Testläufer berichten über
den Marathon in Zürich am 09. 04. 2006
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Bericht von Testläufer Hans Pertsch
über den Marathon in Zürich Der Wettergott hatte einen schlechten Tag.Irgendwann erwischt es jeden Läufer einmal. Der Wettergott hat einen schlechten Tag. Der strahlenblaue Himmel und angenehme Temperaturen bei der Anreise in die Schweiz ließen Hoffnungen auf einen frühlingshaften Lauf am Sonntagmorgen aufkeimen. Wohl niemand glaubte dem Wetterbericht der permanent von einem kommenden Tief in der Nordschweiz berichtete. Aber es kam. Der leichte Schneefall der Nacht war in einen Dauerregen übergegangen. Die Temperaturen waren unter 5° gesunken, aber die gefühlten Werte waren wohl noch viel tiefer. Am Startplatz bot sich ein ungewöhnliches Bild. Läufer, Helfer und Zuschauer suchten Unterschlupf von Nässe und Kälte. Versorgungszelte des Roten Kreuzes, Tankanlagen einer nahegelegenen Tankstelle und die Unterführung zum Bahnhof wurden kurzerhand in Wartezonen umgewandelt. Erst kurz vor dem Start ließen sich die ersten Läufer auf der Straße sehen. Zu meinem Erstaunen hatte die Stimmung aber trotzdem eine gewisse Heiterkeit die ich Angesicht fröstelnder Arme und Beine kaum teilen konnte. Pünktlich um 8:30 schickte der Knall der Startpistole 5363 Läuferinnen
und Läufer in die Regenschlacht. Bereits nach wenigem Minuten gab
es am Körper wohl keine trockene Stelle mehr. Was der Himmel nicht
schaffte, schaffte das Spritzwasser der Mitläufer. Da aber der Mensch
ein Gewohnheitstier ist, arrangierte man sich aber schnell mit dem Unwillen
der Natur. Ich war am Start perfekt weggekommen und so lagen die ersten
messbaren Zeiten weit unter meinen Vorgaben. Es fiel mir merklich schwer
bis KM 21 nach meinen Richtzeiten zu laufen. Aber meine vorherigen Läufe
gingen mir nicht aus dem Kopf. Jedes mal war ich zu schnell angegangen
und am Schluss fehlte mir die Kraft. Aber nicht nur Die. Einige der extra arrangierten afrikanischen Spitzenläufer
gaben das Rennen entkräftet auf, andere fanden sich im Ziel inmitten
von Volksläufern wieder. Nicht jedoch Tesfaye Eticha aus Äthiopien.
Der in Genf lebende Afrikaner war wohl bestens mit dem Klima vertraut
und lief nach 2:12.39 Std als Sieger ein. Von der malerischen Kulisse
des Züricher Sees wurden die Läufer ebenso wenig beglückt
wie von der historischen Gebäuden in der Züricher Innenstadt
durch die die Strecke über die letzten Kilometer lief. Trotz des
schlechten Wetters fanden sich in aber größere Menschenmengen
ein, die dem Lauf doch noch das Flair eines Großstadtmarathons verleihen.
Bei KM 40 hat mich dann noch einmal der Mut gepackt. Die letzten beiden
Kilometer lief ich mit mindestens der gleichen Geschwindigkeit wie zu
Beginn des Rennens. Glücklich aber nicht übermäßig
kaputt überquerte ich die Ziellinie. Mit 3:56 Stunden war ich nicht
nur meinen bisher schnellster Marathon gelaufen sondern auch mein bisher
klügstes Rennen. Hans Pertsch
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