Testläufer berichten vom 21. Steinfurt Marathon

21. Steinfurt Marathon

Für running-pur waren Testläufer bei dieser Veranstaltung unterwegs. Sie sammelten Eindrücke, blickten hinter die Kulissen, um Ihnen, lieber Leser, ein Bild von der Qualität, dem Ambiente und der Stimmung zu verschaffen. Wollen auch Sie mit einem Freistart in der Tasche den ONLINE-Lesern Ihre Erfahrung übermitteln? Dann klicken Sie hier.

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running-pur ONLINE
Ein Beitrag von running-pur ONLINE

 


Bericht von Benjamin Schmidt über den 21. Steinfurt Marathon
][ zu Testberichten anderer Veranstaltungen ][
][Benjamin Schmidt][Lisa Marie Schlipf][Dr. Hans-Werner Rehers][Stefan Noack][

Die Stimmung war trotz schlechten Wetters bestens

Der 21. Steinfurt Marathon verlangte den knapp 1000 Teilnehmern alles ab. Wie vorher in sämtlichen Wetterberichten angekündigt war die Veranstaltung nicht vom Wetter begünstigt, sondern pünktlich mit dem Start der Läufer um 14 Uhr begann der Regen. Schon nach wenigen Kilometern stand das Wasser auf der Laufstrecke, Schuhe und Socken waren durchnässt. Etliche trugen sich mit dem Gedanken, da ein Halbmarathon-Rundkurs zweimal zu bewältigen war, bei der Hälfte der Strecke das Trockene und weite zu suchen, machten doch die ausgekühlten Muskeln sich frühzeitig bemerkbar. Für eine Teilnehmerin, die sich mit Rucksack, Iso-Matte und Stofftier aufmachte, für einen 260-km Wüstenmarathon zu trainieren, waren die Temperaturen nicht adäquat, aber von den Qualen sicherlich vergleichbar. Sturmböen waren angesagt, auf den Wegen durch die Felder peitschte der Wind den Läufern die Graupelschauer nur so ins Gesicht, teilweise "standen" die Sportler auf der Stelle, bei 70 km/h Gegenwind verständlich. Die größte Gruppe versammelte sich während des Laufes um die Brems- und Zugläufer, die vier Stunden als Endziel erreichen wollten. Mit ideenreichen Melodien aus der Trillerpfeife wurden die Marathonis zum Schlachtruf "Hey" aufgefordert. Die Stimmung war trotz des miesen Wetters und 10 Grad bestens. Bis Kilometer 30 hielten die Läuferinnen und Läufer toll zusammen, dann jedoch hatten die Meisten angesichts der widrigen Umstände Schwierigkeiten, ihren Antreibern zu folgen. Zudem funktionierte die Getränkeversorgung bei einer 100 Personen starken Gruppe nicht einwandfrei, aber keiner schimpfte mit den Helfern am Wegesrand, hatten diese doch den weitaus unangenehmeren Job, in der Kälte stundenlang Becher zu füllen, die immer wieder von den Tischen hinweggeweht wurden. So waren auch unterwegs und im Ziel die Absperrgitter an der Strecke liegen geblieben, ein Aufstellen wäre einer Sisyphos-Arbeit gleich gekommen. So konnten die Veranstalter froh sein, dass die Orkan-Warnung erst gegen 18 Uhr ausgegeben war. Zu dieser Zeit waren die Teilnehmer weitgehend im Ziel und freuten sich auf ein alkoholfreies Bier und eine warme Dusche. Fazit der Veranstaltung: Nur echte Läufer konnten der Veranstaltung etwas abgewinnen, es war kein Vergnügen, bei nasskaltem Wetter seinen inneren Schweinehund davon zu überzeugen, das Marathon-Laufen Freude macht.


Bericht von Lisa Marie Schlipf über den 21. Steinfurt Marathon
][ zu Testberichten anderer Veranstaltungen ][
][Benjamin Schmidt][Lisa Marie Schlipf][Dr. Hans-Werner Rehers][Stefan Noack][

Gegen den Wind oder Bestzeit für den Besenwagen!

