Testläufer berichten vom Rennsteiglauf am 17. 5. 2003

Rennsteiglauf 2003

Für running-pur waren Testläufer bei dieser Veranstaltung unterwegs. Sie sammelten Eindrücke, blickten hinter die Kulissen, um Ihnen, lieber Leser, ein Bild von der Qualität, dem Ambiente und der Stimmung zu verschaffen.
Wollen auch Sie mit einem Freistart in der Tasche den ONLINE-Lesern Ihre Erfahrung übermitteln?
Dann klicken Sie hier.

Homepage des Rennsteiglauf: http://www.rennsteiglauf.de


Bericht von Andreas Claren über den Würzburg-Marathon 2003
][ zu Testberichten anderer Veranstaltungen ][
][Andreas Claren ][Gisela Steinert ][Daniela Düring ][Martin Schrode ][Udo Möller ][
][Fotogalerie von Gisela Steinert ][ Fotogalerie von Andreas Claren ][

Mit Gänsehaut laufe ich in den Zielkanal ein....

Wer beim Laufen etwas auf sich hält läuft von Eisenach nach Schmiedefeld...
getreu diesem Motto sollte mein erster Ultra der Supermarathon beim Rennsteiglauf sein.
Die Marathonmesse:
Bis dato war ich mehr ein auf Bestzeiten versessener Marathoni. Kurz nach der Anreise in Eisenach musste ich schnell lernen das hier eine andere Spezies am Start ist. Bei der Startnummernausgabe und bei der vorabendlichen Party herrschte eine ganz andere Stimmung als wir Marathonis kennen. Da waren etliche Urgesteine mit Rauschebart und andere Läufer die in ihrem Leben mindestens einmal den Erdball per Pedes umrundet haben.
Alles läuft ruhig und gelassen ab. Schwöre ich doch vor meinen Wettkämpfen auf einen Berg Nudeln genoss ich hier echte Thüringer Klöße mit Rotkraut. Weil alle Bier tranken zog ich mir auch eines rein was ich normalerweise bestimmt nicht getan hätte. In mir kam eine richtige Vorfreude auf den morgigen Lauf auf.
Der Start:
Auch hier kurz vor dem Start alles ruhig und gelassen. Mir geht es eben so. Ich denke Gott sei Dank heute musst Du keine Bestzeit laufen, nur etwas länger.
6:00 Startschuss und los. Erst ging es noch ein paar Meter durch die Straßen von Eisenach. Dann begann der 25 km lange Anstieg zum gr. Inselberg. Anders als ich es vom Marathon gewohnt bin lief ich erst mal sehr ruhig ca. 6 er Schnitt. Nach 7,4km bei der hohen Sonne biegt die Strecke auf den eigentlichen Rennsteig ein. Langsam sondiert sich das Feld und man kann bequem seinen Schnitt laufen. Ich fühle mich großartig und lege einen Tacken zu.
Die Glasbachwiese
Nicht schlecht bestaune ich das umfangreiche Angebot der Speisen und Getränke. Neben Würstchen, Schmalzbrote, Obst, Müsliriegel und vielem mehr, gab es auch den legendäre Haferschleim. Ich bin noch skeptisch und lass den Schleim erst mal stehen.
Großer Inselberg
700 Höhenmeter liegen zwischen dem Ausgangspunkt in Eisenach und dem Gipfel. Der Abstieg ist sehr steil. Beim nächsten Verpflegungspunkt lass ich Skeptiker den Schleim immer noch stehen und nehme ein Squeeze. Zahlreiche Zuschauer sorgen für eine gute Stimmung.
Halbzeit
Bei der Verpflegungsstelle Ebertwiese ist die Hälfte geschafft. Meine Uhr zeigt 3:26 ich denke ich sollte hier Kohlenhydrate nachladen. Erstmals hoffe ich auf eine Zeit unter 7 h in Schmiedefeld die Ziellinie zu überqueren. Mittlerweile habe ich alle Skrupel verloren und genehmige mir einen Haferschleim. Erstaunt bin ich über den guten Geschmack und das ich den Schleim so gut vertrage.KM 45
Ab hier betrete ich Neuland. Ich fühle mich aber immer noch gut. Mein Schnitt liegt nun bei 5:15. Die Wanderer, die nun auch auf der Strecke sind, sind super freundlich machen Platz für die Läufer und feuern uns an. Ich warte auf einen Einbruch. Mittlerweile halte ich mich mit Cola fit. Alles läuft wie am Schnürchen.
Beerberg
Hier ist der höchste Punkt der Strecke. Vor diesem Anstieg hatte ich die meisten Respekt. Ich dachte mit 60 km in den Beinen wird der Aufstieg zur Hölle. Weit gefehlt. Ehe ich weiter auf einen möglichen Einbruch wartete war die Steigung zu Ende.
Der Rest der Strecke
Die letzten 9 km gehen fast ausschließlich bergab. Ein Blick auf meine Uhr erfreute mich sehr. Für den Fall das es schlecht weiter laufen würde wäre immer noch eine Zeit unter 7:00 drin. Das beflügelte mich sehr. Ein entgegen kommender Radfahrer ruft mir meine derzeitige Platzierung zu. Danach liege ich auf dem 156 Platz. Bis zum Ziel kann ich noch einige Plätze gut machen.
Das Ziel
Mit Gänsehaut laufe ich in den Zielkanal ein.
Geschafft 6:47 und Platz 123
Fazit
Mir als Marathoni hat diese Veranstaltung sehr gut gefallen. Ich werde nun bestimmt öfters einen Ausflug auf einen langen Kanten machen.
Den Rennsteiglauf kann ich nur jedem interessierten wärmsten empfehlen. Eine derartig gute Organisation verdient den Titel „Qualität aus Thüringen“
Rennsteig das war Spitze

Andreas Claren


Bericht von Gisela Steinert über den Würzburg-Marathon 2003
][ zu Testberichten anderer Veranstaltungen ][
][Andreas Claren ][Gisela Steinert ][Daniela Düring ][Martin Schrode ][Udo Möller ][
][Fotogalerie von Gisela Steinert ][ Fotogalerie von Andreas Claren ][

Es war ein schöner Tag....

