Testläufer berichten über den Rennsteig-Marathon am 20. 05. 2006

Für running-pur waren Testläufer bei dieser Veranstaltung unterwegs. Sie sammelten Eindrücke, blickten hinter die Kulissen, um Ihnen, lieber Leser, ein Bild von der Qualität, dem Ambiente und der Stimmung zu verschaffen. Wollen auch Sie mit einem Freistart in der Tasche den ONLINE-Lesern Ihre Erfahrung übermitteln? Dann klicken Sie hier.

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running-pur ONLINE
Ein Beitrag von running-pur ONLINE

 


Bericht von Testläufer Bernd Hörger über den Rennsteig-Marathon

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Die Schmerzen vergehen - Der Ruhm bleibt für immer.

Mit großer Freude las ich die Mail von running-pur. Sie sind im Testerpool. 2Tage später kam auch schon Post vom Veranstalter mit den Anmeldeformalitäten. Toller und Superschneller Service. Bei der Wahl der Streckenlänge habe ich mich für den Supermarathon mit 72,7 km entschieden. Mein längster Lauf bisher war über 50 km in Schwäbisch
Gmünd, auch mit etlichen Höhenmetern. Nun war die Zeit reif für eine Distanzsteigerung.

Da der Start in Eisenach und das Ziel in Schmiedefeld ist, gibt es wieder einige Organisatorische Dinge zu erledigen. Ich habe mich dafür entschieden das Auto im Zielbereich zu parken und dann mit dem Shuttlebus um 3.30 Uhr von Schmiedefeld nach Eisenach zu fahren. Auch für alle anderen Strecken waren Sonderbusse bereitgestellt. Dieser Service klappte perfekt. Da ich Freitags noch einige Termine zu erledigen hatte, und erst gegen 22 Uhr zuhause war, legte ich mich noch 2 Stunden aufs Ohr. Sch.. dachte ich mir, als ich kurz vor 1 Uhr früh aufwachte. Also los ins Auto und ab ins 300 km entfernte Schmiedefeld. Als ich dort genau um 3.30 Uhr ankam sah ich schon die Busse stehen. Gerade noch geschafft. Gegen 5 Uhr kamen wir dann in der Wartburgstadt Eisenach an. Im Startbereich war schon emsiges Treiben. Schnell die Startunterlagen abholen und aufs WC, und schon war es soweit. Nach einer wirklich sehr kurzen Rede vom Bürgermeister ertönte schon der Startschuss. Begleitet von Hubschrauberunterstützung ging es
kurz durch die Stadt in Richtung Rennsteig. Die erste Steigung ließ schon erahnen was uns Heute noch bevorsteht. Meine klare Strategie war jede Steigung zu gehen und nur Ebene und Gefälle zu Laufen. Zufällig hörte ich vor dem Start von einem Lauferlebnis vom Vorjahr, als es einem nach 30km zu langsam ging und er die Geschwindigkeit steigerte. Ab km 50 wurde er dann mehr getragen als das er selber lief. Diesen Fehler werde ich nicht machen. Da es die ersten 25 km fast nur bergauf ging, war es die ersten Stunden mehr eine Wanderung als ein Lauf für mich, was mich nicht sonderlich befriedigte, weil auch die Kilometer irgendwie nicht vergingen.. Aber das wichtigste war innerhalb 12 Stunden im Ziel zu sein, und daran musste ich mich ständig erinnern.

