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DIE IDEE: Eine Laufgeschichte in
10 Tagen
Von Gelsenkirchen zum Pokalfinale nach Berlin
][ DIE IDEE ][ DAS TAGEBUCH ][
von Harald Bajohr
Ab dem 16. Mai 2001 tägliche Berichte exklusiv bei running-pur
ONLINE!
Die Idee ....... liegt nahe zumindest für einen erfahrenen
Läufer und eingefleischten Schalkefan. Zum deutschen Fußball-Pokalfinale
nach Berlin fährt er nicht etwa mit dem Bus oder per Zug, die über
600 Kilometer wird Ingo Damnitz per Pedes zurücklegen und pünktlich
zum Pokalfinale ins Berliner Olympiastadion einlaufen. Ingo Damnitz hat
sich auch beruflich auf das Laufen konzentriert und der Name ist Programm:
Lauflust heißt sein Sportgeschäft mitten in Gelsenkirchen,
nur ein paar Meter vom Schalker Stadion, entfernt. Dem einen oder anderen
Schalker Bundesligaprofi hat er schon als Laufexperte die richtigen Schuhe
verpasst und am 16. Mai macht er sich auf die Socken, um ?seinen Schalkern?
im Finale am 26. Mai die Daumen zu drücken.
Ich möchte versuchen, jeden Tag um die 60 Kilometer zu laufen,
bei den ersten zwei oder drei Etappen versuche ich vielleicht etwas rauszulaufen,
um am Ende ein wenig mehr Luft zu haben so ein erstes Statement
von Ingo Damnitz. Unterstützt wird er unter anderem von Polar. Der
neue Polar S610 wird den lauflustigen Schalkefan auf den 10
Etappen begleiten, vom Gelsenkirchener Parkstadion zum Berliner Olympiastadion.
DAS TAGEBUCH: Eine Laufgeschichte
in 10 Tagen
Von Gelsenkirchen zum Pokalfinale nach Berlin
][ DIE IDEE ][ DAS TAGEBUCH ][
Wieder zu Hause - Montag 28. Mai
Ingo Damnitz und Reiner Lindner sind wieder zu Hause. Der Läufer
ist wieder in seinem Sportgeschäft "Lauflust" in Gelsenkirchen
anzutreffen. Die Pokalsieger vom S04 dürften heute wohl nicht zu
seinen Kunden gehören. "Ich bin froh wieder zu Hause zu sein,
ich bin nämlich gerne zu Hause. Hier sind die Menschen, die ich gerne
habe, also kehre ich auch gerne wieder zurück nach Gelsenkirchen"
sagt er. Muskuläre Probleme hat er nicht und das mit der Sehne ist
auch wieder im Griff. "Es ist absolut erstaunlich: In den ersten
zwei Tagen hatte ich Muskelkater, ganz normal, wie nach einem harten Lauf
und danach - nichts mehr, kein Muskelkater mehr" erzählt er
rückblickend. "Erstaunlich auch, dass die schmerzhaften Sehnenprobleme
nur auf dem Asphalt aufgetaucht sind. Selbst beim Gehen hatte ich extreme
Probleme auf dem Asphalt, Waldboden, Feldwege, überhaupt kein Schmerz
zu spüren, da konnte ich richtig laufen. Keine Ahnung wie das zu
erklären ist, noch nicht". Ingo Damnitz will die Eindrücke
erst einmal sacken lassen, sortieren und dann in die Analyse gehen, einen
befreundeten Sportmediziner befragen. Rückblickend war der Weg durch
Berlin bis zum Olympiastadion noch lang. "Da steht man in Berlin
und dann sind es aber doch noch 20 Kilometer bis zum Stadion. Bis ich
dann meine Ehrenrunde laufen konnte, das war ein richtiger Act".
Die Sicherheitskräfte wollten den Läufer zunächst nicht
ins Stadion lassen. "Das Olympiastadion war an diesem Samstag wohl
der sicherste Platz in Deutschland" lässt Ingo Damnitz die Ankunft
im Stadion Revue passieren. "Vor Nina Hagen bin ich dann meine Runde
gelaufen. Das Stadion war zwar noch nicht voll besetzt, aber dennoch:
Diese Kulisse, das Stadion, das war schon ein tolles Gefühl."
Das Spiel hat sich dann der Läufer selbstverständlich auch angesehen.
Man hatte Sitzplatzkarten besorgt, nach der zurückgelegten Strecke
war das wohl auch besser so. Und dann der absolute Höhepunkt, um
23:15 Uhr: "Nach dem Spiel bin ich dann nochmal ins Stadioninnere,
eigentlich wollte ich nur das Rad abholen, das wir am Stadioneingang vor
der Ehrenrunde haben abstellen müssen. Da kommen dann Mike Büskens
und Oliver Reck zu mir und drücken mir den Pokal mit den Worten "den
hast Du Dir verdient" in die Hand. Und dann haben sie mich da mit
dem Pokal stehen lassen, ganz alleine." Ein krönender Abschluss
am Ende eines langen Weges.
Elfter Tag, Samstag 26. Mai:
15:05 Uhr: "Ja, hallo, wir sind jetzt gerade hoch oben auf dem Berliner
Funkturm und machen eine Live-Reportage und . . .". Die Verbindung
ist unterbrochen. Zeitgleich läuft das Interview mit Ingo Damnitz
und Reiner Lindner. Seit 14:40 Uhr sind sie nun schon in Berlin. Bei Kilomter
17 gesellte sich ein Freund zu Ihnen. Niko Mareske, gebürtiger Berliner
und nun Orchestermusiker in Gelsenkirchen, ließ es sich nicht nehmen,
den Freund vom "Lauflust" Gelsenkichen 10 Kilometer zu begleiten.