Mein 1. Rennsteig-Halbmarathon, mit ersten Bildern auf http://members.tripod.de/Gisi13/rennsteig.html Erlebnis Rennsteig - Lauf 2003

Am Vorabend des 16. Mai 2003 hatten wir schon das Auto fertiggepackt, Fahrrad verstaut und getankt, damit wir uns nur noch morgens hineinsetzen mussten um loszufahren.
Als wir fast pünktlich gegen 8.00 Uhr morgens ins Auto stiegen und mein Mann den Zündschlüssel betätigte, sprang das Auto kurz an um gleich danach wieder ruhig zu sein. Dies wiederholte sich noch ein paar Mal, bis mein Mann die Geduld verlor und den ADAC anrief (wozu bezahlen wir denn Beitrag seit Jahren ?)
Nach 30 Minuten kam jemand, schaute, versuchte und meinte dann:" is die Benzinpumpe". Toll, was nun ? Wir alles umgeladen in das Auto meines Mannes und gegen 9.30 Uhr konnten wir uns auf den Weg zum Rennsteig machen.
Als wir am Zielort in Plaue ankamen (ach ja, wir haben unterwegs ein Notebook-GPS System ausprobiert, welches uns zweimal im Karreè fahren ließ), stellten wir unsere Sachen ab und machten uns auf den Weg nach Oberhof um einen geeigneten Standplatz für meinen Mann zu finden, der leider wegen vorher gebrochener Zehen nur einen Teil der Strecke mitlaufen wollte und konnte.
Oje, unterwegs sahen wir schon Teile der Strecke. Der Lauf dürfte nicht so leicht werden. Mein Mann musste sehen, wie weit er mit seinem Fahrrad kommen würde, da es für ihn gleich ziemlich bergan ging.
Wieder in Oberhof angekommen, nahmen wir noch an der Kloßparty teil (gute Klöße, gute Band) um danach wieder in unser Hotel zu fahren.
Pünktlich am nächsten Morgen gegen 6.45 Uhr lieferte mein Mann mich am Start ab um ins Ziel zu fahren, von wo aus er sich mit dem Rad auf den Weg machen wollte.
Am Start dann ein phänomenales Bild. Über 5.500 Läufer/innen dehnten und reckten sich zu den animierenden Musikklängen des Rennsteigliedes. Es war ein schönes Bild, diese Masse in mehrere Startblöcke verteilt, aneinandergereiht zu sehen. Das Wetter hatte dieses Jahr ein Einsehen mit uns Läufern und pünktlich zum Start kam die Sonne heraus. Es war trotzdem eine angenehme kühle Witterung-
Ich mußte kurz vor dem Start noch einmal gewisse Örtlichkeiten aufsuchen, was angesichts der Masse der Teilnehmer nicht so schnell vonstatten ging.
So waren auch nur noch 4 Minuten Zeit bis zum Startschuß, als ich mit Hilfe einiger anderer Läufer, über ein Gitter in den Startblock kletterte. Es war schon ein tolles Gefühl diesen Lauf mitmachen zu können.
Nach dem Startschuß dauerte es ein paar Minuten bevor wir über die Startlinie kamen.
Danach ging es gleich leicht bergab in die Stadt, um nach 300 m gleich wieder aufwärts zu gehen- Nach ca. 2.5 km ging es in den Wald auf den Rennsteinweg. Hier kam es zu ersten Verstopfungen da der Weg ziemlich schmal war, was aber nicht so schlimm war, das Tempo wurde halt relativ ruhig gehalten, galt es doch auf den ersten 7 km ca. 250 Höhenmeter zu überwinden bis man den 973 m hohen Beerberg erreichte.
Ich wunderte mich, daß es so gut ging und lief und lief bis ich auf einmal das Schild: "Beerberg - 973 m höchster Punkt" sah. Ich dachte nur, kann nicht sein schon oben und noch so gut drauf ! Nun, es war auch nicht so. Immer wenn es etwas bergab ging, mußte man auch wieder hinauf-
Hinter der Schmücke so bei km 10 war dann die erste Verpflegungsstelle. Was es da alles gab, von Cola angefangen über Bionade, Tee, Wasser etc.
Danach ging es eine ganze Weile bergab, um bei km 13 mit dem zweiten großen Anstieg wieder hochzugehen. Komisch war nur, daß ich bis zu diesem Zeitpunkt meinen Mann noch nirgends entdeckt hatte. Es waren irgendwo immer Zuschauer an der Stecke die uns anfeuerten.
Ich lief beschwingt wenn es bergab ging und verhalten, wenn eine Steigung kam. Da ich eigene Trinkflaschen dabei hatte, lief ich an der 15 km Verpflegunsstelle weiter. Mein Mann - nicht zu sehen. Nun war ich mir sicher, daß er es irgendwie nicht geschafft hatte. Nun, dachte ich, dann wird er im Ziel sein.
Schon war km 19 da. Hier ging es nochmals leicht ansteigend hoch bis ca. 20,4 km. Ich hörte schon den Sprecher am Ziel und die Zuschauer. Eine letzte Biegung - da unten war es ! und nun nur noch bergab durch das Ziel. Die Zuschauer standen rechts und links Spalier und feuerten uns Läufer so richtig an. Da lief einem die Gänsehaut über den Rücken.
Nach dem Zieleinlauf dauerte es fast eine halbe Stunde bis ich in diesem Gedränge meine bessere Hälfte fand. Er hatte mich unterwegs nicht gesehen, obwohl er an einer sehr guten Stelle stand. Er meinte dann, er wäre echt nur mal 2 Minuten hinter den Büschen verschwunden. Tja, in diesen 2 Minuten bin ich wohl vorbeigelaufen.
Es war ein wunderschöner, auch anstrengender Lauf, den ich wohl nächstes Jahr zusammen mit meinem Mann wiederholen werde, wenn es möglich ist.
Nach ausgiebigem Essen und dem Kosten von Köstritzer Schwarzbier, warteten wir noch auf einen Lauffreund vom Supermarathon (73 km). Als wir dann anfingen zu frieren und es regnete, fuhren wir ins Hotel. Wie wir später hörten, kam er 4 Minuten danach ins Ziel.
Es war ein schöner Tag.

