Testläufer berichten vom Eurocity Marathon Messe Frankfurt 2003

Der Eurocity Marathon Messe Frankfurt 2003

Für running-pur waren Testläufer bei dieser Veranstaltung unterwegs. Sie sammelten Eindrücke, blickten hinter die Kulissen, um Ihnen, lieber Leser, ein Bild von der Qualität, dem Ambiente und der Stimmung zu verschaffen. Wollen auch Sie mit einem Freistart in der Tasche den ONLINE-Lesern Ihre Erfahrung übermitteln? Dann klicken Sie hier.

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Bericht von Klaus Sobirey über den Eurocity Marathon Messe Frankfurt 2003
][ zu Testberichten anderer Veranstaltungen ][
][Klaus Sobirey][

Der Eurocity Marathon Messe Frankfurt 2003

Keine andere deutsche Stadt kann sich einer solch langen Marathontradition rühmen wie Frankfurt am Main. Zum 22. Mal rief die Stadt am 26. Oktober 2003 die Läufergemeinde zum gemeinsamen Angriff auf die 42,195 km-Distanz durch die Bankenmetropole. Knapp 10.000 Marathon-Enthusiasten folgten dem Ruf - und über 3.000 weitere Teilnehmer entschieden sich für eine der Zusatzveranstaltungen Staffel-, Skater-, Handbike- oder Mini-Marathon.
Vor allem der gute Ruf hinsichtlich Organisation und Strecke, aber auch das Erleben der wohl beeindruckendsten Skyline in diesem Lande waren für mich Anlass genug, in diesem Herbst nicht im heimischen München, sondern in Frankfurt anzutreten ­ und ich wurde, um es schon vorweg zu nehmen, nicht enttäuscht.
Mit meinem Bericht will ich einige Eindrücke und Informationen vor allem an künftige Frankfurt-Starter weitergeben.

Die Laufstrecke

Der superflache, vollasphaltierte Rundkurs war und ist - worauf der Veranstalter auch Wert legt - prädestiniert für schnelle Zeiten. Er verlief auf komplett verkehrsgesperrten, zumeist breiten Straßen und kam weitestgehend ohne enge Kurven aus. Der Kurs zeigte Frankfurt mit all seinen Facetten ­ den beeindruckenden ebenso wie auch den weniger attraktiven. Er war relativ zuschauerfreundlich angelegt. Einige Teilstücke im Stadtzentrum wurden mehrfach durchlaufen: und zwar am Anfang wie auch am Ende des Marathons.

Zum Streckenverlauf 2003 im Detail:

Zentral und optimal gelegen war der Startpunkt am Fuße des wie ein gigantischer Leuchtturm das Messegelände überragenden Messeturms. Von hier aus führte die Strecke über breite Boulevards sogleich mitten hinein in den “Business Distrikt³, vorbei an kühlen Hochglanzfassaden und den sich hoch auftürmenden Insignien deutscher Bankenmacht. Schon nach 2 km war mit der “Alten Oper³ eine der eher raren, aber dafür umso besser zur Geltung kommenden historischen Sehenswürdigkeiten der Stadt erreicht. In einer langgezogenen Schleife wurde der Läufer nun durch das abwechslungsreiche West- und Nordend mit der Universität gelotst, um sodann über die Alte Oper (km 6) wieder in das Hochhaus-Viertel zurückzukehren. Auf der nun folgenden Pendelstrecke konnte man zum einen erneut jenes besondere “Manhattan-Feeling³ genießen und gleichzeitig die auf der anderen Straßenseite entgegenkommenden Spitzenläufer bzw. dann umgekehrt die noch folgende Läufermeute begutachten.

Vorbei an der grünen Taunusanlage (km 9) durchquerte die Strecke in einigen Schlenkern nun die Innenstadt, das eigentliche Herz der Stadt mit seinen properen Einkaufsstraßen und Sightseeingpunkten wie Hauptwache und Eschenheimer Turm. Bei km 12 war der Main erreicht. Über die Alte Brücke mit tollem Blick auf die Stadtsilhouette gelangte man nach Sachsenhausen, bekannt einerseits als Vergnügungsviertel, anderseits viel großbürgerlichen Flair ausstrahlend.