Eigens zum Pokalfinale ist er nach Berlin gereist und hat sogar noch eine
Karte ergattert. Eine Begrüßung unter Laufkollegen in Nikos
alter Heimatstadt war da ein Muss! 15:45 Uhr ist Reiner Lindner wieder
erreichbar: "Ja, also wir hatten da das Live Interview mit dem Hörfunk,
ich warte gerade noch auf den Mitschnitt und Ingo ist schon wieder unterwegs,
Richtung Olympiastadion. Bis jetzt haben wir 27 Kilometer zurückgelegt,
heute nochmal." Und ab jetzt kommt alles auf das richtige Timing
an: "Wir wollen nicht zu früh und natürlich nicht zu spät
im Stadion ankommen! Jetzt dürften es noch so 4 Kilometer sein, da
geht es mitten durch Berlin. Tjaaa und dann kommt der Einlauf ins Stadion.",
eigentlich sei es schade, dass die Tour nun zu Ende ist, am Ziel angekommen
stellt sich Wehmut bei Reiner Lindner ein: "Einerseits bin ich froh,
wenn ich wieder zu Hause bin, auf der anderen Seite ist es ein komisches
Gefühl, dass das nun vorbei ist" Wehmut in der Stimme, Melancholie
macht sich breit. "Irgendwie war das total klasse, das war - na,
unbeschreiblich", zum ersten Mal gehen Lindner die Worte aus. "Und
wie gesagt, jetzt kommt noch der Einlauf ins Stadion. Das wird nochmal
so ein richtiges Highlight!" Da wird die Herzfrequenz wahrscheinlich
in die Höhe schnellen. Die S610 von Polar hat den Läufer die
gesamten 10 Tage begleitet. Die Computer-Auswertung ist eine Art "Tagebuch"
der kompletten Strecke und wird sicher ein wertvolles Erinnerungsstück
sein. Der Etappenlauf von Gelsenkirchen nach Berlin neigt sich dem Ende.
Das Pokalfinale steht an und Ingo Damnitz ist pünktlich angekommen.
Es sind wohl nicht ganz 600 Kilometer, die er gelaufen ist, in den vergangenen
10 Tagen. Aber das ist nun unerheblich! Die Impressionen und Eindrücke
der vergangenen Tage werden die beiden noch lange Zeit beschäftigen
und auch in der Erinnerung wird dieser "Running-Gag" ein besonderer
Moment bleiben, wohl für immer. Jetzt steht das Spiel an, "wir
wissen gar nix. Wir wissen nicht, was heute abend noch passiert"
sind die letzten Worte von Lindner am Telefon. Sie werden wohl feiern,
die Strecke, sich selbst und vielleicht den Schalker Sieg. Am Sonntag
geht es heim und am Montag wird Ingo Damnitz wieder in seinem Laden stehen,
als wäre er nie weg gewesen.
Zehnter Tag, Freitag 25. Mai:
"Ja, die Stimmung wird von Stunde zu Stunde besser, Je näher
man dem Ziel kommt, desto schöner wird´s", das reine Glück
in Reiner Lindners Stimme. Ingo Damnitz und Reiner Lindner freuen sich,
sie haben es morgen geschafft und werden um 18:17 Uhr im Berliner Olympiastadion
eine Runde laufen, zusammen. Das ist der Plan für morgen. Heute knallt
die Sonne vom Himmel. "Mensch das ist wie im Urlaub, hier fehlt nur
noch ein kleiner Badesee, nen bischen die Füße im Wasser baumeln
lassen und erholen", vor dem großen Tag hat Lindner Urlaubsstimmung.
Dem Läufer, Schalkefan, Berater, Besitzer und Ideensammler vom "Lauflust"
in Gelsenkirchen geht es wieder gut. Die Freundin begleitet ihn auf seinen
letzten
Kilometerchen am heutigen Tag. Es wird ein wenig gejoggt. "Gestern
abend war es total schwierig, ein Zimmer zu bekommen. Wir mussten herumfahren
und suchen, hat dann aber doch noch geklappt" beschreibt Lindner
die letzten Übernachtungsproblemchen. Heute wurde im Frühstücksfernsehen
über die Beiden berichtet, DSF, Radio und andere waren wieder vor
Ort und morgen gibt es dann weitere Interviews, mit SAT 1 und anderen.
"Wie gestern schon gesagt, auf Waldboden kann der Ingo locker laufen,
auf Asphalt wird eben nur gegangen. Wir
werden heute so nochmal über 30 Kilometer zurücklegen, bis Marquard"
lauten die letzten Planungen für die Strecke. Morgen wird ausgeschlafen
und erst mittags aufgebrochen, die letzte Etappe über die letzten
25 Kilometer werden sie dann auch noch hinter sich bringen und dann, endlich
am Ziel, eine Ehrenrunde im Berliner Olympiastadion laufen. Zeit für
ein erstes Resümee und man meint die Freudentränen in den Augen
zu hören:"Diese Tour werde ich nie vergessen. Das war eines
der schönsten Erlebnisse in meinem Leben! Und wenn ich dann noch
im September als Statist bei der großen Oper " Aida" zur
Eröffnung des neuen Stadions mitspiele, dann ist das eines meiner
schönsten Lebensjahre"! Aber noch ist es nicht so weit. Mit
dem Spiel morgen haben sie sich noch nicht beschäftigt. Trotz der
riesigen Vorfreude gilt alle Konzentration noch immer dem vor ihnen liegenden
Weg: "Gegen 17:30 Uhr müssten wir in Marquard sein, dann werden
wir heute abend vielleicht auch mal ein bischen länger sitzen."