Am Samstag, den 20. März 2004 fand in Steinfurt, Nordrhein-Westfalen der 21. Brooks-Steinfurt Marathon statt. Für mich war es nach 2001 und 2002 die 3. Teilnahme in Steinfurt. Die Organisatoren des Steinfurt-Marathons kenne ich als gut vorbereitete, sehr umsichtige und professionelle Veranstalter. Die Koordination bezgl. Testläufer im Vorfeld war perfekt, ich wurde direkt vom Veranstalter angeschrieben, mit der Bitte meine Starterdaten zu überprüfen (da wurde nix dem Zufall überlassen) und als Sahnehäubchen, wurde mir der Wunsch nach einer besonderen Startnummer sofort ohne Probleme erfüllt. Da mein Freund auch als Teststarter zum Marathon ausgewählt worden war und demselben Lauftreff wie ich angehört, wurde im Orgabüro messerscharf kombiniert und wir waren für die Paarwertung auch gleich mit angemeldet. Eine Wertung, die besonders laufenden Paaren sehr gefallen könnte und nur selten angeboten wird. Ich fühlte mich gut aufgehoben.

Im Vergleich zu den letzten Jahren waren weniger Voranmeldungen zu verzeichnen (ca. 790 Stück) und so war es wieder einmal unwahrscheinlich, über eine Finisherzahl von über 1000 zu kommen. Nun denn, der Wetterbericht verhieß nix Gutes, Regen und starker Wind wurde angekündigt. Mit tiefen Sorgenfalten in der Stirn, machten wir uns am Samstagmittag auf den Weg nach Steinfurt und hofften, dass es ja so schlimm nicht werden würde. Die Parkplatzsuche ist hier kein Problem.

Startnummernausgabe, Aufenthaltsraum und eine Minimarathonmesse befinden sich alle überschaubar in der Sporthalle, Biertische waren in der Eingangshalle aufgebaut, so dass man gleich mitten im Geschehen war. Alles ist wie in den letzten Jahren, wer öfters hierher kommt, hat keine Reibungsverluste im Vorfeld. Es herrscht reges Treiben, die Nummernausgabe ist gut ausgeschildert und die Helfer/innen ausgesprochen nett und hilfsbereit. Und oh Freude, der Hauptsponsor hat uns als Präsent noch ein Extra- T-Shirt in die Startnummerntüte gepackt. Ein ordentliche Anzahl von Kuchen und Torten konnte man schon besichtigen und sich auf die Zeit nach dem Lauf freuen.

Zum Start muss man ein paar Schritte gehen, dieser ist stimmungsvoll an historischer Stätte aufgebaut. Die Startpositionen für die Brems-und Zugläufer sind gut sichtbar, so weiß man, wo man sich einzureihen hat (wenn man diesen tollen Service in Anspruch nehmen möchte). Der Steinfurt-Marathon besteht aus 2 Runden a 21,1 km und ist zum größten Teil als Landschaftsmarathon zu bezeichnen. Die Zeitmessung erfolgt per Champion-Chip.

Pünktlich zum Frühlingsanfang stellten sich die Herbststürme ein, der Himmel verdunkelte sich und wir starteten in heftigen Regen hinein. Egal, wenn man auf der Strecke ist, gibt es kein Zurück mehr. Die ersten vier Kilometer bewegen sich auf der Landstraße in Wellenbewegungen hoch und runter, wenn man keinen Gegenwind hat, ist sogar angenehm abwechslungsreich. Ab Kilometer 6 beim Abbiegen in die Landschaft, zeigte der Wind so richtig was er kann - und begleitete uns bis Km 18.

Die Verpflegungsposten befinden sich jedes Jahr an den gleichen Stellen, diese sind gut ausgerüstet mit Elektrolyt, Tee, Wasser, Cola, Orangenscheiben und Bananen. Der Vorrat reicht auch noch für die Letzten. In Borghorst, wenige Kilometer weiter, erwartet einen die Stimmungshochburg, mit jubelnden und anfeuernden Menschen am Orteingang, am Steigungsanfang, das macht Laune, kann aber auch stressig sein. Dann wird man kreuz und quer durch Borghorst geleitet und bei gutem Wetter treibt es den einen oder anderen schon auf die Strasse, am Samstag waren aber alle froh im Warmen zu sitzen. Unverdrossen jedoch die Helfer, die tapfer bis zum bitteren Ende ihre selbstauferlegte Pflicht erfüllten, das hat mir wirklich Hochachtung abgerungen. Dann geht es raus aus Borghorst auf die lange, zermürbende Windschneise. Windstärke Acht, mit zusätzlichen Böen. Der Wind fegte einem sämtliche Kraftreserven aus den Rippen und die Beine wurden aufgrund der nasskalten Kleidung tiefgefroren. Kälte lässt Schmerz nicht so tief empfinden - auch ein Vorteil ;-). Die erste Runde war ein Vorgeschmack auf das was einen in der nächsten erwartete. Bei Km 13 wurden wir von einer außerplanmäßigen Verpflegungsstelle überrascht, Kinder hatten ein Tischchen aufgebaut und reichten Wasser - ein großes Danke an die wackeren Helferlein. Ab Km 18 tröstete dann Rückenwind über die Schmerzen der vergangenen Kilometer hinweg - eine Wohltat.

