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Laufbericht von

  1. Andreas Weber

Renn-Amazone Joice Chepchumba und unser Berichterstatter Andreas Weber nach dem Lauf.

 

Bericht Halbmarathon Altötting

Tester Andreas Weber war live dabei. Er berichtet über diesen aufstrebenden Halbmarathon in Bayern (3. 9. 2000).

 

Andreas Weber : Weltklasse trifft Breitensport

Das Vorfeld:
Mit der Meldebestaetigung wurde eine sehr inforamtive Broschuere zugeschickt, welche das Umfeld und die Geschichte des Altoettinger HM darstellt. Unter anderem kann man hier die Bestzeiten und Streckenrekorde
der letzten Jahre nachlesen und sich vorab schon auf die Veranstaltung einstimmen. In einem Begleitbrief wurde darueberhinaus als ein besonderes Highlight das Rennen Joyce Chepchumba gegen Franziska Rochat-Moser
angekuendigt, leider ist Rochat-Moser jedoch nicht angetreten. Die im Begleitbrief (ohne Startabsicht) angekuendigte Tegla Loroupe war leider ebenfalls nicht anwesend.


Sieger Christoper Kandie

Der Schirmherr der Veranstaltung, Joey Kelly, hatte sein Kommen auch angedroht, jedoch nicht realisiert. Seine angereiste Fangemeinde war natuerlich etwas enttaeuscht, die meisten Laeufer wirds jedoch nicht gestoert haben... Von Laeufen im Koelner Raum sind mir da einige herzzerreissende Szenen in Erinnerung...
Was ich in der ansonsten umfassenden Vorabinformation vermisste, war eine Beschreibung des Anfahrtsweges. Die angekuendigte Beschilderung war zwar vorhanden, aber nicht optimal. Statt der grossen Poster (ohne Richtungsangabe) waeren einfache Richtungspfeile sinnvoller gewesen. Oder man sollte vielleicht einfach darauf verweisen, der Ausschilderung "Sportplatz" zu folgen. Dies ist jedoch lediglich ein kleiner Mangel, Altoetting ist so uebersichtlich, dass man auf jeden Fall zu Ziel kommt! Parkplaetze waren in der Naehe des Stadions in ausreichender Menge vorhanden.
In der Vorabinformation wurde auch eine Sportmesse am Vortag sowie eine Nudelparty am Vorabend angekuendigt. Leider konnte ich diese Veranstaltungen nicht besuchen und kann daher nicht darueber berichten.
Der Tag der Wahrheit:
Der Einlass ins Stadion ist fuer die Laeufer und ihre Begleitpersonen frei, Zuschauer muessen hierfuer DM 5,- bezahlen (absolut gerechtfertigt, siehe unten). Der erste Weg fuehrt ins Stadion zur Ausgabe der Startnummern. Hier ergibt sich das uebliche Problem - auf Grund der menschlichen Eigenschaft, sich immer sofort in der ersten sichtbaren (und meist auch laengsten) Schlange anzustellen, stellt man nach einger Zeit fest, dass dies nicht die richtige Reihe ist... Die Ausgabe der Startnummern und die Nachmeldungen geschehen an kleinen Fenstern der Stadiongaststaette. Je ein Fenster fuer den 5K Lauf, HM angemeldet jedoch noch nicht bezahlt, HM angemeldet und bezahlt sowie Nachmeldungen HM. Dies ist jedoch erst in unmittelbarer Naehe durch kleine Zettel an den Fenstern erkennbar (ich bin Brillentraeger...). Mein Vorschlag waere, ueber die Fenster grosse Schilder mit den entsprechenden Angaben anzubringen. Weiterhin direkt am Stadioneingang vielleicht einen Hinweis auf die verschiedenen Ausgaben. Anyway, alles kein grosses Problem, trotz der kleinen Pannen und der hohen Teilnehmerzahl habe ich nach 15 Minuten meine Startnummer von der sehr freundlichen Dame in der Ausgabe erhalten, dazu eine Tuete mit Informationsmaterial, einer Instantsuppe sowie einem "Power Gel". Die Veranstalter haben mir die Startnummer 13 zugeteilt - Kommentare der Zuschauer an der Strecke und der Mitlaeufer blieben natuerlich nicht aus! Aber die 13 bringt ja Glueck...
Was ich im Vergleich zu anderen Veranstaltungen aehnlicher Groessenordnung absolut nicht vermisst habe, sind die sonst gewohnten langen Schlangen vor den "Bathrooms". In der Turnhalle der nahegelegenen Schule stand ausreichend Raum zum Umkleiden zur Verfuegung.