Ab km 14 ließ die Attraktivität der Strecke merklich nach: Gewerbegebiete wie in Niederrad (km 18) standen ebenso auf dem Programm wie eher öde Vorstadtwohnsiedlungen etwa in Schwanheim (km 23). Andererseits ermöglichten die langgezogenen, wenig abwechslungsreichen Streckenabschnitte ein entspanntes und gleichmäßi-ges Dahintraben. Bei km 26 ging es zurück auf die andere Mainseite, um wenig später im äußersten Westen Frankfurts als weiteres Highlight in die schöne Altstadt von Höchst (km 29) mit seinen schmalen Gassen und viel Fachwerk einzulaufen. Ab km 31 folgte mit der unter Läufern berüchtigten Mainzer Landstraße die mental größte Herausforderung des Laufparcours. Über schier endlos lange km führte diese Straße durch eine triste Industrielandschaft schnurgerade in Richtung Stadtzentrum zurück. Langsam näherte sich gleich einem Licht am Ende des T unnels die Skyline.

Bei km 38 war es geschafft (- und ich war es auch): Das schon läuferisch erkundete Bankenviertel war erreicht und das Ziel in der Festhalle auf dem Messegelände war zum Greifen nahe. Doch noch musste man sich gedulden und eine weitere Schleife durch die Innenstadt drehen, ehe bei km 42 die riesenhafte schwarze Skulptur des “Hammering Man³ Erlösung verhieß. Über einen roten Teppich wurde man in die düster-dampfige Festhalle geleitet, in deren Zentrum sich hell erleuchtet das Zieltor spannte.

Die Organisation

Einer der großen Pluspunkte des Frankfurt Marathon war die wirklich ausgereifte Organisation, die maßgeblich zur entspannten Atmosphäre rund um den Lauf beitrug. Und für das Startgeld von ­ je nach Meldetermin ­ 40 bis 50 Euro bekam man, verglichen mit so manch anderem Marathon, wirklich etwas geboten.

Die Startunterlagen ­ Startnummer, Programmheft, Kleiderbeutel sowie diverse Werbebeigaben - erhielt ich ohne Warten an einem der vielen Ausgabeschalter auf der dreitägigen Marathon-Messe (“Marathon Mall³ genannt) in Halle 1 des Messegeländes. Die Messe selbst bot aufgrund der Konkurrenz der vielen Anbieter eine gute Gelegenheit, auf “Schnäppchen³-Jagd zu gehen. Nach dem Bummel durch die dichtgedrängten und gut besuchten Messestände konnte man sich am Samstag Nachmittag vor dem Lauf in der gleich nebenan gelegenen, altehrwürdigen Messe-Festhalle auf einer Nudelparty mit einer üppigen Portion Pasta und diversen Freigetränken aufpäppeln lassen. Im Rahmenprogramm gab u.a. Laufprominenz wie Uta Pippig noch ein paar gute Tipps für den morgigen Tag.

Den Lauf-Sonntag selbst konnte man relaxt angehen: Dazu trug schon die Tatsache bei, dass der Marathonstart ausschlaffreundlich erst auf 11 Uhr terminiert war. Und auch die Anfahrt zum Startpunkt war für denjenigen, der nicht auf die kostenfreie Nutzung öffentlicher Verkehrsmittel zurückgriff, stressfrei organisiert. Über den Autobahnzubringer A 648 erreichte ich mit dem Auto ohne jeden Stau geradewegs das große Parkhaus auf dem Rebstockgelände und stieg dort in einen der bereit stehenden Shuttlebusse um, der mich direkt vor die Festhalle im Messegelände brachte ­ auch dieser Service war ohne Zusatzkosten. Die Kleiderabgabe in Halle 1 war aufgrund der vielen Abgabestellen rasch erledigt. Trotz des allgemeinen Gewimmels in und um Halle 1 kam zu keinem Zeitpunkt so etwas wie Hektik auf. Allenfalls die auch bei den Herren ungewohnt langen Schlangen vor den “stillen Örtchen³ ließen auf eine gewisse innere Anspannung schließen.

Die Aufstellung zum Start erfolgte ­ gemäß der in der Anmeldung angegebenen persönlich erwarteten Zielzeit ­ in sechs farbig markierten Startblöcken entlang der an Festhalle und Halle 1 unmittelbar vorbeiführenden mehrspurigen Friedrich-Ebert Anlage. Pacer standen bereit, von denen man sich bei Bedarf zu seiner gewünschten Zielzeit “ziehen³ lassen konnte. Pünktlich um 11 Uhr setzte der Startschuss die ungeduldig wartenden Menschenmassen unter allgemeinem Gejohle in Bewegung.