Die KM-Schilder waren im Abstand von 5km aufgestellt. Etwas kürzere Abstände sind mir deutlich sympathischer, aber der Weg ist trotzdem gleich lang. Nach knapp 7 km dann die erste Getränkestation und kurz darauf war der Rennsteig erreicht. Endlich auf dem berühmten Pfad, von dem mir schon soviel berichtet wurde. Leider war es sehr frisch, aber
wir hofften noch auf Wetterbesserung, Es war ja noch sehr früh. Komischerweise gingen mir heute auf den ersten Kilometern schon diese Dinge durch den Kopf, welche sonst erst ziemlich spät kommen. "Was mach ich überhaupt hier", "wie kommt man auf solche blöden Ideen" oder einfach "Wenn ich hier durch bin höre ich auf mit Sch..". Die Erste
Verpflegungsstation war bei km 18, wie alle anderen Stationen Perfekt ausgestattet und mit tollen freundlichen Helfern. Die verschiedenen Stationen wurden von den Örtlichen Vereinen betreut, von welchen man meinen konnte, sie wollen sich an Ausstattung und Freundlichkeit übertreffen. Vom berühmten Haferschleim über Fettbrote und Würstchen
waren noch weiter Leckereien zur Auswahl. Auch die Positionen fand ich gut gewählt, da es danach immer aufwärts ging und man im gehen noch Essen und Trinken konnte. Nach 25 km war nun erstmal der Inselberg mit über 900m Höhe erreicht. Endlich konnte man mal einige km am Stück laufend zurücklegen. Der Regen hatte dem Weg nun ordentlich zugesetzt, und einige Stellen waren sehr schwer zu passieren. An der Grenzwiese (km 37,5) stießen nun Wanderer auf unsere Strecke, und es wurde etwas lebhafter. Leider wurde Regen nun teilweise sehr stürmisch und es war eiskalt. Am Grenzadler bei km 55 gab es nun die Möglichkeit mit Zeitmessung aus dem Lauf auszusteigen. Ich fragte einen Helfer ob man beim Ausstieg hier trotzdem ein Finisher T-Shirt bekommt. Er antwortete: "Nein, aber da hinten im Container könnte ich eine Massage bekommen." Ich lehnte dankend ab, und machte mich auf den Weg Richtung T-Shirt. Die schmerzenden Beine und die nasse Kälte machten den Rest des Weges zum Sieg des Willens gegen die Vernunft. Ein Plakat mit der Aufschrift :Schmerzen vergehen- Der Ruhm bleibt für immer, am Wegesrand half auch noch etwas. Das 70 km Schild setzte letzte Kräfte frei und das obligatorische Grinsen begann. Nach gut 10 1/2 Stunden war das Ziel erreicht, und ich bekam überglücklich meine Medaille umgehängt. Im direkten Zielbereich gab es leider nur Getränke, die Suppe musste in einem anderen Zelt geholt werden. Als ich nach dem Shirt fragte wurde ich zu einem Container geschickt. Die Startnummer wurde markiert und nun hielt ich es endlich in meinen Händen. Nun fiel mir wieder der Helfer vom Grenzadler ein. Er hat mich tatsächlich angelogen, dieser ...... Hiermit möchte ich mich herzlich bei dir bedanken, der Ausstieg hätte mich heute unendlich geärgert.

Das in Eisenach abgegebene Gepäck konnte auf einer Wiese unterhalb des Geländes abgeholt werden. Zum Glück war meine Sporttasche in einen großen Müllsack eingepackt, weil die Taschen und Säcke im freien gelagert wurden. Dies sollte wirklich verbessert werden. Nun ins Umkleidezelt und unter die Dusche. Das Wasser war auch für uns hinteren
Läufer noch warm. Auf dem großen Platz wurden noch Massagen, Urkundendruck und Souvenirverkauf angeboten. Da ich aber fix und fertig war wollte ich aber nur noch nach Hause und ins Bett.

Der 34. Guts-Muths Rennsteiglauf mit seinen vielen Auswahlmöglichkeiten an Streckenlängen und Fortbewegungsarten war ein sehr gut organisiertes Großereignis in Natur pur. Der Europaweit führende Crosslauf eben. Man spürt überall die jahrzehntelange Erfahrung der Organisatoren und der rund 1500 Helfern. Für das bescheidene Wetter können wir niemand verantwortlich machen. Also macht weiter so und schau mehr mal nächstes Jahr.

Bernd Hörger


Bericht von Testläufer Jörg Kick über den Rennsteig-Marathon

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Hut ab vor der Bewältigung dieser Strecke.

Das war er also wieder, der "GutsMuths-Rennsteiglauf". Ich möchte vor Beginn meines kleinen Berichtes jedem "Finisher" gratulieren, ganz egal welche Zeit gelaufen wurde, Hut ab vor der Bewältigung dieser Strecke! Die rund 3.200 Starter auf der Marathon-Distanz hatten es am Start in Neuhaus am Rennweg diesmal nicht ganz so eilig, das Startgelände zu erobern. Bei Temperaturen von rund 9°C sicher auch verständlich.

