Testläufer berichten vom Berlin Marathon

Berlin Marathon

Für running-pur waren Testläufer bei dieser Veranstaltung unterwegs. Sie sammelten Eindrücke, blickten hinter die Kulissen, um Ihnen, lieber Leser, ein Bild von der Qualität, dem Ambiente und der Stimmung zu verschaffen. Wollen auch Sie mit einem Freistart in der Tasche den ONLINE-Lesern Ihre Erfahrung übermitteln? Dann klicken Sie hier.

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running-pur ONLINE
Ein Beitrag von running-pur ONLINE

 


Bericht von Claus Tröbliger über den Berlin Marathon
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Der Schmerz vergeht – der Stolz bleibt

Danke Berlin!
Der Weltrekord wurde von Felix Limo aus Kenia leider nicht geknackt (2:06:44 h), dafür gab es bei den Frauen einen neuen Streckenrekord. Die Japanerin Yoko Shibui siegte mit einer Weltjahresbestleistung trotz widriger Wetterverhältnisse (knapp 10 C und Nieselregen) in 02:19:41 h.
Einige Zeit später erreichte auch ich das Ziel in einer neuen Bestzeit von 03:43:10 h.
Doch nun ein kleiner Bericht des doch sehr positiven Marathon-Wochenendes in der Bundeshauptstadt:
Die Marathonmesse Berlin Vital ist gigantisch groß (drei Messehallen) und geht über drei Tage. Alle namhaften Sportartikelhersteller und Händler sind hier mit einer guten Auswahl und teilweise recht günstigen Preisen vertreten. Die Startnummerausgabe dauert keine 5 Minuten.
Für den Marathonsonntag muss man bei der Anfahrt und auf dem Weg in den Startblock doch etwas mehr Zeit als sonst einplanen, doch ist dies bei einem Starterfeld von mehr als 36.000 Läufern/innen wohl normal. Die Kleiderbeutelabgabe erfolgte in 92 (!) LKWs und verlief reibungslos. Block A-E, Block F-G und Block H starteten mit jeweils zwei Minuten Verzögerung. Dies hilft für einen reibungslosen Beginn auf den ersten Kilometern ungemein, obwohl unfaire Sportler/innen mit falschen Angaben bei der Anmeldung was die Bestzeit betrifft, natürlich auch in Berlin anzutreffen waren.
Alle 5 km gab es nicht nur eine Zwischenzeitmessung, sondern auch gut bestückte Verpflegungsstellen. Darüber hinaus wurden noch sechs Erfrischungsstationen angeboten. Ab Kilometer 25 bestand alle 5 km sogar die Möglichkeit sich massieren zu lassen.
Die Strecke führt an vielen touristischen Sehenswürdigkeiten der deutschen Hauptstadt vorbei, unter anderem an der Siegessäule, dem Reichstaggebäude, dem Fernsehturm und der Staatsoper. Start und Ziel befinden sich kurz hinter dem Brandenburger Tor auf der Straße des 17. Juni.
Trotz des eher schlechten Wetters säumten fast eine Million Zuschauer die Straße. Stimmungshochburgen sind aber zweifelsohne der Platz am Wilden Eber, der Kurfürstendamm und die Zielgerade mit einer 4.000 Personen umfassenden Tribüne. Zahlreiche Musikgruppen fast schon an jeder Ecke rundeten das positive Bild ab, vor allem aber die dänischen Fans sorgten für eine Superstimmung nicht nur bei Ihren Landsleuten.
Nach dem Zieleinlauf gab es eine ziemlich hässliche Medaille, nämlich Paul Tergats Konterfei – er sollte es zumindest darstellen – als Hommage für den bestehenden Weltrekord, der ja bekanntlich im letzten Jahr in Berlin erzielt wurde. Super Idee aber miserable Umsetzung. Die Zielverpflegung war bei anderen Marathons an denen ich schon teilgenommen habe (Köln, Bonn, Frankfurt) schon besser, aber trotzdem ausreichend. Aufgrund der großen Teilnehmerzahl sind in Berlin aber große Wege zurückzulegen die einen aufgrund schmerzender Beine noch doppelt so lang vorkommen. Nach einer heißen Dusche sind aber alle quälenden Erinnerungen wie verflogen, getreu dem Marathoncredo „Der Schmerz vergeht – der Stolz bleibt“.


