Testläufer berichten vom Obermain Marathon in Bad Staffelstein

Obermain Marathon in Bad Staffelstein

Für running-pur waren Testläufer bei dieser Veranstaltung unterwegs. Sie sammelten Eindrücke, blickten hinter die Kulissen, um Ihnen, lieber Leser, ein Bild von der Qualität, dem Ambiente und der Stimmung zu verschaffen. Wollen auch Sie mit einem Freistart in der Tasche den ONLINE-Lesern Ihre Erfahrung übermitteln? Dann klicken Sie hier.

Unsere Empfehlung

TOP-Läufe
Deutschlands


10. 4. 2005
Bonn-Marathon
Bonn Marathon

17. 4. 2005

23. 4. 2005
Marathon Ingolstadt

24. 4. 2005
Halbmarathon Meran-Algund

8. 5. 2005

8. 5. 2005
Mainz-Marathon

21. 5. 2005
Rennsteiglauf

22. 5. 2005

29. 5. 2005
Trollinger Marathon Heilbronn

Stuttgarter Zeitung-Lauf 5. 6. 2005
Stuttgarter Zeitung Lauf

11. 6. 2005

19. 6. 2005
Hegau Halbmarathon

17. 7. 2005
Füssen i. Allgäu
König Ludwig Marathon Füssen

28. August 2005

Dort, wo die einst die
Dampflok schnaufte

3. 9. 2005

10. 9. 2005
ebm-Marathon

11. September 2005

18. 9. 2005
Brombachsee-Marath.
Brombachsee Marathon

18. 9. ´05
Neumarkter Stadtlauf
Neumarkter Stadtlauf

8./9. 10. 2005

2. 4. 2006
Deutsche Weinstraßen Marathon


running-pur ONLINE
Ein Beitrag von running-pur ONLINE

 


Bericht von Anton Lautner über den Obermain Marathon in Bad Staffelstein
][ zu Testberichten anderer Veranstaltungen ][
][Anton Lautner][

Marathonwallfahrt durch den Gottesgarten am Obermain

Liebe Lauffreunde,

Servus aus Bad Staffelstein. Was hat Adam Riese mit Staffelstein zu tun? Woher hat Vierzehnheiligen seinen Namen? Wo ist der Berg der Franken? Wie war das sportliche Drumherum der Veranstaltung? Was ist noch interessant? Dieses und anderes erfahrt Ihr von meiner Marathonwallfahrt durch den Gottesgarten in und um Bad Staffelstein. Eine kurzweilige Lektüre.

Wo liegt denn eigentlich Bad Staffelstein? Die fränkische Stadt liegt rund 30 Kilometer oberhalb von Bamberg im schönen Maintal. Zu erreichen ist sie auf dem Frankenschnellweg der A73 und B173 je nach Gasstellung im eigenen Fahrzeug schneller oder langsamer. Auch via Eisenbahn (Bahnhof vor Ort) ist die Anreise einfach zu bewerkstelligen. Die Stadt wurde bereits um das Jahr 800 erstmals in Urkunden erwähnt. Ein großer Bürger dieser Stadt war der Rechenmeister Adam Riese, der hier 1492 geboren wurde. Eva Klein hat im Gegensatz dazu überhaupt nichts mit dieser Stadt zu tun. Der 5.7.1684 war hier der schwärzeste Tag in der Geschichte, denn ein großer Brand vernichtete die ganze, damals befestigte Stadt. Im Jahr 2001 wird der Stadt schließlich der Titel „Bad“ zugesprochen. Wohl die Konsequenz von dem guten Thermalwasser und der Kur- und Erholungseinrichtungen. Es gibt sogar noch acht Hausbrauereien, da schaun `mer mal, ob nicht etwas Gerstensaft für uns übrig ist. ;-)

Doch nun ein paar Infos zum Lauf: Die Startgebühr kostet 27 EUR für den Marathon bei Voranmeldung bis wenige Tage vor dem Lauf. Der halbe Kanten mit dem Laufschuh oder mit den Nordic-Stecken kostet 13 Silberlinge. Von diesen Geld gehen dann zwei bzw. ein EURO an die Fanconi-Anämie-Hilfe. Das ist eine extrem seltene und meist tödliche, genetisch bedingte Erbkrankheit, die im Kindesalter ausbricht. Informationen gibt es auch unter www.fanconi.de. Die Zeitmessung geschieht per Transponder, welcher am Schuh angebracht wird. Eine Leihgebühr wird nicht erhoben.