Die bereitgestellten Gepäckfahrzeuge füllten sich dann doch wieder mit jeder Menge an Taschen und Beuteln und verließen noch vor dem Start das Gelände in Richtung Zielort Schmiedefeld. Die Ausgabe der Startunterlagen erfolgte übrigens wie jedes Jahr unmittelbar am Start (auch schon am Freitag möglich!) und ist von den Verantwortlichen bestens organisiert. Wer schon sehr zeitig am Startort angekommen war (oder schlecht schlafen konnte) hatte schon ab 6.00 Uhr die Möglichkeit, seine Unterlagen in Empfang zu nehmen. Schon legendär ist die Einstimmung der Läufer durch die zünftige Blasmusik unmittelbar an der Startlinie, die Moderatoren heizen die Stimmung kräftig mit an. Es wird noch geschunkelt und gesungen, der Riesenchor klatscht rhythmisch im Takt der Musik. Ein nicht ganz unwichtiger Hinweis des Sprechers galt den Augen der männlichen Teilnehmer, bitte nicht immer auf die vor uns laufenden Frauen zu schauen sondern die immer wieder auftauchenden Wurzeln nicht zu übersehen. Für so manchen kann da schon das vorzeitige "Aus" kommen.

Spätestens wenn der Schneewalzer in Neuhaus erklingt, weiß jeder Bewohner, dass der Startschuss gleich gegeben wird. Pünktlich 9.00 Uhr schickt der Bürgermeister alle Aktiven auf die Strecke und jeder hat ein Ziel: die Ankunft in Schmiedefeld. Unmittelbar nach dem Start führt die Straße hinauf nach Neuhaus, für die Zuschauer die letzte Gelegenheit Ihre Familienangehörigen oder Freunde zu verabschieden und noch ein Bild des Starterfeldes zu schießen.

Die Neuhäuser und ihre Gäste verabschiedeten uns Läufer lautstark und mit viel Applaus. Vor uns liegt eines der schönsten Waldgebiete Deutschlands, welches wir in den nächsten Stunden mit unterschiedlicher Intensität betrachten können.

Die Streckenführung verläuft nun erst einige Kilometer entlang der breiten Hauptstraße, so kann jeder sein Tempo finden. Hier sieht man seine Vereinskameraden oder andere bekannte Gesichter. So traf ich auch "Rapunzel" wieder, eine junge Frau, die durch ihre beiden hüftlangen und sehr dicken Zöpfe wohl jedem anderen auch aufgefallen ist, ich sah sie bereits im Vorjahr. Oder der Läufer, der fast immer als erster vom Start wegrennt und damit auf vielen Fotos zu finden ist. Er erzählte mir, dass er bereits 19 Male dabei gewesen ist und (ich glaube) bereits 7 mal der Erste unmittelbar nach dem Start war. Besonders fiel mir ein Läufer auf, der groß auf der linken Wade das Symbol des Rennsteiglaufes mit kompletter Silhouette des Waldes trug. Wie macht er das dann bei den vielen anderen Läufen??

Da jeder Teilnehmer mit den Startunterlagen umfangreiches Info-Material zu diesem Rennen erhält, kann man sich vorher schon genau über das Profil und die einzelnen Verpflegungsstellen informieren. Nach den ersten 10 km haben wir schon einige Meter befestigten Waldboden hinter uns und es gibt die erste Möglichkeit nachzutanken. Die unzähligen Helfer an den Verpflegungsstellen haben wieder ganze Arbeit geleistet, dankende Worte tun ihnen immer gut. Das Angebot ist sehr vielseitig und sicher für alle ausreichend. Für mich nicht mehr wegzudenken: der bekannte Haferschleim. Ich habe diesen hier kennen und lieben gelernt. Mir schmeckt er fruchtig, ist leicht zu verdauen und gibt Kraft für kommende Aufgaben. Natürlich gibt es auch Bananen, Brot, Äpfel, Zitrone sowie Iso, Wasser, Cola, Tee und in Frauenwald auch Bier. Die folgenden rund 8 km führen uns über teils breitere aber auch schmalere Waldwege weiter hinein in den Thüringer Wald. Unterwegs treffen wir immer wieder auf Wanderer die uns durch Zurufen Mut machen oder auch Anwohner aus kleinen Ortschaften, die jubelnd "mit Kind und Kegel" am Straßenrand stehen und das "Erlebnis Rennsteiglauf" mitprägen.
Bei Kilometer 18,8 haben wir nun den höchsten Punkt des Laufes erreicht, der "Masserberg". Hier wieder eine "Tankstelle" mit allem was das Läuferherz begehrt. Wer hier schon ein paar Probleme haben sollte: es gibt an allen Verpflegungspunkten auch die Möglichkeit sich kurz behandeln zu lassen. Auf jeden Fall beginnt jetzt der Rennsteiglauf erst einmal richtig mit seinen zahlreichen Steigungen und darauf folgenden abschüssigen Wegstrecken, die schon einiges an Kondition abfordern. Waren wir bisher öfters im Wald unterwegs, so begeben wir uns nun auch über Wiesen und freie Wegstrecken auf dem Rennsteig entlang, dem Ziel entgegen. Auch ein Abschnitt entlang der asphaltierten, aber gesperrten Hauptstraße, gehört zum Rennsteiglauf dazu, genau wie die "Schlucht", einem engeren Graben auf dem nicht überholt werden sollte.
Der überwiegende Teil wird aber auf gut präparierten Waldwegen bewältigt, zu meinem Erstaunen war die Strecke trotz des langen Winters sehr gut zu laufen. Meist zur Mittagszeit erreiche ich Neustadt, bei Kilometer 28,8. In diesem Jahr mit etwas geänderter Wegführung, die ich aber nicht unbedingt schlechter empfand, auch wenn so die gesamte Strecke ca. 500 Meter länger wurde. Im Gegenteil, sonst roch es zur Mittagszeit in vielen Haushalten nach guter thüringer Küche und vor den Häusern saßen die Anwohner bei schönem Wetter und ließen sich ihr Bier schmecken. Das tat schon etwas weh! Aber diesmal war davon ja nichts zu sehen. In Neustadt übrigens änderte sich dann das Wetter. Zwar regnete es nur leicht, die Temperaturen gingen jedoch etwas zurück. Was soll's, Augen zu und durch! Ach nein, besser Augen auf, wegen den Frauen, ich meine Wurzeln!