Mein eigener Lauf verlief der Soforturkunde zu deuten sehr konstant. Der erste Halbmarathon wurde in 1:49 h absolviert, der zweite Halbmarathon in 1:54 h. Auch die 5 km Splits zeigten nichts ungewöhnliches, von 25:40 min (best) bis 28:08 min (worst) war alles vertreten. Alles relativ gleichmäßig, doch ab Kilometer 35 musste ich ganz schön beißen, denn die Beine waren doch mehr als schwer. Allerdings habe ich den Mann mit dem Hammer – den ich seit Frankfurt persönlich kenne – heute (zum Glück) nicht getroffen.

Claus Tröbliger


Presseberichte über den Berlin Marathon
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Berlin-Marathon: Speedskater Chad Hedrick gegen Radprofi Jens Voigt

Top-Interviews mit den Siegern des Berlin-Marathon

Felix Limo, Sieger im Marathon (2:06:44)
Warst du sicher den Lauf zu gewinnen?
„Ja ich war mir sicher. Ich habe bei 30km angefangen das Tempo zu verschärfen, aber mein Rücken hat sich wieder bemerkbar gemacht. Also habe ich mir das hohe Tempo für die letzten zwei Kilometer aufgehoben.“
Wie waren die Bedingungen?
„Die Bedingungen waren ein wenig schwierig. In den Kurven musste man darauf achten nicht in Pfützen zu treten. Aber sonst war es in Ordnung.“
Kommst du zurück nach Berlin?
„Ich hoffe das ich wieder kommen kann und dann möchte ich den Weltrekord brechen, denn Paul Tergat hat es ja auch geschafft.“

Joseph Riri, 2. Platz beim Marathon (02:06:49)
Haben Sie jemals daran gedacht Felix Limo zu schlagen?
„Nein, es war ein sehr hartes Rennen für mich. Ich habe nie daran gedacht ihn zu schlagen. Er hatte ja schon davor die deutlich bessere Zeit. Für mich kann ich sagen ich habe mein bestes gegeben und bin
zufrieden. Ich habe meine Bestzeit von 02:14:18 auf 02:06:49 verbessert. Das ist super.“
Warum waren Sie so viel schneller?
„Ich habe das eigentlich ein wenig erwartet. Das Training in Kenia und Japan ist sehr gut gelaufen. Erwartet habe ich 2:09:00 aber das es 02:06:00 wird, habe ich nicht gedacht.“
Trainieren japanische Frauen mehr als Kenianische Männer?
„Ja definitiv. Sie arbeiten zusammen im Team und sie laufen viel mehr und wesentlich länger (Umfangsläufe) als die Kenianer. Ich laufe im Training maximal 35km und die Japanerinnen laufen teilweise 40 oder 50km. Selbst als ich in Japan 18 Monate trainiert habe sind die Japanerinnen wöchentlich Distanzen gelaufen die ich nie geschafft hätte. Wir sind gut wegen unserer Geschwindigkeit und die Japaner wegen ihrer Ausdauer.“

Joshua Chelanga, 3.Platz aus Kenia (02:07:05)
Sie hatten Schwierigkeiten am Ende, warum?
„Mir war ein wenig kalt während des Rennes. Ich habe versucht die Beine zu bewegen aber die Persönliche Bestleistung war super für mich aber sie hätte auch besser sein können.“
Warum laufen die Japanischen Frauen so gut?
„Die Japanerinnen folgen der richtigen Trainingsweise und dem richtigen Training.“
Was nehmen Sie sich für die Zukunft vor?
„Ich mache seit 8 Jahren Leistungssport. Erst war ich beim Cross Country. Jetzt bin ich beim BERLIN-MARATHON gelaufen und den dritten Platz belegt. Ich verbessere mich von rennen zu rennen.“