Der Lauf und die Strecke:
Zunaechst eine Vorbemerkung zum Wetter - hier hatten wir grosses Glueck. Es war weitgehend trocken und nicht zu kalt (ca. 18°C), jedoch etwas windig. Zeitweise lies sich sogar die Sonne blicken. Insgesamt recht guenstige Bedingungen. Der Start erfolgt auf der gesamten Breite der Burghauser Strasse in der Naehe des Stadions. Das Gedraenge am Start hielt sich in ertraeglichen Grenzen, das Teilnehmerfeld war sehr diszipliniert. Fuer die Promi-Laeufer wurde das Vorfeld natuerlich freigehalten, immerhin konnte man die Stars aus den ersten Startreihen sehen. Die Zeitmessung erfolgt durch Handstoppung ohne Chip, deshalb ist es fuer die weiter hinten im Feld stehenden Starter etwas undankbar nur die Bruttozeit zu erhalten.
Der Rundkurs verlauft zunaechst die ersten 2 km auf Asphalt bis zum Altoettinger Forst, ab hier fuehrt dann der Grossteil der Strecke ueber geschotterte, befestigte Waldwege. Teilweise sind die Wege nach links und rechts etwas abschuessig, es empfiehlt sich auf dem Mittelstreifen zu laufen. Es gab keine Schlammloecher oder Pfuetzen, jedoch war der Schotter auf einigen kuerzeren Abschnitten recht grob. Jeder Kilometer entlang der Strecke ist markiert, dies ermoeglichte eine stetige Kontrolle des Tempos.
Im Wald war vom Wind nichts mehr zu spueren, die Strecke ist, wie in der Ausschreibung angekuendigt, weitgehend windgeschuetzt. Das Streckenprofil ist weitgehend flach, man hat Anfangs im Wald das Gefuehl, ganz leicht bergauf zu laufen, von einer Steigung kann man jedoch nicht sprechen. An der Strecke gibt es vier Versorgungs-Stationen, an denen es Wasser und Iso-Getraenke (ziemlich duenn angesetzt...) gibt. Bei den rel. niedrigen Temperaturen kam bei mir jedoch kaum Bedarf nach Fluessigkeit auf. Im Vorjahr, bei deutlich hoeheren Temperaturen zeigten sich die Helfer auch dem groesseren Ansturm gewachsen. Nach einer ausgedehnten Runde durch den Wald fuehrt die Strecke schliesslich wieder zurueck auf den Beginn des Kurses, hier hat man ueber die letzten 4-5 km den Eindruck, es ginge leicht bergab, dies kommt dem Endspurt sehr entgegen. Man verlaesst den Wald wiederum auf Asphalt und laeuft dann (bei teilweise ueblem Gegenwind) ins Stadion ein. Nach einer 3/4 Runde auf der Tartanbahn erfolgt die Zeitnahme, es ist geschafft! Leider konnte ich meine Zeit vom Vorjahr (1:27:44) nicht einstellen, bin jedoch mit den erreichten 1:28:20 durchaus zufrieden (mehr war aus der intensiven Marathonvorbereitung heraus einfach nicht drin). Insgesamt wuerde ich die Strecke als schnell bezeichnen.


Nach dem Lauf:
Im Zielbereich stehen fuer die Laeufer weitere Verpflegungsstationen zur Verfuegung - heisser Tee vom BRK, Isogetraenke, Mineralwasser, Cola, div. Limonaden in den erstaunlichsten Farben, Kuchen, Obst (Aepfel, Bananen) und, in Bayern, natuerlich auch Bier. Jeder Laeufer bekam zusaetzlich noch eine Flasche Wein ausgehaendigt. Die Versorgung im Zielbereich empfand ich als optimal, so sollte es ueberall sein. Es kann jedoch sein, dass fuer die etwas langsameren Laeufer nicht mehr ausreichend Kuchen vorhanden war (fuer mich der Hauptgrund, schneller als 1:30 zu laufen...). Der direkte Zielbereich sollte eigentlich nur fuer die Laeufer zugaenglich sein, jedoch hielten die Absperrungen nicht dem Druck der Angehoerigen und Zuschauer stand, so dass nach einiger Zeit die Situation im Zielbereich etwas unuebersichtlich wurde.
Der Streckenrekord der Frauen wurde von der dreifachen Marathon-Weltmeisterin und Rekordhalterin Joyce Chepchumba (Kenia) um ueber eine Minute von 1:10:16 auf 1:09:13 verbessert. Auch Simona Staicu (Ungarn) konnte ihre Vorjahreszeit um 13 Sekunden auf 1:13:25 verbessern. Eine ebenfalls sehr gute Leistung zeigte die Deutsche Meisterin im Marathon, Ines Cronjaeger, mit 1:14:58. Der Streckenrekord (1:02:11) bei den Maennern konnte nicht eingestellt werden, jedoch legte Christopher Kandie (Kenia) mit 1:03:47 eine sehr ordentliche Zeit vor, 5 Sekunden spaeter folgte Roman Keyzar (Slowenien) und weitere 20 Sekunden spaeter Wilson Pkanaka (Kenia). Das Teilnehmerfeld war hochklassig und international besetzt. Die Ergebnisliste kann unter http://www.halbmarathon.de eingesehen werden. Es bestand im Zielbereich die Moeglichkeit mit den Topstars zu sprechen, sie standen fuer Photos zur Verfuegung und verteilten bereitwillig Autogramme. Ich habe noch bei keiner anderen Veranstaltung einen derartig direkten Kontakt mit Laeufern der Weltspitze erlebt! Nach dem Auslaufen und Stretching in die Dusche in der nahegelegenen Schule, es stand ausreichend Platz zur Verfuegung, es gab keine Wartezeiten und kein Gedraenge.


