Bericht von Christian Messerschmidt über
den Aschaffenburg-Marathon
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][ Christian Messerschmidt ][
Sehr gut Organisiert, mit einer flotten Strecke!
Liebe Running-Pur Leser,
Sonntag morgen, 6.52 Uhr- die TIMEX-IRONMAN zeigt es an und langsam ordne
ich meine Gedanken: Koeln-Marathon-Startunterlagen bis halb neun- 2,5Stunden
Fahrzeit- Mist, dabei hatte ich mich sogefreut! Ich quaele mich aus den
Federn und verwuensche leise die gestrige "Trainingseinheit"
im Irish Pub. Heute war doch der GREIFsche lange Lauf mit 10 Kilometer
Endbeschleuning angedacht. Diese brutale Trainingseinheit ist ein integraler
Bestandteil des sogenannten "Countdowns", eines 8-Wochen Trainingsplans,
der kostenfrei unter www.greif.de
geladen werden kann. Ich kann Euch leider noch keine uneingeschraenkte
Empfehlung ueber die Wirkung dieser wirklichen harten Vorbereitungsweise
vom DLV-A Trainer Peter Greif geben- das wird sich dann am 27. Oktober
in Frankfurt zeigen. Und es bewarheitet sich wieder: "erstens kommt
alles anders und zweitens als man denkt". Da wollte ich urspruenglich
schon in Koeln meine Bestzeit laufen und meinen Saisonhoehepunkt setzen
und wurde dann von meinen Mannschaftskollegen dazu ueberredet, doch in
Frankfurt zu laufen und Koeln nur als Trainingslauf zu nutzen und nun
klappt nicht mal das. Aber so einfach lasse ich mich nicht unterkriegen:
hatte doch mein Lauffreund gestern beim Aquajogging vom heutigen Marathon
in Aschaffenburg am Main erzaehlt, einem kleinen aber feinen Lauf, der
zwar nicht im gedruckten Laufkalender des DLV wohl aber in der Online
Version aufgefuehrt ist- Start um 10 Uhr- noch drei Stunden; das packe
ich! Also, kurz gefruehstueckt, Trainingsanzug an und ins Auto. Die Anfahrt
gestaltet sich unproblematisch und die Wegweiser fuehren mich zielsicher
zur Berufsschule des verschlafenen Staedtchens and der fraenkisch-hessischen
Grenze. 17 Euro Startgebuehr (inklusive Nachmeldung) finde ich fair und
bekomme doch auch gleich bei der Anmeldung das obligatorische Finisher(?!)
Shirt dazu. Eine Stunde vor dem Start ist hier noch keine grosse Hektik
und so kann man sich in den Umkleiden, die fuer alle genug Platz bieten,
in Ruhe vorbereiten. Das Wetter ist bietet eine Mischung aus kaltem Wind
und kurzen Schauern und kann also als gerechte Strafe fuer meinen Lapsus
angesehen werden. Ich mache mich kurz warm und entdecke auf der Starterliste
vor allem bei den Maenner einige "Local Heroes", unter ihnen
die Favoriten vom veranstaltenden Verein TV Haibach- das alles kann mir
heute ganz egal sein; Ziel der Uebung ist, 30km im 5er Schnitt zu laufen,
dann einen 10 Kilometer Tempolauf nahe am Marathontempo anzuschliessen
und endlich 2195 Meter locker auszulaufen. Puenktlich erfolgt der Startschuss
durch den unvermeidlichen Buergermeister, oder war es gar der Landrat?
Das Publikum setzt sich leider an diesem entlegenen Ort in einem Industriegebiet
bei der Eishalle hauptsaechlich aus den Laeufern des 10ers zusammen, der
20 Minuten spaeter gestartet wird. Auf den ersten Kilometern faellt gleich
die etwas ungleichmaessige Platzierung der Meilensteine auf; eine flinke
Dame, die mir mitteilt, dass sie gerne die 3:30 knacken wuerde, ist schon
ganz verunsichert. Ich bin heilfroh, als sie mein Angebot annimmt, mich
bis KM 30 als Hasen zu benutzen- mein Angebot wird dadurch versuesst,
dass ich ihr verspreche, sowohl fuer den bitter noetigen Windschutz als
auch die gewuenschten Getraenke zu sorgen. Somit kann ich den Trainingslauf
abwechslungsreicher gestalten, denn die Strecke in Aschaffenburg ist eintoenig
und der mentale Trainingseffekt der Abhaertung ist heute ebenso wertvoll
einzuschaetzen wie der des Fettstoffwechsels und der Tempohaerte am Ende.