Yoko Shibui, Siegerin des Marathons (02:19:41)
Wie sind Ihre Gefühle?
„Für mich ist es ganz egal ob ich einen Rekord gelaufen bin oder nicht. Ich bin ins als erste ins Ziel gelaufen und das ist wichtig. Ich habe einen neuen Japanrekord aufgestellt und dazu noch einen Streckenrekord – das ist super.“
Haben Sie bewusst während des Rennens auf die Zeit geachtet?
„Nein mir waren Zwischenzeiten egal. Mein Coach hat mir Informationen darüber gegeben, aber ich habe nicht richtig zugehört. Als ich das Brandenburger Tor dann gesehen habe, dachte ich dran das mein Coach mir gesagt hat ich solle unter 02:20:00 laufen. Also musste ich mich beeilen.“
Nachdem Sie im letzten Jahr etwas Probleme hatten, sind Sie dieses mal zufriedener?
„Ich bin 2003 keinen einzigen Marathon gelaufen weil ich ein paar Probleme hatte. Ich habe dann unter anderem meine Ernährung umgestellt und es hat mir sehr viel gebracht. Mein letzter Marathon war nicht zu meiner Zufriedenheit und ich habe auf ein Rennen gewartet bei dem ich mit einem guten Ergebnis abschließen kann. Die Sonnenbrille hat mir auch geholfen. Dadurch habe ich vor mir so gut wie nichts gesehen und konnte mich ganz auf mich und das Rennen konzentrieren. Beim nächsten Mal möchte ich noch besser rennen.“
Wie wird es weiter gehen?
„Nach dem letzten Marathon habe ich gesagt ich möchte aufhören, aber jetzt sage ich mir dass ich weiter laufen möchte. Wo es hingehen wird, kann ich nicht sagen. Die Schritte von damals zu heute sind ja auch
schon groß gewesen.
Wie trainieren Sie?
„Wir laufen ungefähr acht Mal die Woche 35km. Aber auch sonst laufen wir sehr viel und immer im Team.“
Wie haben Sie das Rennen verkraftet?
„Das Rennen war gut. Die ersten Kilometer und ab 30 Kilometer bin ich schnell gelaufen. Mein Manager hat mir die Flasche gegeben auf der stand: „Nicht aufgeben“ also konnte ich dann auch nicht aufgeben und
habe mein bestes gegeben.“

Hiromi Ominami, 2. Platz (02:23:26)
Wollten Sie schneller als Ihre Zwillingsschwester Takami (02:23:43) laufen?
„Ja das war mein Ziel und das ist ja auch gut gelungen. Sie hat es im Japanischen Fernsehen gesehen.“
Welches Ziel hatten Sie beim real,- BERLIN-MARATHON?
„Die erste Hälfte war so wie ich es geplant habe. Nach 35 Kilometern wurde ich dann etwas langsamer. Nächstes Mal möchte ich die zweite Hälfte besser laufen. Das Wetter fand ich sehr gut – es ist oft genauso
in Japan. Das Ziel meine persönliche Bestzeit zu verbessern hat funktioniert.“
Was nehmen Sie sich für die Zukunft vor?
„Ich habe mit 5000m angefangen, bin dann den Halbmarathon und jetzt den Marathon gelaufen. Ich habe mich immer verbessert. Mein Ziel ist jetzt die WM im nächsten Jahr. Ansonsten habe ich meine Planung noch nicht gemacht.“

Sonja Oberem, 3. Platz (02:26:53)
Wie war der real,- BERLIN-MARATHON heute für Sie?
„Die Platzierung und die Zeit waren gut. Das Wetter war überhaupt nicht mein Ding. Deswegen bin ich auch mit einem langen Shirt gelaufen. Das hat mich aber nicht eingeschränkt. Die Beine konnten einfach nicht mehr, weil durch den Regen und den Wind wurden die einfach ein wenig steif. Aber sonst habe ich mich gut gefühlt und hätte bestimmt auch ein wenig besser rennen können.“
Wie sieht Ihre Planung nun aus im Bezug auf den Marathon?
„Es war definitiv mein letzter Marathon! Ich habe BWL studiert und möchte in den Familienbetrieb mit einsteigen. Im nächsten Jahr wird der 100 Jahre alt und dort warten alle schon auf mich. Vielleicht werde ich den ein oder anderen Lauf noch machen, aber definitiv keinen Marathon.“


Speedskater Chad Hedrick gegen Radprofi Jens Voigt

100-m-Duell am Brandenburger Tor endet 1:1

Um 14.00 Uhr war es soweit, der 50-fache Weltmeister im Inline-Skating Chad Hedrick, ist vor dem Brandenburger Tor gegen den deutschen, mehrfachen Tour-de-France-Teilnehmer Jens Voigt über eine Distanz von 100m angetreten.

Chad Hedrick ist mit seinen Speedskates nach dem Marathon gutgelaunt auf dem Platz des 18. März erschienen. Jens Voigt hat letzte Woche seine Saison beendet und hat nun seinen Urlaub für dieses Duell unterbrochen.