Gute Aussichten für den letzten Abend on the road. Was morgen nach
18:17Uhr alles
passieren wird mit Ingo Damnitz und seinem Betreuer, das ist alles nicht
planbar. Sicherlich werden sie sich das Spiel ansehen und sicherlich werden
sie feiern und viel zu erzählen haben, so oder so! Wo, wann und mit
wem, das bleibt abzuwarten.
Über das Grande Finale wird am Wochenende noch berichtet!
Neunter Tag, Donnerstag 24. Mai:
Die Stimmung ist super und sehr entspannt. "Wir sind jetzt in Brandenburg
und machen gerade eine Kaffeepause", freut sich der Betreuer. Stimmengewirr
im Hintergrund. Diese Pause haben sie sich auch redlich verdient. Heute
morgen gegen 8.30 Uhr ging es los und vor kurzem stand die erste längere
Unterbrechung auf dem Programm, Essen nachmittags um vier und ein Tässchen
Kaffee danach. Die Entspannung ist Reiner Lindner anzumerken: "Morgen
abend gehts bis nach Marquard und dann übermorgen schließlich
nach Berlin. Die letzten 60 Kilometer hauen wir jetzt auch noch weg, besser
gesagt der Ingo". Die Sehnenprobleme sind zwar noch da, aber sie
werden die pünktliche Ankunft im Berliner Olympiastadion nicht verhindern.
Zudem sollten sich die Entwickler in der Laufschuhindustrie einmal mit
Ingo Damnitz unterhalten. "Alleine schon das Gehen auf dem Asphalt
schmerzt, aber auf Waldboden, selbst wenn der knochentrocken ist, gibt
es keine Probleme. Da kann er locker laufen. Ingo denkt, dass die Probleme
von dem stumpfen Asphalt kommen, logisch, Waldboden ist ja eigentlich
auch dynamischer", fasst der Betreuer die Erkenntnisse zusammen.
Heute macht sich die Nähe von Berlin bereits bemerkbar. Der SFB hat
eine Stunde gefilmt. Der Bericht wird im Rahmen der Übertragung des
Pokalfinales gesendet. Ein lokaler Radiosender hat Kontakt aufgenommen.
Das Medieninteresse wird wieder größer. "Und dann sind
heute soviele Leute unterwegs, mit Fahrrädern und Bollerwagen und
Spaziergänger, die einsamen Tage sind vorbei." Und Pläne
werden geschmiedet: "Also das mit den Schuhen, das müsste man
umsetzen, aber momentan denken wir darüber nach, zwei Bücher
zu schreiben." Worüber verrät Lindner nicht, aber man kann
es sich schließlich denken. Wann Ingo ins Stadion einlaufen wird,
das weiß er noch nicht. Im Büro des Schalke 04 hat man niemanden
mehr erreicht. "Die haben wohl gestern noch trainiert und sind dann
wohl schon gen Berlin aufgebrochen. Aber wir haben die Nummer vom Physiotherapeuten,
das klappt schon alles irgendwie." Man macht sich kein Stress mehr,
genießt das herrliche Wetter, die Köpfe voller Pläne:"Wenn
die Sehnenprobleme nicht wären, dann könnte der Ingo laufen
und laufen und wenn das Ganze noch auf Waldboden, dann wäre das überhaupt
kein Problem. Da würde er noch mehr laufen, sagt er. Und wenn das
Championleague-Finale sonstwo stattfindet . . .". Gleich werden sie
aufbrechen und noch ein paar Kilometerchen zurücklegen, vielleicht
noch ein Stündchen wandern, ganz locker und im Hinterkopf, fast in
Berlin zu sein.
Achter Tag, Mittwoch 23. Mai:
Er wird es schaffen! Soviel ist sicher, Ingo Damnitz gibt trotz der Sehnenbeschwerden
nicht auf und wird pünktlich zum Pokalfinale in Berlin einlaufen!
In simplen Worten beschreibt Reiner Lindner die Lage: "Ja, Wandertag!
Selbst wenn wir wandern, kommen wir an!" Und Freude schwingt mit
in der Stimme am Telefon. Gestern abend sind sie bis Magdeburg gekommen
und heute morgen bereits um 7:45 Uhr aufgebrochen. "Gestern hatten
wir richtige Hotelprobleme. Die ersten beiden hatten kein Platz, dann
mussten wir ein wenig suchen und haben schließlich was gefunden,
war aber nicht so toll. Und die vom Fanclub waren irgendwie auch nicht
so richtig begeistert hier. Wir hätten früher Bescheid
sagen sollen", und genau das geht eben nicht. Wer selbst läuft,
der weiß, dass selbst Pläne für Marathonzeiten ganz schnell
in die Hose gehen können. Bei einer solchen Strecke ist nun wirklich
gar nichts planbar und so waren die Beiden bei der Quartiersuche auf sich
alleine gestellt. Über Nacht wurde kuriert. "Schön Salbe
drauf, Füße hochgelegt, gequatscht und dann wurde es besser
und heute morgen, da musste der Ingo natürlich weiterlaufen"
erzählt der Betreuer. "2,5 Stunden am Stück ist er gelaufen
und dann bmms, war der Schmerz wieder da"!
