Testläufer berichten vom Hamburg-Marathon am 27. 4. 2003 Hamburg-Marathon 2003Für running-pur waren Testläufer
bei dieser Veranstaltung unterwegs. Sie sammelten Eindrücke, blickten
hinter die Kulissen, um Ihnen, lieber Leser, ein Bild von der Qualität,
dem Ambiente und der Stimmung zu verschaffen. |
Homepage des Hamburg-Marathon: http://www.marathon-hamburg.de
Bericht von Marco Heinz über den Hamburg-Marathon
2003 Noch will ich den Marathon nicht an mich heranlassen...Vielleicht wirst Du sagen, sobald Du die nächst folgenden Zeilen liest, sie täten nichts zur Sache. Schließlich habe ich vor vom Hamburg- Marathon zu erzählen. Ich ³muss es sogar tun, dafür bekam ich schließlich den Freistartplatz als Testläufer von running- pur. Aber es ist nun mal nicht meine Art, ein Ereignis ganz isoliert als das zu betrachten, was geschah in den 2- 6 Stunden, da wir durch die Straßen Hamburgs rannten. Die Anreise als Weg zum Weg gehört für mich untrennbar mit dazu. Also bitte ich Dich, auch wenn Du einer bist, der sich am Liebsten in ³Raumschiff- Enterpreis- Manier vom heimischen Sofa an den Start und vom Ziel wieder zurück ³beamen wollte, den nächsten Abschnitt nicht zu überspringen. Vielleicht wirst Du mich ja doch verstehen. Aus dem Zugfenster habe ich den Stromberg gesehen, den Kraichgau und die fernen Berge der Pfalz. Der Vater Rhein war mein Wegbegleiter und hat mir einmal mehr seinen romantischten Abschnitt zwischen Mainz und Koblenz gezeigt. Er ist seit langem ein Symbol meiner Wander- und Reiselust. Den Kölner Dom durfte ich für einen Augenblick bewundern, nicht lange bevor der Zug mich mitten durch den Kohlenpott trug. Schließlich sauste die Bahn hinaus in die Weiten Norddeutschlands, die ich vor Jahren als bergliebender Teenager verachten zu müssen glaubte und heute mindestens so sehr liebe wie die Berge. Als ich in Hamburg war, hatte ich die alte und doch immer neue Erkenntnis
aufgefrischt, dass unser Land so vielfältig und schön genug
ist, damit kein Auge sich jemals an ihm satt sehen kann, kein körperliches
und kein geistiges. Wenn ich aber gut gestimmt bin und Ruhe habe, vermag
mein geistiges Auge so viele Teile dieses Landes vor die Träumenden
Sinne malen, weil ich es nicht nur gesehen, sondern seine Weiten in den
Beinen gespürt habe. Den Weg von meiner Schwäbischen Heimat
nach Hamburg durfte ich schon (über viele auf Monate und Jahre verteilten
Etappen) zu Fuß oder Fahrrad erwandern und über Hamburg hinaus
Wege bis zur dänischen Grenze, über Stuttgart hinaus Wege bis
zur Alpensüdseite. Im Westen reichen die Bahnen meiner Wege aus eigener
Kraft zur Nordsee, zu Saar und Mosel und zum Genfer See, im Osten nach
Usedom, nach Berlin und in die Lausitz. Die Erinnerung daran ist kein
heroisches, aber ein gutes, starkes Gefühl, ich ruhe darin. Unterwegssein
kann Kunst sein, Wandern, Radeln, Schwimmen und Laufen öauch die Eisenbahn-
sind die Farben des Künstlers. Wenn er in Hamburg den Marathon läuft,
feiert der Künstler des Unterwegsseins, der sich oft allein durch
Wälder und Felder kämpft, seine schönsten Feste. Hamburg,
dies wundervolle alte und moderne Tor zur Welt ist die denkbar beste Festkulisse. Anfang des Jahres gings mir dann weniger gut. Außgerechnet, als
ich wegen eines harmlosen medizinischen Eingriffs eine Woche zum Nichtstun
verurteilt war, produzierte mein Magen ziemlichen Heißhunger (wer
glaubt, an all dem könne wie meistens eine Frau Schuld sein, ist
ein Schelm und kriegt keine Auskunft von mir). Danach war ich ein bißchen
zu dick. Leichtes Übergewicht zum ersten Mal im Leben, ich mochte
