Testläufer berichten vom Aschaffenburg-Marathon

Aschaffenburg - Marathon (6. 10. 2002)

Für running-pur waren Testläufer bei dieser Veranstaltung unterwegs. Sie sammelten Eindrücke, blickten hinter die Kulissen, um Ihnen, lieber Leser, ein Bild von der Qualität, dem Ambiente und der Stimmung zu verschaffen.
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Bericht von Christian Messerschmidt über den Aschaffenburg-Marathon
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][ Christian Messerschmidt ][


Sehr gut Organisiert, mit einer flotten Strecke!

Liebe Running-Pur Leser,
Sonntag morgen, 6.52 Uhr- die TIMEX-IRONMAN zeigt es an und langsam ordne ich meine Gedanken: Koeln-Marathon-Startunterlagen bis halb neun- 2,5Stunden Fahrzeit- Mist, dabei hatte ich mich sogefreut! Ich quaele mich aus den Federn und verwuensche leise die gestrige "Trainingseinheit" im Irish Pub. Heute war doch der GREIFsche lange Lauf mit 10 Kilometer Endbeschleuning angedacht. Diese brutale Trainingseinheit ist ein integraler Bestandteil des sogenannten "Countdowns", eines 8-Wochen Trainingsplans, der kostenfrei unter www.greif.de geladen werden kann. Ich kann Euch leider noch keine uneingeschraenkte Empfehlung ueber die Wirkung dieser wirklichen harten Vorbereitungsweise vom DLV-A Trainer Peter Greif geben- das wird sich dann am 27. Oktober in Frankfurt zeigen. Und es bewarheitet sich wieder: "erstens kommt alles anders und zweitens als man denkt". Da wollte ich urspruenglich schon in Koeln meine Bestzeit laufen und meinen Saisonhoehepunkt setzen und wurde dann von meinen Mannschaftskollegen dazu ueberredet, doch in Frankfurt zu laufen und Koeln nur als Trainingslauf zu nutzen und nun klappt nicht mal das. Aber so einfach lasse ich mich nicht unterkriegen: hatte doch mein Lauffreund gestern beim Aquajogging vom heutigen Marathon in Aschaffenburg am Main erzaehlt, einem kleinen aber feinen Lauf, der zwar nicht im gedruckten Laufkalender des DLV wohl aber in der Online Version aufgefuehrt ist- Start um 10 Uhr- noch drei Stunden; das packe ich! Also, kurz gefruehstueckt, Trainingsanzug an und ins Auto. Die Anfahrt gestaltet sich unproblematisch und die Wegweiser fuehren mich zielsicher zur Berufsschule des verschlafenen Staedtchens and der fraenkisch-hessischen Grenze. 17 Euro Startgebuehr (inklusive Nachmeldung) finde ich fair und bekomme doch auch gleich bei der Anmeldung das obligatorische Finisher(?!) Shirt dazu. Eine Stunde vor dem Start ist hier noch keine grosse Hektik und so kann man sich in den Umkleiden, die fuer alle genug Platz bieten, in Ruhe vorbereiten. Das Wetter ist bietet eine Mischung aus kaltem Wind und kurzen Schauern und kann also als gerechte Strafe fuer meinen Lapsus angesehen werden. Ich mache mich kurz warm und entdecke auf der Starterliste vor allem bei den Maenner einige "Local Heroes", unter ihnen die Favoriten vom veranstaltenden Verein TV Haibach- das alles kann mir heute ganz egal sein; Ziel der Uebung ist, 30km im 5er Schnitt zu laufen, dann einen 10 Kilometer Tempolauf nahe am Marathontempo anzuschliessen und endlich 2195 Meter locker auszulaufen. Puenktlich erfolgt der Startschuss durch den unvermeidlichen Buergermeister, oder war es gar der Landrat? Das Publikum setzt sich leider an diesem entlegenen Ort in einem Industriegebiet bei der Eishalle hauptsaechlich aus den Laeufern des 10ers zusammen, der 20 Minuten spaeter gestartet wird. Auf den ersten Kilometern faellt gleich die etwas ungleichmaessige Platzierung der Meilensteine auf; eine flinke Dame, die mir mitteilt, dass sie gerne die 3:30 knacken wuerde, ist schon ganz verunsichert. Ich bin heilfroh, als sie mein Angebot annimmt, mich