Seit einer längeren Mittagspause gibt es nun den "Wandertag".
Momentan sind sie in Lübers, 32 Kilometer heute geschafft. Ziel ist
Zierske, noch 10 Kilometer weiter "und dann hat er wieder einen Marathon
hinter sich. Bist Du schon einmal zwei Marathons an zwei Tagen gelaufen?"
Keine rhetorische Frage, denn in so manchen Läuferkreisen ist alles
möglich und ich kann die Frage mit einem einfachen "Ja"
beantworten. "Die Ortschaften werden hinter Magdeburg schöner,
richtig schön ist es hier. Keine Riesenpflastersteine mehr und nicht
mehr ganz so verfallen, einsam ja, aber schön", Impressionen
von Reiner Lindner, der übrigens auch nur verrückte Sachen im
Kopf hat. Im September wird er als Statist in Aida mitspielen. Aida wird
in der neuen Gelsenkirchener "Schalkearena" anlässlich
der offiziellen Eröffnung aufgeführt. Open Air und Lindner ist
mittendrin statt nur dabei. Die Stimmung bei den Beiden ist nach wie vor
ausgezeichnet: "In dem momentanen Tempo sind wir eben erst mogen
in Brandenburg anstatt heute schon. Hauptsache wir kommen pünktlich
zum Spiel"! Und das werden sie mit Sicherheit packen! "Naja,
wer weiß, vielleicht machen wir uns nächstes Jahr auf zum Champions
League Finale. Wenn eine schöne Strecke vor uns liegt . . ."
Die verrückten Sachen sollen in der "Familie" bleiben und
wenn man einmal so eine Herausforderung angenommen hat, dann werden sie
vielleicht zum Wiederholungstäter. "So Junge und jetzt geh mal
nach Hause und setz Dich bei dem schönen Wetter in den Garten"
rät er mir "wir sind noch bis um sechs unterwegs und dann wieder
die Füße hoch". Morgen werden sie den nächsten Marathon
hinter sich bringen, in Brandenburg.
Dienstag, den 22. 5. 2001, siebter Tag:
Der Betreuer beurteilt die Lage: "Ganz schlecht"! Wenn eine
Sehne angeknackst ist, dann ist sie angeknackst. Da gibt es kein Wundermittel,
das die Heilung über Nacht bringt, da gibt es nichts was hilft. Aber
Ingo Damnitz ist ein harter Bursche. Er gibt nicht auf. "Tja, wir
haben eine exquisite medizinische Abteilung" juxt Reiner Lindner.
Die Stimmung ist trotz Verletzungspech gut, die Laune bestens. Telefonisch
haben sie sich den einen oder anderen Rat geholt, aber auch Voltaren wird
es nicht richten. Bis jetzt haben sie 35 Kilometer
zurückgelegt. Trotz der Verletzung. "Und dann haben wir einen
Tipp von einem Einheimischen bekommen, schöner Waldweg und so. Der
Waldweg war wohl schön, aber verlaufen hat sich der ingo. Hat uns
anderhalb Stunden gekostet. So etwas kommt dann auch noch hinzu!"
Ein Dorf reiht sich an das andere auf dem Weg durch den Osten. Die Straßen
sind schlecht. "Ein Nest nach dem anderen, alles wie vergessen, total
öde, wie aus einer anderen Zeit und jedes Dorf sieht gleich aus.
In der Mitte ein Platz mit einem Baum und einer Bank, gäbe es da
noch ein Cafe, da würde ich mich gerne mal für ein Stündchen
hinsetzen, Kaffe trinken, aber dann möchte ich ganz schnell wieder
zurück nach Gelsenkirchen". Lindner ist
in Erzähllaune. "Die Leute sind total nett hier. Wenn wir erzählen,
was wir machen, dann hören wir immer, mensch die Bayern, scheiße,
die Schalker hättens verdient". Sie sind jetzt, um 16:30 Uhr
kurz vor Wandsleben. Bis Magdeburg sind es noch circa 15 Kilometer und
die Strecke bis nach Berlin haben sie noch einmal überprüft.
Von Magdeburg bis zum Olympistadion sind es dann noch etwa 160 Kilometer.
Und sie haben noch Zeit. 4 Tage noch, das macht pro Tag 40 Kilometer gehen.
"Ingo will nicht aufhören, trotz der Schmerzen. Er sagt: Ich
will unbedingt in das Stadion einlaufen und die Schalker Jungs abklatschen"
und wer glaubt nicht, dass er es schaffen wird! Über die Ursachen
der Sehnenprobleme
haben sie viel gerätselt, in den letzten zwei Tagen. "Ich denke
die zwei Tage in den Hügeln waren die Ursache. Im Weserbergland ist
er einfach zuviel gelaufen.
Hügel, rauf und runter und jeden Tag über 60 Kilometer. Das
war zuviel. Hier ist jetzt alles flach, da hätten wir Kilometer machen
können" lauten die Ergebnisse der Diskussionen. Aber das spielt
jetzt auch keine Rolle mehr und wer weiß, was wirklich die Ursache
ist? In zwei Stunden werden sie in Magdeburg sein. Endlich wieder einmal
Stadt und danach kommen wieder die Dörfer. Bis Berlin.
