Testläufer berichten über den EUREGIO-EGRENSIS-Marathon Cheb am 09.09.2007

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Bericht von Testläufer Franz Schwengler über den EUREGIO-EGRENSIS-Marathon Cheb

][ zu Testberichten anderer Veranstaltungen ][
][Franz Schwengler][

Nicht einfach, aber einfach schön.

n diesem Jahr wurde der Euregio Egrensis-Lauf zum zweiten Mal als Marathonlauf ausgetragen. Das Wort EUREGIO bedeutet "Europäische Region". EGRENSIS ist hingegen lateinischer Abstammung und ist die historische Bezeichnung für das Gebiet um den Fluss Eger. Heute steht der Begriff für den böhmisch-bayerisch-sächsischen Grenzraum. Der Name EUREGIO EGRENSIS bezeichnet nicht nur die Region, sondern ist gleichzeitig Namensgeber für den grenzüberschreitenden deutsch-tschechischen Marathon. Es ist ein Punkt-zu-Punkt Marathon. Startort ist die tschechische Stadt Cheb (Eger). Ziel ist im bayerischen Städtchen Marktredwitz. Dort mußten die deutschen Teilnehmer vor dem Start die Starunterlagen abholen. Jeder Starter erhielt einen Armtransponder für die Elektronische Zeitmessung. Die Startnummer war nicht nur mit Sponsorennamen bedruckt, sondern auch mit dem Namen der Veranstaltung. Das mag für viele unwichtig sein. Ich sammle jedoch meine Marathon-Startnummern und war daher sehr erfreut über diesen Service. Desweiteren bekam jeder Teilnehmer einen blauen Müllsack, der etwas außergewöhnlich erschien, aber als Kleiderbeutel sehr effektiv war. Versehen mit der eigenen Nummer war er sehr praktisch für den Rücktransport der Trainingssachen. So manch einer hat in dem Sack seine ganze Sporttasche verstaut.

Um 8:45 Uhr erfolgte für etwa zwanzig Marathonis ein kostenloser Bustransfer zum Start ins tschechische Cheb. Während der Fahrt sorgte der Busfahrer für etwas Spannung bei der Frage, ob alle Ihre Ausweise dabei hätten. Es kommt immer noch zu gelegentlichen Passkontrollen an der Grenze. Ich war einer derjenigen, die den Pass nicht dabei hatten. Es ging aber gut und nach kurzem Halt wurden wir durchgewunken. In Cheb angekommen gingen wir gemeinsam zum Marktplatz. Ein kleines Startbanner vor dem Rathaus und ein wartendes Führungsfahrzeug waren schon der ganze Rummel in dem sonst menschenleeren Marktplatz. Es kamen noch einige tschechische Sportler hinzu. Im Vorsaal des Rathauses durften wir uns aufwärmen und startfertig machen. Pünktlich um 10:00 Uhr erfolgte der Startschuss. Das Teilnehmerfeld bestand aus 29 Läufern, darunter aber nur eine Frau. Nach einer kleinen Runde um den Marktplatz liefen wir aus Cheb heraus. Zunächst ging es auf einer asphaltierten Landstrasse mit gelegentlichem Autoverkehr weiter. Nach einigen Kilometern wurde man immer einsamer. Das Läuferfeld zog sich auseinander. Der Kurs wurde immer welliger und immer schwerer. Alle vier bis fünf Kilometer gab es Verpflegungstellen mit vorbildlicher Bestückung. Neben Wasser gab es jedesmal auch Eistee und Cola, sowie Bananen und Fruchtriegel. Es wehte beständig ein kalter Wind. Die Sonne schaffte es nur gelegentlich sich zwischen den Wolken zu zeigen. Inzwischen verließen wir die Landstrasse und liefen durch ein Waldstück. Der Boden wurde immer unebener und bestand zum Teil aus Betonblöcken, der im Besonderen bei Bergabläufen ein hohes Maß an Vorsicht verlangte um nicht zu stürzen. Die ganze Strecke war vorbildlich ausgeschildert. Der Veranstalter hat eine Unmege von signalgelben Richtungstafeln auf der Strecke angebracht. Jeder Kilometer ist angezeigt. Streckenposten sorgen für zusätzliche Sicherheit und minimieren die Gefahr sich zu verlaufen. Bei Kilometer 19 überschreiten wir die Grenze.

Der Grenzübergang ist total unspektakulär, ist sogar schwer zu erahnen. Von irgendwelchen Zollhäuschen oder ähnlichem keine Spur. So sieht also eine Grüne Grenze aus. Für mich ist es heute der dritte grenzüberschreitende Marathon. Vor einigen Jahren nahm ich am deutsch-polnischen Usedom-Marathon teil. Beim Monaco-Marathon habe ich sogar zwei Grenzen (Monaco-Frankreich, Frankreich-Italien) auf der Wendepunktstrecke jeweils zweimal überquert. Hier und heute laufen wir nun auf einem grenzüberschreitenden Wanderweg. Ich habe den Eindruck, dass die Strecke immer schwerer wird. Kurz nach der Grenze erreichen wir Schirding und zugleich den Halbmarathonpunkt. Zum ersten Mal brandet Applaus auf. In 20 Minuten starten hier die Halbmarathonläufer. Leider sind auch dort nur 25 Teilnehmer am Start. In den nächsten zwei Stunden werde ich von jedem Einzelnen überholt und werde fast von jedem Halbmarathonläufer beklatscht. Das tut jedesmal gut. Der sehr wellige Kurs hinterläßt bei mir Spuren. Ich werde immer langsamer. Die Verpflegungstellen sind immer noch sehr üppig bestückt und sind jetzt alle 1-2 (!) Kilometer aufgebaut. Motoradfahrer fahren die Strecke ab und erkundigen sich regelmäßig nach meinem Wohlbefinden. Später erfahre ich, dass über 100 Helfer im Einsatz waren. Riesengroßes Danke an Alle! Der letzte Kilometer führt vorbei an der letztjährigen Landesgartenausstellung direkt zum Sportgelände am Naturfreibad. Der Stadionsprecher kündigt jeden Läufer persönlich an, nennt meinen Namen und verrät dem Publikum, dass ich soeben meinen 147. Marathon gefinisched habe. Nach dem Zieleinlauf gibt es gegen Rückgabe des Armtransponders eine Medaille, ein Finisher T-Shirt und als nichtangekündigte Überaschung eine Original ARZBERG espresso Tasse im Geschenkpacket. Marathonsieger wurde in neuer Streckenrekordzeit der tschechische Läufer Jacub Sladecek vom MKS Praha in 3:07:12 vor Dr. Hans Konrad Wickles vom TV Burkunstadt in 3:08:33. Bei den Frauen siegte Ulrike Pautsch, startend für Kanu Altenburg ebenfalls in neuer Streckenrekordzeit 4:07:07. Es gab für die ersten drei Platzierten jeder Altersklasse einen Pokal im Marathon und Halbmarathon. Es gab im Marathon 29 Zieleinläufer, davon eine Frau. Im Halbmarathon gab es 25 Zieleinläufer, davon 3 Frauen. Während der Siegerehrung versprach der Bürgermeister öffentlich sich für die Weiterführung dieser Veranstaltung einzusetzen. Eventuell wird über eine anderen Termin nachgedacht. Die rührenden Veranstaler und die fleißigen Helfer haben eine größere Starterzahl auf jeden Fall verdient. Die Marathon-Strecke ist nicht einfach, aber einfach schön.

Franz Schwengler, Nürnberg