Gisela Steinert


Bericht von Daniela Düring über den Würzburg-Marathon 2003
][ zu Testberichten anderer Veranstaltungen ][
][Andreas Claren ][Gisela Steinert ][Daniela Düring ][Martin Schrode ][Udo Möller ][
][Fotogalerie von Gisela Steinert ][ Fotogalerie von Andreas Claren ][

Ich laufe ja so gerne am Rennsteig durch das Land....

„Ich laufe ja so gerne am Rennsteig durch das Land....“,mit diesen wenigen Worten ist eigentlich schon erzählt, was der Rennsteiglauf für mich und wahrscheinlich viele andere LäuferInnen auch bedeutet.

Als Tester von Running-pur bekam ich die Möglichkeit im Rahmen des am Samstag stattgefundenen 31. Rennsteiglaufs den Halbmarathon (20,4 km) zu bestreiten. Es war für mich der erste Lauf am Rennsteig überhaupt. Landschaftsläufe wie diesen auf längerer Distanz habe ich bisher nur beim Harzgebirgs- und Brockenlauf gesammelt. Viele meiner LauffreundInnen schwärmten mir schon seit einigen Jahren vom Rennsteiglauf vor. Dieses Mal musste ich einfach auch dabei sein.
Da der Lauf schon um 7.30 Uhr in Oberhof begann, reisten meine Laufkumpanen und ich schon am Vortag an. Als erstes holten wir unsere Startunterlagen. Langes Anstehen gab‚s nicht und man konnte schon etwas Läuferatmosphäre schnuppern. Draußen trafen wir auf ein paar Freunde, mit denen wir verabredet waren.
Anschließend bezogen wir unser Quartier in der Turnhalle des dortigen Sportgymnasiums, aus dem schon so einige OlympiasiegerInnen und WeltmeisterInnen im Wintersport hervorgegangen sind. Was für ein Gefühl! Nachdem die Sachen ausgepackt und der Schlafsack ausgerollt war, machten wir uns gegen 20 Uhr auf den Weg zur Kloßparty. Und da waren Massen unterwegs. In einem großen Festzelt saßen die Halbmarathonis und Wanderer, also die, deren Start in Oberhof war. Während sich die sitzenden Massen zu Liedern wie dem ³Rennsteiglied„ oder ³An der Nordseeküste„ sangen und schunkelten, stellten wir uns in die lange Schlange derer, die geduldig auf ihr Essen warteten. Wow, dachte ich, wo München sein Oktoberfest hat, gibt‚s in Oberhof die Kloßparty zu Rennsteiglauf. Auch hier gab‚s gute Unterhaltung. Und es war echt das ganze Bundesgebiet vertreten. Durften doch alle Bundesländer einzeln die Strophen des Rennsteigliedes singen.
Der Refrain lautet ja ³Diesen Weg auf den Höhn bin ich oft gegangen...„. Aber für mich würde es am nächsten Tag Premiere sein. Doch wenn die Vögel lt. Text so musikalisch sein sollen und man sogar Fernweh zum Thüringer Wald bekommt, kann es ja nur halb so schlimm sein. Die anfängliche Nervosität ging in Gelassenheit und den Gedanken über, die grüne Natur von ihrer schönsten Seite zu erleben ö und das mit vielen Gleichgesinnten.

Irgendwann gegen 22.30 Uhr überkam uns dann aber doch die Müdigkeit und wir kehrten zur Turnhalle zurück. Den Wecker brauchte ich gar nicht zu stellen, da man ja bei solchen Ereignissen nie verschläft. Am nächsten Morgen wurde ich gegen 5 Uhr allmählich durch andere Läufer wach, denen es wahrscheinlich wie mir schon in den Beinen gekribbelt hatte. 1,5-2 Std. vor Start gab‚s Frühstück. Für 2,50 Euro konnte man sich am Buffet der Schulmensa ein gesundes und leckeres Essen zusammenstellen. Gesprächsthema war natürlich an fast allen Tischen der Lauf. Die meisten sahen schon startklar aus. Wir suchten dann auch bald unsere Sachen zusammen, um spätestens 7.15 Uhr am Post-LKW für die Beutelabgabe (grüne Umhängetüte) zu sein. Das Wetter schien es gut mit uns zu meinen. Es war zwar noch etwas frisch, aber angenehm. Dann ein letztes Fotoshooting mit den FreundInnen. Damit ja hinterher ein Vergleich besteht. Ich glaube aber, ich sehe vorher angestrengter aus als danach. Mal schauen, was die Fotos sagen.