Unsere Abfahrt in Neuburg an der Donau beginne ich mit Stephan Nojack bereits um 06.00 Uhr früh. Da ist noch alles angefroren. Mit einer geschätzten Fahrzeit von rund zwei Stunden sind wir dann tatsächlich bereits um acht Uhr vor Ort, wo wir bereits von Helfern auf einen Parkplatz gelotst werden. Wir laden unsere Sporttaschen und Rucksäcke aus und machen uns auf den Weg zur Moll-Halle. Bei der Ausgabe der Unterlagen kommt es zu keiner Wartezeit. In Sekunden haben wir die Nummer in der Hand und erhalten zusätzlich ein großes weisses Badetuch mit dem Logo der Veranstaltung. Die Umkleide für die Männer ist in der Turnhalle schon gut gefüllt.

Dann beginnt unser übliches Startprocedere, welches routiniert abläuft. Lediglich für die Kleidungsfrage überlegen wir kurz, zumal aus dem Sonnenschein vom Wetterbericht nichts wird. Man kann sogar auf manchen Dächern etwas Weisses erahnen. Schließlich machen wir uns auf den Weg zum Start, der in unmittelbarer Nähe des historischen Rathauses ist.

Punkt 09.00 starten dann die gut 500 Halbmarathonläufer, die in wenigen Augenblicken die Startlinie überqueren. Unsere Aufstellung zum Start ist dann unmittelbar danach. Zwei bis drei Meter hinter der Startlinie stelle ich mich auf. Dann genau um fünf Minuten nach Neun werden wir auf die Strecke geschossen. Durch die Altstadt hinaus sind wir nach ein paar Minuten am Bahnhof und flugs haben wir bereits die Stadt verlassen. Nach gut zwei Kilometer überqueren wir in Unnersdorf den Main, der erst ab Bamberg schiffbar ist. Dann beginnt bereits die erste Steigung, bei der wir auf etwa vier Kilometer Länge rund 170 Höhenmeter bezwingen müssen. In der Nähe des Forsthauses Altenbanz finden wir die erste Getränkestelle. Mittlerweile sind meine Pfoten (Glubberl, Pratzen) auch infolge des höher drehenden Kreislaufs warm geworden. Dafür fängt es dann auf der weiteren Steigung zur Roten Marder zum Schneien an. Hollereiduljö.

Die Steigung endet und im Sturzflug geht es auf Kloster Banz zu. Die im Barock erbaute Klosterkirche hat einen wuchtigen, überwältigenden Eindruck. Ein Besuch oder eine Führung wird sich lohnen. Für uns reicht lediglich die Zeit für ein kleines Häppchen, denn hier können wir wieder verpflegen. Und weiter im Sturzflug nach Hausen, wo wir wieder den Main an einem Wehr überqueren. Damit befinden wir uns auf dem gleichen Höhenniveau wie am Start. Nach einem kurzen Wegstück erreichen wir mit Kilometer 11 Reundorf. Hier versorgt sich ein Frankensportler mit Bier, worauf ich ihm Doping unterstelle. Nach dem Durchlaufen von Grundfeld beginnt es, nämlich die Wallfahrt nach Vierzehnheiligen. Nicht nur dass einige Autos und Busse die Strasse hinaufkeuchen, uns hängt ebenfalls die Zunge heraus, denn der Anstieg hoch zur Wallfahrtskirche ist recht happig und die eigenen kleinen Sünden kommen ins Gedächtnis. Den biersaufenden Läufer sehe ich nicht mehr, vermutlich hat ein Kolbenfresser ihn ereilt. An der Kirche angekommen eilen doch viele Gläubige zum Eingang, denn für das folgende Hochamt läutet es bereits.