mich nicht sehr dafür. Noch aber möchte ich die glasklare Wahrheit von 42,195 Kilometern nicht an mich heranlassen. Gestalterische Elemente der Reise sind noch wichtig am Morgen, an dem Hamburg beinahe noch schläft. Ich drehe eine ³Extrarunde mit der S- Bahn, um den Hafen noch fast als Stillleben zu sehen. Dann sitze ich in den Messehallen, die Leben weil sie wuseln vor aufgeregten Läufern. Im Duft ihres Massageöl sitze ich auf einer Treppe und nehme ein Buch, um noch einmal gedanklich ganz wo anders zu sein. Ich brauche dieses Ritual. Bald aber muss öund darf- ich hinaus in die Läuferherde vor der Startlinie. Es ist die einzige Menschenmenge von solcher Dichte, in der ich niemals um meinen Geldbeutel fürchten würde, hätte ich ihn denn dabei. Sportler sind friedsame Leute. Es tut wohl solch eine Masse Gleichgesinnter zu sehen. Und wenn gleich das übliche Johlen und Tröten, das Jubeln und Klatschen des Publikums einsetzen würde, dann würde ich die ersten Kilometer ein bißchen im Schwebezustand sein. Allerdings ö das große Aber, es muss halt erzählt sein. Hamburg war doch kaum mehr zu sehen, als ich gestern ankam. Solch ein mächtiger Landregen ging aus tiefhängenden Wolken nieder. Nun liebt der Wanderer in mir durchaus auch die Reize regnerischer Tage, und er weiß, dass der Sonnenschein das Besondere bleiben muss. Was aber ist, wenn die Feuchte, einen Großteil der Massen von den Straßenrändern abhalten würde. Mir wärs dann, als sei ein langersehntes Wiedersehen mit einem alten Freund geplatzt. Heute Morgen ist es noch trocken, aber der Himmel ist grau, und ein frischer Wind hatte vorhin die Elbe durchwühlt. Auf den ersten Kilometern scheinen meine Befürchtungen ein teilweiße zu Wirklichkeit zu werden. Ich sehe Lücken, wo sie sonst in Fünferreihen standen. Zwar ist viel geboten, mit entusiastischen und tanzenden Passanten, mit Trommeln und Livebands, mit Feuerwehrleuten, die auf dem Dach des Einsatzwagens ein Heidenspektakel veranstalten, aber es ist nicht so viel wie sonst. Nach vier Läufen durch Hamburg bin ich eben extrem verwöhnt. Damals hatten die Menschen hier durch ihre wundervolle akkustische Zuwendung mir stets einen Klos in den Hals und Wasser in die Augen gezaubert. Heute bin ich noch ein bißchen sehr mit mir selbst beschäftigt, was in der frühen Phase des Rennens nicht gut sein kann. Da wird jede Mücke gedanklich zum Elefanten gemacht, sprich: ein kaum merkliches Ziehen in den Waden, als elementares Problem betrachtet, als ob ich nicht wüßte, dass sich das nach ein paar Kilometern legt. Es ist der reflexartige Versuch, eine Ausflucht zu finden, vor dem harten und doch so anziehend schönen Stück Arbeit, das vor einem liegt. Noch empfinde ich mein Tun als Fluch und Segen zugleich, weil ich nicht sicher bin, meiner Aufgabe noch so gewachsen zu sein, wie in den Jahren zuvor. Aber ich kneife nicht. Eigentlich sind meine Beine so locker, wie seit Tagen nicht mehr. Danke mein Doping, sie hat mich wieder vitalisiert die Hamburger Luft, die von den Meeren kommt. Ich beschließe einen ³Test zu machen. Die fünf ersten, oft leicht bergab führenden Kilometer, laufe ich in einem für meine Verhältnisse recht kühnem Tempo. Wenn ich danach schon mein Pulver verschossen haben sollte, kann ich den ³Rest des Laufes getrost zum ³Stadtbummel umfunktionieren. Um 15 Uhr werde ich schon im Ziel auftauchen. Da schafft der Wanderer doch im Walking Schritt. In Wirklichkeit ist auch das eine Ausrede. Ich mag nicht denken an die noch ferne Phase unausbleiblicher Leiden, die ganz sicher kommt, die so gut schon ich kenne und doch immer wieder neu zu erlernen habe, weil man sie nur in dem Augenblick ganz begreifen kann, in dem sie aktuell ist. Tief innen will ich schon