Bei der Frage wer wohl gewinnen wird, antworteten beide sehr selbstbewusst „na ich“.
Jens Voigt ist mit einem 53 Zahnkranz gefahren. Beide sind Ausdauer-Athleten in ihrer Sportart. Als sie die Startposition eingenommen haben, ging es los. Jens Voigt ist gut gestartet aber Chad Hedrick hat den Start nicht richtig mitbekommen. Nach 100 m stand der Sieger dann fest. Jens Voigt riss schon ein paar Zentimeter vor dem Finish die Arme in die Luft und hat dann knapp vor Chad Hedrick gewonnen. Es stand also 1:0, und das wollte Chad Hedrick nicht auf sich sitzen lassen. Kaum das Ziel überquert, forderte er die Revanche und Jens Voigt sagte nur noch: „Ich kann doch nicht kneifen vor all den Leuten!“

Also ging es ein zweites Mal zur Startlinie. Vorher einigte man sich noch mal auf das Startsignal, damit Chad Hedrick diesmal den Start nicht verpennt. Das Signal wurde gegeben, und diesmal ist dieser bei beiden geglückt. Chad ist mit enormem Tempo losgespurtet und Jens Voigt hatte diesmal Mühe dran zu bleiben. Chad lag die ganze Zeit vorn und wurde von dem immer schneller werdenden Voigt auch nicht mehr eingeholt.

Es stand nun also 1:1, aber ein drittes Rennen wollte dann nun doch keiner. Ein Unentschieden ist halt doch immer noch am besten. Im nächsten Jahr allerdings könnte es erneut diesen Zweikampf geben. Chad Hedrick meinte auf die Frage, ob er nächstes Jahr noch mal zum Duell antreten würde: „Ja, nächstes Jahr würde ich das gerne noch mal mitmachen.“ Und auch Jens Voigt hat Lust auf ein neues Duell: „Es hat Spaß gemacht, und wenn alles wieder klappt mache ich gerne wieder mit.“

Wir können uns also auf nächstes Jahr freuen – und vielleicht sehen wir ja dann ein Duell bei dem Chad Hedrick auf dem Rennrad sitzt und Jens Voigt die Speedskates anzieht.


real,- BERLIN-MARATHON bestätigt

Ausnahmestellung mit Topzeiten

Yoko Shibui durchbricht die 2:20-Barriere / Felix Limo siegt in Weltklassezeit Der 31. real,- BERLIN-MARATHON hat seine Ausnahmestellung unter den spektakulärsten Straßenrennen der Welt einmal mehr eindrucksvoll bestätigt. Ein Jahr nach dem Weltrekordrennen von Paul Tergat (Kenia/2:04:55 Stunden) sorgte dieses Mal wieder eine Frau für den spitzensportlichen Höhepunkt beim größten deutschen Straßenlauf. Vor 800.000 begeisterten Zuschauern, die sich auch von dem kühlen und feuchten Wetter nicht
abhalten ließen, setzten sich die Favoriten mit Weltklassezeiten durch. Felix Limo (Kenia) gewann in 2:06:44 Stunden, die Japanerin Yoko Shibui rannte mit 2:19:41 einen neuen Streckenrekord. Sie brach damit zugleich den japanischen Rekord ihrer prominenten Landsfrau Naoko Takahashi um fünf Sekunden. Als fünfte Athletin durchbrach Yoko Shibui die 2:20-Stunden-Barriere. Ihr Ergebnis beim 31. real,- BERLIN-MARATHON war zudem die siebtschnellste Zeit über die klassischen 42,195 km aller Zeiten und natürlich eine
