Testläufer berichten über
den Köln Marathon am 08. 10. 2006
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19. 5. 2007
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Bericht von Testläufer Hans Pertsch über
den Köln Marathon 2006
][ zu
Testberichten anderer Veranstaltungen
][
][ Hans Pertsch ][
Muskelkrämpfe lassen Wunschzeit platzen.
Kaiserwetter am Rhein und Stimmung wie im Karneval. Laut Veranstalter
sollen mindestens 750 000 Zuschauer an der Straße gestanden sein
die den 10500 Läufer lautstark in typischer Kölscher frohgemut
Mentalität Beifall bekundeten. Viele der euphorisch gestarteten Läufer
hatten die herrlich strahlende Oktobersonne wohl aber unterschätzt
und kamen abgekämpft und erschöpft im Ziel an.
Auch mich hatte das "Schicksal" wieder erwischt. Hinter KM 30
machten sich die Waden zum ersten Mal richtig bemerkbar. Bis zu diesem
Zeitpunkt hatte ich mich an meine Wunschzeit herangelaufen. Die riesigen
Läufermengen in den teilweise engen Straßen von Köln,
hatten es auf den ersten 10km kaum ermöglicht, nach Vorgaben zu laufen.
Man ließ sich einfach im großen Feld mittragen. Als dann die
Straßen endlich freier wurden, machten die Beine nicht mehr mit.
Wadenkrämpfe setzten ein. Zuerst nur vereinzelt dann permanent. Verhängnisvoll
kam in dieser Situation für mich hinzu, dass ich, um eine gute Zeit
zulaufen, aus Gewichts- und Bequemlichkeitsgründen nahezu komplett
auf flüssige Eigenverpflegung verzichtet hatte. Auch hatte ich mich
nicht richtig informiert, was die Veranstalter des Marathons auf Ihrer
"Menüliste" hatten. Entsetzt musste ich unterwegs feststellen,
dass auf der ganzen Strecke nur Wasser, Tee und Cola angeboten wurden.
Nichts Salzhaltiges, was in meiner Situation vielleicht noch hilfreich
gewesen wäre. Aber es ist ein ungeschriebenes Gesetz, dass jeder
Läufer für sich und seine Verpflegung selbst verantwortlich
ist. Es wäre daher unfair eine Schuld beim Veranstalter zu suchen.
So musste ich ab KM 35 zuerst die 3:45er Zeit abhaken, und später
sogar die Vierstundengrenze passieren lassen. Als meine Zeit bei 4.11
Uhr stehen blieb, war ich hinter der Ziellinie wohl einer der wenigen
Unglücklichen. Für die letzten 12 km hatte ich nahezu 90 Minuten
benötigt. Am meisten schmerzt jedoch dabei, all die Läufer nun
wiedersehen zu müssen, die man noch vor wenigen Kilometern locker
überholt hatte.
"Mich hat´s wieder erwischt"
Noch nie hätte ich nach einem Lauf so gut und frisch ausgesehen wie
heute, waren die ersten trösteten Worte meiner Frau. Kein Wunder,
wenn man die letzten Kilometer nur gewandert ist. Vielen anderen Angekommenen
waren dagegen die Spuren des Laufes deutlicher anzusehen, aber sie jubelten
wenigstens. Noch bei keinem anderen Marathonlauf sah ich so viele Läufer
bereits bei der Halbdistanz in bedenklichem Zustand. So ist es vielleicht
auch zu erklären, dass ich trotz meiner schwachen Zeit, noch einen
Platz im Mittelfeld belegte. ( Platz 4882 von 10500 angekommenen Läufern.)
Und ob es sinnvoll ist einen Marathon in den wärmsten Stunden des
Tages (12:00 Uhr) zu starten, sei dahin gestellt.
In ein paar Tagen werde ich mein persönliches Pech vergessen haben
und mich nur noch an die vielen positiven Seiten des Köln Marathons
erinnern. Wo erlebt man sonst noch eine solche Stimmung wie in Köln.
Dichtgedrängte Menschenmengen, teilweise in 10.er Reihen wie beim
Rosenmontagsumzug, verkleidet und mit Fahnen ausgerüstet. Anfeuerungsrufe
und derbe Sprüche an jeder Straßenkreuzung. Das Durchlaufen
von Menschenspalieren, die den Läufern kaum noch Luft zum durchkommen
lassen, sind ein einmaliges Erlebnis. Ergreifender Abschluss der Tour
durch Köln in dann das vorbeilaufen am monumentalen Dom. Wie klein
erscheint hier der Mensch gegenüber diesem riesigen Bauwerk. Die
letzten Meter über den Rhein werden für die Läufer noch
einmal zum Triumphzug . Begeisterungsstürme mobilisieren die letzten
Kräfte. Das alkoholfreie Freibier im Zielraum ist für viele
nur das Vorspiel für eine kommende stürmische "Kölschnacht."
Die Schuhe werden garantierte nicht an den Nagel gehängt und kommen
bestenfalls auf den großen Haufen, wie hier von vielen Läufern
auf der Marathonmesse für einen guten Zweck gestiftet.
Hans Pertsch
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