Nun trennt sich, wie bei fast jedem Marathon, die "Spreu vom Weizen". Wer seine Kräfte schon verpulvert hat, für den wird es nun richtig hart. Es folgen immer wieder kurze aber steile Anstiege, die schon noch etwas Kondition erfordern. Da der Boden nun auch nass wurde, war doppelte Vorsicht geboten. Leider hatte das Wetter mit uns kein Erbarmen, es regnete nun kräftiger und wir kamen nicht über 9°C hinaus. Deshalb waren es auch einige der sonst so treuen Zuschauer weniger an den Straßenrändern und so vermissten wir die sonst übliche Volksfestatmosphäre etwas. Umso aufbauender war die Trommlergruppe im Wald hinter Neustadt, die sich schon einige Meter zuvor lautstark ankündigte. Auch sie haben wieder jede Menge an Kondition bewiesen und uns Läufer dem Ziel etwas näher gebracht. Vielen Dank!

Der "Große Dreiherrenstein" und "Frauenwald" sind die nächsten markanten Punkte des Rennsteiglaufes. In beiden Ortschaften besteht noch einmal die Möglichkeit, Kraft zu tanken für die letzten Kilometer. In Frauenwald kann sich dann auch der "Bier-Durstige" etwas gönnen, bevor es zu den letzten 5 Kilometern geht. Schon wenige Meter nach diesem letzten Verpflegungspunkt sind die Stimmen aus dem Ziel über Lautsprecher zu hören, doch ist es nicht ganz so nah, wie man denkt. Aber dennoch, man kann "Stallluft" wittern. Nach Schmiedefeld geht es nun hinunter und hinein in den Ort, wo die Strecke für uns Läufer wunderbar abgesperrt ist. Hier stehen wieder zahlreiche Zuschauer und säumen den Straßenrand. Es könnte der Eindruck entstehen, der Lauf sei gleich zu Ende, aber "Pustekuchen". Jeder normale Marathon geht nach 42,195 km zu Ende, aber nicht der Rennsteiglauf........Wenige Meter nach der Überquerung der Bahngleise warten noch ca. 100m Höhenunterschied und eine halbe Stadionrunde auf ihre Bewältigung, eine wahre Herausforderung. Ein kleiner Trost: Je höher man kommt, desto dichter stehen die Zuschauer und treiben jeden noch einmal riesig an. Zum Teil nicht breiter als 2 Meter wird die Laufstrecke und man denkt unweigerlich an große Bergankünfte der "Tour de France". Hier geht noch einmal richtig die Post ab, "hier steppt der Bär". Das Publikum gibt dir noch einmal den "Kick", den du für die letzten 400 Meter brauchst. Schreie, Jubeln, Klatschen - alles bringt dich dem Ziel entgegen und nach 2 Linkskurven siehst du das, was du dir am Morgen 9.00Uhr gewünscht hast: Noch 150 m Zielgerade und dann ist es geschafft! Deine Zeit (falls du sie noch erkennen kannst) leuchtet groß über dem Ziel auf und du bist angekommen, bei "Europas größtem Crosslauf" !

