Ein Testläufer berichtet vom Ultramarathon in Zolden / Belgien am 15. 02. 2003

Ultramarathon über 50 km in Zolden / Belgien

Für running-pur waren Testläufer bei dieser Veranstaltung unterwegs. Sie sammelten Eindrücke, blickten hinter die Kulissen, um Ihnen, lieber Leser, ein Bild von der Qualität, dem Ambiente und der Stimmung zu verschaffen.
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Bericht von Frank Wolff über den Ultramarathon in Zolder / Belgien
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][ Frank Wolff ][


Start aus der Pool-Position beim 50 km-Ultra in Zolder / Belgien


Von der Autobahnausfahrt der A2 Zolder-Heusden in gut 10 Minuten zu erreichen, erstreckt sich auf einer Länge von 3.894,31 m, wie es exakt in der Ausschreibung heißt, die Rennstrecke von Zolder.

Wir fanden schnell unseren Weg, waren doch die weiß-schwarzen Wegweiser von der Autobahn zur Rennstrecke nicht zu übersehen. Ein kleines Schild mit der Aufschrift "Start", das den Weg nach links zur Rennstrecke wies, übersahen wir jedoch und so fanden wir die Einfahrt in den inneren Bereich der Rennstrecke erst nach einer Ehrenrunde. Hier einiges Rätselraten, denn außer diesem einen Schild keine weiteren Hinweise, wo sich der Start befand. Ziestrebrig wählten wir den linken und zufällig richtigen Weg, über einen Schlagloch beladenen Feldweg und fanden uns nach kurzer Fahrt vorbei an Baustellen, die sich z.Zt. auf dem Gelände befinden, an der Boxengasse im Start/Zielbereich. Ich scherzte mit meinen beiden Mitstreitern und Freunden Karl-Heinz Kobus und Martin Wagner, die ich schon morgens um 6:30 Uhr vom Düsseldorfer Bahnhof abgeholt hatte, ob denn auch die Startkarten-Ausgabe durch ein "Boxenluder" erfolgen würde. Karl-Heinz schien es egal zu sein, hatte er sich doch mit dem Nachtzug von Basel die Nacht um die "Ohren geschlagen" und war wohl noch etwas übernächtigt.

Gestärkt mit Kaffee und Baquette bzw. Brötchen und Begrüßungszeremonien bekannter Ultras, die sich halt überall treffen und keinen Start auslassen, ging es dann nach einem letzten Check der Kleidung und einem letzten Boxenstop auf der Toilette, an den Start.

Geschlossene Wolkendecke, leichter Nieselregen bei 6 Grad, ließen darauf schließen, dass es ein Tag werden würde, der zur Bewältigung dieser 50 km-Ultrastrecke eigentlich geeignet war. Um die Startlinie zu erreichen, ging es zunächst 600 m hinaus aus dem eigentlichen Start/Zielbereich, um die Anfangsrunde mit 3.268,28 m zu laufen. Hierauf folgten dann 12 weitere Runden mit bereits oben erwähnten 3.894,31 m je Runde. Nette Idee vom Veranstalter jedem Teilnehmer/in - immerhin 117 an der Zahl - einen genauen Rundenplan auszuhändigen mit einer extra leeren Spalte, wo jeder Teilnehmer, sofern er wollte, Zeit und Kugelschreiber hatte, seine Zwischenzeiten eintragen konnte.

Zolder, kamen mir kurz vor Start die Gedanken in den Kopf, welch tradionsreiche Rennstrecke. Zwar nicht eine der längsten Rundkurse in der Welt, dafür aber eine der sichersten. Ich lächelte bei dem Gedanken, dass es eine der sichersten Strecken ist, denn auf Grund zu hoher Geschwindigkeit würde mich die Fliehkraft sicherlich an diesem Tag beim 50 km-Ultralauf nicht aus der Kurve tragen.
1959 wurde diese Rennstrecke gebaut, die 1960 erstmals auf einem 2700 m langen Rundkurs in Betrieb genommen wurde. Ab 1963 abermals in der Streckenlänge erweitert, erhielt der Rennparcour 1994 seine heutige Länge von 3.894 m. Zahlreiche Formel 1-Rennen, Truck Super Prix fanden hier über Jahre statt sowie die Weltmeisterschaften im Rad-Straßenfahren und der Cyclo-Cross waren ein Highlight des Jahres 2002.

