austrudeln freut, hat sich ziemlich verrechnet. An der Kirche in Malbun stehen viele Zuschauer und feuern uns Läufer an. Doch nun kommt noch ein steiler Anstieg auf einem Schotterweg, der auf dem Höhenprofil so als winzige Zacke auftaucht, es nach so vielen Kilometern und Höhenmeter aber in sich hat. Am Anstieg laufe ich auf zwei Frauen auf, die Vorjahressiegein Janina Saxer und Gaby Steigmeier. Die letzten Wellen und Hügel schmerzen schon. Bei Km 40 endlich der letzte steile Grashügel, bevor es nun auf breitem Schotterweg bergab ins Ziel geht. Ich schaffe es, meinen Vorsprung knapp vor der Frauensiegerin Gaby Steigmeier (3:52:43h) ins Ziel zu retten. Im Ziel bekommt jeder sein Finisher T-Shirt und eine Kristallpyramide von Swaroski als Erinnerungspräsent.
Schon 10 Minuten nach dem Zieleinlauf und bevor es unter die warmen Duschen im Zelt geht, kann ich auf der vorläufigen Ergebnisliste sehen, dass ich trotz einer um 5 Minuten langsameren Zeit als letztes Jahr überraschenderweise 20. geworden bin. So Hitzeläufe liegen mir eben. Sieger bei den Männern wurde Marco Kaminski in 3:09:30h. Bester Liechtensteiner wurde als Gesamtdritter der Triesener Pfarrer Markus Kellenberger, der so schnell laufen musste, da er im Anschluss an den Lauf eine Hochzeit zu halten hatte!
Die Ergebnisliste http://services.datasport.com/2002/lauf/lgtalpin war schon wenige Stunden nach Ende des Laufes im Internet verfügbar. Insgesamt haben 498 Läuferinnen und Läufer die 42km mit 1800m bergauf und 700m bergab bewältigt.
Fazit: Eine rundum gelungene Veranstaltung, liebevoll und perfekt organisiert, mit einer überschaubaren Grösse und in sehr entspannter Atmosphäre. Die Strecke ist zwar nicht so spektakulär und hochalpin wie bei den anderen grossen Schweizer Bergmarathons (Davos, Zermatt, Jungfrau), aber in ihrer Art ebenfalls wunderschön, abwechslungsreich und sehr gut zu laufen. Auf Wiedersehen im nächsten Jahr.
Jürgen Schoch


BERICHT VON HERMANN- JOSEF BELKE über den LGT Alpin-Marathon 2002
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1800 m Höhendifferenz, 42,2 Kilometer und 32° Celsius – aber alles freiwillig
 
Vom Unterfangen etwas zu leisten was man noch nicht kennt

Mir klingt der Ausruf eines Liechtensteiner Zuschauers am Kilometerschild 32 noch im Ohr : „Das ist doch zu brutal!“
Ich fand das in diesem Moment auch, im Ziel brauchte ich mehr als die üblichen 15 Minuten um an meine nächste Marathonreise zu denken.
Aber von Anfang an:
Schon im vergangenen Jahr sollte ich für das Laufmagazin running – pur (www.running-pur.de) den LGT Alpin Marathon in Liechtenstein testen. Testen, das heißt teilnehmen um anschließend darüber zu berichten.
Zwei Wochen, mitten in der besten Form für dieses Ereignis kreuzte ein Hütehund meinen Weg. Diese Rippenprellung spürte ich noch 4 Monate später, an wettkampfmäßiges Laufen war drei Wochen lang nicht zu denken.
Freundlicherweise verschoben die Organisatoren aus dem kleinen Fürstentum Liechtenstein meine Starterlaubnis  dann um ein Jahr. Am 15. Juni 2002 war es dann soweit.
Mit der Erfahrung von über 60 Marathonläufen, darunter zwei Teilnahmen am Jungfrau – Marathon im Eiger - Gletscher – Gebiet glaubte ich ausreichend vorbereitet zu sein. Ca. 100 Trainingskilometer in der direkten Vorbereitung auf dem Rothaarkamm schienen den notwendigen Respekt ebenfalls schrumpfen zu lassen.