Gleich hinter dem Ziel warten ausdauernde Kampfrichter und überreichen allen Ankömmlingen die Erinnerungsmedaille. Wer sein Utensilien am Morgen auf die Transportfahrzeuge verladen hat, kann diese nun auf der Gepäckwiese unterhalb des Zieleinlaufes wieder abholen. (Hier sollte der Veranstalter aber für mehr Sicherheit sorgen!)
Nach dem Duschen warten nun verschieden Möglichkeiten zur Regenerierung auf die Läufer. Im Massagezelt bemühen sich ein Dutzend Studenten, die ermüdeten Muskeln wieder in Schwung zu bringen, bei zahlreichen Verkaufsständen gibt es außer der berühmten und sehr schmackhaften "Thüringer Roster" weitere Genüsse für den Magen. Überall präsentieren sich die Sponsoren der Veranstaltung sowie verschiedene Händler und verleihen dem Ganzen einen würdigen Rahmen. Nach wenigen Minuten Wartezeit kann jeder seine Teilnehmerurkunde in Empfang nehmen und sich anschließend noch im Festzelt bei Livemusik entspannen.

Leider wurde durch den noch immer anhaltenden Regen der Platz vor dem Festzelt in einen See verwandelt und die noch ausharrenden Teilnehmer suchten mit ihren Begleitungen fast vergebens nach einem trockenen Plätzchen. Das war in diesem Jahr wohl etwas ärgerlich, aber bei trockenem Wetter ist der Sportplatz ein ideales Plätzchen sich von den Anstrengungen der letzten Stunden zu erholen.

Vielleicht klappt's ja im nächsten Jahr wieder, beim "Erlebnis Rennsteiglauf".

Ich werde auf jeden Fall dabei sein, mein 30.!

Jörg Kick


Bericht von Testläufer Norman Bücher über den Rennsteig-Marathon

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Auch die Verpflegung fiel positiv aus dem Rahmen.

Der Rennsteiglauf sollte mein insgesamt fünfter Ultra werden. Entsprechend groß war meine Vorfreude, am 19.Mai endlich in den Thüringer Wald zu fahren. Schon bei der Ankunft in Eisenach traf ich auf einen netten Taxifahrer, der jedem Supermarathon Teilnehmer seine Bewunderung aussprach. Die Freundlichkeit der Menschen hier kam einem überall entgegen. Meine Unterkunft war die Jugendherberge Mariental. Beim Einchecken traf ich Moritz aus Koblenz, der ebenfalls morgen die Ultradistanz in Angriff nehmen will. Von der Herberge war ich positiv überrascht: sehr freundliche Herbergseltern, saubere Zimmer, reichhaltiges Frühstück für nur 15 Euro die Nacht. Dieses Angebot wussten noch zahlreiche andere Läufer zu schätzen.

Bei der Abholung der Startunterlagen überraschte uns (war nicht das letzte Mal) das Wetter: es regnete aus Kübeln! Die Klosparty empfand ich als gelungene Abwechslung zu den üblichen Pasta Events. In einem kleinen, gemütlichen Zelt am Marktplatz erhielt jeder Läufer Klöse, Rotkraut und Gulasch. Begleitet wurde das ganze von einer Band, die u.a. auch das berühmte Rennstieglied zum besten gab. Hier hätte ich es durchaus länger ausgehalten, doch morgen früh stand der Supermarathon auf dem Programm. Deshalb hieß es zeitig ins Bett zu gehen.

Um 4:30 Uhr klingelte der Wecker. Nach kurzem Frühstück in der Hostel bekamen Moritz und ich einen Lift zum Marktplatz, wo der Start des Supermarathon war. Das Wetter sah zu diesem Zeitpunkt relativ freundlich aus. Ich entschied mich trotzdem, mit Long Sleeve Shirt und ¾ Hose zu laufen, was ich später nicht bereuen sollte. Kurz vor dem Start erklang das schon legendäre Rennsteiglied und ließ meine Vorfreude auf die kommenden Stunden weiter steigen. Um 6 Uhr war der Startschuss für die 1700 Läufer. Nach 500 Metern durch die City führte ein erster kurzer Anstieg auf den Rennsteig. Diese kleine Steigung sollte nicht die letzte gewesen sein. Allein auf den ersten 25,8 km (bis zum Inselsberg) waren 700 Höhenmeter zu bewältigen. Da galt es, gerade zu Beginn ökonomisch zu laufen und die Anstiege energiesparend zu absolvieren. Mit kurzen Schritten in hoher Frequenz bewältigte ich jeweils diese Hürden. Als ein weiteres "Hindernis" traten zahlreiche Waldwege mit Wurzeln auf, die eine hohe Konzentration erforderten. Der Crosscharakter des Rennsteiglaufes kam hier ganz klar zum Vorschein.

