Testläufer berichten über den Euregio-Egrensis Marathon bei Marktredwitz am 10. 09. 2006

Für running-pur waren Testläufer bei dieser Veranstaltung unterwegs. Sie sammelten Eindrücke, blickten hinter die Kulissen, um Ihnen, lieber Leser, ein Bild von der Qualität, dem Ambiente und der Stimmung zu verschaffen. Wollen auch Sie mit einem Freistart in der Tasche den ONLINE-Lesern Ihre Erfahrung übermitteln? Dann klicken Sie hier.

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Ein Beitrag von running-pur ONLINE

 


Bericht von Testläufer Jürgen Reinert über den Euregio Marathon in Marktredwitz
][ zu Testberichten anderer Veranstaltungen ][
][ Jürgen Reinert ][ ][ Jens Griesang ][ ][ Jens Hamann ][ ][ Erwin Bittel ][

Keine einfache, aber dafür abwechslungsreiche Strecke.

Unser Kirchenoberhaupt hat an diesem Wochenende Bayern besucht. Dementsprechend wurde uns auch an diesem Sonntag in Marktredwitz und Umgebung „Papst“ beschert. Besser kann es im ersten Drittel des Septembers nicht sein. Die im Internet veröffentlichen Teilnehmerlisten ließen erahnen, dass sich das Teilnehmerfeld im überschaubaren Rahmen hält. Offensichtlich wurde zu wenig Werbung betrieben oder ein länderübergreifender Marathon /Tschechien / Deutschland) findet nicht den
Zuspruch der Läufergemeinschaft. Letztendlich haben sich gut 40 Läufer/innen auf die Marathonstrecke gemacht. Das Start-/Zielgelände war einfach zu finden (direkt neben der Landesgartenschau). Nachdem die üblichen Formalitäten erledigt waren, ging es um 8.45 h mit dem Bus nach Cheb (Eger). Ein Bus genügte um den Transport der Läufer/innen vorzunehmen.

Gestartet wurde um 10.00 h auf dem Marktplatz von Cheb, bei inzwischen angenehmen Temperaturen. Ich kenne Cheb von früher und es ist schon erstaunlich, was sich hier in den letzten Jahren positiv verändert hat. Allein der innere Stadtkern ist auf jeden Fall einen Besuch wert. Durch den Marathon, der nach dem Start mehrere Kilometer durch Cheb verlief, habe ich weitere Ecken dieser Stadt gesehen, die ich noch nicht kannte. Es dauerte nicht lange und die wenigen Teilnehmer haben sich auseinander gezogen, so dass man weitgehend allein auf der Strecke war. Durch den tschechischen Teil der Landesgartenschau (vorbei an der Burg) ging es in einer Schleife Richtung deutsche Grenze. Hier hat der Veranstalter die alte Bundesstrasse gewählt, auf der sich der Verkehr zwar deutlich reduziert hat, läuferisch aber ziemlich langweilig ist. Insgesamt hat mir die gesamte Strecke ziemlich gut gefallen, da es sich um eine landschaftlich abwechslungsreiche Strecke gehandelt hat. Besonders positiv zu erwähnen sind die unzähligen Verpflegungsstellen, die in kurzen Abständen kamen. Zusätzlich die einwandfrei Beschilderung sowie die Streckensicherung. Die Hälfte der Strecke war in Arzberg (hier schon wieder auf der deutschen Seite) absolviert. Temperaturmäßig war es noch angenehm, aber man musste schon aufpassen, dass der Flüssigkeitsverlust ausgeglichen wurde. Es war keine einfache Strecke, da es immer wieder aufwärts und abwärts ging und die Wege weitgehend asphaltiert waren. Weiträumig ging es jetzt nach Martktredwitz, wobei die letzten zwei Kilometer durch das Gelände der Landesgartenschau liefen. Teilweise war dies gar nicht so einfach, durch die Menschenmengen durchzukommen, da teilweise kreuz und quer gelaufen wurde. Hier sollte der Veranstalter vielleicht besser absichern. Trotz aller Hindernisse habe ich nach knapp 4 h das Ziel erreicht. Jeder „Finisher“ wurde nach dem Zieleinlauf namentlich erwähnt. Zusätzlich gab es eine Erinnerungsmedaille sowie ein T-Shirt. Falls dieser Marathon nochmals
stattfinden sollte, wäre es für den Veranstalter wünschenswert, dass mehr Teilnehmer den Weg nach Marktredwitz finden. Ein von den normalen Marathonläufen abweichendes „feeling“ zeichnet diesen Lauf auf jeden Fall aus. Zu der um 16.00h stattgefundenen Siegerehrung kann ich leider nichts mehr berichten, da ich zu dieser Zeit nicht mehr anwesend war. Bedanken möchte ich mich bei „running-pur“, für die ich als Testläufer an der Veranstaltung teilnehmen durfte.