Schon bei der Anreise nach Liechtenstein ahnte ich böses. Die Außentemperaturanzeige meines Autos blieb bei 32° Celsius hängen. Die Katastrophe schlechthin, gab es doch nun überhaupt keine Chance sich an die Hitze und an die Höhenlage anzupassen.
Start am nächsten Morgen in Bendern um 9.30 Uhr. Temperatur schon jetzt bei 30°C. Die ersten Kilometer am Rhein entlang waren flach, leichter, warmer Gegenwind. In Vaduz , bei Kilometer 10 begann das Spektakel, der erste knackige Anstieg wartete. Von 500 m über NN ging es bis Kilometer 21 auf ca. 1600 m über NN hinauf. Es gab kaum Erholungsmöglichkeiten. Der Laufschritt paßte sich auf den engen wegen entweder dem Vordermann oder der Steigung an. Ich versuchte sparsam zu laufen, den Fuß möglichst flach aufzusetzen, nicht so stark in der Hüfte einzuknicken und mich gedanklich abzulenken. Sicherlich tat der atemberaubende Ausblick in 1000 m tiefer gelegene Rheintal seinen Teil dazu, mit zunehmender Streckenlänge wurde mein Interesse an der Natur immer geringer. Dann ging es bei der Halbmarathondistanz auf extremste Weise bergab, bis km 25 waren nahezu 400 Höhenmeter wieder verloren, An diesem Punkt stiegen extrem viele Läufer aus, dehydriert, überfordert und aller Perspektiven beraubt. Es waren traurige Momente, die ich so noch nie erlebt habe, als ich sah wie Angehörige ihre Läufer in die Arme nahmen und trösteten. Sie sanken links und rechts an der Strecke auf die Almwiesen und streckten sich im Gras aus. Die Ergebnisliste wird später den Ausstieg von ca. 15% der Läufer melden. Diese Quote ist nicht der Organisation zuzuschreiben. Viele Läufer konnten gar nicht so viel trinken wie sie benötigten. Der Körper kann diese Flüssigkeitsmengen gar nicht so schnell aufnehmen und umsetzen. Auch ich habe versucht ein Minimum von 0,5 Liter an jeder Verpflegungsstelle aufzunehmen. Am besten bin ich dabei mit kühlem Wasser gefahren. Coca – Cola werde ich die nächsten Wochen nicht mehr anrühren aus der Sorge heraus sie könnte wie in Liechtenstein auf 33°C erwärmt sein, Die Versorgung, Verpflegung und Betreuung war jedoch jederzeit vorbildlich. Alle Helfer waren an ihren gelben Shirts zu erkennen. Unterwegs standen viele Kinder, oft mitten in der Wildnis um uns ihr aufmunterndes Hopp – Hopp zuzurufen.
Mörderisch wird bei Kilometer 32. Von hier ab windet man sich in engen Serpentinen hinauf zum Kulminationspunkt bei km 35. Wenn Langsamkeit einen Namen hatte, so trug sie an diesem Tag meinen. Jemand der sonst einen 4.25 er Schnitt im Marathon läuft denkt er steht, wenn plötzlich 14 Minuten pro Kilometer benötigt werden. Die Hände auf die Knie zu Unterstützung aufgesetzt, die Hüftmuskeln verspannt, schleicht man sich nach oben, an nichts anderes denkend als an Schatten, kühles Wasser und leichtes bergablaufen. Dazu kam es dann auch, aber selbst da verspürte ich oft genug den Wunsch auch einmal bergab zu gehen. Das habe ich mir aber dann doch verkniffen, zu viele stehen an der Strecke und rufen einem die allerfreundlichsten, wenn auch in Läuferohren nicht ganz ehrlich klingenden Beifallskundgebungen zu. Oder was würden sie sagen wenn sie im 5 er Tempo bergabeiern und jemand ruft: „ Super, sieht klasse aus!“
Der Gipfel der Qual ist erreicht, wenn die Läufer bei Kilometer 37 praktisch am Ziel vorbei laufen um dann noch eine mit knackigen Anstiegen versehene Ehrenrunde um den Ort Malbun laufen. Hier nicht aufzugeben hat sicher viele eine große Überwindung gekostet. Hier half mir der Gedanke , das ich es noch unter fünf Stunden schaffen könnte. Es reichte knapp : 4:59;25 Std. Noch nie bin ich so langsam gelaufen. Aber das war jetzt schon lange nicht mehr wichtig. Ich wußte, das ich den schwersten Lauf meiner bisherigen Marathonlaufbahn überstanden hatte, alles was ich bisher kannte war leichter zu bewältigen.