Wer nun schon ins Wanken geriet und mit einem Ausstieg liebäugelte, hatte beim Überqueren der Halbmarathonmarke verloren und rettete sich ins geschützte Warme. Die Versuchung war auch für mich ausgesprochen groß - aber wie hätte ich diesen Mangel an Pflichtbewußtsein running-pur erklären sollen :-)? Man kann es den Aussteigern nicht verdenken; ist es wirklich noch gesund und normal, bei diesen Bedingungen unbedingt finishen zu wollen?

Soweit so gut, die Zeit schritt voran, die zweite Runde wurde für mich eingeläutet und ich war innerlich schon soweit zermürbt, dass ich den Widerstand gegen den Wind aufgegeben hatte, zumal dieser noch stärker wurde. Laufpassagen wechselten sich je nach Windstärke mit flottem Marschieren ab. Es wurde ruhig um einen herum, keine Menschenseele mehr in Sicht. Da ich mich sowieso schon auf das Wesentlichste eingestellt hatte, machte mir das nichts aus. Ab und zu ein kurzer Wortwechsel mit einem tapferen Streckenposten munterte (hoffentlich) beide Parteien auf.

Der Rückenwind ab Km 36 war ein Segen, sowas habe ich noch nicht erlebt, der schob mich schneller nach vorne als ich laufen konnte. Bei KM 37 angekommen wurden dann auch schon die Verpflegungsstellen abgebaut, verständlich für die lange Ausharrenden, aber absolut frustrierend für die wackeren Letzten, die einfach nicht aufgeben wollten.

Bei Km 40,5 wurde ich dann, oh Schreck, vom Besenwagen eingeholt. Ein kurzer Zuruf des Fahrers "na, gehts noch?" wurde von mir mit einem überraschten "ja natürlich" erwiedert, bis ich dann begriff, was da eigentlich vor sich geht. Meine Stoppuhr zeigte ca. 4:35 Std. an. Der Zielschluss war doch nach 5 Stunden angekündigt? Es wurde langsam dunkel und der Besenwagenfahrer wollte offenbar schnell nach Hause, wobei der doch im Warmen saß. Langsam machte sich Empörung in mir breit, ich war ja noch nicht mal die Letzte.

In Steinfurt angekommen, fiel die Orientierung nicht leicht, der einlaufende Besenwagen gab offenbar das Signal für die Streckenposten, ihre Zelte abzubrechen. Die Streckenmarkierung war abgebaut und die Streckenposten gingen nach Hause, wer sich nicht auskannte, durfte dann noch Extra-Runden zur Orientierung drehen. Ich hatte Glück und konnte noch jemanden fragen. Als dann auch noch die Feuerwehr ein weiteres Signal zum Aufbruch gab, rief ich ihnen aufgeregt ein "da kommen noch welche" zu und mir schallte ein unwilliges "wieviele denn noch?" entgegen. Woher sollte ich das bitte schön wissen, meine Uhr zeigte 4:44 Std. an. Wozu gibt es eigentlich Regeln?

Mehr oder weniger gemeinsam mit mir, überquerte der Besenwagen die Ziellinie. Auf meine aufgebrachten Worte, dass ein Besenwagen hinter dem Letzten einher fahren müsse und nicht vor angekündigtem Zielschluss im Ziel sein dürfe, wurde ich mit einem "ich habe alle gefragt, ob es noch geht" aufgeklärt. Da blieb mir nun doch die Spucke weg. Es war mittlerweile dunkel und nicht jeder kennt sich aus und gerade die Allerletzten wollen es natürlich auch noch schaffen, aber manchmal reicht der bloße Wille einfach nicht und man macht schlapp. Ich kam mit 4:46:08 ins Ziel und auf der Ergebnisliste stehen noch 20 weitere Teilnehmer, die nach mir gewertet wurden, einige noch nach 5 Std., eine sehr sportliche Geste vom Veranstalter. Klar ist schon, wer die Zielzeit nicht schafft, muss die Verantwortung selbst übernehmen, aber bis dahin ist der Veranstalter in der Pflicht.