Die Versorgung entlang der Strecke war professionell: Alle 5 km waren Versorgungsstationen aufgebaut, wo man - gut gekennzeichnet ­ diverse Getränke und Bananen “tanken³ konnte. Sehr angenehm empfand ich , dass in Anbetracht der kühlen Temperaturen auch lauwarmer Tee ausgegeben wurde. Die Stationen waren so in die Länge gezogen und mit so vielen Helfern ausgestattet, dass es eigentlich nie Gedränge gab. In 5 km-Intervallen versorgten ab km 12,5 zudem Zwischenstationen besonders Durstige mit Wasser. Den kulinarischen Höhepunkt bildete der Versorgungshof nach dem Zieleinlauf, wo man sich u.a. auch mit gesponsortem Karo-Kaffee und Bier sowie heißer Suppe, Obst und leckerem “Kraftikus³-Gebäck regenerieren konnte.

Die Zeitmessung per Champion-Chip wurde in Frankfurt optimal ausgenutzt. Alle 5 km sowie nach der Halbmarathondistanz waren die Matten der Zeiterfassungsgeräte zu passieren, sodass man nach dem Lauf über die auf der Marathon-Mall erhältlichen Voraburkunde sofort und genau die persönliche Leistungskurve nachverfolgen konnte. Diese Möglichkeit bestand auch über das Internet, wo die Zwischenzeiten bereits unmittelbar nach deren Erfassung abrufbar waren.

Viel Mühe hat man sich mit der Gestaltung des Zieleinlaufs in der Festhalle auf dem Messegelände gegeben. Ein breiter roter Teppich führte von Strahlern hell erleuchtet zum Zieleinlauf in der Hallenmitte. Mit einer über Nacht aufgebauten Zusatztribüne hatte man die Sitzplatzkapazität der Halle für Zuschauer auf angeblich 15.000 aufgestockt und über Lautsprecher wurde der Zieleinlauf lautstark kommentiert. Andererseits: Allzu viel bekam ich davon, bedingt durch Erschöpfung und ungewohnte Lichtverhältnisse in der Halle zunächst gar nicht mit; auch zog die Läuferkarawane nach dem Zieleinlauf sogleich zur Medaillenausgabe außerhalb der Halle weiter. Nichtsdestotrotz: Frankfurt bot ein durchaus würdiges Finale.

Zum “Apres-Marathon³ lud u.a. das große Rebstock-Hallenbad nahe dem Parkhaus ein, in dem man als Marathonteilnehmer kostenlos seine müden Muskeln im Wasserstrahl durchmassieren lassen oder auch nur in dem etwas arg kalten Wasser abhängen konnte.
Die Zuschauer
Ein maßgebliches Kriterium für die allgemeine Wertschätzung eines Marathons ist die Zahl der Zuschauer, die die Veranstaltung mobilisieren kann. Und da kann Frankfurt ­ auch wenn die Stadt einwohnermäßig nicht zu den ganz Großen des Landes zählt ­ kräftig punkten. Vor allem im Bereich des Bankenviertels und der sonstigen Innenstadt (km 0 ­ 12, 37 ­ 42) sowie in Höchst (km 28-30) säumten Zigtausende bisweilen mehrreihig den Straßenrand, und je länger der Lauf fortschritt, desto euphorischer schallten die Anfeuerungsrufe den Laufenden entgegen. Der “persönliche Kontakt³ wurde zudem dadurch gefördert, dass der Vorname des Läufers auf der Startnummer abgedruckt war. So halfen mir die persönlich von allen Seiten entgegenschallenden Aufmunterungsrufe und Durchhalteparolen gerade auf harten letzten sieben Kilometern weiter.

Besonders intensiv und einmalig war der Zuschauerkontakt in Höchst: Hier engten die dichtgedrängten Zuschauerreihen Tour de France-gleich die Laufstrecke zu einem schmalen Streifen ein. Anfeuerungsrufe prasselten wie Regen auf die Läufer nieder, nirgendwo sonst an der Laufstrecke kochte die Stimmung so wie hier.

Aber auch sonst war man an der Laufstrecke selten allein. Immer wieder sammelten sich selbst an entlegeneren Streckenstücken Zuschauerpulks oder trafen sich ­ gerade in den Wohngegenden ­ die Bewohner zu Nachbarschaftsfeten am Straßenrand. So hatte es schon etwas Rührendes an sich, wenn, wie in Schwanheim, ein Dutzend Damen jenseits der 70 die vorbeiziehenden Läufer lautstark antrieb.