Bei KM 30 lief ich zu zwei Läufern auf, die auf ihren Lauftrikots Rülzheim und Haueneberstein suggerierten - also Orte bei mir gleich um die Ecke. Wir kamen sofort ins Gespräch. Beide bestritten ihren ersten Ultra. Es ist immer eine willkommene Abwechslung, sich mit anderen Läufern zu unterhalten. Die meiste Zeit während eines Laufes verbringt man doch alleine und ist mit sich selbst beschäftigt. Bei der Verpflegungsstation Ebertswiese (37,4km) trennten sich unsere Wege wieder. Die Hälfte des Laufes haben wir an diesem Punkt bereits hinter uns gebracht.

Eine Erwähnung ist auch die nicht unbedingt typische Verpflegung an den Stationen wert. So wird beispielsweise Haferschleim, Würste, Butterbrote und Bier für den Läufermagen angeboten. Ich probierte "nur" den Haferschleim, den es in unterschiedlichen Variationen (Erdbeer, Himbeer etc.) gab. Sehr zu empfehlen! Selbstverständlich gab es auch die gängigen Dinge wie Wasser, Tee, Obst, Riegel etc.

Gegen Mittag fing es zu regnen an; an sich nicht unbedingt weiter dramatisch. Aber durch die Kombination mit dem starken Wind wurde es richtig kalt und ungemütlich. Doch dieser Tatsache musste sich jeder Läufer stellen. Und gerade diese äußeren Bedingungen ließen meine Motivation weiter steigen, schnell das Ziel zu erreichen.

Ab KM 50 bekam ich, als Resultat des Auf- und Ablaufens, langsam schwere Oberschenkel. Ich musste mein Tempo drosseln und die kommenden Anstiege nun gehend absolvieren. Die Phase des Kämpfens begann. Ich "schleppte" mich von Station zu Station. Mein nächstes Ziel war das jeweilige kommende Kilometerschild….55…..60. Das Zitat des Radprofis Udo Bölts ging mir des öfteren durch den Kopf: "Quäl Dich Du Sau!" Durch meine bisherigen Läufe weiß ich, dass bei einem Ultra "Up and Downs" vorkommen und sich abwechseln. Ab der Verpflegungsstation Schmücke(KM 64) lief es dann wieder besser. Die letzten Kilometer bis Schmiedefeld ging es nur noch abwärts.

Drei Kilometer vor dem Ziel lief dann mein Laufkumpel Moritz zu mir auf. Er war noch relativ frisch und puschte mich noch mal. So liefen wir die letzten Kilometer (in einem 5:00 min Schnitt) zusammen ins Ziel. Erleichtert und überglücklich gratulierten wir uns zu einem gelungenen Lauf! Meine Polar-Uhr stoppte bei 8:10 Std. Es ist immer ein unbeschreibliches Gefühl, einen Ultralauf zu finishen! "Die Schmerzen gehen, der Stolz bleibt", wie ein Plakat auf der Strecke richtig konstatierte.

Da es nach wie vor wie aus Kübeln regnete, suchte ich umgehend meinen Kleiderbeutel, um mir was Trockenes anzuziehen. Ich zitterte am ganzen Leib vor Kälte! Zum Glück gab es nicht weit von der Gepäckwiese eine Art Pavillon, indem man sich, ohne nass zu werden, umziehen konnte.
Der aufgeweichte Boden hinterließ entsprechend seine Spuren: meine Schuhmarke war nicht mehr auszumachen! Auf der Strecke überbrachte mir eine Läuferin das Kompliment "Du siehst aus wie Sau"!! Ich holte mir noch mein Finisher Shirt (Funktionsshirt, sehr gelungen!!) ab und begab mich dann zu den Bussen. Nach guten 90 Minuten Fahrt erreichte ich wieder Eisenach.

Fazit: landschaftlich reizvoller Lauf, sehr gut organisiert, mit eigener Duftmarke (Klosparty, außergewöhnliche Streckenverpflegung, eigenes Lied), läuferisch durchaus anspruchsvoll (Crosscharakter) und freundliche Menschen. Ich werde wieder kommen!

Norman Bücher