Man sah, dass sich alle das Ende der Veranstaltung herbeisehnten, aber ich bekam dennoch noch eine schöne Medaille umgehängt und konnte mich an herrlich frischem alkoholfreiem Bier laben. Und ein tolles Finisher-Funktions-Shirt (das angenehmerweise wirklich gut passt) gab es auch für mich noch.

Die Siegerehrung fand in gemütlicher Runde statt. Ich vermute, dass sich die meisten Menschen dann aber bald auf den Weg nach Hause machten, denn es war ein wirklich anstrengender Tag und ein kräftezehrendes Rennen (vielleicht auch nur für mich).

Dass nur 667 Läuferinnen und Läufer ins Ziel kamen, lag mit Sicherheit nicht an der Veranstaltung, daran war eindeutig das Wetter schuld. Offenbar sind noch nicht alle Läufer von den guten Geistern verlassen ;-) und blieben sogar gleich zuhause (das niedrige Startgeld ist auch leicht zu verschmerzen).

Der Brooks-Steinfurt-Marathon ist ein wirklich gut organisierter und stimmungsvoller Frühjahrs-Marathon der offenbar hauptsächlich von Wiederholungstätern besucht wird (die dennoch hohe Finisherzahl läßt diesen Rückschluss zu). Die Mannschaft ist gut motiviert und zeigte großes Engagement. Die Strecke führt über ausschließlich Asphaltwege, durch eine schöne Landschaft. Die Strecke ist leicht profiliert mit ein zwei ganz kurzen Steigungen.

Vielen Dank, dass ich mir das mal genauer anschauen durfte.

Lisa Maria Schlipf
Startnummer 333


Bericht von Dr. Hans-Werner Rehers über den 21. Steinfurt Marathon
][ zu Testberichten anderer Veranstaltungen ][
][Benjamin Schmidt][Lisa Marie Schlipf][Dr. Hans-Werner Rehers][Stefan Noack][

Bewundernswert die vielen freundlichen Helfer

Danke, dass ich Steinfurt testen durfte, obwohl ich bereits zweimal dort gelaufen bin. Die Wetterprognose verheißt nichts Gutes, als ich gegen 12 Uhr Osnabrück losfahre, schickt das Sturmtief "Oralie" bereits seine Vorboten über das Osnabrücker und MünsterLand, doch oh Wunder, kurz vor 13 Uhr scheint in Steinfurt die Sonne, der Parkplatz an den Technischen Schulen ist noch nicht überfüllt, so dass ich in aller Ruhe den Wagen abstellen und die Formalitäten erledigen kann. Als Gimmick erhalten die Testläufer ein Funktions- Laufshirt des Hauptsponsors "Brooks", die kleine, aber feine Marathonmesse bietet alles, was ein Läufer braucht, man hat noch Zeit für einen Klönschnack, bevor man die 500 m zum Start schlendert, wo um 13.45 Uhr die Inliner gestartet werden und ich wider Erwarten die beiden Passtschon-98er Lisa und Stefan treffe, wobei sich während der Unterhaltung herausstellt, dass auch Stefan "wieder einmal" Testläufer für "running pur" ist und ich mir Tips holen kann bezüglich des Erstellen meines kleinen Reports. 10 Minuten später folgen die Rollis, bevor um 14 Uhr der Bürgermeister die Marathonis auf den zweimal zu durchlaufenden Rundkurs schickt.
Und pünktlich beginnt wieder der Regen, den ich in dieser penetranten Form eigentlich nur vom 3-Länder- Marathon kannte, hat doch in den Vorjahren eigentlich immer in Steinfurt der Frühling mit Sonne und Temperaturen um 20 Grad Einzug gehalten. Sei`s drum, ich suche und finde Läufer, die mein Tempo liefen und sich allein von der Figur her ausgezeichnet als Pacemaker eignen, da bei solchen Bedingungen nichts über einen guten Windschatten geht, vor allem auf den ersten fünf Kilometern im Bereich der Hollicher Mühle, von wo aus man normalerweise einen tollen Blick über das nördliche Münsterland bis hin zum Teutoburger Wald hat, doch diesmal ist alles anders, tiefliegende Wolken sorgen dafür, dass man noch nicht einmal bis zum Kohlekraftwerk Ibbenbüren sehen kann. Bewundernswert die vielen freundlichen Helfer an den
Verpflegungspunkten, wo neben Wasser und Tee auch Isogetränke, Apfelsinen und Bananen angeboten werden. Kurz vor Borghorst bei KM 7 steht die einzige "knackige" Steigung an, und hier geht auch akustisch richtig die Post ab. In Borghorst selbst ist es diesmal ein bisschen ruhiger, lediglich am Powerpoint am Marktplatz kommt so
etwas wie Stimmung auf. Als man wieder das freie Feld erreicht und ich mittlerweile trotz Regenklamotten sowas von nass bin, dass zum ersten Mal der Gedanke an einen Ausstieg nach der Hälfte aufkeimt, hat auch der Wind wieder seine wahre Freude an den Läufern, die sich ihm so gut als möglich entgegenstemmen. Ich entdecke Annette von den LSF MS, die mir in Arolsen so begeistert von Biel erzählt hat, und wir tauschen unsere zukünftige Laufplanung aus. Sie startet in vierzehn Tagen in Zürich, während ich Hamburg andenke. Anzumerken bleibt, dass Stefan mal wieder so richtig die Sau rauslässt, indem er in der nächsten Woche in Freiburg, danach in Bonn und schließlich in Hamburg antritt. Der Junge hat es einfach drauf! Bei KM 15 steht meine Entscheidung, ich verabschiede mich und bin somit in der Lage, mein Genußläufertempo zu forcieren, da nach 21,1 KM Schluß mit lustig ist. Im Ziel informiert nicht der avisierte VanMan Jochen Herringhaus, sondern der nicht minder profilierte Michael Brinkmann, der während der Messe die Gelegenheit nutzt, auf die "Riesenbecker Sixdays" und den MüMa hinzuweisen. Apropos Sixdays: Während Einheimische keine Chance mehr auf einen der heißbegehrten Startplätze haben, stehen für Auswärtige noch 30 Plätze zur Verfügung.
Die Zuschauer im Zielbereich schaffen es nicht, mich dahingehend zu motivieren, dass ich auch die zweite Runde noch in Angriff nehme. Locker trabe ich Richtung Parkplatz, schnappe mir meine Klamotten und kann in der Umkleidekabine feststellen, dass es anderen ebenso geht wie mir. Ich ziehe mich nur kurz um, gönne mir zu Hause eine heiße Wanne und zwei Saunagänge und freue mich auf den Sonntagmorgen, wenn ich in der Matthäusgemeinde in OS an einem Sponsorenlauf für die Partnergemeine in Limbazi in Estland teilnehme. Dumme, die mich sponsern, habe ich schon gefunden, und mein Startgeld für Steinfurt, das ich bereits überwiesen hatte, wird mir im nächsten Jahr angerechnet, wenn das Wetter hoffentlich wieder mitspielt.


