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Laufen für einen guten Zweck

7. 10. 2000: MS Loop Almere (Holland)

Das kleine holländische Städtchen Almere hat seine Bekanntheit in der Sportszene vor allem dem jährlich stattfindenden Triathlon zu verdanken. Almere hat mit dem MS Loop aber auch eine außergewöhnliche Laufveranstaltung zu bieten, und das bereits im zwölften Jahr. Ob 24, 12 oder 6 Stunden, ob Einzel- oder Staffellauf, ob 5 oder 10 Kilometer Jogging, der MS Loop ist eine breitensportliche Veranstaltung, bei der jeder mitmachen kann und herzlich willkommen ist. Schließlich geht es um einen guten Zweck. Und die Herzlichkeit aller Helfer steht ohnehin im Vordergrund. Vor allem als Einzelstarter über die 24 Stunden profitiert man von dieser Herzlichkeit, eben 24 Stunden lang. Die Startgebühren sind bewußt hochgehalten, denn im Mittelpunkt steht die Hilfe! Jeder Teilnehmer sollte also einen Sponsor finden, der sich am Startgeld und den gelaufenen Kilometern beteiligt. Das gesamte Geld fließt in eine Stiftung, die es sich zum Ziel gesetzt hat, den an Multiple Sklerose erkrankten Menschen zu helfen, in jeglicher Form.
Für die drei deutschen Teilnehmer hat der Veranstalter einen holländischen
Sponsor finden können. Meinem Start in Almere über die 24 Stunden stand damit nichts mehr im Wege.
Die Strecke ist 1,45 Km lang und führt durch ein Wohngebiet, nahe gelegen an
einem der typisch holländischen Erholungsparks. Vollständig für den Autoverkehr gesperrt hatte man so seine Ruhe und konnte sich voll und ganz auf sich selbst konzentrieren. Die Staffelläufer bestimmten das Bild auf der Straße. Außergewöhnlich war deswegen auch nicht unbedingt, dass man sich in Sachen Verpflegung selbst versorgen musste (Orangen, Tee und Wasser waren in der an der Strecke gelegenen Sporthalle erhältlich).
Beim Start um 17.00 Uhr war es sehr windig, aber zum ersten Mal seit längerer Zeit trocken. Doch das sollte nicht lange andauern. Nach bereits 2 Stunden Regen, mal stärker mal schwächer, Hagelschauer taten ein übriges, aber zermürben ließ ich mich nicht. Nachts ließ zwar der Wind nach, aber bei Temperaturen von 3 Grad und mittlerweile 7 Stunden unterwegs war nun die erste Massage angesagt. Die kurze Pause mit wärmenden Tee gleich auch zum umziehen und neuen Schuhen genutzt. Ohne Probleme ging es dann weiter, den flinken Händen des Masseurs entwichen, aus der warmen Sporthalle hinaus in die nasskalte Nacht. Salzstangen, Kekse und Bananen, Wasser, Sportgetränk und Cola, damit hielt ich mich auf den Beinen. Eigenverpflegung schnellstens besorgt kurz nach Start des Rennens von meinem ?Coach?. So legte ich Runde um Runde zurück, an Platz zwei liegend, immer informiert über den aktuellen Stand der Konkurrenz. Nach 16 Stunden war die Luft raus. Pause, hinein in die Halle, Massage und dann kam er, der Mann mit den ?Magic Hands?! Von den Schmerzen der Massage bemerkte ich nichts mehr , ich schlief, 45 Minuten lang während der Massage, auf einer schmalen Bank liegend! Die ersten Schritte waren schmerzhaft aber dann ging es los, gelockerte Muskulatur, ich konnte laufen und laufen und laufen. Alle Schmerzen waren wie weggeblasen und vergessen, Runde um Runde hatte ich auch wieder Sinn für ein Lächeln für ein Scherzen mit den Rundenzählerinnen, die mich unaufhörlich anfeuerten und mir nach jeder Runde ein Lächeln auf den Lippen zaubern konnten.
Nach 20 Stunden die letzte kleine Krise. Kurzmassage, warmer Tee und weiter ging es. Nach 22 Stunden noch einmal sitzen! Der Mann mit den ?Magic Hands? greift meinen Kopf ? einfach so, Entspannungsübungen und dann nochmal los.
Die letzten 45 Minuten laufe ich wieder, gegen den Schmerz an, um persönliche
Bestleistung, um den zweiten Platz. Am 7. Oktober um 17.00 Uhr habe ich es
geschafft: Mit 164,6 Km belege ich beim zwölften 24 Stunden Lauf von Almere den zweiten Platz.
Zum Abschluss gab es eine Medaille, und auch eine Medaille ?for the best coach?. Neben dem T-Shirt ein wertvolles Andenken an eine tolle Veranstaltung und an die neuen Freunde vom ?MS Loop?.
Insgesamt wurden über 5688 Kilometer zurückgelegt, für einen guten Zweck.
Für nächstes Jahr wünsche ich dem Veranstalter und den MS-kranken Menschen mehr Teilnehmer, mehr Kilometer und damit verbunden auch mehr Hilfe. Diese Veranstaltung hat es einfach verdient.

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