Freundliche Grüße

Jürgen Reinert


Bericht von Testläufer Jens Griesang über den Euregio Marathon in Marktredwitz
][ zu Testberichten anderer Veranstaltungen ][
][ Jürgen Reinert ][ ][ Jens Griesang ][ ][ Jens Hamann ][ ][ Erwin Bittel ][

Sehr familiär und mit viel Engagement organisiert.

Wo gibt es das sonst noch, dass man vom 1. Vorsitzenden des Stadtsport-Verbandes persönlich vom Bahnhof abgeholt (wegen zeitlich knapper Anreise) und zum kostenlosen Shuttel-Bus gebracht wird, der einen dann vom Zielgelände in Marktredwitz zum Start in Cheb (Eger) transportieren sollte? Möglich war dies am vergangenen Sonntag, 10. September 2006, beim erstmals ausgetragenen Euregio Egrensis-Marathon, der anlässlich der Landesgartenschauen in den beiden Städten, diese mittels einer Punkt-zu-Punkt-Strecke verbinden und dabei auch die jeweiligen Ausstellungen durchlaufen sollte.

Obwohl die Idee dazu schon länger bestand, war lange Zeit unklar, ob die Veranstaltung überhaupt stattfinden würde und auch mit der Streckenführung gab es im Detail wohl bis zuletzt kleinere Probleme. Parallel dazu fanden, teils innerhalb der „50-km-Bannmeile" andere HM-Veranstaltungen statt, so dass der Lauf lediglich 44 Marathonis und eine geringfügig größere Anzahl 21-km-Läufer (die den zweiten Teil der Gesamtstrecke ab Arzberg unter die Sohlen zu nehmen hatten) aktivieren konnte, was er wirklich nicht verdiehnt hat!

Die Laufstrecke verläuft größtenteils auf dem namensgebenden Radweg, also leider fast ausschließlich auf Asphalt, anfangs auch am Rand einer großen Straße (wenn auch mit geringem Verkehr), was mir persönlich nicht so gefallen hat, denn wenn ich schon einen Landschaftsmarathon absolviere, dann laufe ich lieber auf Naturwegen, die durchaus auch mal wurzelig sein dürfen... Ansonsten gibt es aber nichts auszusetzen: Verpflegungsstellen waren in vorbildlicher Anzahl und Distanz vorhanden, „bestückt" mit freundlichen Helfern, sowie Wasser, Iso, Cola (!), Bananen und Riegeln. Auch eine Gruppe von Motorradfahrern war unermüdlich auf der Strecke und sicherte neben sonstigen Streckenposten jede Stelle ab, die irgedwie kritisch werden könnte (verkehrssicherheitsmäßig oder vom verlaufen her) – obwohl die Strecke eh so gut gekennzeichnet war, dass letzteres kaum möglich gewesen wäre. Die Kilometerschilder stimmten nicht so recht, was einen Landschaftsläufer aber eher sekundär interessieren dürfte. Im Ziel gab es kostenlos alkohohlfreies Bier, Kaffee und selbstgebackenen Kuchen, Massage sowie anziehbare T-shirts, d.h. ganz ohne Werbung drauf, für jeden eine Medallie und neben großen Pokalen für die Plätze 1 bis 3, kleine für jeweils die ersten drei einer Altersklasse. Kurioserweise siegten bei den Männeren Anton Lautner, Jürgen Teichert und Werner Bittel, indem sie alle drei gemeinsam in ca. 3:12 h die Ziellinie überquerten, bei lediglich zwei Frauen konnte Martina Hussenether mit 4:22 h den Sieg mit nach Hause nehmen... ;-)