Montag, den 21. 5. 2001, sechster Tag:
"Es sieht nicht gut aus, oh Mann. Die Sehnen, die Probleme werden
schlimmer. Die Archillessehne und der Fußrücken, da tuts weh",
so die heutige sorgenvolle Begrüßung von Freund und Betreuer
Reiner Lindner. Aufgrund der ersten Probleme gleich auch noch eine Fehlbelastung.
Bekannte Probleme bei Langstreckenläufern. An den Schuhen kann es
nicht gelegen haben, acht Paar Schuhe zum wechseln haben sie dabei. Konditionell
und muskulär ist alles im grünen Bereich, überhaupt keine
Probleme, die Sehnen sind der Knackpunkt. "Wir sind jetzt kurz vor
Badersleben, tief im Osten. Der Ingo geht gerade mal so eine halbe Stunde.
Dann sehen wir weiter. Vielleicht geht er dann einfach noch 5-10 Kilometer".
Auch so kommt man weiter. Trotz der Verletzung ist Ingo heute 37 Kilometer
gelaufen und auch mental total gut drauf. "Hier gibt es nur Ortschaften,
die man nicht kennt". Und das bedeutet für den Läufer Einsamkeit
pur. Die Landschaft ist absolut reizvoll, kleine Dörfer, viele Hügel,
alles grün. "Bis Magdeburg sind es noch 40 Kilometer. Selbst
wenn Ingo geht, dann müssten wir morgen Magdeburg erreichen. Da ist
auch schon was vorbereitet. Wir können ja auch mal um 7:00 Uhr losgehen",
Gedanken, wie es weitergehen wird. "In so einer Dorfapotheke haben
wir uns eingedeckt, Salben, Kühlgels, aber ob das davon besser geht",
große Zweifel und dann doch wieder Hoffnung. "Von Magdeburg
bis nach Berlin sind es dann noch 180 Kilometer und dann haben wir noch
4 Tage Zeit. Und der Ingo, der hört nicht auf, nur weil es mal ein
bischen weh tut. Der kann schon was ab!"
Medieninteresse besteht noch immer. Heute haben schon wieder fünf
Medienvertreter angerufen und gefragt wie es so läuft. "Ich
selbst habe ein paar Berichte für die Gelsenkirchener Presse geschrieben.
Ich kann mich da besser hineinversetzen, wie so einer am Schreibtisch."
Reiner Lindner wartet auf seinen Schützling am Straßenrand.
Er schaut einmal in die Runde: "Kleine Dörfer, hügelig,
schön! Aber eben keine österreichischen Vorzeigedörfer.
Auf dieser Fachwerkroute, da ist nix restauriert, hier gibt es Kopfsteinpflaster,
so große
Pflastersteine habe ich noch nirgendwo gesehen." Die Temperaturen
und Bedingungen sind optimal. 17-18 Grad, Sonnenschein, trocken. Und nebenbei
sind Pläne geschmiedet. "Ich möchte eine RTF mitfahren,
nach Lüttich-Bastogne-Lüttich und dann mal noch nen Halbmarathon
laufen. Im Juli gehts dann nach Roth, zum Ironman." Dort machen die
Gelsenkirchener vom "Lauflust" einen Stand. "Und auf Schalke
war die Hölle los. Die haben gefeiert, als wären sie wirklich
Meister geworden. Meine Frau war bis um 4:00 Uhr morgens dabei. Jetzt
wollen wir mal die Daumen drücken, dass dat klappt mit dem Pokal
in den Pott." Heute abend wird kuriert. Gekühlt, geruht und
auf morgen hoffen, dass es etwas besser geht. Denn
morgen gehts bis Magdeburg.
Fünfter Tag:
Die Enttäuschung von gestern ist verdrängt, heute wird wieder
nach vorne geschaut zum Pokalfinale. Um 9:15 Uhr gehts los und dann wird
gelaufen was das Zeug hält. "So langsam stellen sich die Problemchen
ein. Archillessehne schmerzt ein wenig. Muskulär gibts keine Probleme,
nur die Sehnen, die machen ein wenig Sorgen" beurteilt Reiner Lindner
die Lage. "Aber wir haben noch Spass, wir sind ein tolles Team"
und daran gibt es keine Zweifel. Heute läuft "Lauflusbesitzer
und Schalkefan" Ingo Damnitz bis mittags durch. Um 13:30 ist es endlich
soweit, nach circa 38 Kilometern wird in Seesen eine lange Pause gemacht.
Und Ingo trifft auf seine Frau und seine Tochter. "Wir haben dann
eine Pause gemacht, waren Eis essen und haben die Tour einfach unterbrochen".
Das muss ja schließlich auch mal sein. 2,5 Stunden Pause vom Laufen,
Familientreffen. Und dann gehts weiter. Nochmals 25 Kilometer. Beim Laufen
werden Pläne geschmiedet, von anderen Abenteuern auf der Straße,
selbstverständlich zu Fuß: Lauflust statt Lauffrust. "Wie
war das Wetter heute?" "Traumhaft" schwärmt Lindner,
"Traumhaft, warm, schön aber nicht heiß". Traumhaft
wie die Umgebung! Der Harz: "Viel grün, kleine Dörfer,
Frieden! Von hier aus kann ich den Brocken sehen, das ist auch für
mich eine richtig geile Tour!" Dabei halten sich die steilen Passagen
in Grenzen. Der Betreuer hat einen optimalen Weg gefunden. "Einmal
heute war es richtig steil, steil hoch und steil wieder runter."
Aber die Schönheit der Landschaft entschädigt für alle
Plagen. "Seit Paderborn ist es richtig Klasse. Und heute lief alles
gut. In Jerstedt suchen sie sich ein Zimmer, oder besser gesagt, zwei
Einzelzimmer. Scheinbar kriegen sie so das Schnarchproblem in den Griff.