Der Empfang in Malbun war herzlich, aber unspektakulär. Organisatorisch war alles perfekt im Land zwischen den Eidgenossen und Österreich. Wunderbar warme Cabrioduschen, ein schönes Present für jeden Läufer und ein wirklich attraktives Finisher – T – Shirt. Ich war so stolz gefinished zu haben, das ich erstmalig ein Shirt in XL verlangte. Für mich selbst, und nicht wie sonst üblich in Größe S für meine Kinder.
Danken möchte ich , neben meinen beiden Mitläufern aus Schmallenberg Kaspar Reintke und Dr. Erich Richter vor allem dem Massage Team des Veranstalters und den vielen Helfern an der Strecke. Der running pur Redaktion schicke ich ein herzliches Dankeschön für die Möglichkeit hier starten zu dürfen.
 
Hermann – Josef Belke
17.06.02


BERICHT VON RALF BECKER über den LGT Alpin-Marathon 2002
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Am vergangenen Wochenende stand die 3. Austragung des LGT-Liechtenstein-Alpin-Marathon auf dem Laufkalender. In den beiden vergangenen Jahren steckte mir dieser Lauf schon in der Nase, ich zog aber jeweils die zeitgleich stattfindenden 100km von Biel bzw. den Comrades vor. Nunsollte es aber soweit sein und ich war als Testläufer für Running-Pur gemeldet.
Liechtenstein liegt ca. 65 km südlich von Lindau zwischendem österreichischen Feldkirch und dem schweizerischen Chur. Ich kannte dieses kleine Land schon von mehreren Durchfahrten auf dem Weg zum Davos-Marathon. Bleibt man auf der Hauptdurchgangsstraße in der Rheinebene, so ist das Profil sehr flach. Schaut man aber nach links auf den von Feldkirch bis Vaduz reichenden Höhenzug der „3 Schwestern“, so kann man schon erahnen, was den Läufer erwarten wird.
Nach der Anreise führt uns am Vortag des Laufes der erste Weg nach Bendern. Dies ist der Startort des Rennens. Die Beschilderung ist gut. Schnell finde ich das Gelände der „Malbuner AG“, einem der Sponsoren des Laufes. Die Firma stellt ihr Gelände als Startbereich und Logistikzentrum zur Verfügung. Man merkt am Geruch sehr bald, dass hier Wurstwaren, etc. produziert werden.
Die Ausgabe der Startnummern in den Kantinenräumen der Firma geht sehr zügig und reibungslos über die Bühne. Man erhält seine in Folie eingeschweißte Nummer, sowie einen (kostenlosen) Leihchip und ein Klettband, mit dem man ihn am Fußgelenk befestigen kann. Dies funktioniert prima und erspart so das lästige Einfädeln am Schnürsenkel.
Die „Marathonmesse“ wird noch komplettiert von einem Souvenirstand, einem Lohrengel-Stand und einem Infostand des Veranstalters mit Verkauf von Bustickets für Begleitpersonen. Sehr hilfsbereit bekomme ich meine Fragen zur Strecke beantwortet. Man geht hier sehr individuell auf die Bedürfnisse der Läufer ein. Bei einer Meldezahl von knapp 750 Teilnehmern lässt sich die Veranstaltung eben noch ziemlich familiär gestalten.
Nach 15 Minuten verlassen wir schon wieder das Gelände und fahren weiter ins benachbarte Schaan. Dort beziehen wir unser Quartier. Es stellt sich heraus, dass diese Wahl des Übernachtungsortes sehr gut gewesen ist, konnte ich doch so durch die räumliche Nähe zum Start (3 km) ausschlafen, das Frühstück (und die anderen dringlichen Erledigungen) stressfrei hinter mich bringen und sozusagen auf den letzten Drücker am Start erscheinen.