Jahresweltbestleistung.
³Wir sind angesichts der Wetterbedingungen sehr froh über diese Ergebnisse. Besonders freut uns natürlich, dass Yoko die 2:20-Stunden-Barriere geknackt hat„, erklärte der neue Race-Director Mark Milde. Wie stark dieses Rennen war, beweisen zwei Statistiken: Zählt man die beiden Siegzeiten zusammen, ergibt sich eine Zeit von 4:26:25 Stunden. Eine derartige Qualität hatte es in der Geschichte des real,- BERLIN-MARATHON nie zuvor gegeben. Weltweit waren bisher nur bei drei Marathonrennen die addierten Siegzeiten schneller. In der Liste der schnellsten Männer-Rennen der Welt hat Berlin die Spitzenposition von Chicago zurück erobert. Dabei zählt der Durchschnitt der besten zehn jemals erzielten Zeiten bei dem jeweiligen Rennen. Berlin kommt nunmehr auf 2:06:17,6 Stunden, Chicago liegt bei 2:06:19,5.
Mit 36.193 Läufern sowie 130 Handbikern und 38 Rollstuhlfahrern aus 91 Nationen wird das Rennen seine Position in der Spitzengruppe der größten Marathonrennen der Welt behalten. Bei den Handbikern gab es ebenfalls einen Favoritensieg. Errol Marklein (Mühlhausen) gewann das Rennen in 1:17:02 Stunden, verpasste aber sein Ziel einer neuen Weltbestzeit deutlich. Schnellste Frau im Feld war die Holländerin Monique Vorst in 1:24:43. Bei den Rollstuhlfahrern siegte Thomas Gerlach (Dänemark) in 1:33:49. Aufgrund des zeitgleich stattfindenden Marathons bei den Parlaympics in Athen waren hier keine Frauen am Start. Viele Pflaster, tröstende Worte und ein super Team Das Wetter war aus medizinischer Sicht perfekt. Es gab insgesamt gerade einmal 1.185 Erste-Hilfe-Leistungen, wobei meist ein Pflaster, tröstende Worte oder eine kurze Massage oft schon gereicht haben. 300 Erste-Hilfe-Leistungen gab es im Zielbereich. 27 Krankentransporte gab es, zwei davon konnten zunächst nicht aus dem Krankenhaus entlassen werden. Ein Unfall eines DRK-Mitarbeiters mit dem Motorrad war Zündstoff für Spekulationen, da auch der Rettungshubschrauber eingesetzt wurde. Aber alles ganz harmlos. Der angebliche Oberschenkelhalsbruch stellte sich im Krankenhaus als Prellung heraus.
Im Großen und Ganzen hat ein super organisiertes medizinisches Team dafür gesorgt, dass jeder die Hilfe bekommt, die er braucht, um gut ins Ziel nach 42,195 km zu kommen. Die medizinische Bilanz hätte nicht besser ausfallen können. ³Für die Massenläufer war es ein Traumtag und für uns einmal mehr ein Erfolg„, erklärte der Medical-Director des real,- BERLIN-MARATHON, Dr. Willi
Heepe.