Weil’s nun gerade passt, wie kam denn diese Kirche zu ihrem Namen. Der Legende nach erschien 1446 dem Hirtenjungen Hermann Leicht 14 rot und weiss gewandete Kinder zusammen mit dem Jesuskind und taten ihm kund: „Wir sein die viertzehn nothelffer und woellen ein Cappeln haben.“ Drei Ritter, drei Bischöfe, drei Jungfrauen, drei Jünglinge, ein Abt und Christophorus, das sind die vierzehn Nothelfer, und daher kommt also der Name. Wenn Ihr die Namen wissen wollt, dann aufgepasst: Achatius, Ägidius, Barbara, Blasius, Christophorus, Cyriakus, Dionysius, Erasmus, Eustachius, Georg, Katharina, Margareta, Pantaleon und Vitus (Veit) sind die Helfer in allen Notlagen. Bereits 1448 wurde ein Altar dort geweiht. Dem Baumeister Balthasar Neumann blieb es bis zu seinem Tod 1753 vorbehalten, den Bau voranzutreiben. Die folgende Zeit meinte es dann nicht gut, denn Blitzeinschlag, Feuer, Säkularisation und Wassereinwirkung sowie gar ein staatliches Verbot der Wallfahrt machten der Basilika zu schaffen. Aber alles wurde gut und mir ham’ wieder was glernt.

Für eine Besichtigung der Kirche und der Orgel habe ich leider keine Zeit, lediglich ein schnelles Foto der prachtvollen Kirche muss sein. Ein paar Meter danach befindet sich eine Brauerei. Da hätte man doch ein Bier von dunkler Sorte ausschenken können. Nach einem weiteren Anstieg erreichen wir wieder eine Getränkestelle, wo wir Wasser, Elektrolyt, Apfelschorle, Obst und Riegel erhalten können. Wir befinden uns jetzt auf einem Hochplateau und rennen Richtung Staffelberg. Momentan ist unser Weg etwas wellig, aber gut zu belaufen. Es dauert aber nicht lange, dann kommt uns bereits die Spitze entgegen. Ich muss nicht lange warten, dann erscheint bereits der Stephan. „Mach Dich nicht hin,“ kann ich ihn noch zurufen. Dann stehen wir sprichwörtlich am Berg. Denn: Der Staffelberg ist hier am Hochplateau wie ein Schwalbennest zu bezwingen. Der Fahrweg ist mords-steil, denn kann man fast nicht belaufen. Na ja, auf vielleicht 200 bis 300 Meter 50 Höhenmeter, das ist doch ein Beweis für einen Bergläufer.

Irgendwie komme ich dann doch hoch und sehe auch hier eine Kirche, die Adelgundiskapelle, die in der jetzigen Form 1653 auf den Ruinen einer älteren Kirche errichtet wurde und auch von Pilgern das Ziel war. Der 539 Meter hohe Staffelberg wurde bereits im 4. Jahrtausend vor Christus besiedelt. Ausgrabungen weisen darauf hin, dass hier von den Kelten die Stadt Menosgada errichtet wurde. Wenn die Sicht heute etwas klarer wäre, würde unser Blick weit in den Thüringer Wald hinein gehen. Doch wir müssen uns auf den Boden konzentrieren, denn auf der zu belaufenden Plateaurunde mit rund 500 Meter können uns Unebenheiten und hervorstehende Steine den Fuss legen. Eine Zuschauerin macht noch schnell ein Bild von mir, bevor ich wieder die V-Stelle ausnütze.

Jetzt geht es den gleichen Weg zurück, zu Beginn noch steil bergab, später lasse ich es auf dem welligen Weg rollen. Unterhalb des Staffelberges ist Halbzeit. An der bereits benutzten V-Stelle führt unser Weg gerade weiter und jetzt können wir Tempo machen, denn es geht kilometerlang immer leicht bergab. Uetzing, Stublang, Loffeld und Horsdorf sind die nächsten kleinen Orte, mit schönen Osterbrunnen, Kirchen und Bächen.Vor Eichelsee unterqueren wir die B173 und es schließt sich einer der wenigen Gegenanstiege an. In Unterzettlitz macht dann die Feuerwehr Party für uns. Nicht nur wieder was zum Saufen, hier auch mit Cola, wird serviert, sondern wir hören auch Rock aus den Achtzigern. Totos „Rossanna“ wird nicht nur mir Beine machen und die Feuerwehrjugend hört man noch ein gutes Stück des Weges. Durch die Auwaldsiedlung führt unser Weg über den Lerchenberg, wo aber keine Steigung wartet, der müsste wohl eher Maulwurfshügel heissen. ;-)