viel . Auch bis Kilometer 10 folge ich in etwa der Vorgabe meines besten Laufes, dem vom April 2001. Da ist der Hafen und da sind sie doch die Menschenmassen. Ihr Bild, wie sie vor den Kränen, den Landungsbrücken und den Rahen des Dreimasters ³Rickmer Rickmers uns zujubeln ist eines, das sich einprägt fürs ganze Leben. Vor der Speicherstadt ist es stiller aber jetzt ist alles im Fluß. Der Marathon tut wohl in der Phase um Kilometer 15. Hier zwickt nichts mehr in den Waden. Ich genieße ein wenig das Gefühl ³gelaufen zu werden. Die Stadt zieht wie in einem Film an mir vorbei, und dies geschieht eigentlich nur, wenn die Form da ist. Ich laufe volle Attacke auf meine Zeit vor zwei Jahren, verlängere meinen mutigen Versuch bis Kilometer 15, vielleicht bis 20, vielleicht bis 25, vielleicht, vielleicht, vielleicht... . Ich will es noch nicht so genau wissen und gebe mich dem Zauber des Augenblicks hin. Aber darf ich das? Wo sind meine Erfahrungen, die mich lehrten, dass eine frühe Euphoriephase durch nichts härter bestraft wird, als durch 42,195 Kilometer Straßenpflaster? Ach, muss denn alles schon gelernt, gesichert und reglementiert sein in unserem Leben. Es wird schon gehen, irgendwie ist es auch in den schwersten Momenten noch immer gegangen. Wie es heute gehen soll? Ich weiß es nicht und lebe die einzelne Sekunde. Ach diese unvergesslichen, Bilder, wie du aus dem Tunnel am Hauptbahnhof auftauchst direkt in die Sonne und in die brodelnde Menschenmasse hinein, wie die Zuschauer toben vor den Fontänen der Alster und weiter droben, wo im starken Wind den Seglern das Tuch gegen die Masten knattert. In den Vorstädten ist die Baumblüte dieses Frühjahr farbenprächtiger und saftiger noch als sonst. Die Menschen sind gekommen, als sie sahen, dass sich das Wetter besser entwickelt, als es sich gestern noch anließ, sind sie gekommen. Was in diesem Jahr auf der Reeperbahn und in Altona weniger gejubelt wurde, wird in Vororten wie Winterhude nachgefeiert. Hamburg ich bin glücklich wie immer mit dir. Ich schwebe dahin, ganz langsam nur werden die Beine schwer. Am Halbmarathon bin ich immer noch einigermaßen auf der Spur meiner Bestleistung. Nun besagt meine Erfahrung, dass die Schwäche (bei mir betrifft sie immer die Muskulatur, eigentlich nie den ³Motor) in verschiedener Form kommt. Manchmal kommen die ersten Anzeichen früh, aber sie kommen schleichend und es geht lange noch gut. Manchmal sind die Beine lange so locker, als gäb´s da kein Problem, und dann kommt überfallartig der Schmerz. Heute ziehts mir bei Kilometer 21 schon ein bißchen sehr verdächtig in den Oberschenkeln, aber eigentlich öhätte ich vorher nicht gedacht- laufe ich bis Kilometer 30 sehr sehr gut, mit Einschränkung sogar bis 33. Aber dann erwischt mich der Beinschmerz mit besonders ausgesuchter Gewalt. Ein Marathon läßt dich niemals spielerisch davonkommen. Die letzten Kilometer eines Citylaufes gehören zu den schlimmsten sportlichen Leidenswegen, die ich kenne. Und ich kenne immerhin die 50 Bergkilometer des Schwäbische Alb Marathons, den Langdistanztriathlon von Roth und die 100 Kilometer von Biel. Wenn einer denkt, ein Marathon müsse ³locker sein, für einen der ³mehr, sprich längeres gewohnt ist, der irrt sich. Solch ein Vergleich hinkt ungefähr so stark wie der Versuch, die Leistungen von Fußballern und Handballern gegeneinander aufzuwiegen. Von der Intensität der Leiden, der Dichte des Schmerzes ist (abgesehen von der Endphase in Biel) nichts mit einem Stadtmarathon zu vergleichen. Das liegt am Asphalt und auch am intensiveren Laufrhythmus. Gerade psychisch leistet ein ³einfacher Marathonläufer mehr als er selber