Sie haben jetzt die Hälfte des Weges hinter sich, 300 Kilometer zu
Fuß. "Der Ingo geht gerade ein bischen, ich mache jetzt das
mal mit den Zimmern klar". Für heute heißt das Abschied.
Das Wetter soll so bleiben, das heißt, noch wärmer werden.
Ein letzter Satz: "Dem Ingo macht das nichts in der Hitze zu laufen,
und ich werde schön braun".
Vierter Tag: Schalke war ganze zwei Minuten lang Deutscher Meister
Heute fällt das tägliche Interview besonders schwer, für
beide Seiten. Es ist 17:19 Uhr. Die drei Beteiligten, Läufer und
Betreuer und Schreiberling sind den Tränen nahe. Die Enttäuschung
ist groß: "Wir waren zwei Minuten deutscher Meister" fasst
Reiner Lindner die Dramatik des heutigen Tages kurz und trocken zusammen.
Um 17:14 Uhr wurde das Wunder von Hamburg" Wirklichkeit. Zwei Minuten
später war alles vorbei und Bayern München ist Deutscher Meister.
Heute gibt es eben nur ein Thema: Das Meisterschaftsfinale! Das Team wird
Zeuge der fußballerischen Dramatik in Dassel, 12 Kilometer vor Einbeck.
Eine kurze Pause von den Anstrengungen des heutigen Tages. Im Autoradio
verfolgen die beiden eines der dramatischsten Meisterschaftsfinale in
der Fußballgeschichte der Bundesliga. "Wir haben es in den
Spielen vorher vergeigt". "Ja, das sehe ich auch so, aber trotzdem
Scheiße"! Ja, da sind wir uns einig! "Und sonst, wie ging
es heute, so mit dem Laufen?" "Ja, ja, alles okay! Immer rauf
und runter, viel Straße, Verkehr, wie dat halt so is." Das
Laufen fiel heute schwer, kein richtiger Rhytmus, alle Gedanken und Gespräche
drehten sich um den S04. "Ja, der Ingo sitzt neben mir, aber der
ist total fertig. Der muss sich jetzt erst mal beruhigen, dat is alles
nicht so einfach. Läuft alles gut, er hat einen guten Rhytmus!"
Bis Einbek wollen sie heute noch kommen. Noch ist nichts organisiert.
"Meine Frau arbeitet auf Schalke. Sie hat gemeint, als die dat Dingen
in Hamburg reingemacht haben, Du kannst Dir nicht vorstellen, wat hier
los war! So eine Scheiße, verdammt"! Uns gehen die Worte aus,
was soll man heute auch noch sagen, als eingefleischter Schalke Fan?!
Dass der Ingo leichte Probleme mit den Archillessehnen hat, das geht gerade
unter, in der Fassungslosigkeit. Am Dienstag werden sie laut Plan in Magdeburg
sein, dort ist dann wieder alles organisiert, von einem Schalker Fanclub.
Ingo Damnitz wird gleich nach einer kurzen Pause weiterlaufen, noch eine
Stunde oder anderhalb, das unglückliche Finale verdauen und die letzten
Kilometer hinter sich bringen, dann ist er heute über 60 Kilometer
gelaufen. "Ja, dann hören wir uns morgen wieder, bis dann"!
In Einbek werden sie sich dann noch ein Quartier suchen müssen. Das
unglückliche Ende des Rennens um die Meisterschaft verdauen und morgen
nach vorne sehen, zum Pokalfinale nach Berlin!
Dritter Tag:
Die Schalkefans warten überall auf Ingo Damnitz, dem 33jährigen
Läufer, der auf seinem Weg nach Berlin heute morgen um 8:30 Uhr die
dritte Etappe in Angriff nimmt. "Mensch, das war wieder eine tolle
Sache gestern Abend, Fotos vom Gastwirt, heute morgen Eintrag ins Gästebuch,
Autogrammwünsche. Für einen Boris Becker mag das ja normal sein,
aber für uns ist das schon was Besonderes" erzählt Reiner
Lindner am Telefon. Die heutigen äußeren Bedingungen: Grundsätzlich
trocken und eigentlich optimale Bedingungen für ein kleines
Läufchen. Aber die Strapazen machen sich bemerkbar: "Der Ingo
kann nicht richtig schlafen. Das sind Zeichen der außergewöhnlichen
Belastung und dann schnarche ich auch noch. Mal sehen wie wir das in den
Griff bekommen", Lindner kann noch lachen. Um 15:30 hat Ingo Damnitz
bereits 47 Kilometer hinter sich gebracht. "Seit 8:30 Uhr ist er
praktisch am Stück durchgelaufen, es hat sich einfach keine Möglichkeit
zur Pause ergeben". Die Schnellstraße ist stark befahren, es
bietet sich keine Gelegenheit zur Pause. Die Praxis sieht eben anders
aus als die Theorie. Von wegen 2 Stunden laufen, dann Pause. Erst um 14:30
Uhr gibt es eine warme Mahlzeit und eine längere Laufunterbrechung.
Danach fallen die Schritte schwer. Der Rhytmus muss neu gefunden werden.
