Erlebnisbericht vom New York Marathon

New York ist immer eine Reise wert


Von Josef Belke

New York City Marathon ˆ lebt der Mythos noch?
Zum vierten mal in New York City ˆ aber noch nie den Marathon dort
gelaufen, das konnte doch nicht sein. Und dies bei bislang 53 Marathonläufen.
So entschloss ich mich, gemeinsam mit meiner Frau Antje, diesmal den
Marathon mit der Reise zu verbinden.


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In der Lotterie um die spärlichen Startplätze fielen wir erwartungsgemäß
durch. Laufsport Bunert, insbesondere Marc Böhme aus der Filiale Essen,
schaffte es dann trotzdem noch, wir bekamen zwei Startplätze.
So wuchs die Vorfreude auf dieses Ereignis immer mehr. Am 2.November war
es dann soweit. Ein Jumbo der Singapore Airlines brachte uns von
Frankfurt zum Flughafen JFK in New Jersey.
Nachdem wir die Strapazen der Marathonmesse bewältigt und uns Manhattan
reichlich auf Schusters Rappen erschlossen hatten war es dann am Sonntag
morgen soweit.
Schon früh wurden wir am Hotel abgeholt und mit dem Bus nach Staten
Island gebracht. Der Anblick des Läuferlagers an der Verezano ˆ Brücke
war schon gewaltig.
Man vertrieb sich die Zeit mit Kaffee und Bagel, eingepackt in warme
Klamotten. Die Stimmung war dort sehr entspannt, keine Hektik, eher eine
gelassene Vorfreude auf den Zug durch New Yorks Strassen war zu spüren.
Da ich mit meiner Frau gemeinsam starten wollte mogelten wir uns in
einen der hinteren Startblöcke. Von strengen Zugangskontrollen war
nichts zu spüren.
Uns war die Zeit an diesem Tag absolut nicht wichtig. Wir wollten den
Lauf und die Begeisterung an der Stecke genießen, zudem war ich erst
eine Woche zuvor in Frankfurt eine für mich passable Zeit in 3.18 Std.
gelaufen.
Der Wind war wirklich störend. Kalt pfiff er uns auf der zwei Meilen
langen Brücke um die Ohren. Wir hatten auch unsere wärmende Kleidung zu
früh abgelegt, viele liefen noch bis Meile 10 darin.
Die Startbrücke ist völlig ohne Publikum, so fehlt der sonst gewohnte
Trubel. Als es aber dann nach Brooklyn hineinging, da kannte die
Begeisterung keine Grenzen. Wer Berlin, Hamburg und Köln kennt weiss
aber noch nicht was die Zuschauer hier an Unterstützung zu bieten haben.
Die Bereiche die wir durchliefen haben alle ihr eigenes Gesicht.
Beeindruckend war Williamsburg, viele Juden standen hier zwar
interessiert, aber doch relativ regungslos an der Strecke.
Ganz anders in Harlem und in der Bronxx, hier pulsierte das Leben,
Rhythmen an jeder Ecke, skandierende Zuschauer, zahlreiche Kinderhände,
meist schwarz, wollten abgeklatscht werden.
Besonders amüsant ist die private Verpflegung. Bestimmt habe ich
währende des Laufes zugenommen. Alles mögliche wurde gereicht, vor allem
Obst, Kaugummis, Bonbons, Lutscher, Bagel, Salzgebäck, Tee, Kaffee,
Orangensaft, Wasser, Elektrolytgetränke und vor allem Schokoriegel.
Das gereichte Wasser war nach unserer Auffassung nur schwer genießbar,
jeder Stadtteil hatte seine eigene Geschmacksnote.
Nachdem wir dann alle fünf Brücken überquert hatten, in der Bronxx noch
zum Drink eingeladen wurden, erreichten wir den Central Park. Dies
entschädigt schon für jede Mühe. Die Stimmung geht hier noch einmal
richtig hoch.
Das Amerikaner Verständnis für Teamgeist und Kameradschaft haben zeigte
sich, als wir einem Mitläufer, welcher mit verkrampften Beinen zu Boden
sank erste Hilfe leisteten. Als wir anschließend wieder losliefen klang
es uns hundertfach in den Ohren : ³You did a good job„
Im Ziel dann war der Jubel grenzenlos. Die Freude der Finisher war
unglaublich. Angehöriger und Freunde umarmten sie, Tränen flossen. Das
waren wirklich Gänsehautmomente.
Auf dem Rückflug lernten wir dann noch Günther Schultz aus Bad Soden
kennen. Er gewann in 3.49.25 Std. (Bruttozeit) die Altersklasse M 70.
Wir waren sehr beeindruckt, schließlich begann Günther Schultz erst mit
62 Jahren den Laufsport.
In der Nachbetrachtung fragt man sich, wo die Unterschiede zu einem
europäischen Stadtmarathon der Spitzenklassen liegen.
Vergleicht man New York mit Berlin, so sprechen insbesondere der enorme
Enthusiasmus der Zuschauer für New York. Die Zuschauer am Rand geben
einem das wunderbare Gefühl, das die eigene Leistung mit besonderem
Respekt betrachtet wird. Die Ausrufe : ³You`re looking good„ und ³You
did a good job„ sind nur das äussere Zeichen hierfür.
Dennoch braucht sich ein Lauf wie der Berliner Stadtmarathon nicht von
NYC in den Schatten gestellt fühlen. Auch hier sind die Zuschauer
wirklich toll, die Strecke ist attraktiver, die Organisation nicht
schlechter, die Verpflegung ebenbürtig.
Fazit: Es ist eingewaltiges Erlebnis, die Zeit es zu geniessen sollte
man sich schon nehmen. Für Bestzeiten gibt es andere Kurse. Als
Marathonläufer sollte man das Mekka seines Sportes erlebt haben.
Der Mythos ist also ungebrochen. Vielleicht sind sie ja 2001 auch dabei?

Viele Grüsse
Hermann ˆJosef Belke

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