Das Begleitprogramm:
Die Zuschauer und Angehoerigen/Betreuer der Laufer bekamen im Rahmenprogramm einiges geboten. Eine Tanzgruppe zeigte ihr Koennen und einige Comedy-Artisten unterhielten das Publikum. Interviews mit den Toplaeufern sorgten fuer zusaetzliche Information. Nicht zu vergessen - es gab Freibier und Wuerstl fuer alle im Stadion, dazu ebenfalls umsonst Kaffee, Cola und Softdrinks. Eine Tombola bot interessante Gewinne. An den Staenden der Sportartikelanbieter boten sich jede Menge Schnaeppchen. Insbesondere Sportbekleidung des Hauptsponsors TAO war guenstig zu haben, ebenso Schuhe von Diadora und Asics. Leider fand das Programm der Artisten waehrend des Zieleinlaufs des Hauptfeldes (1:20 - 1:40) statt, so dass das Publikum zwischen dieser Veranstaltung und den Laeufern entscheiden musste.
Die Veranstalter haben sich hier ein Riesenkompliment verdient, die Atmosphaere im Stadion war super und es wurde einiges geboten, was weit ueber das Rahmenprogramm vergleichbarer Veranstaltungen hinausgeht. Offenbar haben die Organisatoren auch einen sehr guten Draht zu den Sponsoren...
Die Siegerehrung:
Ab ca. 14:00 Uhr fand die Siegerehrung des 5k und des HM im nahegelegen Zelt eines Partyservice statt. Unter den abgegebenen Startnummern wurden Sachpreise verlost - zu gewinnen gab es Rucksaecke, Trainingstaschen, Kulturbeutel und Laufbekleidung des Hauptsponsors, Laufdatenschieber sowie Startgutscheine fuer den Medien-Marathon in Muenchen (auch im naechsten Jahr gueltig...). An dieser Stelle entschuldigten sich die Veranstalter auch nochmals fuer ein Malheur beim 5 km-Lauf. Hier war die Spitzengruppe in das hintere Feld des HM gelaufen und hatte daraufhin den Rueckweg ins Stadion verpasst, so dass einige Kilometer zusaetzlich gelaufen wurden... Offenbar hatten die Anweiser nicht schnell genug reagiert. Alle Teilnehmer bekamen auf Wunsch ihr Startgeld zurueck und einen Gutschein fuer einen kostenlosen Start im naechsten Jahr.
Um ca. 15:00 Uhr waren die Ergebnislisten des HM fertig und der allgemeine Run auf die Listen sorgte wie immer fuer etwas Chaos, insgesamt verlief die Vergabe der Listen und die Siegerehrung jedoch geordnet und gut moderiert. Die Preise fuer Speisen und Getraenke im Zelt waren moderat und die Kueche zeigte sich dem Andrang weitgehend gewachsen. Allerdings haette ich mir zumindest eine Kohlenhydratbombe in der Auswahl der Gerichte gewuenscht (z.B. Kaiserschmarrn...). Es wurden nicht nur die Toplaeufer geehrt, auch die Altersklassensieger durften aufs Treppchen.
Die Zusammenfassung:
Insgesamt eine sehr gelungene Veranstaltung, die ich nur empfehlen kann. Die kleinen Maengel in der Organisation sind vernachlaessigbar und werden durch das Top-Programm, das Teilnehmerfeld und die schnelle Strecke mehr als aufgewogen. Alles wirkt sehr familiaer und freundlich. Falls ich es terminlich realisieren kann, komme ich naechsten Jahr zum 10ten TAO HM gerne wieder nach Altoetting! Grosses Kompliment an die Organisatoren!

Mit besten Gruessen,
Andreas Weber

Die schnelleste Deutsche belegte Platz 3. Ines Cronjäger ist Deutsche Marathonmeisterin.