Bericht in der Neuburger Rundschau vom 04.10.2004

Der lange Kampf mit dem Schweinehund

31. Berlin Marathon - auch unser NR-Mitarbeiter Anton Lautner war im Feld der 30000 Teilnehmer. Exklusiv für unsere Leser schildert er hier seine Erlebnisse und Eindrücke im schier nicht enden wollenden "Wurm", der sich am Sonntag durch die Straßen der Bundeshauptstadt schlängelte.
"Bereits am Freitag Mittag fahren wir zu Dritt mit dem Pkw nach Berlin. Wochendverkehr und einige Baustellen auf der A9 bremsen uns auf der Anreise immer wieder aus. Doch am frühen Abend erreichen wir die Unterkunft in Langenwisch, einem kleinen Ort unweit von Potsdam. Später planen wir noch, wie wir den folgenden Tag verbringen wollen.
Samstag: Nach dem Frühstück wollen als erstes unsere Startunterlagen auf der Messe abholen, uns dort ein wenig umschauen und die Nudelparty zu besuchen. Die Anreise ist recht bequem, denn nur zwei Kilometer entfernt befindet sich der Bahnhof Michendorf mit Regionalbahnanschluss. In gut 30 Minuten sind wir am S-Bahnhof Westkreuz und damit bereits mitten in Berlin. Ein kurzer Weg zu Fuss und wir stehen an den Messehallen. Eine Riesenschlange steht bereits an den Kassen für den Verleih der Zeitmesschips. Schnurstracks wird die Nummernausgabe angesteuert. Doch da ist schon für mich die erste Hürde, denn in meinen Unterlagen mit der Startnummer 5665 befindet sich die Nummer 5664. Die Helferin hat dies fast nicht bemerkt. "Schauen Sie in der Nachbartüte", sage ich ihr, doch diese ist bereits abgeholt. Dieser Lapsus führt dann dazu, dass ich eine neue Nummer erhalte. Das ist dann die mit der 30170. Später lassen wir uns die Nudeln auf der Pastaparty schmecken. Mein Hunger ist da so gross, dass ich noch den Rest von Marias Teller wegputze. Eine Stadtführung per Bus und die Erkundung des Start- und Zielgeländes folgt, bevor wir am Abend wieder in unsere Unterkunft zurückkehren. Als Schlafmittel gibt's noch ein Bier.
Sonntag: Kurz nach sechs Uhr stehe ich gut ausgeschlafen auf. Ein karges Frühstück mit Kaffee, Toast und Marmelade folgt. Um 7.20 Uhr fährt die Regionalbahn wieder los. Kurz vor acht sind wir am Bahnhof Friedrichstrasse. Kurzer Marsch zum Reichstag, wo wir nach einem obligatorischen Fotoshooting durch das Tor drei den Umkleidebereich betreten. Durch die hohe Startnummer erhalte ich den letzten Lkw, wo ich meine verpackte Kleidung abgeben kann. Und der Lkw ist gerade ein paar Meter vom Tor drei entfernt. Nachdem im letzten Jahr uns die Sonne erfreute, ist es heute ganz anders. Bedeckter Himmel, leichtes Nieseln und Windstille. Mit rund zehn Grad scheinen es ganz gute Wettkampfbedingungen zu werden.
Gegen halb neun mache mich auf den Weg zum Start auf der Strasse des 17. Juni. Da bereits Massen in diese Richtung strömen, dauert es ein wenig, bis das riesige Feld aus den umzäunten Bereich herauskommt. Ein paar Minuten geht es durch den Tiergarten und dann befinde ich mich vor dem Starttransparent. Die Gelegenheit, die schnellen Renner aus der ganzen Welt zu begutachten, nütze ich natürlich aus. Der Block C, wo ich mich einfinden muss, der ist dann etwa 15 Meter von der Startlinie entfernt.
Dann um neun Uhr schiessen uns der Regierende Bürgermeister Klaus Wowereit und Manfred von Richthofen, Präsident des Deutschen Sportbundes, auf die Strecke. Zuerst geht gar nichts, aber nach ein paar Sekunden traben wir an und überlaufen die roten Zeitmessmatten nach etwa einer halben Minute. Ich drücke meine Stoppuhr. Nach 600 Meter umläuft das riesige Feld die Siegessäule mit der Goldelse. Später schaue ich bei Kilometerschild 1 auf meine Uhr und registriere, dass ich für den ersten Kilometer schon fast 15 Sekunden zu lange unterwegs war. Denn für mein Vorhaben, unter drei Stunden den Bewerb zu bewältigen, sind Kilometersplits von 4 Minuten und 15 Sekunden nötig. Also etwas mehr Tempo. Bei Kilometer zwei ist aber dieser Rückstand voll aufgeholt. Nach weiteren drei Kilometern habe ich zu meinem Fahrplan bereits fast eine halbe Minute herausgelaufen. Bei Kilometer sechs, in der Nähe des Bundeskanzleramtes und der Schweizer Botschaft, werden die Eidgenossen, die nach den Dänen die zweitstärkste Ausländergruppe stellen, mit "Hopp Schwyz" angefeuert.