Also laufen wir zusammen durch ein Hafen- und Industriegebiet in den Stadtteil
Leider und dann zum Wendepunkt am Hauptfriedhof (beide Orte sprechen Baende!).
Nahe des Ziels an der Unterfrankenhalle erreichen wir KM 8, von dort ist
noch ein knapper Kilometer zurückzulegen, bevor wir auf eine 16,6
km lange Runde geschickt werden, die, zweimal zu durchlaufen, beinahe
komplett flach am Main entlang bis nach Niedernberg (hier ist eine lustige
Grossfamilie an der Strecke, die mit Ratschen und Trommeln ein wenig Citymarathonflair
aufkommen laesst) führt. Und selbst der Großteil dieser Runde
ist einfach eine Pendelstrecke. Bei der recht niedrigen Teilnehmerzahl
von ca 150 Finishern sehen wir so aber zumindest immer ein paar Leute
mehr auf der Strecke, als es bei einer großen Runde der Fall wäre.
Allerdings muss ich fuer meine Begleiterin einige Male auch ein Schutzschild
bilden, da die uns entgegenkommenden Laeufer sich manchmal bedenklich
nahe auf Kollissionskurs gehen. So spulen wir recht gleichmaessig die
Kilometer ab und ich verabschiede mich puenktlich nach zweieinhalb Stunden
bei KM30 von meiner Begleiterin, nicht ohne ihr alles Gute fuer den bitteren
Rest zu wuenschen (sie verliert nur wenig an Boden und kommt schliesslich
als zweite Damen in neuer persoenlicher Bestzeit von 3:31zufrieden ins
Ziel- die Siegerzeit bei den Herren ist uebrigens 2:50). Ich allerdings
muss nun allen Mut zusammen nehmen und zehn harte Kilometer bolzen- diese
Trainingsform ist wirklich eine fiese Marathonsimulation- mit dem feinen
Unterschied dass ich nach 2 Tagen schon sehr gut regeneriert habe. Kraeftig
schnaubend renne ich an den gleichmaessig laufenden Marathonis vorbei,
die mir zumeist entweder eine mangelhafte Renneinteilung unterstellen
oder mich dazu auffordern, "richtig die Sau raus zu lassen".
Ich bin recht stolz, einen ziemlich konstanten Kilometerschnitt zu halten-
bei KM40 setzt heftiger Regen ein, was ich als willkommene Aufforderung
auffasse, nun das Tempo herauszunehmen und entspannt ins Ziel zu trudeln.
Der Sprecher am Ziel macht ein paar freundlichen Kommentare zu jedem Finisher
und nachdem ich die leckeren Getraenke des Titelsponsors, der Brauerei
Eder, genossen habe, lasse ich mich von den Novizen der lokalen Massageschule
ohne grosse Wartezeit ausstreichen. Die Duschen sind auch noch warm und
so kann man nach diesem Marathon der kurzen Wege schnell die Regeneration
einleiten. Lobenswert sei noch zu erwaehnen, dass es für jeden Läufer
eine Urkunde gab, die sofort mitgenommen werden konnte und einige ausgedruckte
Ergebnislisten lagen ebenfalls schon waehrend der Siegerehrung zur Mitnahme
aus.
Insgesamt also eine sehr gut organisierte Veranstaltung mit einer flotten,
aber nicht besonders interessanten Strecke- der Ausflug hat sich gelohnt!.
Geruechten zufolge soll die Marathonstrecke ab naechstem Jahr durch einen
Halbmarathon inder Stadt ersetzt werden- zu gross ist wohl die Termindichte
um Berlin, Muenchen und Frankfurt herum. Eigentlich schade, aber die Aschaffenburger
folgen damit einem allgemeinen Trend kleiner lokaler Ausrichter, die
immer mehr auf die kuerzeren Strecken ausweichen.
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Gruss und Sorry,
Christian Messerschmidt
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