vielleicht glaubt. Jetzt es da, das Matyrium, von dem ich so genau wusste und dessen Andenken ich so lange verdrängen wollte. Es ist nackter Augenblick, aus Kilometern werden Weltreisen, Reisen in Welten meiner Psyche. Und da liegt heuer eine Falle für mich. Sollte jetzt vielleicht eine traurige private Geschichte in mir hochkommen, und mir zum körperlichen Weh eine Sinnkrise machen, kann ich viel verlieren. Vollkommen konzentriert muss ich um dieses Ziel kämpfen können. Viele Ziele als Läufer, Wanderer, Triathlet und Schwimmer sollen mich noch erwarten. Ich will mich in ihnen finden, will weiter in ihnen aufgehen. Dieses Ziel in Hamburg ist die Nagelprobe, ob ich im Kopf noch dafür bereit bin. Machen wir´s kurz, ich werde es schaffen, und zwar gar nicht schlecht. 3. 27.57 wird mein zweitbestes Ergebnis beim fünften Start in Hamburg sein. Ich bin sicher Euch ist jetzt klar, wie froh mich das macht. Es sind die ganz üblichen Stilmittel, mit denen ich dafür kämpfe, da sind die kindlichen Beruhigungsfloskeln: ³Noch neun Kilometern, ach beim nächsten Schild sinds bloß noch acht! ³Komm nur noch einmal so weit, wie von Nellingen nach Ruit, ist doch lächerlich. ³Ich kann ja gehen, wenn ich jetzt gehen muss, bleibe ich trotzdem unter 4 Stunden. Und so weiter und so weiter. Der Ton bedeutender Kämpfe ist in Wahrheit nie heroisch. Die Wirklichkeit liegt immer in deinen Schritten. Du musst sie eben tun, schmerze es, wie es wolle. Es ist so einfach und doch so schwer. Am Ende wirst du unendlich glücklich sein, jeden Schritt getan zu haben. Irgendwann wirst du solche Herausforderung wieder brauchen. Ein wenig leichter wird mir der Kampf, weil ich mich auskenne und vorher
schon die Stimmungshöhepunkte Bild für Bild abrufen kann. Wie
an einer Leiter hangle ich mich von Stimmungsnest zu Stimmungsnest. Die
Passage der letzten Kilometer gestaltet das Hamburger Publikum bunter,
stimmungsvoller noch als zuvor. Leider aber ist das Eingehen darauf, das
Mitfeiern nicht mehr so einfach wie drunten am Hafen, wo wir alle noch
gut drauf waren. Vom tragenden Gefühl bis zum leisen Gedanken ³wenn
ihr selber laufen müsstet kommt jetzt alles vor in unseren
Köpfen. Die tückische Steigung zum Ziel aber machen sie nochmals
zum unvergesslichen Triumphzug. ³Und manche schaffen das auch bei Läufen,
wo 20 Kiometer weit keiner steht? wundert sich ein Kammerad im Ziel.
Bericht von Brigitta Fader über den Hamburg-Marathon
2003 Hurra ich war dabei... Um an einem der schönsten Städtemarathons in Hamburg teilzunehmen,
begann das Abenteuer Marathon mit unserer Anfahrt am Freitag. Leider mussten
wir durch die Sperrung Bericht von Stefan Noak über den Hamburg-Marathon
2003 Die Organisation ist trotz aller Unkenrufe wirklich klasse... Hallo running-pur! Die Messehallen findet jeder sofort in Hamburg. Auf jedem Wegweiser sind die ausgeschildert. Am Eingang Ost angekommen, schreitet man erstmal über die gut sortierte Marathonmesse, bis man in Halle 9 zur Ausgabe der Startunterlagen kommt. Dort Wartezeit von 0 bis 30 Sekunden. Dann kann man sich noch mit Informationen im Überfluß eindecken. Pastaparty kostet extra und die mache ich lieber im privaten Rahmen und geniesse den Tag in der AOL-Arena. Abends dann heftiger Regenm mit fiesen Böen. Am frühen Morgen sieht alles anders aus. Die Wolken sind zwar immer noch da, aber von Regen keine Spur. So fahre ich dann nach Harburg, um mich mit den kostenlosen öffentlichen Verkehrsmitteln zum Start zu fahren zu lassen. Dort angekommen herrscht ein reges Treiben. Die Spitzenläufer werden vom Streckensprecher vorgestellt, ohne daß es zu wahnsinnigen Jubelausbrüchen kommt. Jeder ist mit