bis KM 30 als Hasen zu benutzen- mein Angebot wird dadurch versuesst, dass ich ihr verspreche, sowohl fuer den bitter noetigen Windschutz als auch die gewuenschten Getraenke zu sorgen. Somit kann ich den Trainingslauf abwechslungsreicher gestalten, denn die Strecke in Aschaffenburg ist eintoenig und der mentale Trainingseffekt der Abhaertung ist heute ebenso wertvoll einzuschaetzen wie der des Fettstoffwechsels und der Tempohaerte am Ende. Also laufen wir zusammen durch ein Hafen- und Industriegebiet in den Stadtteil Leider und dann zum Wendepunkt am Hauptfriedhof (beide Orte sprechen Baende!). Nahe des Ziels an der Unterfrankenhalle erreichen wir KM 8, von dort ist noch ein knapper Kilometer zurückzulegen, bevor wir auf eine 16,6 km lange Runde geschickt werden, die, zweimal zu durchlaufen, beinahe komplett flach am Main entlang bis nach Niedernberg (hier ist eine lustige Grossfamilie an der Strecke, die mit Ratschen und Trommeln ein wenig Citymarathonflair aufkommen laesst) führt. Und selbst der Großteil dieser Runde ist einfach eine Pendelstrecke. Bei der recht niedrigen Teilnehmerzahl von ca 150 Finishern sehen wir so aber zumindest immer ein paar Leute mehr auf der Strecke, als es bei einer großen Runde der Fall wäre. Allerdings muss ich fuer meine Begleiterin einige Male auch ein Schutzschild bilden, da die uns entgegenkommenden Laeufer sich manchmal bedenklich nahe auf Kollissionskurs gehen. So spulen wir recht gleichmaessig die Kilometer ab und ich verabschiede mich puenktlich nach zweieinhalb Stunden bei KM30 von meiner Begleiterin, nicht ohne ihr alles Gute fuer den bitteren Rest zu wuenschen (sie verliert nur wenig an Boden und kommt schliesslich als zweite Damen in neuer persoenlicher Bestzeit von 3:31zufrieden ins Ziel- die Siegerzeit bei den Herren ist uebrigens 2:50). Ich allerdings muss nun allen Mut zusammen nehmen und zehn harte Kilometer bolzen- diese Trainingsform ist wirklich eine fiese Marathonsimulation- mit dem feinen Unterschied dass ich nach 2 Tagen schon sehr gut regeneriert habe. Kraeftig schnaubend renne ich an den gleichmaessig laufenden Marathonis vorbei, die mir zumeist entweder eine mangelhafte Renneinteilung unterstellen oder mich dazu auffordern, "richtig die Sau raus zu lassen". Ich bin recht stolz, einen ziemlich konstanten Kilometerschnitt zu halten- bei KM40 setzt heftiger Regen ein, was ich als willkommene Aufforderung auffasse, nun das Tempo herauszunehmen und entspannt ins Ziel zu trudeln. Der Sprecher am Ziel macht ein paar freundlichen Kommentare zu jedem Finisher und nachdem ich die leckeren Getraenke des Titelsponsors, der Brauerei Eder, genossen habe, lasse ich mich von den Novizen der lokalen Massageschule ohne grosse Wartezeit ausstreichen. Die Duschen sind auch noch warm und so kann man nach diesem Marathon der kurzen Wege schnell die Regeneration einleiten. Lobenswert sei noch zu erwaehnen, dass es für jeden Läufer eine Urkunde gab, die sofort mitgenommen werden konnte und einige ausgedruckte Ergebnislisten lagen ebenfalls schon waehrend der Siegerehrung zur Mitnahme aus.
Insgesamt also eine sehr gut organisierte Veranstaltung mit einer flotten, aber nicht besonders interessanten Strecke- der Ausflug hat sich gelohnt!. Geruechten zufolge soll die Marathonstrecke ab naechstem Jahr durch einen Halbmarathon inder Stadt ersetzt werden- zu gross ist wohl die Termindichte um Berlin, Muenchen und Frankfurt herum. Eigentlich schade, aber die Aschaffenburger folgen damit einem allgemeinen Trend kleiner lokaler Ausrichter, die
immer mehr auf die kuerzeren Strecken ausweichen.
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Gruss und Sorry,
Christian Messerschmidt