Nicht unbedingt ein Highlight meiner Laufkariere, aber sehr familiär und mit viel Engagement organisiert, hätte diese Veranstaltung fürŽs nächste Jahr dennoch mehr Teilnehmer verdiehnt. Jens Griesang, Erlangen


Bericht von Testläufer Jens Hamann über den Euregio Marathon in Marktredwitz
][ zu Testberichten anderer Veranstaltungen ][
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Noch ein Geheimtipp.

Am 10.09.2006 fand der erste länderübergreifende EUREGIO-EGRENSIS-Marathon von Cheb (EGER, CZ) nach Marktredwitz (D) statt. Das besondere an diesem Marathon war, dass in beiden Städten ebenfalls die erste länderübergreifende Landesgartenschau veranstaltet wurde, und die Marathonstrecke diese beiden Städte auf einer Punkt-zu-Punkt-Strecke verband, auf der auch beide Gartenschaugelände durchlaufen wurden.
Die Strecke führte vom Start um 9:00 Uhr auf dem Marktplatz in Eger zunächst durch das dortige Gartenschaugelände und dann entlang einer viel befahrenen Bundesstrasse Richtung deutsche Grenze. Diese wurde bei Schirnding durchlaufen und führte dann über Oschwitz und Schlottenhof nach Arzberg, wo sich die Halbmarathonmarke befand. Dort war um 12:30 Uhr der Start des im Rahmen der Veranstaltung ebenfalls stattfindenden Halbmarathons, dessen Strecke identisch mit der zweiten Hälfte des Marathons war.
Von Arzberg aus ging es weiterhin auf überwiegend asphaltierten Landstrassen und Feldwegen (ungewöhnlich für einen Landschaftsmarathon) auf der recht hügeligen Strecke, die mich vom Profil her etwas an ein Wellblech erinnert hat, über die Ortschaften Röthenbach, Grafenreuth und Korbersdorf weiter Richtung Seußen. Da die Straßen auf denen die Läufer unterwegs waren leider nicht für den Verkehr gesperrt waren, kam es dabei immer wieder zu Begegnungen mit PKW, deren Fahrer sich aber insgesamt sehr diszipliniert verhielten und die Geschwindigkeit und den Abstand beim Überholen anpassten. Dies war sicherlich auch dem Umstand zu verdanken, dass die Veranstalter regelmäßig Schilder aufgestellt hatten mit der Warnung: „Achtung Läufer!“ o.ä. Hinweisen! Die letzten 10 Kilometer führten entlang der Ortschaften Brand, Wölsauerhammer und Wölsau bis zum Zielort in Marktredwitz. Dort durchlief man kurz vor dem Ziel auf dem Sportgelände „Drei Bögen“ das schöne Gartenschaugelände, wo die Läufer durch die zahlreichen sonntäglichen Besucher zum Teil etwas behindert wurden, was aber durch den freundlichen Applaus sicherlich mehr als ausgeglichen wurde. Im Gegensatz zur Gartenschau fanden sich sonst an der Strecke trotz des schönen spätsommerlichen Wetters leider nur sehr wenige Zuschauer ein.
Im Ziel wurde jeder Läufer namentlich begrüßt und es standen kostenlos alkoholfreies Bier, Kaffee und Kuchen für die Läufer bereit. Hier hätte ich mir jedoch neben dem Bier so eine große Auswahl an Getränken wie auf der Strecke gewünscht, wo es vor allem im zweiten Streckenabschnitt fast alle 2 Kilometer Verpflegungsstellen mit ausreichend Wasser, Isogetränken, Bananen, Fitnessriegeln und sogar Cola gab. Die freundlichen Helfer möchte ich an dieser Stelle ebenfalls hervorheben und zwar nicht nur die an den Ständen, sondern auch auf den zahlreichen Begleitfahrzeugen (Motorrädern) auf der Strecke.