Neben den Zuschauern sorgten eine Vielzahl von Musikgruppen entlang der Strecke für Stimmung. Lautstark heizten sie vor allem mit südamerikanischen Rhythmen, insbesondere Samba, ein. Abwechslung boten aber auch harte Beats aus Discoanlagen, folkloristische Darbietungen diverser Kulturvereine oder Einlagen von Cheerleadergruppen.

Ein echtes Stimmungsloch bot aus meiner Sicht letztlich lediglich die Mainzer Landstraße zwischen km 31 und 37. Es wäre schön, wenn es dem Veranstalter gelänge ­ was aber wohl nicht so ganz einfach sein dürfte ­ gerade dieses eher triste Teilstück noch mehr zu beleben.

Das Wetter

Der Frankfurt-Marathon zeichnet sich aufgrund des späten Termins im Jahr durch ein erhöhtes Wetterrisiko aus. So richtig frostig wird es statistisch bzw. historisch betrachtet zwar nicht - man muss aber mit stärkeren Winden bis hin zum Sturm (2002) rechnen und sich auch auf Regen einstellen. 2003 meinte es Petrus allerdings sehr gut mit dem Veranstalter und den Läufern: Bei milden 10-12 Grad und zeitweisem Sonnenschein bei leichter Brise hatten wir ­ entgegen der Wetterprognose ­ geradezu ideale Laufbedingungen.

Die Familientauglichkeit
Für jemand, der ­ wie ich - von außerhalb mit Familie zum Marathon anreist, stellt sich die Frage, ob sich die Veranstaltung auch für den “Anhang³, gerade die Kinder, lohnt.

Eine im Preis-Leistungsverhältnis für Familien mit zwei Kindern optimale Unterbringung bietet die Novotel-Kette, die drei Häuser in Frankfurt und Umgebung unterhält. Über Internet (www.novotel.de) gebucht war die Übernachtung am Wochenende incl. Frühstücksbuffet für die gesamte Familie im benachbarten Offenbach schon für 72 EUR pro Nacht zu haben.

Für die ganz Kleinen war am Samstag der Struwwelpeter-Lauf über 420 m organisiert. Für Kinder ab 10 und Jugendliche bis 18 stand am Sonntag dann der 4,2 km lange Mini-Marathon auf dem Programm. Etwa 800 Teilnehmer gingen um 12.20 Uhr, also während des Hauptlaufs, auf der Original-Marathonstrecke ab km 38 (Platz der Republik) an den Start und beendeten ihren Lauf nach einer Schleife durch Bankenviertel und Innenstadt wie die “Großen³ in der Festhalle. Die Zeit wurde - allerdings nur im Ziel ­ auch für die Minis über (Leih)Chip erfasst. Ansonsten wurde den Kleinen das gesamte Rahmenprogramm der Marathonläufer, von der Nudelparty über Medaille und Zielverpflegung bis zum Schwimmbadeintritt geboten ­ und alles für nur 5 Euro. Da Start und Ziel des Mini-Marathons keine 500 m auseinander lagen, war es für den begleitenden Elternteil kein Problem, die Kinder zum Start zu bringen und sie im Ziel wieder in Empfang zu nehmen, zumal beim Mini-Lauf d er an sich für Nichtläufer gesperrte Versorgungsbereich auch für die Eltern geöffnet war. Ansonsten gab es während des Hauptlaufs für die kids ­ wenn nicht gerade Anfeuern an der Laufstrecke angesagt war ­ u.a. die Möglichkeit, auf der Marathonmesse ihre Tischtenniskünste auf Normal- oder Miniplatten zu erproben.

Meinen beiden Minimarathon-Läufern (9 und 12) hat der Ausflug in die Marathonwelt jedenfalls sehr gefallen und meine Frau war letztlich auch beruhigt, dass trotz des Andrangs eigentlich nie die Gefahr bestand, dass eines der Kinder “verloren³ ging.

Fazit

Den Frankfurt Marathon kann ich für Einsteiger ebenso wie für ambitionierte Läufer weiterempfehlen. Auch wenn der Streckenverlauf in seiner Attraktivität erheblichen Schwankungen unterliegt, so wird dies durch perfekte Organisation und den großen Zuschauerzuspruch mehr als wett gemacht. Und wer auf eine neue persönliche Bestzeit hofft, der hat in Frankfurt sicher beste Chancen.