Der starke Verkehr zermürbt. "Erst sitzen, essen und dann wieder
aufraffen, das fällt schwer" erklärt der Betreuer die Lage,
aber ansonsten sei der Ingo gut drauf. Eine Stunde später füllt
der Betreuer die Wasserflaschen nach und fährt dem Läufer mit
dem Rad hinterher. "Scheiß Schnellstraße, hier gibt es
keinen Seitenstreifen und nichts. Die Autos zischen an uns vorbei, ohne
Rücksicht auf Verluste und dann wirds natürlich auch noch hügelig.
Serpentinen, ach, scheiß Schnellstraßen!" Ein kleiner
Fluch und dann geht es dem Ingo schnell hinterher. "Nicht dass ich
ihn verliere" ruft Reiner Lindner noch ins Handy.
Bei Bad Drieburg war das. Und jetzt stehen noch 33 Kilometer auf dem
Programm, bis Höxter sind es noch 33 Kilometer und da wartet der
nächste Schalker Fanclub, um den Ingo zu begrüßen und
mit ihm zu diskutieren, über die Meisterschaft und den Pokal. Auf
jeden Fall wollen sie heute noch bis Bakel, das sind noch gute 16 Kilometer
und man merkt auch dem Reiner die Anspannung an. Sein Ton ist heute etwas
sorgenvoller, obwohl er im Gegensatz zum Athleten gut schläft. "Von
mir aus können die Party machen bis zum abwinken, mir macht das nichts"
hat er gerade noch erzählt. Und der Höxter Schalke Fanclub hat
natürlich auch schon wieder alles organisiert: Übernachtung,
Frühstück und so weiter. Das macht Spaß und baut auf.
Jetzt steht den beiden "die hügelige Abteilung" bevor,
am Wochenende geht es in den Harz hinein, da wird es richtig steil. Noch
schwieriger einen gleichmäßigen Rhytmus zu finden, aber vielleicht
hilft die Ruhe des Harzes, der Ausblick in die Natur und bestimmt würde
der Meistertitel für S04 dem Ingo Flügel verleihen. Aber das
entscheidet sich erst morgen. Die Motivation holen sich Langstreckenläufer
von Kleinigkeiten des Alltags, des Weges. Und das Kreisen der Gedanken
hilft auf dem langen Weg. Der Weg ist das
Ziel, vor allem bei Ultraläufern. Und so läuf Ingo Damnitz,
der Besitzer vom "Lauflust" in Gelsenkirchen weiter, auf der
Scheiß-Schnellstraße, durch den Feierabendverkehr der ihn
wahrscheinlich überhaupt nicht registriert. Immer weiter Richtung
Berlin.
Zweiter Tag:
Heute morgen um 9:00 Uhr sind die Laufschuhe geschnürt und Ingo Damnitz
startet zu seiner zweiten Etappe. Bis Unna-Schönborn ist er gestern
gekommen, wo - Schalkefans unter sich - vom Unnaer Schalke Fanclub herzlich
begrüßt wurde. "Das ist schon irre, da standen die Schalker
Fans mit Fahnen und Plakaten und haben uns riesig begrüßt",
beschreibt der Betreuer Reiner Lindner den gestrigen Empfang. Heute morgen
sieht die Welt, die Laufwelt rosig aus. Angenehm warme Temperaturen haben
den gestrigen Regen und die widrigen Bedingungen vertrieben,
bei leichtem Wind, Sonnenschein und blauem Himmel läuft Ingo weiter,
dem Pokalfinale im Berliner Olympiastadion entgegen.Begleitet wird der
Mitbesitzer vom Sportgeschäft "Lauflust" in Gelsenkirchen
vom Polar S610, der ihm wertvolle Hinweise auf die Belastungsintensität
gibt. "Ingo läuft mit einer Herzfrequenz von 128, plusminus
5 Schläge, das ist der optimale Bereich für den Ingo. Wir gehen
die Sache ruhig und vernünftig an" führt Lindner aus. Die
Strecke ist die alte B1. Der Verkehr hält sich in Grenzen. Die unangenehmen
Abgase werden vom Wind vertrieben, das macht das Atmen angenehmer als
im dichten Gewühl der Städte. 11 Kilometer in der Stunde legt
der Läufer zurück. Erstaunlich wie ein Uhrwerk, unterbrochen
von kleineren Pausen. "Wir pausieren mal 15 Minuten und dann wieder
45 Minuten. Heute Mittag haben wir die letzte längere Pause gemacht"
führt Lindner den Fahrplan aus. Nudeln gab es, natürlich Nudeln,
und Salat. In
Soest-Werl dann wieder durch das Stadtgewühl. Unangenehme Luft, Verkehr
und Ampeln unterbrechen mitunter den Lauffluss. Dann wieder hinaus aus
der Stadt, die B1 hat ihn wieder. "Heute waren schon wieder so viele
da, das Fernsehen die regionale Presse, es ist Wahnsinn" freut sich
der Betreuer. SAT 1 hat berichtet, DSF und RTL, der "Running-Gag"
stößt auf riesiges Interesse. "Für morgen hat sich
das SAT 1 Frühstücksfernsehen angesagt" - ein Medientermin
nach dem anderen. Um 16:00 Uhr holt ihn die Schlechtwetterfront wieder
ein, es regnet. Das Wetter bleibt unbeständig, aber das machen die
Schalker Fans aus Erwitte wieder wett! Nach 55 Kilometern, gegen 17:00
Uhr bereiten Sie ihm einen tollen Empfang. "Worüber sollen wir
noch sprechen? Was ist wohl das Thema? Natürlich S04 und wir warten
alle auf das Wunder von Hamburg!!" Während Ingos Betreuer das
Kurzinterview am Telefon gibt, wird der Läufer umringt von den
Fans. Auch für eine Bleibe haben sie schon gesorgt. "Aber wir
bleiben noch nicht hier, es stehen noch 12-13 Kilometer an. Dann fahren
wir zurück nach Erwitte zum Essen und Schlafen", so der Plan
des kleinen Teams. Gesecke ist das Ziel, den Ruhrpott hat er hinter sich
gelassen, weiter durch Nordrheinwestfalen, bis Gesecke. Dann ist er fast
70 Kilometer gelaufen. Morgen geht es Richtung Paderborn/ Höxter
und heute abend stehen wieder Diskussionen und Gespräche an. Na,
worüber wohl? Über Schalke 04, das Meisterschaftsfinale im Fernduell
mit Bayern München und über "das Wunder von Hamburg".