Der nächste Gang führte uns gegen 7 Uhr zu den blauen Häuschen. Nutzten diese Strecke gleich zum Einlaufen. Wer weiß, wie lange wir wieder warten würden. 10 min vor Start schafften wir es, uns in den Startblock, der sich auf einem Straßenanstieg befand, einzureihen. Der Adrenalinspiegel stieg rasant an und die Beine wurden weich. Abgelenkt durch 2 La Ola-Wellen (einmal von vorn nach hinten, dann von hinten nach vorn) rückte das Startsignal näher. Ich sah mich noch mal um, und schaute mir die knapp 5800 StarterInnen an. Ca. 40 m hinter der Startlinie (oben am Anstieg) stehend, hatte ich einen guten Ausblick auf ein paar Tausend Läufer hinter mir.

Den Start bekam ich nur so halb mit. Irgendwann setzten sich aber die Läufer vor mir in Bewegung und das Piepsen an den roten Matten auf der Startlinie war zu hören. Es ging nun erst mal ca. 300 m bergauf. Straße. Nun mussten wir zunächst aus Schmiedefeld hinaus. Zuschauer waren auch an der Strecke und feuerten uns an, bevor es nach gefühlsmäßig ca. 2 km in den Wald ging. Die einzelnen Km-Marken gab es leider erst auf den letzten paar km.
Jedenfalls erinnerten mich die steinigen Wege an den Brocken, nur dass sie hier noch etwas schmaler sind. Man musste schon mehr auf die Füße des Vordermanns achten. Die Anstiege folgten nun auch. Gut, dass diese nicht so lang waren. Dadurch, dass die Läuferschar noch dichtgedrängt war, bemerkte ich den Anstieg nicht so stark. Ich sah ja nur auf den Boden. Das verhindert wenigstens das leidige Hochschauen auf den ³Gipfel„ der Hügel. Und wie immer geht‚s dann auch wieder runter. Zwischendurch ein paar Wanderer und Zuschauer, die am Wegesrand munter Stimmung machten.
Der höchste Punkt, der Große Beerberg (982 m), kam, ehe ich mich versah. Nun war im Prinzip die größte Schwierigkeit überwunden. Weiter ging es auf gleicher Höhenlinie Richtung Schmücke (ca. km 9). Dort gab es den ersten großen Verpflegungspunkt an einer Gaststätte. Viel Publikum, das anfeuerte. Die Getränkeposten vorher muss ich wohl, ohne sie zu bemerken, passiert haben. Schnell etwas Bionade im Gehen getrunken und weiter ging‚s. Was in der Bionade drin war, konnte ich nicht genau definieren. Scheint so eine Art Wellness-Limo mit ein paar Kräutern (Gingko-Extrakte etc.) zu sein. Hauptsache Energie getankt.

Von nun an sollte es ja fast nur noch bergab gehen. Über die Straße hinweg ging es in den Wald. Endlich wieder ein Abschnitt, in dem ich mich ³austoben„ konnte. Ein kleiner Pfad auf weichem Waldboden, aus dem so manche Wurzel herausschaute. Genau das richtige für eine Orientierungsläuferin wie mich. Dann ein km-Schild: 10km geschafft ö nach ca. 50 min. Bald darauf kam noch mal ein Straßenstück mit einem kaum endenden Anstieg. Und ich dachte es wäre das Schlimmste geschafft. Ok, da muss ich durch. Ich redete mir ein, dass ja gleich die Kuppe kommt und ich dann den Berg runterstolpern konnte. Aber es zog sich lang dahin. Die Beine wurden schwer. Dann aber endlich wieder bergab. Jetzt konnte ich wieder Gas geben. Bergablaufen beflügelt irgendwie. Und so zog ich an einigen Läufern vorbei. Am nächsten Getränkeposten noch eine Erfrischung geholt. Aus Versehen hab ich nach Cola gegriffen. An den anderen Tischen standen gerade Läufer. Egal, auch die letzten km sind mit Cola zu schaffen, auch wenn ich die überhaupt nicht mag.
Weitere Überholmanöver folgten. Ob das am Koffein lag? Nun sah ich auch wieder ein paar mehr Frauen vor mir. Die wollte ich wenigstens noch einholen. Die km purzelten nur so. Dann km-Stand 20. Dürften eigentlich nur noch 400 m sein. Nun heraus aus dem Wald, über die Straße und rein nach Schmiedefeld. Aber diese letzten Meter zogen sich vielleicht in die Länge. An vielen Zuschauern vorbei ging es auf einem Weg durch eine Siedlung. Zwischendurch sogar noch einmal ein kurzer Anstieg. Neben mir plötzlich ein alter Bekannter, mit dem ich schon bei einem anderen Halbmarathon gemeinsam gelaufen bin. Kurzes Händeschütteln. Jetzt müsste doch gleich das Ziel kommen.
Dann endlich hinter einer Rechtskurve. Viele jubelnde Leute, ein Ansager und ein Wort mit vier Buchstaben: ZIEL. Mein Name ertönte sogar 5m vor Zieleinlauf. Nun kräftig ausatmen und den Endorphinen freien Lauf lassen. Mit der Zeit von 1:36:50 Std. lag ich deutlich unter meinen Erwartungen. Petra, eine Lauffreundin, und ihre Begleitung begrüßten mich. Sie war kurz zuvor angekommen. Es war erst 9.15 Uhr und der Halbmarathon war Geschichte. Den ganzen Tag hatte ich quasi noch vor mir. Nach dem Duschen und der Verpflegung genossen Ines, Anne, Heide, Toni, Andrej und ich die Atmosphäre inmitten tausender von Läufern. Für die Sofort-Urkunde reihten wir uns in eine ca. 150 m lange Schlange ein. Konnten dabei die Siegerehrung verfolgen und den ersten Supermarathon-Läufer ins Ziel kommen hören. Respekt! Die Supermarathonis und Marathonis hatten ihr Ziel ja ebenfalls in Schmiedefeld.
Mit der Urkunde machten wir uns dann auf den Weg zum Bus, der uns nach Oberhof zurück bringen sollte. Dabei kamen wir an den Marathonläufern vorbei, die eine andere Streckenführung hatten und auf den letzten km noch einige Höhenmeter bewältigen mussten. Das muss weh tun. Aber mit dem Ziel vor Augen fällt es leichter.

