Testläufer berichtet vom 11. Ultra-Marathon in Marburg am 23. März 2003

11. Ultra-Marathon in Marburg 2003

Für running-pur waren Testläufer bei dieser Veranstaltung unterwegs. Sie sammelten Eindrücke, blickten hinter die Kulissen, um Ihnen, lieber Leser, ein Bild von der Qualität, dem Ambiente und der Stimmung zu verschaffen.
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Bericht von Frank Wolff über den 11. Ultra-Marathon in Marburg 2003
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][ Frank Wolff ][


Frühjahrs-Erwachen beim 11. Ultra-Marathon in Marburg...

Veranstalter begeisterte mit 3 verschiedenen Streckenlängen bei frühlingshaften Temperaturen.

Schon die gute Ausschilderung des Laufes zum Start/Zielgelände der Veranstaltung begeisterte mich, kam ich doch wenngleich es bereits die 11. Veranstaltung des Ultra Sport Clubs Marburg war, zum erstenmal anläßlich des Laufes hierher. Jedoch hätte ich auch leicht das Start/Zielgelände an der Steinmühle finden können, aufgrund des vom Veranstalter ins Internet eingestellten Stadtplanes mit genauer Anfahrtmarkierung. Nicht immer hat man es als Läufer insbesondere bei der Anfahrt zu neuen Veranstaltungen so einfach.
Schon bei meinem Eintreffen gegen 8:30 Uhr herrschte reges Treiben im Start/Zielbereich der Internatsschule der Steinmühle. Viele schienen schnell an diesem Morgen noch nachzumelden, angelockt durch das tolle Frühlingswetter bei strahlend blauem Himmel, der schon fast Poskarten-kitschig blau wirkte und besser zu einem Panorama am Strand von Miami gepaßt hätte, als zu deutschem Frühlingswetter. Doch Temperaturen kurz vor Start nicht viel über dem Gefrierpunkt, ließen schnell erkennen das solche Gedanken mit Strandgefühlen noch etwas unangebracht waren, zu so früher Stunde. Wichtiger doch die Frage welche Laufkleidung ich wählen sollte, waren doch Temperaturen bis zu 18 Grad vorhergesagt worden. Kurz oder doch lieber lang ? T-Shirt oder Sweat-Shirt ? Diese Fragen schienen nicht nur mich sonder auch meine Mitläufer/innen zu quälen. Ich entschied mich dann doch für lang, was bis gegen Mittag wo es merklich wärmer wurde, wohl auch die richtige Wahl war.
Wer hätte sich damals im Mai 1949 bei der Gründung der Internats-Schule auf dem Gelände der Cappeler Steinmühle durch den Ostfriesen Gerhard Buurmann und dem Süddeutschen Dr. Josef Müller wohl träumen lassen, dass die Steinmühle einmal dauerhaftes Start/Zielgelände des Ultra Sport Clubs Marburg für Marathonis und Ultramarathonis werden würde, die dieses Jahr bereits Ihre 11. Veranstaltung organisierten. Das Gelände und die Räumlichkeiten der Steinmühle sind dabei optimal. So gibt es getrennte Räumlichkeiten für die Anmeldung sowie einen separaten Frühstücksraum. In dem angegliederten Gebäudekomplex mit Turnhalle, wo schon einige Läufer/innen genächtigt hatten, saubere und gute sanitäre Anlagen und Duschmöglichkeiten.
Drei verschiedene Streckenlängen umfassten das Angebot des Veranstalters. Eine 30 km-Strecke, die erstmals neu aufgenommen wurde, Marathon und eine 60 km-Strecke. Im Rahmen des 50 km DUV-Cup (DUV = Deutsche Ultramarathon-Vereinigung) wurden Zwischenzeiten genommen, auf der genau nach IAAF-Regeln vermessen Strecke. Schön finde ich persönlich hier die Flexibilität des Veranstalters jede mögliche Option für den Läufer/in zuzulassen und auch gewertet zu bekommen, im Hinblick darauf, auch evtl. eine kürzere Strecke zu laufen, als die Strecke zu der man sich ursprünglich angemeldet hat. Lobend sei in diesem Zusammenhang auch die Tatsache erwähnt das für die Absolvierung z.B. der Marathonstrecke 7 Stunden Zeit zur Verfügung stehen. Gerade und im Besonderen deshalb kann ich diese Veranstaltung auch besonders Neueinsteigern im Marathon- oder Ultrabereich empfehlen, sind doch die Zeitlimits bei anderen Veranstaltungen oft nicht so großzügig bemessen, wie bei den Marburgern.