Bericht von Stefan Noack über den 21. Steinfurt Marathon
][ zu Testberichten anderer Veranstaltungen ][
][Benjamin Schmidt][Lisa Marie Schlipf][Dr. Hans-Werner Rehers][Stefan Noack][

Mein schwerster Marathon...

An diesen Lauf werde ich mich bestimmt lange noch erinnern. Denn bis dato war es bestimmt mein schwerster Marathon. Nach Duisburg bei 30°C dachte ich, schlimmer kann es nicht mehr werden. Da habe ich die Rechnung ohne Wind und Regen gemacht.

Frohen Mutes habe ich mich als Testläufer bei running-pur für Steinfurt beworben und so die Startgebühr eingespart. Davon abgesehen ist der Steinfurt-Marathon recht preiswert und jeden Cent wert. Die Steinfurter treten sogleich mit mir und Lisa in Verbindung und die Anmeldung ist supereinfach, unkompliziert und höchstzufriedenstellend abgeschlossen. Wunschstartnummer war letztes Jahr schon kein Problem und für die Paarwertung sind Lisa und ich auch vorgemerkt worden.

Die Wettervorhersage nach den schönen ersten Frühlingstagen verheißt zum Frühlingsanfang nichts Gutes; es soll regnen und windig sein. Okay, im Münsterland ist es immer windig, deswegen gibt es so viele Windenergieanlagen dort, aber Regen? Eine Stunde vor dem Start kommt die Sonne raus und am Himmel gab es auffallend viele blaue Flecken. Aha, wie letztes Jahr; es klart auf! Frage: in kurz oder lang? Die Antwort bleibe ich erstmal schuldig.

Parken ist in Steinfurt überhaupt kein Problem, maximale Entfernung zur Anmeldung betragen 500 Meter. Wer mehr läuft, war ängstlich oder hat zuviel Ruhe!