Der Bus führte uns später an der Strecke vorbei, auf der noch die Supermarathonis unterwegs waren. An der Schmücke mussten wir ca. 25 min warten, da dort vor uns Läufer die Straße passierten. Ich bewunderte diese Läufer einfach nur. Schon mehr als 60 km in den Beinen und noch relativ fit. Gut, einige spürten sicher schon ihre Füße, doch sie kämpften weiter. Dann ein bekanntes Gesicht. Direkt an mir vorbei lief Trainingskamerad Fehri. Ich machte mich durch Klopfen an die Fensterscheibe bemerkbar. Und rief ihm was Aufmunterndes zu. Er drehte sich um, mit den Händen in Siegerpose, schmunzelte uns an und wollte sagen, dass es ihm gut geht. Ich hoffe, das hat ihn noch einmal bestärkt. Auf der langen Strecke scheinen ja doch viele allein ö nur gegen ihren inneren Schweinehund - zu laufen. Da kommt diese Abwechslung wie gerufen. Ich ziehe den Hut, Fehri Ultra. So heißt Du nämlich ab jetzt. J
Ich bin mal gespannt wie es den anderen LauffreundInnen auf der Strecke ergangen ist. Aber das werdet Ihr mir sicher erzählen, oder Kathrin, Jana, Joachim, Bodo und Michael?
Abschließend kann ich sagen, dass der Rennsteiglauf ein ganz besonderes Ereignis ist. Und ich freue mich schon, im nächsten Jahr wieder teilzunehmen und mit Freunden die ganze Atmosphäre auszukosten. Vielleicht wag ich mich sogar auf eine längere Strecke. Dann kann ich eventuell auch bald sagen „Diesen Weg auf den Höhn bin ich oft gegangen...„.


Bericht von Martin Schrode über den Würzburg-Marathon 2003
][ zu Testberichten anderer Veranstaltungen ][
][Andreas Claren ][Gisela Steinert ][Daniela Düring ][Martin Schrode ][Udo Möller ][
][Fotogalerie von Gisela Steinert ][ Fotogalerie von Andreas Claren ][

Rennsteiglauf - Supermarathon 2003....