Die Strecke selbst ist flach, bis auf zwei kurze Anstiege in den Brückenbereichen und zu 100 % asphaltiert. Es gilt einen 10 km-Rundkurs immer wieder zu absolvieren, wobei es für die Marathonis eine kleine Extraschleife gibt. Dieser 10 km-Parcour führt zunächst hinaus aus der Steinmühle durch die Felder Richtung Marburg, wobei die Strecke selbst fürs Auge wenig Abwechslung bietet, außer dem schönen Panorama auf das von der Herzogin Sophie von Brabant (Tochter der heiligen Elisabeth) im 13. Jahrhundert am Schloßberg begonnenen und später ausgebauten Marburger Schlosses. Nach 4 km mit besagtem Panorama dann die Wende, eingeleitet durch die Südpassagen-Brücke, die 1973 vollendet wurde und uns sicher ans andere Lahnufer bringt. Von dort führt ein schmaler asphaltierten Weg, welcher zwischen der B255 mit regem Autoverkehr auf der einen Seite und Lahn auf der anderen Seite verläuft nach Gisselberg. Kurz nach dem Verpflegungspunkt 6,6 km zweigt der Weg auf autofreie Straßen ab durch das Wohngebiet aus Gisselberg heraus in eine Wendepunkt-Strecke bis Kilometer 8. Diese Wendepunkt-Strecke fand nicht unbedingt meine Begeisterung, bis darauf das man entgegenkommende Freund gut grüßen kann. Kurz vor Kilometer 9 dann ein kurzes Stück unmittelbar entlang der Autobahn. Man muß schon mit vollem Herzen laufbegeistert sein, um manche Passagen der Strecke wirklich zu mögen. Von der Streckenführung habe ich da durchaus schon wesentlich schönere und reizvollere Rundparcour-Strecken gesehen. Als ein wenig störend habe ich es zudem empfunden, dass die Strecke stark von Fahrrädern und Inlinern heimgesucht wurde, was unweigerlich zu vielen Ausweichmanövern führte und Laufen besonders in den Nachmittagsstunden mit erhöhter Konzentration erforderlich machte, um nicht unter die "Räder" zu kommen.
Positiv erwähnen möchte ich jedoch die durchdachte Einteilung der Verpflegungspunkte bei Km 3, 6.6 und im Start/Zielbereich, da gerade die warmen Temperaturen ab der Mittagszeit häufiges Trinken erforderlich machten. Die klug von den Abständen gewählten und zahlreichen Verpflegungspunkten machten das Laufen sehr angenehm. Die Verpflegung mit Bananen, Keksen und Power-Gel, Cola, Tee, Wasser u. Iso war ausreichend. Jeder Kilometer war zudem exakt ausgeschildert, sodass man Zwischenzeiten durchaus auch selbst stoppen konnte.
Alle 3 Plätze der Altersklassen wurden mit Pokalen ausgezeichnet und bedingt durch die anschließende Tombola ging niemand mit wirklich leeren Händen nach Hause.
Fazit : Eine Veranstaltung, die sich insbesondere für Marathon- und Ultraneueinsteiger lohnt zu besuchen, da immer die Opition offen steht auch bei weniger gelaufenen Kilometern auszusteigen und trotzdem in die Wertung für 30 km oder Marathon zu kommen. Bei guter, durchdachter und routinierter Organisation des Ultra Sport Clubs Marburg ist man in guten Händen. Für Läufer/innen, die landschaftlich reizvolle Abwechslung suchen und bei denen wie bei mir der Spaß an der Strecke im Vordergrund steht, gibt es jedoch schönere Strecken zu entdecken.
Viele Grüße vom Fuße des Westerwaldes
Euer Läufer
Frank Wolff
Marathon- und Ultratester für running-pur