Nach der Abgabe der wieder verwendbaren Startnummer aus Stoff (sehr umweltfreundlich!) erhielt jeder Läufer noch ein Veranstaltungs-T-Shirt und eine Medaille. Darüber hinaus bestand noch die Möglichkeit sich gratis massieren zu lassen.
Ein Kuriosum gab es bei dem Ergebnis der Männer im Marathon, denn es siegten drei Läufer zeitgleich: Werner Bittel, Anton Lautner und Jürgen Teichert überquerten die Ziellinie gemeinsam in 3:13:09 Std..
Bei den Frauen siegte Martina Hussenether in 4:21:07 Std.. Beim Marathon kamen insgesamt 35 Läufer ins Ziel.
Den Halbmarathon finishten 32 Läufer und es gewannen bei den Männern Rüdiger Bauer in 1:24:25 Std. und bei den Frauen Constanze Schöner in 1:54:16 Std.
Die Sieger und Altersklassenplatzierten beim Marathon erhielten schöne Pokale und Urkunden, allerdings lies die Siegerehrung sehr lange auf sich warten. Sehr lange besonders in Relation zur leider sehr geringen Teilnehmerzahl.
Negativ aufgefallen ist mir bei der Siegerehrung, dass die Sieger und Platzierten des Halbmarathons im Gegensatz zu den Marathonis keine Pokale oder Anerkennungspreise erhalten haben und der Sieger des Halbmarathons nicht einmal namentlich genannt worden ist. Dass dieser sichtlich enttäuscht war, ist sicherlich nicht nur mir aufgefallen.

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass es sich bei dem EUREGIO-EGRENSIS-Marathon um einen sehr schönen, gut organisierten und familiären Landschaftsmarathon handelt, der bei seiner nächsten Auflage mehr Teilnehmer verdient hat!
Prädikat: Noch ein Geheimtipp und absolut empfehlenswert!

Jens Hamann


Bericht von Testläufer Erwin Bittel über den Euregio Marathon in Marktredwitz
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Von Gartenschau zu Gartenschau.

Viel Wald, grüne Landschaft und familiäre Atmosphäre vom Start bis ins Ziel.

Marktredwitz liegt malerisch im Fichtelgebirge, im äußersten Nordosten Bayerns und ist gut mit dem Zug zu erreichen. Wir kommen mit dem Auto und finden den Start trotz Morgennebel leicht, die Ausschilderung ist prima. Trotz spätsommerlichen 25°C während des Laufens später, jetzt morgens ist es kalt. Wir erhalten unsere Baumwollstartnummer, nie so etwas gesehen: zum umbinden. Egal, ich pinne sie an mein Shirt und lasse die 4 Schnüre modisch lässig baumeln. Ich bin heute gekommen, einen ruhigen Landschaftslauf (500 Höhenmeter) zu erleben, und um Fotos zu machen. Uns 45 Marathonis und 35 21km-Läufer begrüßt ein hierfür überaus großes Helferteam. Ich bin wegen erst 7 h morgens nicht sehr gesprächig. Mit einem Bus werden wir Läufer um 8:45 h nach Eger gefahren, die Halbmarathonläufer später nach Arzberg. Nur wir laufen über die Grenze. Ein lustiger Gedanke überkommt mich: ohne Ausweis über die Grenze laufen.