Doch zunächst fahren wir am Vorabend mit dem Auto von Vaduz noch hinauf in Richtung Malbun, dem Zielort in 1600 m Höhe. Endlose Serpentinen führen hinauf über Triesenberg, durch einen Tunnel nach Steg und dann weiter nach Malbun. Wir suchen uns Punkte, an denen Astrid mich am nächsten Tag treffen sollte. Was mich bei diesem Lauf erwarten würde, stellte ich auf der langen Abfahrt wieder hinunter ins Tal fest. Die Bremsen unseres Autos fingen wegen der Belastung an zu qualmen. Oje, dachte ich, was wird das werden, wenn schon das Auto vor diesen Steigungen kapituliert.................
Der Lauftag begann wie erwartet mit einem schnellen Ansteigen der Quecksilbersäule. Schon vor dem Start lag die Temperatur bei 26 Grad und sollte im Verlaufe des Tages auf über 30 Grad klettern. Die am Start versammelte Läuferschar suchte so auch jede Gelegenheit, um die letzten Vorbereitungen an einem schattigen Plätzchen durchführen zu können. Ein Sponsor versorgte uns noch gratis mit Energieriegeln und Getränken und sehr schnell rückte der Start näher. Die Startlinie befindet sich auf der Landstraße von Bendern nach Schaan, direkt vor dem Gelände der Malbuner AG. Vorbildlich war hier die Verkehrsregelungsarbeit der Polizei, die mit Einbahnstraßenverkehr bis kurz vor den Start noch ein Abfahren der Begleiter ermöglichte. Sehr unterhaltsam war auch die Unterhaltung mit Musik und Infos durch den Sprecher. Sogar das Halbzeitergebnis des Spiels Deutschland-Paraguay wurde verkündet.
Pünktlich geht es los und führt uns zunächst 1,5 km auf der Straße in Richtung Schaan. Von dort geht es rechts ab zum Rhein. Zunächst wird 3 km links des Rheindammes auf einem von Bäumen bewachsenen, schattigen Weg gelaufen. Dann geht es aber direkt auf den asphaltierten Rheindamm und die Hitze zeigt und hier schon erbarmungslos, was sie für die nächsten Stunden mit uns vor haben sollte. Ich genieße nun die Aussicht auf die umliegenden Berge, die zum Teil noch mit einzelnen Schneefeldern versehen sind. Rechts unter mir fließt der schmale Rhein und lädt mit seinem grün schimmernden Wasser zum Erfrischen ein. Wäre es hier schon 3 Stunden später gewesen, hätte ich diese Einladung vermutlich angenommen. Nach 9 km geht es wieder nach links vom Rhein weg nach Vaduz hinein. Im Ortszentrum erreichen wir die 10km-Marke und wissen, dass es ab jetzt ernst wird. Die 11 km lange Steigung mit ca, 1200 Höhenmetern beginnt. Zunächst fällt mir das Berganlaufen noch leicht. Ich wundere mich über die, die jetzt schon gehen müssen. Aber das war zu erwarten, dass einige wegen der ersten 10 flachen km ein zu hohes Tempo anschlagen und dann schon sehr frühzeitig zum Gehen gezwungen sind. Wir passieren das Vaduzer Schloss, ein Highlight des Laufes. Von hier führt die Serpentinenstrecke durch schattigen Wald aufwärts und ich überhole im Laufschritt immer mehr Läufer, die sich gehend vorwärts bewegen. Ich genieße die Kühle des Schattens und fühle mich gut. Dann aber geht es zwischen km 14 und 15 wieder hinaus in die sengendeSonne. Diese trifft mich wie der Mann mit dem Hammer und ich bin hier auch erstmals zum Gehen gezwungen. Immer steiler wird es und die schattigen Passagen werden immer rarer. Der Duft von frischgemähtem Berggras steigt mir in die Nase und mir kommt es fast so vor, als würde es meine Sinne vernebeln. Nur sehr wenig Möglichkeiten der zwischenzeitlichen Erholung bietet dieser Abschnitt. Bei km 19 geht es für einen km flach am Berg entlang. Ein richtiger Genuss, der aber sehr schnell wieder vorbei sein sollte. Doch irgendwann ist km 21 auf ca.1550 HM erreicht. Wir befinden uns jetzt direkt über dem Autotunnel zwischenTriesenberg und Steg. Es geht nun für 2 km bergab. Eine Erholung ist dies aber nicht, denn das steile Gefälle fordert höchste Aufmerksamkeit von den Läufern. Ein letzter Blick nach rechts ins Rheintal, das mit seinen überwältigenden Ausblicken ein klein wenig für die Qualen des Aufstieges entschädigt hat und dann