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Gnadenlos steil

19. Juli 2000, Inferno-Berglauf in der Schweiz

21,1 km

Ein Erlebnisbericht von Martin Fehrle

Berglauf Lauterbrunnen - Mürren - Schilthorn in der Schweiz

Inferno Berglauf

Der Inferno-Berglauf führt nur über die Halbmarathondistanz und überwindet dabei nur einen Höhenunterschied von 2.175 Meter. Nur - da parallel zum Halbmarathon der Inferno Triatlon stattfand: 3,1 km Schwimmen im Thuner See, 86 km Rennrad über Pässe, Gesamthöhendifferenz bergauf 2.145 m. Danach 31 km Mountain-Bike, Gesamthöhendifferenz bergauf 1.180 m. Und zum gutem Ende die gleiche Strecke wie der Halbmarathon, allerdings um 4 weitere Kilometer, die leicht bergab führen, verlängert. Doch zurück zum Halbmarathon!

Um 8:00 Uhr fährt in Mürren auf 1.600 Meter Höhe bei strahlender Sonne und blauem Himmel die Schmalspurbahn Richtung Lauterbrunnen, das weit unten im Tal liegt, ab. Aus dem Fenster sieht man die spätere Laufstrecke. Bald muß in eine Standseilbahn umgestiegen werden, die steil den Berg runter fährt - den Berg, den es in 2 Stunden wieder zu erklimmen gilt!

Start ist schließlich um 10:15 Uhr beim Campingplatz in Lauterbrunnen, Höhe 795 Meter. Links und rechts erheben sich mächtige Felswände mehrere 100 Meter hoch, über die Wasserfälle in die Tiefe rauschen. Der erste Kilometer ist eben, so richtig zum Einlaufen geeignet. Tempo machen lohnt sich nicht, denn die folgenden Kilometer steigen mitunter mächtig an - lieber die Kraft gut einteilen. Schon bald geht es zur Sache. Bergläufe in der Schweiz haben es in sich. Entlang einem Fahrweg windet sich die Strecke den Hang hoch, Steigung zwischen 8 bis 12%. Die Sonne heizt kräftig ein. Belohnt wird man für die Anstrengung jedoch mit dem Blick auf imposante schneebedeckte Viertausender, die hinter grünem Tannenwald durchschimmern. Bei Kilometer 5 folgt die erste Verpflegungsstation mit reichhaltigem Angebot: Isogetränkt, Tee, Wasser, Bananen. Ab Kilometer 6 verläßt man den Fahrweg und erklimmt entlang einen schmalen Pfad über Wurzeln und Wiese den Berg. Bei bis zu 16% Steigung ist Gehen angesagt. So erreicht man die nächste Verpflegungsstation kurz nach dem 7. Kilometer.

Fast 700 Meter Höhe sind erklommen. Es folgen 5 leichte Kilometer, die entlang der Schmalspurbahn bis Mürren auf 1.600 Meter Höhe führen. Der Weg verläuft über saftige grüne Wiesen, auf denen Kühe weiden, oder durch Schatten spendenden Tannenwald. An einem Bachlauf ist eine Kaltwasserdusche aufgebaut - eine kurze Erfrischung. Links unten liegt das Lauterbrunnertal, das man jedoch nicht sehen kann, da es zu weit unten hinter der spektakulären senkrechten Felswand liegt. Weit oben fällt der Blick auf Eiger, Mönch und Jungfrau, die bekannten schneebedeckten Viertausender. Und endlich tauchen vor einem die Häuser des Ferienorts Mürren auf. Kilometer 12 ist passiert, bis zum Ziel sind es noch 9 Kilometer. Doch weit gefehlt, die Hälfte der Strecke ist bei weitem nicht erreicht, denn auf diesen neun, nein 8 Kilometern - die Steigung beginnt erst ab dem 13. Kilometer - sind weitere 1.320 Meter Höhe zu bewältigen.

Also kurz nach Mürren geht es endgültig zur Sache, der Lauf wird ernst! Entlang von schmalen Pfaden, Steigung bis 15% führen die beiden nächsten Kilometer über Hochweiden. Der Wald wird lichter, die Bäume karker, die Baumgrenze ist nicht mehr weit. Noch vor Kilometer 15 beginnt das Kanonenrohr. Kanonenrohr - richtig, das erinnert an sehr steile schmale Skiabfahrten. Ganz weit oben sieht man Läufer. Die Steigung beträgt bis 25%. Bei solch steilen Passagen fällt sogar Gehen schwer. Kräftig schnaufend gewinnt man trotzdem schnell an Höhe und wird durch den Blick nach unten belohnt. Ein Glück, dass reichlich Verpflegungsstationen folgen. Nun wird es wieder weniger steil und ab Kilometer 18 sogar fast eben, so dass wieder ein flotterer Laufschritt eingelegt werden kann.

Inzwischen ist ganz weit oben das Schilthorn aufgetaucht - ganz weit oben und nur noch drei Kilometer! Die Strecke wird steiler. Über Geröllhalden entlang von Schneefeldern erklimmt man den Berg. Kilometer 19 und es wird nochmals flach. Das Ziel rückt näher, aber es bleibt hoch oben, ja ganz weit hoch oben. Das heißt, dass der letzte Kilometer sehr steil sein wird. Über 300 Höhenmeter fehlen bis zum Ziel, als die 20 Kilometer-Tafel erscheint. Der Weg erfordert nun Konzentration, führt er doch nah an steilen Abgründen entlang. Noch 500 Meter. Es folgt ein schmaler ebener Grat, links und rechts gähnt Tiefe. Natürlich sind Seile gespannt, die das Gleichgewicht bei Bedarf unterstützen. Und nochmals wird es steil - sehr steil! Erstaunlich wie lange die letzten 100 Meter eines Halbmarathons sein können. Über eine Felstreppe erreicht man endlich die Aussichtsplattform auf dem Schilthorn, das Ziel in 2.970 Meter Höhe. Die Aussicht an diesem sonnigen Tag ist phantastisch!

Der Lauf war kein schneller Lauf, aber diese Strecke bewältigt zu haben ist ein grandioses Erlebnis. Ich habe 3 Stunden und 24 Minuten benötigt. Eigentlich hätte ich schneller sein können, aber da ich einige Tage Urlaub in Mürren mit dem Lauf verbunden habe, bin ich zwei Tage vor dem Lauf bereits von Mürren auf das Schilthorn hoch gelaufen. Die atemberaubende Alpenlandschaft forderte mich heraus. Hier die Siegerzeiten: 2:04:55 für den Sieger (Martin von Känel) und 2:34:04 für die Siegerin (Vroni Steinmann) - also fast Marathonzeiten. Insgesamt erreichten 414 Läuferinnen und Läufer das Ziel, darunter ein weiterer Läufer der LSG: Thomas Riedel mit der Superzeit von 2:57:36 Stunden. Aber aus Karlsruhe reisten weitere Läufer an: Lothar Pintschovius (3:04:26), Joachim Kluge (3:53:50) und Torben Krause (4:39:27).

Martin Fehrle

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