Am Samstag, 17. Mai 2003 findet der 31. Rennsteiglauf statt, bei dem ich die Supermarathon-Strecke laufen werde. Lt. Streckenausschreibung handelt es sich hierbei um die "Königsstrecke des Rennsteiglaufes". Die Strecke ist brutal: die Starthöhe liegt bei 210 m NN, der höchste Punkt bei 982 m NN. Insgesamt sind 1.490 m Anstieg und 989 m Abstieg zu bewältigen.
Die Stecke ist 1,1 Km kürzer als im Vorjahr und misst "nur" noch 73,2 km. Dies liegt hauptsächlich an der fertig gestellten Fußgängerbrücke über die B247 bei Oberhof, die allein schon 900 m einspart. Vermutlich ist das mit ein Grund, weshalb Isabell(a) Bernhard ihre bisherige Bestzeit aus dem Vorjahr deutlich um 13 Min verbessern konnte und das Ziel bereits nach 05:58:50 h erreichte. Bei den Männern gab's allerdings keine neue Bestzeit: Erster wurde Thomas Miksch in 05:19:02 h.
Im Rahmen des Rennsteiglaufs findet nicht nur der Supermarathon statt, sondern auch ein "normaler" Marathon (43,1 Km), Halbmarathon (21,1 Km), Internationaler Rennsteig-Junior-Cross (je nach Alter 1,4 bis 9 Km), Rennsteig-Special-Cross (für geistig behinderte Menschen; 3,8 Km), sowie fünf Rennsteig-Wanderungen (10, 15, 20, 35 oder 50 Km) drei davon mit "Nordic Walking". Zum Glück unterscheiden sich Start- und Zielorte, sodass es zu keinem Gedränge auf dem Rennsteig kommt.
Informationen zum Rennsteiglauf bekommt man auf den Seiten des mdr. Außerdem gibt es einen Newsletter mit aktuellen Informationen.
Die Anreise nach Eisenach dauert von Frankfurt (Main) im IC weniger als zwei Stunden. Lt. Anmeldekarte gibt es die Startunterlagen im Rathaus. Den Weg zum Stadtzentrum findet man ohne Probleme. Dort sind das Festzelt und die Startunterlagen-Ausgabe ausgeschildert. Die Startnummer und Startunterlagen erhalte ich sofort.
In der Marathon-Tüte findet man die Programm-Zeitung, die man unbedingt lesen sollte, auch um sich später im Ziel besser zurecht zu finden. Außerdem enthalten sind Dusch-Creme, Pflege-Lotion, Brustwarzen(?)-Pflaster, mdr Bilder-Gutschein, BodySun BodyHeater, Viba sportline energy bar (Fruchtriegel) sowie ein LEX-Probeheft.
Nach der Startunterlagenausgabe geht's erst mal ins Festzelt, wo die Kloßparty der Thüringer Kloßmanufaktur Heichelheimer stattfindet. Die Läufer erhalten zwei Klöße, Rotkohl und Geschnetzeltes(?). Draußen werden auch Bier und Thüringer Würste verkauft. Drinnen spielt ein Duo mit E-Gitarre und Keyboard.
Ich nehme den Shuttle-Service (EUR 0,80) zum Massenquartier Elisabeth-Gymnasium (EUR 3). Überall ist man herzlich Willkommen und die Schüler verkaufen Getränke und eine Kleinigkeit zu essen. Die Nacht ist kurz und schlaflos. Um 3.30 Uhr höre ich den ersten Wecker. Die Schule bietet ein Frühstück ab 4 Uhr an und um kurz nach fünf fährt wieder ein großer Reisebus zum Startgelände.
Am Startgelände stehen die Post-LKWs zum Abtransport der Kleiderbeutel bereit. Direkt neben dem Start stehen elf Toilettenhäuschen, die sehr gut besucht werden. Auch unmittelbar vor dem Start stehen die Läuferinnen und Läufer noch Schlange. Es ist schrecklich kalt. Zum Glück entdecke ich beim Warmlaufen dass das Festzelt gut besucht und vor allem beheizt ist. :)
Aufgrund der viele Nachmeldungen sind die Sicherheitsnadeln ausgegangen und es wird gebeten überschüssige Sicherheitsnadeln abzugeben. Der älteste (82 Jahre) und jüngste (18 Jahre) Läufer, Geburtstagskinder und Ehrenläufer werden beklatscht. Insgesamt sollen es diesmal über 1.500 Läuferinnen und Läufer beim Supermarathon sein. Im Ziel werden 1.204 Männer und 145 Frauen gelistet (lt. championchip de).
Pünktlich um 6 Uhr fällt der Startschuss und begleitet von Gänsehautmusik, Hubschrauberrotoren und Applaus macht sich die Meute auf die 73,2 Km lange Strecke. Ich habe mich im vorderen Drittel eingereiht und kann von Anfang ohne viel Gedränge und Überholen laufen.
Die erste Steigung kommt kurz nach dem Start und die ersten Läufer gehen. Wenn man bedenkt, dass auf den ersten 25 Km bereits 700 Höhenmeter erklommen werden müssen, ist dies nicht verwunderlich. Die Strecke ist sehr gut ausgeschildert. Jeder fünfte Km ist ausgezeichnet und ich verpasse lediglich das Km 15-Schild. Mein Tempo liegt bei ca. 6 Min/Km, so passiere ich die Schilder im 31-Minuten-Takt.
Die Getränke- und Verpflegungsstellen sind sehr gut bestückt und absolut ausreichend ungefähr im 5 Km-Abstand platziert. Es gibt Mineralwasser, Cola, Bionade, Tee, Obst (Äpfel, Bananen, Zitronenschnitze), Schleim (lecker!), Bier, Wurst, Brühe und Viba. Sogar Salz und Schmalzbrot werden angeboten. Aber am besten ist der warme Tee, denn es ist immer noch sehr kalt. Ich trinke bei jeder Gelegenheit und nehme auch fast immer ein Stück Banane oder Viba mit, die ich im Gehen esse.
Die Strecke führt hauptsächlich auf Kies- und Waldboden, es gibt aber auch Treppen bzw. Stufen auf dem Weg nach unten. Es finden sich nur vereinzelt Pfützen, die aber gut umlaufen werden können. Ansonsten ist der Grund fest und angenehm nur ganz zum Schluss geht es noch durch Wiesen und über Wurzeln.
Wenn die Sonne scheint und es windstill ist, läuft es sich angenehm. Leider bläst einem der Wind häufig ins Gesicht und es fängt auch noch an zu regnen. Es regnet und es ist kalt. Meine Brillengläser beschlagen, das Salz rinnt mir in die Augen, ich bin müde und mir ist kalt. Da tut es gut, wenn man warmen Tee bekommt und von den Wanderern auf der Strecke und den Zuschauern unterwegs und an den Verpflegungspunkten applaudiert und aufgemuntert wird.
Außerdem ist der Ausblick phantastisch, wenn man mal wieder einen der harten Brocken ersteigt. Leider bin ich schon ziemlich früh ziemlich platt, was bestimmt auch am Schlafmangel und den kühlen Temperaturen liegt. Dennoch kämpfe ich weiter und laufe ohne Pause. Lediglich an den steilen Anstiegen und um besser essen und trinken zu können, gehe ich.
Bei Km 55 (lt. championchip.de allerdings Km 58, was ich bezweifle) findet eine Zwischenzeitnahme statt und ich konnte mein Tempo 31 Min/5 Km trotz allem halten. Ein Aufhören mit Zeitnahme wäre möglich, kommt für mich dennoch nicht in Frage. Zum Glück ist das Feld ziemlich voll und stark, sodass man immer jemanden findet, an den man sich tempomäßig hängen kann.
Km 70 erreiche ich nach ca. 7 Std und 20 Min und es wundert mich, dass ich das 3,2 Km entferne Ziel erst 24 Min später erreiche, denn gegen Ende hatte ich den Eindruck noch einmal zuzulegen. Dennoch bin ich überglücklich, als ich nach 07:43:50 h durch die jubelnde Zuschauermenge laufe und das Ziel erreiche. Eine hübsche Helferin gratuliert mit Händedruck und übergibt die Medaille, auf der dieses Jahr "Die Schmücke" bei Km 64,2 der Supermarathonstrecke und 912 m über NN abgebildet ist.
Nachdem ich den neuen Streckenrekord bei den Frauen bereits zu Beginn erwähnt habe, möchte ich die nicht minder beachtenswerte Leistung der ältesten Teilnehmer auch noch erwähnen. Werner Sonntag (M75) kam als letzter Supermarathon-Läufer nach 12:14:36 h ins Ziel. Herzlichen Glückwunsch! Hoffentlich schreibt er darüber in runner's world. Glückwunsch auch an Horst Feiler (M80), der das Ziel nach 11:29:22 h erreichte. Außerdem kamen auch drei M70er ins Ziel. Ich finde es toll, dass auch ältere Läufer den "langen Schinken" erfolgreich bewältigen.
Es tröpfelt nur noch und ich gehe gerade aus zur Getränkestelle, dann rechts runter zur "Gepäckwiese". Leider sind mein Rucksack, Jacke und Sweatshirt etwas nass geworden, da ich im Kleiderbeutel nur den Schlafsack und die Iso-Matte hatte.
Die Duschen sind überfüllt, aber wenigstens gibt es noch warmes Wasser. Wahrscheinlich kam kurz vor mir auch das Hauptfeld des Marathon ins Ziel, denn der Marathon startet ja drei Stunden später als der Supermarathon.
Ich freue mich schon die ganze Zeit auf die heiße Suppe für Läufer, aber leider ist sie dieses Jahr anders als in den beiden Vorjahren. Die Brühe ist gut, aber ich hatte sie noch voller (mehr Gemüse) in Erinnerung. Ich nehme noch zwei Äpfelschnitze und hole mir ein Köstritzer "Siegerbier" ohne warten zu müssen.
Auf das Finisher-Shirt verzichte ich, da es dort wie auch bei der Suppen-Ausgabe, dem Urkunden-Druck und dem MDR-(Foto)-Zelt lange Schlangen gibt. Es gibt dieses Jahr sogar die Möglichkeit, die Medaille mit Namen gravieren zu lassen, was mich aber nicht anspricht. Leider kann ich auch dieses Jahr nicht an der legendären Abschlussparty teilnehmen, die ab 18.00 Uhr im Schmiedefelder Festzelt stattfindet.
Traditionell fährt uns der Bus nach Neuhausen vor der Nase weg und es kommen vier Busse nach Oberhof, bevor nach zehn Minuten der nächste Bus nach Neuhausen hält. Alles drängelt sich rein und so verbringen viele die rund einstündigen Fahrt stehend.
Fazit: Vielleicht könnte man das Zielgebiet noch etwas besser beschildern, sodass Gepäckwiese, Duschen, Suppe, ... nicht gesucht werden müssen. Es gab dieses Jahr etliche Warteschlangen vor den verschiedenen Ständen im Ziel, vielleicht kann das noch besser gelöst werden.
Aber auch so zähle ich den Rennsteiglauf zu den schönsten und am besten organisierten Läufen. Jede Läuferin und jeder Läufer sollte mindestens einmal in Eisenach starten und den Supermarathon finishen. Es ist anstrengend, aber auch wunderschön.
Abschließend möchte ich mich noch bei den Veranstaltern, den vielen Helferinnen und Helfern, Schülerinnen und Schüler, dem tollen Publikum und running-pur Online bedanken.