tauchen wir ein in das Tal von Steg. Vorbei an einem grünen See und freilaufenden Kühen passieren wir nun die Zeitmatte bei km 25. Ich erfahre später, dass hier sehr viele Läufer das Rennen aufgegeben haben. Waren es im letzten Jahr Muskelprobleme wegen der kühlen Temperaturen, so machen heute Kreislaufprobleme wegen der Hitze für viele ein Weiterlaufen unmöglich. Gut ist, wenn hier die Vernunft siegt. Ich freue mich auf eine laut Streckenprofil flache Strecke zwischen km 25 und 32, werde aber unangenehm überrascht. Was auf dem Plan flach aussah, entpuppt sich als ein immerwährendes Auf und Ab. Giftige kurze Anstiege wechseln mit kurzen, knackigen Gefällstrecken. Einen rhythmischen Laufschritt kann ich hier nicht finden und muss immer wieder zwischen Laufen und Gehen wechseln. Es geht nun durch eine wilde, fast schon zerklüftete Bergwelt. Immer wieder queren wir kleine Gebirgsbäche, die auf ihrem Weg ins Tal auch nicht vor unseren Laufwegen halt machen. Zum Glück sind in diesem Bereich zahlreiche Viehtränken vorhanden. Diese werden von mir weidlich zum Eintauchen von Kopf und Gliedern genutzt. Kurz vor km 30 befinden wir uns auf 1450 HM und da war doch noch was? Ach ja, ein steiler Anstieg. Er beginnt bei km 32 und geht bis ca. km 34,5.
Das ist der Hammer. Als wäre ich nicht schon so mit meinen Kräften am Ende, folgen hier ca. 20% Steigung und es geht auf einem schmalen, zum Teil fast zugewachsenen Gebirgspfad in Serpentinen bis auf fast 1800 HM hinauf. Zusätzliche Erschwernis ist der Untergrund aus Geröll, unebenem Gras und Wurzeln. Es kommt mir vor wie eine Ewigkeit bis der Kulminationspunkt kurz nach km 34 erreicht ist. Die dortigeVerpflegungsstelle nutze ich zu einer ausgiebigen Rast, bevor ich die steile Bergabpassage nach Malbun in Angriff nehme. Ging es eben 2 km steil bergauf, so geht es jetzt in rasantem Tempo ebenso steil in geschwungenen Wegen bergab in Richtung Malbun. Die Muskulatur ist jetzt so ermüdet, dass das Bergablaufen fast schon die selbe Qual bedeutet, wie das Bergaufgehen vor wenigen Minuten.Von weitem schon hört man die Lautsprecher in Malbun und der Sprecher verkündetdie Läufer, die gerade ins Ziel einlaufen. Nur knapp 50 Meter vom Ziel entfernt laufe ich an km 37 vorbei und kann es nicht fassen. Es geht wieder steil bergauf. Wie leicht wäre es nun, die Abkürzung zu wählen und die ganze Qual zu beenden? Nein, ich habe ein Ziel und das heißt Durchhalten. Mitten in diesem Anstieg steht Astrid und spricht mir nochmals Mut zu. Ich sage ihr, dass ich versuchen will, vor der 5 Stundenmarke ins Ziel zu kommen und gehe weiter. Endlich wird es wieder flacher und der Bergkessel, in dem sich der Wintersportort Malbun befindet, wird nun umrundet. Ich kann es nicht glauben, aber am letzten kleinen Anstieg bei km 40 kann ich sogar durchlaufen. Ungeahnte Kraftreserven tun sich auf. Die letzten 1,5 km geht es nur noch bergab nach Malbun hinein. Man läuft dem Zielsprecher fasst in die Arme. Jeder wird mit Namen begrüßt. Trotz der Höhenlage von 1550 m scheint auch hier die Sonne immer nocherbarmungslos mit über 30 Grad. Ich bin froh, dass ich diese Qualen hinter michgebracht habe. Die Zeit 4:56. Mein unterwegs formuliertes Minimalziel habe ich erreicht. Als Belohnung erhalte ich ein Finisher T-Shirt, eine Trinkflasche mit dem Laufemblem und ein Glaskristall der Firma Swarovsky (statt Medaille). Die Duschen befinden sich nur 100 Meter vom Ziel auf einem Tennisplatz. Es funktioniert alles reibungslos. Warmes Wasser ist vorhanden, wobei kaltes Wasser am heutigen Tag gar nicht so unwillkommen gewesen wäre............Während des Duschens findet die Siegerehrung statt. Ich beneide die Läufer und Läuferinnen, die fast 2 Stunden schneller waren. Wahnsinn – und das bei diesen Bedingungen. Die Ergebnisliste weist 497 Finisher bei über 700 Startern aus. Eine für einen Marathon hohe Ausfallquote, die aber heute alleine auf die harten Hitzebedingungen zurückzuführen ist.