Die Technischen Schulen sind quasi das Hauptquartier für den Marathontag. Am Eingang sieht man links die riesige, überwältigende Kuchentheke, dann Tische mit diversen Laufankündigungen und allerlei Werbung drauf. Hier bereiten sich einige Marathonis, Walker und Skater auf den Wettkampf vor. Rechts gehts zum Anmeldebüro. Da ist wenig los. Nur wenige Nachmelder fühlen die Zettel aus. Die Unterlagen habe ich schenll in der Hand, dazu als Willkommensgruß ein T-Shirt vom Hauptsponsor Brooks. Alle sind freundlich, hinter und vor den Tischen. Am Ausgang gibt es Schwämme noch und nöcher und die bekannten run-happy-Tafeln. Die habe ich später aber nur sehr
vereinzelnd entdeckt.

Der Marathon hat auch eine kleine Verkaufsmesse mit den üblichen Verdächtigen und Angeboten. Wenn man den Hinterausgang nimmt gelangt man zur Sporthalle. Hier kann man sich im Warmen umziehen, später duschen und relaxen.

Zurück am Auto bin ich mir nicht sicher über die Kleidungsfrage, entschließe mich letztendlich aber genau richtig, lang!
Einen der vielen niederländischen Skater bittet Lisa um ein Foto von uns beiden; schnell gemacht, Danke! Die Nähe zum orangenen Nachbarn zieht viele über die Grenze, die schon lange nicht mehr existiert. Im Mai wird es dann auch in Enschede so sein, nur in die andere Richtung.

Um 13:35 h beginnt es dan nauch noch zu tröpfeln. Einige Skater rüsten auf Vollgummi um. Die werden heute bestimmt keinen Spaß haben. Am Start treffen wir auf alte Bekannte vom Sehen und Laufen, Uli Benke und HaWe Rehers, auch Testläufer für running-pur. Gleich darauf rollen die Skater los, diesmal auch ohne Stürze auf dem Kopfsteinpflaster. Die Kulisse ist wunderbar. Die Burg, die Mühle und der Park laden eher zum Erkunden ein, als zum Weglaufen. Es ist wenig angespannt in der Startaufstellung. Nur wenige in der ersten Reihe machen sich Hoffnung auf ein gutes Rennen, denn der Himmel hat nun endgültig beschlossen, die Wolken ausregnen zu lassen. So setzt sich der Tross der vielleicht 800 Marathonis in Bewegung.

Als es hinaus aus Steinfurt geht, kann ich von ganz hinten im Feld die einzelnen Pace-Gruppen erkennen. Direkt vor mir die 4:15er, knapp davor die 4:00er usw. Dafür ist Steinfurt berühmt; für die Brems- und Zugläufer. Ich will in Ruhe meinen 6er-Schnitt laufen und beginne mit gemütlichen 6:15 und 6:03 für die ersten Kilometer.

Der Weg hinauf zur Hollicher Mühle ist nicht wirklich anstrengend. Dafür sorgt auch der leichte Seiten-Schiebewind von rechts. Die Windrichtung Südwest ist eigentlich eher untypisch. Was ein wenig zu schaffen macht, ist der Regen. Mir kommt es inzwischen fast wie leichter Hagel vor. Auf jeden Fall tut er an den Ohren weh. Apropos Mühle: Die Windmühle vom Typ Holländerachteck in Holzausführung ist auf einem Sockelgeschoss aus Bruchstein errichtet und kann von besichtigt werden. Ein besonderes
Erlebnis: Die technische Ausrüstung ist bis heute voll funktionstüchtig.
Steinfurt ist bekanntlich eine Twin-City aus Burgsteinfurt, da wo der Start war und Borghorst, wo es jetzt hingeht. Dazwischen liegt die erste Verpflegungsstation mit den "Marktschreiern". Gott-sei-Dank hat sich gegenüber letztes Jahr nichts an der Organisation verändert. So kann ich genüsslich meinen Becher Iso austrinken, bekomme 25 Meter weiter meinen warmen Tee, 50 Meter weiter Wasser, dann 25 Meter weiter Bananen und Apfelsinen. Herrlich! Und alles ganz ohne Gedränge. Die Leute hier zeigen
volles Engagement, ich bin begeistert und sie trillern auf ihren Pfeifen, was das Zeug hergibt.

Der Wind kommt jetzt böig von vorn, dazu der heftige Regen. Borghorst kündigt sich schon in der Ferne durch die Anfeuerungsrufe an. Der Wind trägt sie meilenweit. Ich halte mich etwas zurück, denn es folgt eine kleine, aber giftige Steigung. Die Ideallinie suchend laufe ich mit kurzen schnellen Schritten hoch und lasse dabei einige Läufer hinter mir. Flachländer, wie?