Martin Schrode


Bericht von Udo Möller über den Würzburg-Marathon 2003
][ zu Testberichten anderer Veranstaltungen ][
][Andreas Claren ][Gisela Steinert ][Daniela Düring ][Martin Schrode ][Udo Möller ][
][Fotogalerie von Gisela Steinert ][ Fotogalerie von Andreas Claren ][

Der Kultlauf....

Der Ultramarathon, pardon offiziell heißt er Supermarathon, des Rennsteiglaufes schafft so etwas wie Quadratur des Kreises. Die Strecke geht fortwährend auf und ab und die Distanz ist mit 73,2 km überaus krumm. Trotzdem ist das Ganze eine runde Sache.

Doch der Reihe nach: Los geht der Supermarathon schon am Abend davor. Gibt's bei den Stadtmarathons oft nur matschige Nudeln, so überrascht hier die traditionelle Kloßparty mit deftiger Kost: Fleisch, Thüringer Klöße ( hier einfach ein Muß!) und Rotkohl. Dazu Köstritzer Schwarzbier. Der asketische müslirieglkauende Marathoni wendet sich mit Grausen, aber Rennsteigläufer sind auch eine ganz andere Spezies. Tradition, Geselligkeit, ja und auch so etwas wie Heimatverbundenheit, spielen hier eine Rolle. Rennsteiglauf ist Kult und nicht wenige, die man abends versammelt sieht waren schon 20 mal oder öfter dabei.

Und sie kommen immer wieder, auch wenn im Laufe der Jahre vielleicht Figur und Kondition gelitten haben. Das mag zynisch klingen, soll aber nur zeigen: Das ist nicht nur ein Lauf, das ist ein Mythos. Und Mythen beginnen natürlich nicht zu normalen Zeiten. Um 6 Uhr morgens schon fällt auf dem Eisenacher Marktplatz der Startschuß. Die Nacht vor dem Rennen reduziert sich für die Läufer dadurch natürlich auf ein Minimum: Busse zum Start aus verschiedenen Orten am Rennsteig fahren ab 2 Uhr in der Nacht los....Der Veranstalter organisiert das vorbildlich. Das trifft auch auf den Kleidertransport zu. 3 LKW´s für das Gepäck von rund 1400 Startern stehen bereit. Das reicht, klaglos werden Riesenrucksäcke und sogar Fahrräder(!) mitgenommen.
73, 2 Kilometer ist die Strecke lang, insgesamt 1.490 Meter Anstieg und 989 Meter Abstieg summieren sich rechnerisch zu einer Höhendifferenz von 2.479 Metern. Richtig satte Anstiege sind dabei, die einen Gehschritt ökonomischer werden lassen. Langgezogene Steigungen, kurze Bergabpassagen, steile Gefällstrecken. Treppen. Waldboden. Schotter. Asphalt. Matsch. Wurzeluntergrund. Der Rennsteig hat alles. Auch immer wieder phantastische Aussichten. Im Thüringer Wald wirbt man mit dem Slogan " Das grüne Herz Deutschlands". Grün ist es hier wirklich soweit das Auge reicht. Das grüne Herz fordert den Läuferherzen alles ab. Hier hat jeder seine eigne Geschichte, erlebt Höhen und Tiefen nicht nur topographisch, sondern auch ganz persönlich. Weniger als 5:20 Stunden benötigt der Sieger und die Letzten brauchen weit über 10 Stunden. Rennsteiglauftage sind sehr lange Tage.