In Eger am Marktplatz ist Sonne pur, als wir 20min vor dem Start um 10 h ankommen. Nicht mehr viel Zeit. Umziehen findet im städtischen öffentlichen Toilettenhaus statt, zum Glück sind wir nur wenige. Etwas Dehnen an einer Bank, außer uns Läufern ist am Sonntagmorgen noch fast niemand unterwegs. Wir stellen uns etwas verloren zwanglos neben dem tschechischen Polizisten und einer Dame mit der Startpistole auf. Alles etwas skurril. Aber lustig. Und schon laufen wir, vorbei an der Kathedrale, and er Burg ins Gartenschaugelände. Das alles haben wir zunächst alleine für uns. Dann in der zweiten Runde in Eger steht applaudierend eine Schar Besucher am Eingang zur Gartenschau. Drinnen spielt eine original Egerländer Frauengruppe mit Akkordeon, deutsche Rentnergrüppchen grüßen uns. Ein paar von uns kennen sich. Wir 7 laufen zusammen als Führungsgruppe bis etwa km6, als erst das erste Schild kommt dem Motorrad hinterher. Ich laufe neben Mike, dem einzigen Tschechen in unserer Truppe. Er kann ein wenig Deutsch, ist aus Karlsbad. Wir sind recht flott unterwegs trotz der Anstiege, die wir schon hatten. Jürgens GPS-Messer bestätigt die gute Genauigkeit der Markierungen. Jetzt laufen wir weiter plaudernd zur Grenze hin, auf der breiten Landstrasse ohne Verkehr. Voraus fährt jetzt ein CZ-Policie-Auto. Große Schilder deuten auf Saunaclubs, einige Angler nutzen bereits die gute Morgenstunde. Unser km9-Verpflegungsstopp ist neben einem Touristenshop, wo schon Autos zum Hamsterkaufen parken. Erstes Publikum. Ich trinke einen Becher Wasser und muss mal in den Busch. Mike, der führende Tscheche hat sich vor uns abgesetzt, läuft jetzt 500m voraus. Er will sichtlich gewinnen heute. Jürgen, Anton und Manfred habe ich nur wenige Meter hinter mir gelassen, weil ich jetzt gesprächslos ein Stück alleine laufen möchte. So sehe ich die unberührte Natur besser.

Bis zur Grenze bei km13 im Wald bringt uns Policie, ab dann wartet eines der Motorräder auf uns. Ich sehe kein Grenzschild oder -kontrollen. Außer meiner Kamera hätte ich eh nichts vorzuweisen. Im Wald geht es wellig weiter, mal den Hügel rauf, mal den Berg runter. Ich genieße das Alleinlaufen, fliege ruhig über die grüne Natur, vorbei an Feldern und Wiesen. Mal Radweg, mal Asphalt. Schirnding schläft noch, nur vereinzelte Zuschauer, die jedoch freudig zurufend. Eine Hand voll Schulkinder hängen am Zaun und staunen als ich stehen bleibe und sie knipse. Ich muss noch mal ins Gebüsch. Bei km21 in Arzberg erwartet uns schon auseinander gezogenes Läuferfeld etwas Publikum. Hier ist auch in 1 Stunde der HM-Start. Leider treffe ich Susanne nicht, die hier startet. Ich habe mir gut gemerkt, dass es von km21-km25 bergauf geht. Mike ist jetzt nur noch 200m vor mir, Tendenz abnehmend. Ich beschließe, ihm nach dem Berg Gesellschaft zu leisten. Mein Laufen ist prima eingeteilt, sagt mein Gefühl und die Pulsuhr nickt.