Die Verpflegungsstellen waren gut bestückt mit Wasser,kaltem Tee und Elektrolyt. Später gab es dann Orangen, Bananen, Weißbrot, Riegel, Magnesium und Cola. Der Veranstalter war bemüht, die Versorgung auf der Strecke mit Flüssigkeit ausreichend zu gewährleisten. Man könnte nun bei den hohen Temperaturen zusätzliche Wasserstellen fordern, aber wie formulierte ein Läufer im Ziel so treffend: „Bei der Hitze kann man gar nicht so viel trinken, wie man ausschwitzt. Das verträgt kein Magen der Welt.“ Tatsächlich muss da was dran sein, denn bei der letzten Getränkeversorgung war mir bei dem Gedanken an das Trinken so übel, dass ich dankend darauf verzichtet habe.
Mein Fazit dieses außergewöhnlichen Marathons:
Es handelt sich um eine sehr schwierige Strecke. Zum einen liegt dies daran, dass ein Großteil der Höhenmeter schon bis km 20 zu bewältigen sind und die Muskulatur dadurch schon so ermüdet ist, dass spätere, leichtere Passagen gar nicht mehr als leicht empfunden werden können, vor allem nicht die Bergabstreckenabschnitte.
Zum anderen ist die Beschaffenheit der Naturwege überwiegend so, dass jeder Schritt höchste Aufmerksamkeit erfordert, um Verletzungen zu vermeiden. Und das alles in einem ständigen Wechsel von Auf und Ab - höllisch. Die Organisation ist nicht zu beanstanden und sehr herzlich.
Vergleich zum Jungfrau-Marathon:
Ich habe mit mehreren Läufern gesprochen, die wie ich beideMarathons absolviert haben. Das Echo war geteilt, wobei die Tendenz dazu ging,dass die Jungfrau schwieriger ist. Ich teile diese Meinung nicht. Nach dem Lauf in Liechtenstein steht für mich fest, dass dieser Lauf die Jungfrau an Schwierigkeit um einiges übertrifft. Bei der Jungfrau beginnt der Lauf eigentlich erst bei km 25, beim Aufstieg nach Wengen. In Liechtenstein beginnt alles schon viel früher bei km 10. Was die Jungfrau allerdings dem LGT-Marathon voraus hat, ist die um optische Höhepunkte reichere Landschaft mit den 4000er Bergen und dem Lauterbrunner Tal. Aber dafür können die Liechtensteiner ja nichts.
Insgesamt kann ich diesen Lauf allen empfehlen, die einmal bei einem außergewöhnlichen Lauferlebnis dabei sein wollen. Allerdings sollte man sich im Klaren darüber sein, dass es kein Zuckerschlecken wird, sondern ein Höchstmass an körperlicher Fitness erfordert, da der Lauf den Körper an seine absolute Belastungsgrenze heranführt. Für mich war es der 61. Marathonlauf und unbestritten bisher der härteste und schwierigste.
RunningRalf 18.06.2002