Unterwegs spürt man die Erfahrung des veranstaltenden Rennsteiglauf-Vereins, die Organisation ist sattelfest und eingespielt. Verlaufen kann man sich (eigentlich) nicht, die Strecke ist hervorragend gekennzeichnet. Und wenn man, wie ich, mal träumt und einen Abzweig verpaßt, ist spätestens nach 20 Metern irgendwer da, der ruft und korrigiert. Den Sieger hat es da unterwegs schlimmer erwischt hört man. Er war wohl zu schnell... Verpflegungsstellen gibt es reichlich und gut ausgestattet sind sie auch. "Im Angebot" steht da oft zu lesen, wie im Supermarkt. Und im Angebot ist Wasser, Elektrolyt, Tee, Cola und - Kult am Rennsteig!- der unvermeidliche Schleim. Bananen gibt's, Äpfel, später sogar Wurst und Butterbrote. Wanderer greifen da gern zu. Läufer auch? Hungern und Dursten muß Niemand, das Angebot ist Top. Und wird geradezu liebevoll und begeistert überbracht: Alle Helfer sind mit Eifer und Freundlichkeit dabei, es herrscht die
unvergleichliche Rennsteig-Stimmung. Dazu tragen auch die Wanderer bei, die viele Kilometer lang die Strecke mit uns teilen. Sie klatschen, muntern auf, feuern an. Wanderer und Läufer, - eigentlich zwei Welten. Bei anderen Veranstaltungen kommen sie sich schon mal in die Quere, hier gehören sie zusammen und sind sich nah wie nirgendwo sonst. Vielleicht schweißt der "lange Kanten" ( auch dieser Ausdruck ist längst Tradition) zusammen?

Alle Straßenquerungen ( und davon gibt es nur ganz wenige) sind hervorragend gesichert, Sanitätsposten sind ausreichend verteilt. Eigentlich gibt es unterwegs fast nichts, was man verbessern könnte. Fast! Wer hat das Kilometerschilder 70 aufgestellt? Das steht kurz vor km 68 und verheißt dem müden Läufer doch ein wenig sehr früh das nahende Ziel. Aus der Einsamkeit des Waldes ( Tatsächlich ist es unterwegs manchmal einsam. Das Feld zieht sich derart auseinander, das man nie das Gefühl hat, Teil eines Massenlaufs zu sein) taucht man dann im Zielort Schmiedefeld in einen wahren Ameisenhaufen ein. Hier finden auch alle anderen Strecken ihr Ziel, hier herrscht auf der Festwiese ein Riesentrubel. Es ist eine Mischung aus Wallensteins Heerlager, Volksfest, Jahrmarkt und Sportveranstaltung. Riesengewimmel im Zieleinlauf und daneben Bier und Bratwurst ( und Klöße, logisch), fliegende Händler, Blumenverkauf, Sportartikelmesse, AOK, Der billige Jakob und die Thüringer Allgemeine, - hier ist ein so bunte Palette versammelt, dass der Überblick etwas schwer fällt. Ein bißchen mehr Ordnung täte gut.

Die Gepäckrückgabe ist etwas rustikal: Unter freiem Himmel. Bestens sortiert und sofort zu finden ist ja alles. Aber leider hat es angefangen zu regnen. Da wird doch einiges durchweicht. Es muß ja immer noch was zu verbessern geben. Bei den Duschen hat man das gemacht. Da steht jetzt sogar ein festes Gebäude( !), nur für den Rennsteiglauf. Als Umkleidekabine fungieren davor gesetzte Bierzelte. Das funktioniert! Und die Duschen sind warm! Wenn das nur immer so wäre...

"Das schönste Ziel der Welt, das ist in Schmiedefeld!" tönt es nicht ganz ernst gemeint am Rennsteig. Das schönste Ziel ist es sicher nicht, aber ein ganz Eigenartiges und Eindrucksvolles. Eine ganz besondere Stimmung liegt über dem Gelände, dass über viele viele Stunden ins Ziel kommende Sportler und zufriedene Finisher in Feierlaune sieht. Nur ganz wenige geben auf, die Ausfallquoten sind weitaus geringer als bei anderen Veranstaltungen. Vielleicht weil alle in Schmiedefeld dabei sein wollen?

Ich bin 6:41 Stunden im Ziel, lasse ganz genau 100 anderen den Vortritt und bin zufrieden. Hier ist sowieso der Weg das Ziel. Und dieser Weg ist einfach klasse. Unterwegs, da habe ich mich schon schinden müssen ( wer nicht!?) und gedacht " So schnell mußt Du das nicht wieder machen!". Aber spätestens nach dem zweiten Schwarzbier im Ziel höre ich den Rennsteig wieder rufen. Wenn man nicht gerade als Running-Pur- Tester unterwegs ist, zahlt man für den Supermarathon 35 EUR Startgebühr. Darin eingeschlossen ist das Essen am Vorabend, der Gepäcktransport, Medaille, T-Shirt, Urkunde und die gesamt Organisation einschließlich der üppigen Verpflegung. Verglichen mit vielen großen Stadtmarathons ist das konkurrenzlos günstig. Aber wieso vergleichen?

Der Rennsteiglauf ist nicht zu vergleichen.
Rennsteig ist Rennsteig, ist Mythos und Kult.GuthsMuths bis 2004!
Udo Möller