An der Getränkestelle km27 nehme ich einen Becher Iso-Getränk, Wasser mag ich nicht mehr. Die Helfer sind sehr aufmerksam, Getränke und Bananen gibt es häufig. Ich laufe jetzt eine Weile neben Mike, doch meine Füße wollen weiter. Dass ich jetzt in Führung laufe ist nicht meine Absicht. Egal. Ich grüße die uns immer begleitenden Motorradfahrer. Sehr selten, aber heute geht mein Schuh auf. Und genau als ich mich ins Gras setze um ihn neu zu schnüren, rasen Jürgen und Toni an mir vorbei. Ich glaube ich spinne haben die jetzt bei km29 einen schnellen Schritt drauf. Ich schließe mich ihnen an, auch wenn es einen Tick schneller ist als ich wollte. Sie haben die Schwäche von Mike ausgenutzt und sind schnell an ihm vorbei gelaufen. Okay. Ich finde Gesellschaft und etwas plaudern jetzt wieder angenehm und beschließe mit ihnen zu laufen. Trotz des hohen Tempos erzählen wir uns noch viel. Natürlich v.a. übers Laufen. Bei km32 lacht Jürgen: "meinen 293ten Marathon könnte ich heute gewinnen und die € 10.000 Preisgeld gut gebrauchen". - "Ein Scherz" sagt er zu Toni und mir, "lauft ruhig weiter, ich kann bald nicht mehr". Toni bläst auch schon, sieht aber noch fit aus. Er fragt ständig nach Bier. Keiner von uns will ohne den anderen laufen. So bleiben wir zusammen, mal der eine, mal der andere 5m hintendrein. Immer wieder finden wir uns und dieses Gruppengefühl macht uns so viel Spaß, dass wir beschließen, wenn wir bis zum Ende zusammen bleiben können, dann laufen wir gemeinsam ins Ziel. Zu dritt!" Was für ein Gedanke. Ob es das schon mal gegeben hat?

Und in der Tat beflügelt uns dies, wir halten unser hohes Tempo, verlaufen uns leider kurz an einer Trinkstelle, weil das Führungsauto dort stehen blieb. Aber das macht nichts. Jürgen sorgt sich wiederholt, es könnte jemand von hinten kommen. Aber Toni sieht nichts. Worüber Jürgen sich sorgt? Ich für meinen Teil finde es lustig, die 3 Musketiere auf dem Weg zum Sieg. Wir laufen in die bunte Gartenschau Marktredwitzs ein, müssen uns leider den Weg durch die Besucher oft frei rufen. Ein Führungsfahrrad vor uns wäre gut. Der km40 stimmt nie, "viel zu lang", schnaubt Jürgen und ersehnt endlich das Ziel. Toni ist still 2m hinter uns.

Und in der Tat laufen wir zu dritt ins Ziel, Toni wird fast ohnmächtig, er habe zum ersten Mal einen Marathon gewonnen! - Und endlich bekommt er (alkoholfreies) Bier in Mengen. Jürgen ist ausgepowert, doch wie ich freut er sich auch riesig über den Sieg. Ist schon toll. Wir setzen uns in die Sonne, ich hole mir eine Flasche Spezi, noch eine und dehne mich. Ein gelungener Lauftag, eine wunderschöne Strecke, beste Verpflegung.

Verbesserungswert ist wenig, nur: in den Ortschaften führt die Strecke leider immer wieder unerwartet von der Hauptstraße weg und gleich wieder dorthin zurück. Bergig und hakig zu laufen um die Häuserecken. Darauf könnte verzichtet werden.

Aber jetzt zu den 15 Kuchen! Der Sprecher interviewt mich und gratuliert. Auf Bierbänken stoßen die mehr werdenden Zuschauer auf die jetzt nach und nach einlaufenden Marathon-Finisher an. Das Familienfest beginnt. - Ich dusche, lasse mich genüsslich massieren. Ah, tut das gut. Es ist richtig schön warm jetzt, wir sitzen auf den Stufen und lachen über unseren Sieg während die ausgiebige Siegerehrung vorbereitet wird. Ein Pokal für jeden Sieger/in, Urkunde, T-Shirt und Kuchen, Kuchen, Kuchen…

Es grüßt Euch

Erwin Bittel