Bei Kilometer 11 laufen wir am 365 Meter hohen Fernsehturm am Alexanderplatz vorbei. Nach meinem Fahrplan haben wir bereits mehr als eine Minute Vorsprung auf die drei Stunden herausgelaufen. Bezirk Mitte und Kreuzberg werden berührt. Ein Berliner Laufkollege zeigt mir dann später den Verlauf der Mauer. Heute weist nur noch eine doppelte Linie aus Kopfsteinpflaster darauf hin. Bei Kilometer 15 spielt eine Jazzkapelle das Stück "Fly Like An Eagle" von Steve Miller. Hoffentlich dauert dieser Schwebezustand noch lange an. Die Halbmarathonmarke durchlaufe ich in knappen 1.28 Stunden. Mein Tempo ist schnell, hoffentlich ist es nicht zu schnell. Immer wieder stehen Musikgruppen an der Strecke.
Die höchste Stelle des Kurses ist der Platz am Wilden Eber (km 27). Hier hatte in der Vergangenheit ein wildgewordenes Borstenvieh die königliche Ausflugsgesellschaft gehörig erschreckt. Die Sau musste das mit dem Leben zahlen. Hier steht auch traditionell die Samba-Band, die uns mit südamerikanischen Rhythmen weitertreibt. "Ab hier die Sau rauslassen" verkündet ein Transparent. Es geht leicht bergab. Der Kilometer 32 bringt uns auf den Kurfüstendamm mit der Gedächtniskirche. Bei Kilometer 34 steht das KaDeWe, eines der traditionsreichsten Kaufhäuser in Europa. Wer weiss heute noch, dass dies das Kaufhaus des Westens war?
Bei Kilometer 35 beträgt mein Vorsprung zur Marschtabelle immer noch rund zwei Minuten. Aber auf den nächsten fünf Kilometer heisst es höchste Konzentration, denn im Vorjahr habe ich hier relativ viel Zeit verloren. Eine Combo spielt passenderweise J.J. Cale's "Cocaine". Nationalgalerie, Staatsbibliothek und Philharmonie folgen auf unserem Weg zum Potsdamer Platz. Die Kilometer ziehen sich wie Kaugummi. Immer wieder kontrolliere ich mein Tempo. Hier zerlegt sich das Feld. Während schon einige Sportler zu Gehern werden, andere sich mit Muskelkrämpfen plagen, legen wieder andere noch einen Zahn zu. Im Feld mitschwimmen lautet die Devise. Gendarmenmarkt mit Deutschen und Französischem Dom werden berührt. Nikolaikirche und das Rote Rathaus sind die nächsten touristischen Highlights. Doch für mehr als einen Blick habe ich kaum Zeit. Bei Kilometer 40 am Berliner Dom ist wieder eine Uhr angebracht. Ich bemerke, dass es für eine neue persönliche Bestzeit reichen kann. Vielleicht eine 2.58. Bei Kilometer 41 ist der Kurs bereits auf der Prachtstrasse Unter den Linden. Wir laufen auf das Brandenburger Tor zu, das Deutsche und Berliner Symbol schlechthin. Durch den mittleren Torbogen hindurch und kurz danach durchlaufe ich den Zielbogen und blicke auf die große Uhr, die mir als Bruttozeit eine runde 2.59 anzeigt.
Die Medaille mit dem Bild des letztjährigen Siegers, Paul Tergat, wird von freundlichen Helfern umgehängt. Wärmeschutzfolien sollen gegen Abkühlung sorgen. Auf der folgenden Verpflegungsstrasse erhalten wir Wasser, Mineralgetränke, Äpfel, Bananen und Schokoriegel. Auf der Massagebank werden die geschundenen Muskeln geknetet und bearbeitet. Bevor ich den abgesprochenen Treffpunkt mit Maria, Ursel und Walter aufsuche, genehmige ich mir noch zwei frisch gezapfte Pils. Das verschreibt auch Dr. Willi Heepe als ärztlicher Chef des Berlin Marathon als Belohnung. Später beim Ausdruck der Soforturkunden bin ich hochzufrieden, als ich meine Zeit sehe. Die 2.58.27 Stunden ist eine neue Messlatte. Das war Massarbeit!
Noch Daten des Rekordlaufes erwünscht. Gewinner: Felix Limo (Kenia) 2:06:44 Std. und Yoko Shibui (Japan) 2:19:41 Std. 28681 Marathonis am Start, 28033 am Ziel, eine Million Trinkbecher, gut 2,5 Tonnen Medaillen, 7,5 Tonnen Nudeln, 600 Musiker an der Strecke, 5900 Helfer ..."
Ergebnisse der Neuburger:
Marathonlauf, Gesamtplatzierung Männer: 127. Rang Michael Sailer 2.37.35; 513. Stefan Hauck 2.50.30; 1041. Anton Lautner 2.58.27; 5879. Arne Zühl 3.32.51; 9171. Walter Rau 3.47.12; 13720. Peter Pose 4.03.50; Frauen: 688. Maria Rami 3.46.23; 1064. Ursula Rupp 3.54.36. Skating: 894. Rudolf Kastl 1.30.14; 1006. Christian Wittke 1.31.18; 1918. Yvonne Biber 2.33.31. Ergebnisse und Berichte im Internet unter www.berlin-marathon.com.