Die Entscheidung in der Meisterschaft steht an. Das Pokalfinale ist noch
neun Tage entfernt. Die Schalker Fahnen wehen im Wind, solange Ingo Damnitz
läuft!
Erster Tag:
Heute morgen scheinte noch die Sonne über dem Ruhrpott, Gelsenkirchen
und Parkstadion, 20 Grad und optimale Laufbedingungen. Der Start zum Pokallauf
von Gelsenkirchen nach Berlin ist für 12:00 Uhr anvisiert. Die Flutlichtanlage
renkt ihre Arme dem strahlend blauen Himmel entgegen. Noch ist alles ruhig,
nur bei dem Läufer leicht nervöse Anspannung. 11:00 Uhr: Es
herrscht Eventatmosphäre im Gelsenkirchener Parkstadion, Ingo Damnitz
sorgt für Rummel, für einen wahren Medienrummel. Medienvertreter
von Print und TV scharen sich um den 33jährigen Läufer aus Gelsenkirchen.
Und auch die Profikicker von Schalke 04, dem Meisterschaftsaspiranten,
lassen es sich nicht nehmen, dem Läufer persönlich Glück
für die Reise nach Berlin zu wünschen. "Man kann sich kaum
vorstellen, was hier los war. Ein richtiger Medienauflauf um den Ingo,
Kamerateams, Tageszeitungen, alle waren da", so der Freund und Betreuer
Reiner Lindner am Telefon. "Das war richtig stark, dass die Fußballer
nach dem Training vorbeigekommen sind, alle drücken die Daumen",
führt er weiter aus. Es muss ein tolles Gefühl gewesen sein
für den eingefleischten Schalkefan, der in seinem Laufgeschäft
"Lauflust" mitten in Gelsenkirchen bereits den einen oder anderen
Schalker Spieler beraten hat und sie alle kennt.
Gegen 12:00 Uhr erfolgt endlich der Start. Der Himmel verdunkelt sich,
Regen setzt ein, das Thermometer fällt um ganze acht Grad. "Die
Bedingungen sind heute alles andere als optimal. Es ist einfach sehr kalt
geworden, und dann noch der Dauerregen. Aber zermürben lassen wir
uns noch lange nicht." Es liegen schließlich auch noch an die
600 Kilometern vor ihnen.
Bis um 15:00 Uhr läuft Ingo Damnitz durch. Reiner Lindner versorgt
ihn unterwegs mit Getränken und kleineren Snacks. "Ich fahre
mit dem Auto ein paar Kilometer voraus, suche den richtigen Weg und fahre
dann mit dem Rad Ingo entgegen, damit er sich nicht verläuft",
die Stimmung ist gut im kleinen Team, sehr gut. In Castrop-Rauxel gibt
es dann die erste längere Pause. "Wir haben 45 Minuten Pause
gemacht, Nudeln gegessen, ein wenig geruht, und dann ging es weiter, mitten
durch den Verkehr", so Lindner. Die Bedingunge auf dem ersten Stück
sind alles andere als optimal: Viel Verkehr, schlechte Luft, stop and
go auch für den Läufer und seinen Betreuer an den vielen Ampeln
in den Städten des Ruhrgebiets.
"Wir sind jetzt gerade in Dortmund angekommen, dicke Luft hier, das
Wetter ist bescheiden, ich fahre Ingo jetzt wieder mit dem Rad entgegen".
Es ist 16:45 Uhr! Und man kann sich vorstellen, was das heißt: Knotenpunkt
Dortmund, Hauptverkehrszeit. Nach dem kurzen Telefoninterview macht sich
Reiner Lindner auf den Weg, seinem Schützling entgegen zu fahren.
41 Kilometer ist der 32jährige bis jetzt gelaufen, die ersten 41
Kilometer auf dem Weg zum Pokalfinale nach Berlin. "Wir wollen heute
noch bis Unna kommen, dort haben Bekannte für eine Übernachtung
in einem Gasthof gesorgt, dann haben wir circa 50 Kilometer hinter uns.
Das reicht für heute. Nach dem ganzen Rummel heute morgen" so
das Abschlussstatement für den heutigen Tag von Reiner Lindner, der
selbst als aktiver Marathoni und Triathlet genügend Ausdauererfahrung
gesammelt hat. Der Plan für die nächsten Etappen steht: Circa
2 Stunden laufen, eine längere
Pause - circa 45 Minuten, 2 Stunden laufen, Pause. Ingo Damnitz will jeden
Tag 7 Stunden unterwegs sein, reine Laufzeit, versteht sich. Morgen wird
er das Ruhrgebiet hinter sich lassen und vielleicht mehr Ruhe beim Laufen
finden.
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