In Borghorst selbst ist aufgrund der miesen Wetterbedingungen nur wenig los. Das war letztes Jahr ganz anders. Keine Privatparties auf der Straße, dafür ein paar offene Fenster und Anfeuerungen aus der guten - trockenen - Stube. Die Strecke führt durch den Ortskern, vorbei am Heimatmuseum und hinaus Richtung Sportplatz, wo Mika-Timing am äußersten Punkt eine seiner hübschen roten Teppiche verlegt hat uns um um Registrierung bittet. Es kommt mir schon recht einsam hier vor! Am Marktplatz ist dafür bestimmt was los, zumindest ist es dort laut. Dröhnende Ansagen und alte Anekdoten belästigen die Wettkämpfer und beflügeln mich, etwas Gas zu geben, um Land zu gewinnen.

Auf einer langen Geraden mit zwei Unterführungen und einem VP lassen wir Borghorst Borghorst sein. Der Wind bläst wieder stärker und ich bin bei Kilometer 10 völlig durchnäßt und friere. Mich begleitet die Musik meiner Schuhe, so typische Platschgeräusche bei jedem Schritt. Die Überführung über die B54 ist die nächste anstehende Hürde. Mit gesenktem Kopf quäle ich mich rüber.

Für Abwechslung sorgen nur die drei Feldkreuze, denen ich aber wenig Aufmerksamkeit widmen will, zu sehr bin ich mit mir selbst beschäftigt. Noch sind es gut 9 Kilometer bis zum Startpunkt zurück. In der Ferne erkennt ich einen weiteren Windpark. Wie ich gerade so rüber schaue, kracht es am nächsten Bauernhof. Autounfall! Na sowas! Die Streckenposten von der Feuerwehr machen sich auf den Weg. Uns zieht es mit unseren nassen Sachen Richtung Burgsteinfurt. Und welch ein Gefühl, endlich mit Rückenwind. Schnell am VP verpflegt, lasse ich es mal richtig fliegen. Meine Stimmung bessert sich augenblicklig.

Die Strecke ist exzellent ausgeschildert, überall stehen Streckenposten und weisen den Weg. Früher gab es den Drei-Runden-Marathon. Davon zeugen auch die alten Streckenmarkierungen, die mich jetzt aber nicht durcheinander bringen werden. Auf der Leerer Straße erreiche ich Burgsteinfurt. Nomen est omen. auf der Straße ist es wirklich leer, menschenleer. Einige Autofahrer versuchen die Absperrungen zu durchbrechen, werden aber von den allgewärtigen Ordnungshütern daran gehindert. Das Ziel der Inliner wird gerade abgebaut. Das geht flink. Der Weg durch die Altstadt führt komplett über Kopfsteinpflaster. Vorsicht ist also geboten. Ich nehme mir die Zeit
die alten Gebäude zu betrachten, das lohnt sich.
Ich vermisse den VanMan, der sonst an der Schloßmühle moderiert hat. Der weilt aber in Dresden, wegen der Sponsoren kommt mir in den Sinn. Michael Brinkmann ist aber ein fachkundiger Ersatz, denke ich. Freundlich kündigt er mich an, passtschon.

Ein Gedanke an Aufgabe kommt mir im Gegensatz zu vielen anderen nicht in den Sinn. Genau zwei Stunden sind vergangen, ich liege gut im Schnitt, habe die 4-Stundengruppe dennoch aus dem Auge verloren. Inzwischen hat es aufgehört zu regnen, also weiter im Text. Die Läuferin mit Rucksack und Gepäck spreche ich mal nicht an, das macht sie aber. Meine Vereinskameradin Sabine aus Essen will zum Marathon de Sables und trainiert spontan. Nicht ungewöhnlich! Wir laufen zwei Kilometer und plaudern ein wenig, dann mache ich mich aus dem Staub.

Der Wind ist jetzt ein größeres Problem als in der ersten Runde. Ich bedauere, Lisa überredet zu haben, heute mitzulaufen. Das fällt mir schon schwer hier schnell voranzukommen. Und ihr? An der Verpflegungsstelle kommt der Wind frontal und schlägt auf mich ein. Den Becher muss ich schon etwas schräg halten. Das Trinken fällt schwerer, die Flüssigkeit wird durch den Wind aus dem Becher rausgefegt. Die Borghorster sind inzwischen auch weniger geworden, wenn wundert es. Ich vermisse die Schilder mit den Bundesliga-Ergebnissen. Wo sind sie denn? Ich überhole wieder mal jemanden aus dem Rhein-Main-Gebiet und lasse grüßen, laufe dann Richtung Marktplatz.
Einige verlorene Menschenseelen haben Schutz unter den Vordächern der Geschäfte gesucht und harren aus. Überall habe ich schon kaputte Regenschirme erspäht und dann auch die Tafel mit den Spielständen. Auweia, ich habe heute nichts verpaßt!