Mit gewissem Stolz auf dieser traditionsbeladenen Strecke starten zu dürfen, wartete ich die letzten Minuten bis zum Start, in Nähe der Ziellinie ab. Pool-Position, ideale Ausgangsposition schmunzelte ich. Ein gewisses Frösteln überkam mich, sah ich doch den späteren 2. in der Gesamtwertung in schulterlosem T-Shirt und kurzer Hose. In seinem blau-weißen Outfit hätte er sehr gut zum Williams-Team passen können, sollte er doch tatsächlich auch in einem diesem Team durchaus angemessenen hohen Tempo seine Runden drehen.

Der Startschuß fiel und los gings über den Rennparcour, beobachtet und wohl Ausschnittweise übertragen vom flämischen Fernsehen FL. Eingebettet in Wald, landschaftlich durchaus reizvoll auf hartem Asphalt, der bei mir den Gedanken aufkommen ließ, dass es sich hier durchaus um eine Spezialmischung handeln mußte, da mir selbiger Untergrund hart wie Beton vorkam. Kurz vor Kilometer 2 dann ein steiler kurzer Anstieg, danach steil bergab und nach einer S-Kurve ein langezogener ca. 500 m langer, jedoch nicht allzu steiler Anstieg mit nicht ganz so langem Gefälle bis KM 3 und anschließendem Minimalanstieg zurück in den Start/Zieleinlauf. Gut gefiel beim Zieleinlauf der einzelnen Runden, dass jede Runde von einem Stadionsprecher mit Name und Nummer angesagt wurde. Ca. 20 m dahinter ein Wagen mit 2 Teams, die nochmals offensichtlich Startnummer und Zeit notierten. Danach folgte das Verpflegungszelt. Wasser, Cola, Tee, Bananen, Schokolade und später auch heißer Kaffee wurden gerreicht. Der Tee leider zu heiß zum trinken, die Getränke extrem kalt (hierfür kann allerdings der Veranstalter sicher nichts sondern war witterungsbedingt) sollten mir später Magenbeschwerden bescheren.

Schon die ersten Runden ließen vermuten, dass dieser Lauf nicht nur auf Grund des Untergrundes sondern auch wegen der zwar kurzen, aber immer wieder zu durchlaufenden Steigungen nicht so einfach zu bewältigen war.
Für Anfänger kann dieser Lauf daher keinesfalls empfohlen werden. Eine gewisse Ultraerfahrung sollte vorausgesetzt werden, um diesen Lauf erfolgreich zu bestehen. Nach ca. 42 km waren diesmal auch meine Akkus leer. Zu gering war das Training der letzten Wochen und die letzten 8 km wurden von mir auf der letzten Reserve, mit erhöhtem Puls unter Ausnutzung der direkten Fettverbrennung bewältigt. Die Füße klebten am Asphalt und zu dieser Zeit konnte ich sehr gut nachempfinden wie sich ein siegesgewisser Formel 1-Pilot in seinem Rennwagen fühlen muß, wenn Ihm das Benzin auf den letzten Metern ausgeht. Zur Foto-Session für die Running-Pur-Fotogalerie (Fotos folgen Donnerstag Abend), mußten mir meine beiden Freunde Karl-Heinz Kobus und Martin Wagner dann auch aufs Treppchen helfen. Ein gewisses Grinsen konnten sich beide dann auch nicht verkneifen.

Eine heiße Dusche (ca. 500 m) vom Hauptgebäude entfernt, Kaffee und Kuchen sowie eine Tombola mit gesponserten Preisen, wo offensichtlich jeder etwas gewinnen konnte, ließen meine Lebensgeister rasch wieder wach werden und Anstrengungen der Strecke vergessen.

Alles in allem eine gelungene Veranstaltung, die Läufern/innen durchaus zu empfehlen ist, die bereits einige Ultraerfahrung haben. Schön wäre es, wenn die Beschilderung zum Startgelände noch etwas besser würde und die Aushänge mit den Ergebnissen schneller erfolgen könnte. Leider mußten wir um 18.30 Uhr abreisen. Zu diesem Zeitpunkt hingen die Ergebnislisten leider noch nicht aus. Bis auf diese kleinen Schönheitsfehler war es ansonsten aber eine makellose Veranstaltung, mit einem netten aber anspruchvollen Laufevent.

Mit netten Laufgrüßen
Euer
Frank Wolff
Marathon- und Ultratester für running-pur