Bei den Baggerseen erspechte ich einen Radfahrer, der eine Frau begleitet. Sie ist die zweitschnellste und noch immer gut unterwegs. „Alles Gute noch“, wünsche ich ihr und überhole. Gerade in dem Moment, wo unser Kurs links abbiegt. Zwei Gegner sind bereits auf dem Holzweg, denn die sind geradeaus gelaufen. Der Radler pfeift sie zurück. Ich kann gerade noch die Kurve ohne größeren Umweg kratzen. Campingplatz und letzte Nahrung bei Kilometer 40. Unser Weg führt jetzt Richtung Kurpark, am Gradierwerk vorbei, ein schöner Springbrunnen, Unterführung und wir laufen ins Stadion ein. Ein kleinen Hinweis für die Walker muss ich aber noch loslassen. Wenn von hinten schnellere Läufer kommen, dann muss man nicht zu Dritt nebeneinander walken, so dass der Läufer in den Grünstreifen ausweichen muss. Auf der Tartanbahn hat’s dann jeder begriffen und mit Schwung laufe ich durchs Ziel, wo ich die Medaille mit einem herzlichen Händedruck umgehängt bekomme.

Da wartet auch schon der Stephan und sagt, dass er gleich im Massagezelt an der Reihe ist. Ich hol mit lieber den Bierkrug und lasse denselben mit Gerstensaft befüllen. Im Massagezelt wird der Humpen dann wieder geleert. Die Folge: Alohol macht Birne hohl. Wir holen dann unsere Sachen und gehen in die Obermain-Therme, wo wir ausgiebig Wirlpool, Strömungsbad, Dampfbad und Inhalationsbad testen. Das tut den geschundenen Muskeln gut. Der Eintritt hier ist ebenfalls im Startgeld enthalten.

Später besuchen wir noch die Siegerehrung in der Adam-Riese-Halle, wo reichhaltige Speisen angeboten werden. Da treffe ich noch Gerlinde und Willi Wahl aus Neuhaus. Der Willi hat in seiner Eigenschaft als Laufwart des Bayerischen Leichtathletikverbandes beobachtet und nur Lob für den Veranstalter übrig. Während ich Achter meiner Klasse in 3.25.53 Stunden werde, gelingt Stephan der Sprung auf den ersten Platz der Hauptklasse in 3.01.13 Stunden und wird damit Zehnter des Gesamtfeldes. Die Heimfahrt geschieht dann problemlos und wir sind uns einig, dass wir hierher zurückkehren wollen.

Gewinner sind bei den Männern Rudolf Paulus (SSG Königswinter; 2.43.07) vor Günter Schad (TSV Burgebrach; 2.44.40) und Klaus Wießner (LRV Auerbach-Pegnitz; 2.47.45). Bei den Frauen gewinnt Kathy Thomas (IfA Nonstop Bamberg; 3.21.19) vor Marina Popkova (UniSport Braunschweig; 3.29.19) und Gertrud Härer (LG Erlangen; 3.29.38). Bei wem jetzt das Interesse geweckt ist, der kann ja mal auf www.obermain-marathon.de surfen.

Zusammenfassung:
Streckenbeschreibung:
Landschaftsmarathon mit 700 Höhenmetern. Zwei lange Anstiege (Kloster Banz und auf die Hochfläche), ein kleinerer auf den Staffelberg. Zweite Marathonhälfte bei defensiver Renneinteilung problemlos schneller zu laufen als die erste Hälfte.

Rahmenprogramm:
Kleine Sportausstellung. Preiswerte Verpflegung bei der Siegerehrung.

Auszeichnung:
Medaille, Badetuch, gefüllter Bierhumpen, Urkunde aus dem Internet. Gratiseintritt in die Obermain-Therme.

Logistik:
Parkplätze in unmittelbarer Nähe werden eingewiesen. Bahnhof in Gehweite.

Verpflegung:
Im Abstand von drei bis vier Kilometer mit Leitungs-, Mineralwasser, Iso, Tee, Cola, Riegel, Obst. Getränke z. T. angewärmt.

Zuschauer:
Aufgrund der Strecke nur in den Ortschaften und bei den V-Stellen vorhanden. Am Zielgelände und im Kurpark viele Zuschauer.

Es bleibt nur eine angenehme Erinnerung, wobei die familiäre Stimmung, die gute Ausschilderung und die gute Organisation heraussticht. Die Strecke rund um Bad Staffelstein bietet Genuss für das Auge und den Geist. Im nächsten Jahr am 09.04.2006. Ich wünsche den Lesern viele verletzungsfreie Laufkilometer. Eine gute Zeit bis demnächst servus

Anton Lautner, Neuburg/Donau