Bei Kilometer 32 sollen meine Eltern mit Brühe stehen, ein besonderer Vorteil, wenn man seine eigenen Supporter hat. Von weiten winke ich wie ein Verrückter, doch die registrieren mich gar nicht. Was ist los? Ich bin doch nur 5 Minuten zu spät dran! Hektisch nehme ich zwei Schlücke aus der Kanne und wechsele wenige Worte. Lisa wird in 30 Minuten hier sein, solange müssen meine Eltern im Sturm aushalten. Und das ist aus "Oralie" inzwischen geworden. In Böen Windstärke 8, Tendenz zunehmend. Heute Nacht gehts dann richtig rund.

Oben auf der Brücke ist ein Teilnehmer kollabiert und wird von zwei Helfern versorgt. Hoffentlich ist es nicht ernsthaft. Gut, dass beim Steinfurt-Marathon alles so gut klappt. Hilfe ist immer schnell da.

Die nächsten drei Kilometer verlangen nochmal alles ab. Es geht ohne Unterlass direkt gegen den Wind. Der brave Fotograf vom FotoTeam Müller hat seinen Platz gewechselt und schießt eindrucksvolle Bilder der gequälten Marathonis im Kampf gegen die Naturgewalten. Ich laufe geschlagene 6:53 min für einen einzigen Kilometer bei stärstem Gegenwind. Wohlgemerkt: ich laufe!!!

Seit dem Zieldurchlauf der ersten Runde habe ich gut und gerne 50 Leute überholt. Weitere folgen bestimmt, wenn ich mit Rückenwind runter zum Ziel laufen kann. Doch es gibt kaum Rückenwind. Ich denke, ich werde verar... Sei's drum, das Ziel liegt nur noch wenige Schritte entfernt. Ich freue mich in 4:08 h im Ziel am eindrucksvollen Steinfurter Wasserschloß zu sein. Sogleich bekomme ich meine Medaille. Ein sehr schönes Motiv ziert sie: der Konzertsaal im Bagno. Und es gibt ein Funktions-Finisher-Shirt. Ein Novum
für diesen Marathon, das gab es noch nie. Mit einer flatternden Plastikfolie greife ich mir dann ein frisches Rolinck-free. Lecker Freibier!

Ich sehe mich noch ein wenig im Ziel um. Die 4:15 Gruppe ist zwei Minuten zu früh dran, dafür ganz schön dezimiert. Auf die Massage verzichte ich, mich fröstelt extrem und will mich schnell umziehen, um dann Lisas Zieleinlauf zu verfolgen. Doch, o Schreck! Mein Autoschlüssel ist verloren gegangen. Hat sich durch ein Loch entfernt. Verflucht nochmal! Mit erheblichen Aufwand kann ich meine Eltern herbeirufen, die es sich längst zuhause bequem gemacht haben. Wie gut, dass der Ersatzschlüssel nicht in Frankfurt liegt. Puhh!

Lisa kommt etws angesäuert in dem Moment, wo auch meine Eltern eingetroffen sind. Sie hat kein Finisher-Shirt. Wußte sie nicht. Also nochmal hin und eins ordern. Es ist gerade Zielschluß und auch bereits dunkel, alles wird jetzt pünktlich abgebaut. Das Shirt bekommen wir trotzdem noch. Es müssen reichlich da sein, denn viele Läufer sind nach der Hälfte ausgestiegen. Die sind alle nicht in der Wertung, denn in Steinfurt gibt es keine Halbmarathonis (nur HM-Walker). Finde ich eigentlich generell richtig. Heute
wäre es aber ein Segen gewesen, wenn es einen weiteren Wettbewerb mit Wertung gegeben hätte.Die Ergebnislisten hängen bereits teilweise aus. Das geht wunderbar schnell. Die Siegerehrung ist auch schon im Gange. Trotz des Windes gab es heute schnelle Zeiten. Der einzige Hand-Biker erzählt, dass es ihn unterwegs umgehauen hat und er im Graben gelandet ist. So ein Pech! So endet das Kapitel 21. Brooks Steinfurt-Marathon. Nächstes Jahr bin ich wieder dabei, versprochen.

Herzlichen Dank für den Freistart
Stefan Noack, Eschborn