Bericht von Hans Pertsch über den Berlin Marathon
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nichts ist miteinander vergleichbar


Nicht der erste Marathon mit dem Zweiten, nicht das Wetter, nicht die Strecke, nicht die Zuschauer und vor allem nicht das eigene Befinden.

Und gerade das Letzte stand unter einem schlechten Stern. Wegen einer schmerzhaften Knieverletzung konnten die wichtigsten Trainingseinheiten in den letzen 4 Wochen gar nicht oder nur sehr bedingt stattfinden, sodass ein Bild über die eigene Form überhaupt nicht da war. Diese Tatsache ware eine ziemliche psychische Belastung und ließ mich daher mit Voraussagen und Sprüchen sehr kleinlaut werden. Nur Ankommen waren die letzen Zielvorstellungen.


Obwohl der Himmel sich nicht von seiner besten Seite zeigte schien ganz Berlin auf den Beinen zu sein. Vielleicht lag es auch an meiner späten Durchgangszeit, es war schon kapp vor Mittag, dass ich die vielfältige Kulturen von Kreuzberg, die Trillerpfeifen und Trommeln in Steglitz oder die Tangamädchen vom Wilmersdorf in Ihrer ganzen Vielfalt sehen, hören und bestaunen durfte.

Unzählige Berliner Mädchen und Jungs strecken den Läufern am Straßenrand ihre Hände zum abklatschen entgegen was allen viel Freude machte und zum Ende moralisch auch half, die letzen Kräfte zu mobilisierten. Abends hatte ich noch in der U-Bahn ein Gespräch belauscht in dem die „Ossis“ abfällig als desinteressierte Lauf-Muffel hingestellt wurden. Nichts davon aber stimmte. Dem körperlichen Aus auf den letzten Kilometer nahe, standen die „Ossis“ dicht an dicht gedrängt, genauso wie auf der anderen Seite der Stadt die „Wessis“, und peitschten auch noch die letzten Läufer
frenetisch Richtung Brandenburger Tor.

Am frühen Vormittag hatte ich unser Hotel am Kurfürstendamm verlassen und mich auf den Weg zum Start gemacht. Nach 32 km Lauf war ich wieder an der gleichen Stelle angekommen. Hinter mir lagen viele geschichtsträchtige Zeugen der Vergangenheit und der Gegenwart.

Berlin dürfte der einzige Lauf der Welt sein, der so geballt die Orte der deutschen und der Weltgeschichte zeigt. Die Siegessäule, der Reichstag, der Fernsehturm und die Gedächtniskirche gehören ebenso dazu wie der Kurfürstendamm und das berühmte Schöneberger Rathaus. Die Straße Unter den Linden und das Brandenburger Tor sollten das Ende des 42195m dauernden Ausflugsprogramms sein.

Aber die letzen 10 km sind eben alles andere als ein Spaziergang. Die begeisterten Zuschauer, die Musikkapellen, die Attraktionen am Straßenrand werden jetzt zu Nebensächlichkeiten. Es entsteht ein Tunnelblick der nur noch Richtung Ziel zeigt. Viele dieser Kilometer sind nach dem Lauf nur noch schemenhaft im Hinterkopf, Erinnerungen an Einzelheiten kommen erst viel später, nach und nach wieder zum Vorschein. 2 Tage später werde ich wahrscheinlich immer noch nicht wissen, ob ich das Brandenburger Tor durch die Mitte oder einen Flügel passiert habe.


Im Ziel registrierte ich zum ersten Mal den Regen, der irgendwann unterwegs eingesetzt haben musste. Das Leiden ist zu Ende, die Schmerzen können kommen. Geschafft ! Die Zeit ? Sie spielt im Moment eine so untergeordnete Rolle, dass ich sie nicht einmal registriere. Erst später erfahre ich sie. 4 Stunden 47 Minuten – eigentlich 47 Minuten über meiner persönlichen Planung aber das nehme ich sehr gelassen hin.

Völlig verknautscht ziehe ich einen kleinen Teddybär, den mir meine Tochter vor dem ersten Marathon geschenkt hatte, aus meiner engen Hosentasche, und genieße zusammen mit ihm die ersten Momente des Triumphes.

Am Montag wird die TAZ einen „linken“ Artikel über masochistische Marathonläufer schreiben, die entweder an 5 Tagen in der Woche von Ihrem Chef gemoppt, Ihrer Frau geschlagen oder einfach eine Abwechslung von tristen Eheleben brauchen.

Dabei ist der Marathonläufer eigentlich einer wie DU und Ich, nur eben ein bisschen anders. Morgen werden Die „Helden“ von heute alle wieder Ihrer Arbeit nachgehen, Ihren Muskelkater pflegen und mit berechtigtem Stolz von einer außergewöhnlichen Leistung erzählen.

Sie schenken allen Spöttern und Lästerern ein müdes Lächeln. Denn sie wissen, es ist ein wahres Geschenk, so etwas wie ein Marathon vollbringen zu dürfen. Sie denken an die vielen Menschen die Sie beneiden und gerne mit Ihnen tauschen würden. Und Sie vergessen auch nicht, daß der Berlin-Marathon die Formel 1 der Leichatletik ist und sie vergleichbar Schulter an Schulter mit Michael Schuhmacher am Start gewesen sind.

Ist das alles wirklich nichts ?

Hans Pertsch