sich selbst beschäftigt. Die Rollis und Skater stehen schon fast in den Startlöchern; für mich ist aber noch reichlich Gelegenheit, die richtige Kleidung zu wählen. Ich vertraue auf Hamburg; traditionell ist am Tag de Marathon gutes Wetter. Ich ziehe selbstverständlich kurz an; allerdings mit Halbarm, das hat sich bisher immer bewährt. Draußen rennt alles Durcheinander. Skater fahren einen fast über den Haufen, um noch rechtzeitig zum Start zu rollen. Ich gebe meinen Sachen ab und gehe in die Halle 6 hinüber. Hier kann sich jeder genüßlich zurückziehen und/oder sich warmlaufen. Von Hektik ist wenig zu spüren. Der Einlaß in die Startaufstellung ist viel zu eng. Ein Gatterteil weniger und alles würde sich viel schneller entzerren. Und: ärgerlich ist der Aufenthalt von den vielen Nicht-Läufer, die die Startaufstellung bevölkern. Die "Lieben" gehören direkt an die Strecke, nirgend anderswo, merkt es euch. Kurz vor dem Start fliegen wieder die Fetzen, Lumpen, Plastiktüten. Die Temperatur ist recht angenehm, ich schätze so 12°C. Pünktlich geht es dann auch los und zwar zügig vom ersten Schritt an. Nach 108 Sekunden bin ich über die Zeitnahmematte gelaufen und starte meine Uhr. Letztes Jahr mußte ich bei meinem Debüt noch 10 Minuten am Gorch-Fock-Wall auf meinen Start warten. Jetzt bin ich vorne mit dabei. Dieser zeitversetzte Start ist in Hamburg wirklich professionell. Das Feld entzerrt sich, jeder kann nach seinem Leistungsvermögen frei laufen. In Frankfurt hat das zum Beispiel überhaupt nicht geklappt, trotz zweier Startbereiche. Natürlich reihen sich immer wieder Läufer in den falschen Block ein. Ich glaube, daß läßt sich nur mit drastischen Maßnahmen verhindern, die meiner Ansicht nach nicht nötig wären. Schnell geht es Richtung St. Pauli und über die Reeperbahn. Meines
Erachtens sind hier weniger Zuschauer als letztes Jahr. Die Live-Übertragung
im NDR könnte daran Schuld sein. Viele Zuschauer verfolgen das Rennen
zu Hause am Bildschirm. Dafür lassen sich widerum einige leicht bekleidete
Damen sehen, zum Fotoshooting, nicht zum Anfeuern. Unser Weg kreuzt die
Max-Brauer-Allee und es geht von Altona nach Ottensen. Rechts oben sind
die Fenster sperrangelweit geöffnet und wie letztes Jahr tönt
ordentlich laute Musik herunter. Ich liebe das. Bruce Springsteen vernehme
ich, genau mein Musikgeschmack. Super! Jetzt wird es das erste Mal etwas
enger, aber nicht zu eng. Gute Stimmung herrscht auch bei den Feurwehrleuten
auf ihren Fahrzeugen. Ich wünsche einen angenehmen Dienst. An der Binnenalster wird es sehr, sehr eng. Die Zuschauer drängen in die Straße hinein. Das Tempo ist dadurch merklich langsamer geworden. Es kommt zu einigen kleinen Remmplern. Einige Kilometermarkierungen bekomme ich nicht mit. Teilweise ist der Belag sehr rutschig, weil noch naß. Für die Skater war das bestimmt nicht einfach. So, jetzt sind wir fast rum, links liegt die Esplanade. Da laufen wir später bei Kilometer 41 lang. Jetzt sind wir aber erst bei Kilometer 17 und schon auf der Kennedybrücke. Weitere Luxushotels liegen am Weg, der uns jetzt erstmal am östlichen Ufer der Außenalster entlang führt. Und prompt kommt die Sonne raus. Kaum zu glauben: Hamburg hat immer schönes Wetter. So könnte es eigentlich bleiben. Doch auch der Wind nimmt spürbar zu. Noch bläst er in den Rücken. Kilometer 20: Der VanMan ist zu hören. Unermüdlich zählt
der Jochen die Läufer namentlich auf. Nach der Zeitmessung bei Km
20 folgt die Matte an der Halbmarathonmarke. In Barmbek erreichen wir
die Saarlandstraße und die dortige U-Bahn-Station. Wieder Menschenmengen
ohne Ende, das heißt, auch wieder richtig (friedlichen) Krawall.
Wir haben es so gewollt! Wieder ein kleiner Anstieg, Alte Wöhr, S-Bahn-Station,
Zuschauermassen, eigentlich eine breite Straße. Die Blue Line ist
weg. Die Zuschauer stehen drauf, bilden ein Spalier. Die Kilometermarke
sehe ich fünf Meter hinter den Zuschauerreihen. Aber dann: Gänsehaut-Feeling pur. Eppendorfer Baum, Klosterstern. Wahnsinn. Das muß man erlebt haben! Irgendwie ist das wie Tour de France in den Alpen. Dafür lohnt sich der Start in Hamburg, zahlt sich das Startgeld aus (nächstes Jahr soll es auf 55 Euro erhöht werden - ach, und wenn schon!!!), die lange Anreise, das Training, die Strapazen. Neu im Programm ist die Rothenbaumchaussee und der sanfte kleine Anstieg. Mir gefällt dieser Abschnitt mit seinen schönen Häuser und den Blick auf das Tennisstadion. Und plötzlich sind wir schon am Dammtor. Ein Zug fährt ein und macht ein riesiges Gekreische. Trotzdem sind die Zuschauer lauter und peitschen uns vorwärts. Nur noch zwei Kilometer bis zum Ziel. Jetzt nochmal alles geben. Am Finnland-Haus herum auf die Esplanade, dann auf leicht ansteigend den Gorch-Fock-Wall folgend, um eine, eine zweite und eine dritte Ecke herum und dann endlich habe ich einen freien Blick auf das Ziel. Die dreihundert Meter vergehen wie im Fluge. Müde lasse ich mir meine Medaille am blauen Bande umhängen. Im Ziel ist reichlich Platz, kaum Gedränge. Ich gehe gleich zu den Hallen rüber. Erstmal ein Bier ordern. Schade, daß einem das hier nicht angereicht wird. Hoffentlich stellen die nächstes Jahr einen weiteren Stand hin. Die Kleiderausgabe funktioniert rucki-zucki. Wenn sich darüber jemand beschwert, könnte ich wild werden. Die vielen freiwilligen Helfer sind richtig motiviert, jederzeit voll bei der Sache. Überall an der Strecke, im Zielbereich, in den Hallen bei der Startnummernausgabe und, und, und hat das super geklappt. Die medizinischen Hilfskräfte mußten aufgrund der Wetterbedingungen nicht so häufig ran. Die Masseure haben jetzt aber Hochkonjunktur. Da gibt es an der Orga nichts, aber auch gar nichts zu bemängeln. Ich bin gerade umgezogen, da beginnt es zu regnen. Ein Schauer kommt runter. Die Vierstundenläufer und alle weiteren auf der Strecke bekommen eine unfreiwillige Dusche verpaßt. Schnell gehts noch mal über die Messe. Dort kann man richtige Schnäppchen machen. Gerade jetzt werden nochmal einige Preise gesenkt. Da greife ich gleich mal zu. In Halle 9 hole ich mir meine Soforturkunde. Alles richtig: Brutto- und Nettozeiten, 10km-Splits, Zeiten für erste und zweite Hälfte. Klasse! Dafür warte ich gerne mal drei Minuten. Wo die Orga noch ganz kräftig üben muß, ist beim Internet-Auftritt. Das ist - gelinde gesagt - eine Katastrohe. Ergebnisse gibt es erst am Montag Nachmittag. Mika-Timing ist eingesprungen und die eigentliche Webseite des Marathons umgeleitet worden. Dabei kann man mit diesem Medium so viel machen. Mal abwarten, was da noch passiert. Mein Fazit: ich komme gerne nach Hamburg. Die Stadt hat einfach was
(und immer wieder ein Heimspiel vom HSV). Die Organisation ist trotz aller
Unkenrufe wirklich klasse, auch wenn sie den direkten Dialog zu ihren
Kunden, den Läufern zeitweise vermissen läßt. Die Strecke
ist flach und schnell, besetzt mit Spitzenläufern und -Zeiten. Eben
ein Qualitätsmarathon mit kleinen Macken, die aber so nicht recht
ins Gewicht fallen. Nächstes Jahr sollen 23.000 Startkarten vergeben
werden und am Anmeldungsmodus soll sich nichts ändern. Vielleicht
stirbt die Skate-Konkurrenz. Zu früh im Kalender. |